Einleitung:
Gerade zum Ende meines Bachelors, als man sich das erste Mal ernsthaft mit möglichen Arbeitsplätzen auseinandersetzte, wurde mir schnell klar, dass in den meisten Stellenausschreibungen Arbeitserfahrung als Voraussetzung angesehen wird. Da ich mein Studium jedoch direkt nach meinem Abitur angetreten habe, konnte ich bis dahin nur auf kleinere Nebenjobs hinweisen, über die die meisten Personaler nur schmunzeln würden. Daher stand für mich fest: Ich brauche ein Praktikum noch während meines Studiums!

Vorbereitung:
Da ich, vor allem in meiner Freizeit, sehr viel mit Autos zu tun habe und mich der Vorgang der Produktion bis hin zum Vertrieb dieser interessiert, habe ich gezielt nach Praktika in der Automobilbranche gesucht. Da Fahrzeuge vor allem bei sehr großen Unternehmen gefertigt werden, sind diese immer auf der Suche nach Praktikanten (Daimler AG, BMW Group, VW AG, …). Am besten eignet es sich, direkt die jeweiligen Homepages der Unternehmen aufzusuchen und deren Stellenausschreibungen zu durchstöbern.
Dort habe auch ich meine Stellenausschreibung für mein Praktikum bei Rolls-Royce in England gefunden. Für mich war sowohl die Stelle, das Land, als auch das Produkt an sich ausschlaggebend. So ging es dann auch direkt zur Bewerbung. Der erste Schritt der Bewerbung verlief ganz einfach über das Online-Portal der BMW Group. Hier musste man sich zunächst anmelden, einige Daten hinterlegen und hatte dann noch die Möglichkeit weitere Dokumente anzuhängen (CV, Anschreiben, Qualifikationen, …). Der nächste Schritt umfasste ein Online-Training, das man innerhalb von 2 Wochen abschließen musste. Es wurden zunächst einfache Fragen gestellt und, ähnlich einem IQ-Test, kognitive und analytische Fähigkeiten bewertet. Nach dem Test kam es darauf zu einem ersten Telefon-Interview mit einem Personaler. Dieses war nach einfachem Frage-Antwort Prinzip aufgebaut, wobei nicht weiter auf die eigenen Antworten eingegangen wurde. Nach diesem Interview wurde ich dann zu einem zweiten Telefon-Interview direkt mit den beiden Managern meiner Abteilung eingeladen.
Nachdem ich, einige Tage nach meinem zweiten Interview, meine Zusage erhalten hatte, erhielt ich einen Anruf von einem weiteren Personaler, der mir anbot mich mit weiteren Praktikanten, die in dem gleichen Zeitraum anfangen würden, in Verbindung zu bringen. Zufällig handelte es sich bei diesen beiden auch um deutsche Studenten, die mich daraufhin in eine größere WhatsApp einluden. Dort wurden Zimmer von aktuellen Praktikanten, die kurz vor Ihrem Praktikumsende waren, angeboten. Dies machte die Suche nach einer Unterkunft extrem einfach und bequem. Jetzt galt es nur noch den unterschriebenen Vertrag zurück zu schicken und sich Gedanken zur Anreise zu machen.

Ankunft und erste Arbeitswoche:
Ich selber habe mich entschieden mit meinem eigenen Auto anzureisen, da ich viel zu viele Sachen mitnehmen wollte und mir nicht sicher war, wie weit die Entfernungen vor Ort einzuschätzen sind. Da das Werk in Goodwood ein wenig außerhalb liegt und die angrenzende Stadt Chichester eher klein ist, war es im Nachhinein die richtige Entscheidung. Darüber hinaus hat das Auto sehr dabei geholfen die nähere Umgebung kennenzulernen.
Mein erster Arbeitstag war geprägt von einer allgemeinen Einführungsveranstaltung, die die Werte und Grundsätze von Rolls-Royce vermitteln sollte. Innerhalb der ersten Woche standen noch 2 organisatorische Sachen an erster Stelle: Eröffnung eines Britischen Bank-Accounts und Bewerbung für die National Insurance Number (NINo). Am besten kann man mit einem Schreiben vom Arbeitgeber zur Bank gehen um ein Bankkonto zu eröffnen (Hier empfehlt es sich, meiner Meinung nach, die HSBC aufzusuchen). Um eine NINo zu bekommen, muss man einen Termin bei der nächsten Behördenstelle unter einer Telefonnummer ausmachen. Diese und weitere Informationen lassen sich ganz einfach auf der Internet-Seite der Regierung finden: gov.uk. Wenn diese beiden organisatorischen Sachen geregelt sind, steht einem lehrreichen und spannenden Praktikum nichts mehr im Wege.

Must Do´s in Südengland:

  • Pubs: Das Englische Mindset ist stark geprägt von seiner Pub-Kultur. Ganz anders als in Deutschland verbringen die Engländer viel und gerne Zeit in ihren Pubs. Ob zum gemütlichen Feierabendbier, zum Bratenessen mit der Familie am Sonntag oder zum Fußball gucken, findet sich immer ein Anlass einen Pub aufzusuchen. Anders als in Deutschland wird dort alles an der Theke bestellt und meistens direkt bezahlt (ohne Trinkgeld). Dies ist auch die Grundlage für den einen oder anderen Pubcrawl bei dem man in vielen unterschiedlichen Pubs ein Bierchen genießen kann.
  • Pferderennen: Eins der englischsten Freizeitveranstaltungen ist das Pferderennen. Hier kommen alle Klassen, vom Arbeiter bis zur Queen, zusammen, brezeln sich auf und verwetten ihr Geld. Eine unbeschreibliche Atmosphäre!
  • Küste: Ob Sandstrand oder steile Sandsteinklippen, die Küste Englands und die angrenzende Natur ist ein Hingucker und spiegelt ihren ganz eigenen Charme wieder.
  • London: Meiner Meinung nach eine der schönsten und interessantesten Großstädte Europas! Gerade in London merkt man wie Vergangenheit auf Zukunft trifft. Neben den Standard-Touri-Sachen sind besonders die Foodmärkte (Borough- / Camden- Market) zu empfehlen.

Fazit:
Ich werte das Praktikum in England als vollen Erfolg, sowohl in beruflicher, wie auch in persönlicher Hinsicht. Ich habe viele verschiedene Erfahrungen gemacht und insbesondere auch meine Englischkenntnisse verbessern können. Da in England sowohl die Mietpreise (600 Pfund/Monat für ein Zimmer in einer 4er WG), als auch die Lebenshaltungskosten extrem hoch sind, hat mir die Förderung von ERASMUS+ sehr geholfen meine Pläne zu verwirklichen.