1. Motivation
Schon zu Beginn meines Studiums habe ich mich mit dem Gedanken eines studienbezogenen Auslandsaufenthaltes beschäftigt. Für mich war es wichtig, das Ganze so gut wie möglich in mein Studium zu integrieren. Da das Praktikum mittlerweile ein fester Bestandteil des Studiums ist, der im besten Fall den Studenten praktische Einblicke und wichtige Erfahrungen und Kenntnisse für ihren zukünftigen Einstieg in die Berufswelt bieten soll, hat es sich für mich als ideale Lösung angeboten diese zwei Dinge miteinander zu kombinieren. Durch ein Auslandspraktikum erhoffte ich mir sowohl mein bis dahin erlangtes theoretisches Wissen zu vertiefen und meine Sprachkenntnisse zu erweitern als auch einen Einblick in eine neue politisch kulturelle Landschaft zu gewinnen. So habe ich mich im fünften Semester dazu entschieden Deutschland für ein 6-monatiges Praktikum zu verlassen und nach Barcelona (Spanien) zu ziehen.

2. Recherche und Planung
Zunächst begann ich mit der Suche nach einem geeigneten Praktikumsplatz. Da ich vorerst keinen spezifischen Länderwunsch hatte, konzentrierte ich mich mehr auf die südlichen Regionen. Jedoch musste ich feststellen, dass es recht mühselig ist über „Free Search“ Ausschreibungen für Praktika zu finden. So habe ich erst einmal auf die Career Center Website unserer Universität zurückgegriffen, auf der verschiedene Praktikumsbörsen aufgezählt sind und als erste Hilfestellung gut geeignet waren. Des Weiteren habe ich mir bestimmte Unternehmen und Organisationen rausgesucht, mich nach Ihren Lokationen erkundigt und direkt auf der eigenen Homepage nach Ausschreibungen erkundigt. Generell legte ich meinen Fokus auf international ausgerichteten und möglichst englischsprachigen Institutionen. Nachdem ich einige Bewerbungen abgeschickt habe, bekam ich schließlich recht schnell eine Rückmeldung und schließlich eine Zusage aus Barcelona. Da die Zusage zum nächstmöglichen Zeitpunkt erfolgte, musste die Organisation einer Unterkunft ebenso zügig ablaufen. So habe ich mich auf Seiten wie Idealista und verschiedenen Facebook-Gruppen erkundigt, jedoch war es schwierig aus der Ferne alles zu organisieren. Schließlich musste ich feststellen, dass ich erst vor Ort mit Besichtigungen beginnen kann und habe mir für die erste Zeit eine vorübergehende Unterkunft organisiert. Zwei Wochen nach meiner Ankunft und Beginn meines Praktikums habe ich dann schließlich eine geeignete Wohnung gefunden. Parallel dazu habe ich mich noch vor Abflug beim International Office über meine Finanzierung mit dem Erasmus+ Programm informiert und alle Unterlagen eingereicht.

3. ITC-International Team Consulting
ITC ist ein spanisches Unternehmen für Handelsberatung, die sich auf die Externalisierung von kleinen und mittelständischen Einrichtungen, Organisationen und Unternehmen spezialisiert hat. Neben dem Hauptsitz in Barcelona, hat das Unternehmen weitere Niederlassungen in Galicien (Spanien), Paris (Frankreich), Berlin (Deutschland) sowie Zweigstellen in Brasilien und Boston (USA). Sie haben praktische Erfahrung mit über 200 Projekten pro Jahr in viele europäische Märkte wie Frankreich, Deutschland, Belgien, Großbritannien, Niederlande, Italien, Skandinavien gemacht. Weiterhin werden Projekte für Nordafrika (Algerien, Tunesien Marokko), Lateinamerika (Mexiko, Chile, Brasilien, Kolumbien), Senegal und USA geführt. Darüber hinaus haben sie ein Netzwerk von Partnern in Russland, Indien und China aufgebaut. So erschien mir ITC als interessanter Arbeitgeber, der sich auf Grund seines Portfolios und der Erschließung verschiedenster Märkte, ideal in meine späteren beruflichen Vorstellungen einfügt.

So bieten Sie ein breites Spektrum an Dienstleistungen an, welches mir ermöglichte verschiedene Verantwortungen innerhalb der Projekte zu übernehmen. Das Unternehmen besetzt seine Mitarbeiter durch Praktikanten, die für verschiedene Projekte tätig sind. Dabei wird bevorzugt ein Auftrag, welches sich mit der Expansion nach Deutschland befindet, mit einem Muttersprachler besetzt, um so ein professionelles Arbeiten zu ermöglichen. Zu den zentralen Aufgaben gehören dabei die Suche und die Kontaktaufnahme mit potenziellen Geschäftskontakten im Zielland. So habe ich spezifische Recherchen nach geeigneten Unternehmen durchgeführt, die in das Profil unseres Klienten passten. Da ich für verschiedene Projekte zuständig war, gab es einige Sektoren, in denen ich meine Kenntnisse erweitern konnte. So habe ich unter Anderem Projekte im Bereich Hospitality, Food & Beverage und Metallurgie geführt. Nach Kontaktaufnahme mit dem richtigen Ansprechpartner, werden im Anschluss Meetings organisiert, die in der Regel auf den Erstkontakt mit potenziellen Abnehmern im Ausland erfolgt. Bei Bedarf des jeweiligen Klienten fungieren Mitarbeiter als Dolmetscher zu Unterstützung von Verhandlungen. So gehörten zu meinen Aufgaben das Übersetzen von Dokumenten, Homepages und die sprachliche Unterstützung bei Meetings. Darüber hinaus übernimmt ITC die Verantwortung einer Outsourcing Exportabteilung, wenn das Unternehmen selbst nicht die Kapazität und die Zeit dazu aufbringen kann. Weiterhin sind sie qualifiziert, um Marktstudien durchzuführen, Messebesuche zu organisieren und Personal für die Unternehmen einzustellen.

