Einleitung
Bereits seit Beginn meines Public Health-Studiums habe ich mich mit der Möglichkeit eines studienbezogenen Auslandsaufenthaltes beschäftigt und mich schon früh dazu entschieden, diesen im Rahmen eines Auslandspraktikums im fünften Semester umzusetzen. Im Wintersemester 2017/18 war es dann endlich soweit. Ich entfloh dem kalten Winter in Deutschland und zog für sechs Monate nach Spanien, genauer gesagt nach Barcelona, um dort mein Praktikum beim Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal) zu beginnen.
Im Folgenden möchte ich nun von meinen Erfahrungen bei der Planung, Organisation und Durchführung meines Auslandspraktikums erzählen und damit alle Interessierten ermutigen, ebenfalls den Schritt ins Ausland zu wagen.

Planung und Organisation
Bei der Vorbereitung eines Auslandspraktikums gibt es viele Dinge zu beachten. Um dabei nichts Wichtiges zu vergessen, beschäftigte ich mich zunächst mit dem Handbuch „Wegweiser Auslandspraktikum für Studierende“ des Career Centers der Universität Bremen, das ich allen Interessierten gerne ans Herz legen möchte. Es ist sehr übersichtlich gestaltet und bietet viele Informationen zu verschiedenen Praktikumsmöglichkeiten, was insbesondere zu Beginn der Planungsphase sehr hilfreich für mich war, als ich mir noch nicht sicher war, wohin genau die Reise gehen sollte.

Nachdem ich meine Pläne für das Praxissemester dann konkretisiert hatte, begann ich mit der Recherche nach einem Praktikumsplatz in Spanien. Dabei legte ich meinen Fokus auf die Suche nach international ausgerichteten und möglichst englischsprachigen epidemiologischen Forschungsinstituten. Dies stellte sich insofern als große Herausforderung dar, als dass die Internetrecherche nach möglichen Praktikumsplätzen auf Spanisch erfolgte und meine Spanischkenntnisse damals noch begrenzt waren. Außerdem fand ich zu Beginn nur wenige Forschungsinstitute, die meinen Vorstellungen entsprachen.

Parallel zur Recherche nach einem Praktikumsplatz informierte ich mich über die Bewerbungsmodalitäten in Spanien und verfasste meine ersten Bewerbungen in englischer Sprache. Hierbei wurde ich von Herrn Obieglo aus dem Career Center bestmöglich unterstützt.

Insgesamt war jedoch das Bewerbungsverfahren sehr mühselig und langwierig, zumal ich teilweise sehr lange und manchmal vergeblich auf die Rückmeldungen der Unternehmen warten musste. Das sollte man meinen Erfahrungen zufolge bei der Zeitplanung auf jeden Fall einkalkulieren.

Als ich schließlich die Zusage für meinen Praktikumsplatz erhalten hatte, kümmerte ich mich um alle weiteren Vorbereitungen. Ich erkundigte mich nach notwendigen Versicherungen, eröffnete ein geeignetes Bankkonto für meinen Auslandsaufenthalt und begann mit der Wohnungssuche. Bei der Wohnungssuche wurde ich von meinem Praktikumsgeber unterstützt.

Ankunft in Barcelona
Ich reiste eine Woche vor Beginn meines Praktikums nach Barcelona, um genügend Zeit zu haben, mich erst einmal zu orientieren und einzuleben.
Bereits bei der Ankunft war ich völlig überwältigt von der wunderschönen Metropole am Meer. Dieser Eindruck verstärkte sich, als ich mich dann in der ersten Woche auf Entdeckungstour begab und einige Sehenswürdigkeiten besuchte. Zwar war die Orientierung in der fremden Stadt zunächst gar nicht so einfach, doch dank meines treuen Begleiters „Google Maps“ fand ich mich in den verwinkelten Gassen der Altstadt immer besser zurecht. Außerdem gewöhnte ich mich schnell an den spanischen Alltag und die leckeren Tapas, die sehr zu empfehlen sind, falls sich der kleine Hunger zwischendurch mal meldet.

Praktikumserfahrungen
Während meines Praktikums wurde ich an dem Projekt Physical Activity through Sustainable Transport Approaches (PASTA) beteiligt. Bei dem Projekt ging es um die Förderung der aktiven Mobilität, insbesondere des Zufußgehens und Fahrradfahrens, auch in Kombination mit der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, im städtischen Raum.

Meine Aufgaben zielten im Wesentlichen darauf ab, einen wissenschaftlichen Artikel vorzubereiten. Hierzu führte ich zum Beispiel eine Literaturrecherche durch und verfasste ein Studienprotokoll. Anschließend beschäftigte ich mich mit der Bearbeitung der Projektdaten. Dabei lernte ich die Daten zu lesen und zu verstehen, Fehler im Datensatz zu identifizieren und mit dem Datensatz zu arbeiten.