Generell ist man viel am Telefon und sollte daher keine Scheu haben auch mal unangenehmere Telefonate zu führen, wenn beispielsweise Angebote und Preise besprochen und angepasst werden müssen. Allerdings gewinnt man hier mit der Zeit an Selbstbewusstsein und je mehr Kontakt besteht desto einfacher werden die Gespräche. Durch die verschiedenen Arbeitsbereiche, hat man mit einer Bandbreite an Personen und natürlich auch Organisationen zu tun, durch welches ich persönlich gute Grundlage in verschiedenen Sektoren gewinnen konnte.

4. Freizeit & Kultur
Barcelona ist eine unglaublich vielfältige Stadt, die viele Attraktionen zu bieten hat. Neben den vielen klassischen Sehenswürdigkeiten wie der Sagrada Familia, dem Park Güell und dem Casa Batlló, hat Barcelona an jeder Ecke einen architektonischen Clou für seine Besucher und Einwohner parat. Zu einem absoluten Erlebnis gehört hierbei die Font Màgica (Magischer Brunnen), der durch seine leuchtenden Wasserspiele unter musikalischer Begleitung mehrmals die Woche seine Besucher verzaubert.

Zu meinen Favoriten zählen weiterhin der Bunkers del Carmel, welches im gleichnamigen Viertel El Carmel, ein wenig oberhalb der Stadt, liegt. Es ist eine alte Festungsanlage, von wo man einen atemberaubenden 360° Blick auf die gesamte Metropole hat und vor allen Dingen bei Sonnenuntergang die einzigartige Atmosphäre genießen kann. Einen weiteren Aussichtspunkt hat man an der Spitze des Tibidabo-Bergs, der einen mehr als 100 Jahre alten Freizeitpark beherbergt und einen imposanten Ausblick bietet. Weiterhin ist der Parc de la Ciutadella mit seinen grünen Anlagen ein guter Ort der Erholung. An warmen Sommertagen sind vor allen Dingen die Strände „Playa de Barceloneta“ und „Playa de Bogatell“ beliebte Orte. Für Einkaufswütige kann ich den Passeig de Gràcia empfehlen, der sowohl mit seinen High End Marken als auch mit kostengünstigen Möglichkeiten anzieht. Außerdem ist der Nahverkehr sehr gut ausgebaut und kostengünstig, wodurch man innerhalb kürzester Zeit das ganze Land erschließen kann. Der Flughafen ist gut vernetzt, sowohl mit Metro als auch durch Shuttles, und bietet mit vielen Low-Cost-Airlines, die das spanische Festland und auch die Kanaren und Balearen fast täglich anfliegen, eine gute Möglichkeit auch die Sehenswürdigkeiten im Umfeld zu erschließen. Persönlich kann ich Girona empfehlen, welches in etwa einer Stunde mit dem Zug zu erreichen ist. Sie ist die zweitgrößte Stadt in Katalonien und hat mit seinen ehemaligen Stadtmauern und den mittelalterlichen Gassen schöne Ecken, die man zu Fuß gut erreichen kann. Wir hatten zudem die Möglichkeit die Stadt während seiner „Blütezeit“, dem „Temps de Flors“, zu besuchen. Das Frühlingsspektakel findet seit über sechzig Jahren statt und zieht Besucher aus aller Welt an. Während verschiedene artistische Ausstellungen das ganze Stadtzentrum bedecken, wird auf den Straßen Musik gespielt und es werden traditionell katalanische Tänze getanzt. Alles in Allem ein kulturell sehenswertes Ereignis.

5. Fazit
Trotz meiner anfänglichen Startschwierigkeiten, was vor allen Dingen durch die Wohnungssuche bedingt war, hat es sich für diese Erfahrung gelohnt. Barcelona ist eine unglaublich vielseitige Stadt, die sowohl kulturell als auch sozial genau das gibt, was erwartet wird. Ich hatte die Möglichkeit viele Menschen aus verschiedenen Städten, Ländern und Kulturen kennenzulernen, mit denen ich viel Zeit verbringen durfte und mich über Studien, Arbeiten und verschiedene alltägliche Belange austauschen konnte.

Ebenso viel hat mir meine Arbeit bei ITC zurückgegeben, wo ich meine Soft Skills erweitern konnte und etwas mehr meine Scheu beim Kontakt mit der Geschäftswelt ablegen konnte. Hier lernt man, dass es sich durchaus lohnen kann manchmal etwas hartnäckig zu sein. Jedoch muss ich gestehen, dass mir während dieser Erfahrung bewusst geworden ist, dass ich in meiner späteren Karriere auf Abwechslung im Büroalltag nicht verzichten kann und möchte. Dies nehme ich als eine durchaus positive Erkenntnis mit, die sich auf meine spätere Berufswahl sehr stark auswirken wird.