In den sechs Monaten meines Praktikums konnte ich stets auf die Hilfsbereitschaft meiner Betreuer und Kollegen zurückgreifen, die mir immer unterstützend zur Seite standen. Außerdem bekam ich einen guten Einblick in den Forschungsalltag und lernte jeden Tag etwas Neues dazu. Besonders spannend fand ich die vielen angebotenen Seminare, bei denen Wissenschaftler aus der ganzen Welt ihre aktuelle Forschung präsentierten und mit dem Fachpublikum diskutierten.

Leben & Wohnen
Im Allgemeinen sollte man sich darauf einstellen, dass das Leben in Barcelona wesentlich teurer ist als in Bremen. Während die Kosten für Lebensmittel und Haushaltsartikel insgesamt vergleichbar sind, sollte man bei der Miete meinen Erfahrungen zufolge Kosten von 400-500 Euro für ein gutes WG-Zimmer in zentraler Lage einplanen. Allerdings hängt dies auch sehr stark von den eigenen Ansprüchen ab. Legt man beispielsweise keinen Wert auf eine zentrale Lage oder ist man auch mit einem Zimmer ohne Fenster zufrieden, kann man bestimmt auch günstigere Zimmer finden. Mit der richtigen Vorbereitung und der frühzeitigen Information über mögliche Finanzierungsoptionen ist ein Auslandsaufenthalt in Barcelona also auf jeden Fall machbar.

Freizeit & Kultur
Barcelona ist eine unglaublich vielfältige Stadt und hat für Touristen wie Einheimische einiges zu bieten. Es ist durch seine zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten, seine kulturellen Angebote und seine einzigartige Architektur sowohl für Einkaufslustige als auch Kulturbegeisterte geeignet und meiner Meinung nach zurecht ein beliebtes Ziel für einen Städtetrip. Außerdem ist Barcelona mit zahlreichen Billigflugunternehmen für wenig Geld zu erreichen.

Mein absolutes Highlight war der Font Màgica (Magischer Brunnen), der die Besucher mehrmals die Woche mit einem farbenfrohen Wasserspiel und musikalischer Begleitung verzaubert. Des Weiteren zu empfehlen ist ein Besuch auf einem der vielen fantastischen Aussichtspunkte. Hier ist zum Beispiel der Berg Tibidabo zu nennen, der auf seiner Spitze einen mehr als 100 Jahre alten Freizeitpark beherbergt und einen imposanten Panoramablick über die Stadt bietet. Ebenso empfehlenswert ist ein Besuch der Bunkers del Carmel. Das ist eine alte Festungsanlage, von der aus man den Sonnenuntergang besonders schön genießen und das bunte Treiben in der Metropole beobachten kann.

Echte Hingucker im Stadtbild sind die modernistischen Gebäude von Gaudí und Domènech i Montaner, darunter natürlich die bekannte Sagrada Família als Wahrzeichen der Stadt, die Casa Milà/La Pedrera sowie das Hospital de Sant Pau, die alle besichtigt werden können.

An Museen ist Barcelona so reich, dass vermutlich die meisten Einheimischen immer noch eine Reihe von Ausflugszielen auf ihrer Liste haben und auch an kulinarischen Genüssen lässt die Stadt keine Wünsche offen. Überzeugen kann man sich davon in einer der Markthallen der Stadt. Außerdem ist durch die vielen katalanischen Traditionen und die Stadtteilfeste in Barcelona immer irgendwo was los, sodass als Einheimischer eigentlich nie Langeweile aufkommt.

Wünscht man sich dennoch einmal eine Verschnaufpause vom Trubel der Stadt, stehen einem der Strand, die Berge oder ein Ausflug in eine nahegelegene Stadt wie Girona offen. Gerade wenn man so wie ich länger in der Stadt lebt, empfiehlt es sich, auch die nähere Umgebung von Barcelona zu erkunden und eine Reise nach Girona einzuplanen. Die Stadt ist in etwa einer Stunde mit dem Zug zu erreichen und ermöglicht neben einem Spaziergang auf der ehemaligen Stadtmauer einen gemütlichen Einkaufsbummel durch die mittelalterlichen Gassen des Stadtzentrums.

Fazit
Für mich persönlich ist mit dem Auslandspraktikum in Spanien ein Traum in Erfüllung gegangen. Während meines Aufenthaltes in Barcelona habe ich viel über die spanische und katalanische Kultur und ihre Traditionen erfahren und dabei eine Lebenskultur kennengelernt, die sich überwiegend im Freien abspielt und eine große Lebensfreude versprüht.

Mein Praktikum bei ISGlobal war eine große Bereicherung für mich, denn dadurch konnte ich einen guten Einblick in die epidemiologische Forschung erlangen und viel über die Projekt- und Forschungsarbeit lernen.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich während meines sechsmonatigen Praktikums viele wertvolle Erfahrungen gesammelt und mich sowohl fachlich als auch persönlich weiterentwickelt habe. Gleichzeitig konnte ich viele internationale Kontakte knüpfen und mein berufliches Netzwerk erweitern.