Ich habe von Anfang September 2017 bis Weihnachten 2017 ein Praktikum bei der Unternehmensberatung Logio s.r.o. im Bereich des Supply Chain Managements in Prag absolviert. Das Unternehmen wurde 2004 gegründet und hatte zur Zeit meines Praktikums 120 Mitarbeiter an drei Standorten, Prag, Brünn und Hradec Králové, wobei es kontinuierlich wächst und überwiegend junge Leute eingestellt werden. Der Hauptsitz der Firma befindet sich in Prag. An diesem Standort war ich tätig.

Logio sieht sich nicht als reine Unternehmensberatung, da sie oft die Prozesse und Veränderungen bis zum Ende der Umsetzung betreut. Die Branchen der Kunden sind vielfältig, da sich Logio nicht auf eine Branche spezialisiert, sondern die Logistik eines Unternehmens unabhängig von seiner Branche weiterentwickeln möchte. Zusätzlich zu der Unternehmensberatung wird den Kunden die Implementierung eines selbstentwickelten Planung Tools angeboten. Außerdem werden Simulationen entwickelt, um komplexe logistische Prozesse, zum Beispiel in Produktionshallen, abzubilden. Logio ist überwiegend in Tschechien tätig, wodurch viele Projekte und auch Workshops auf Tschechisch durchgeführt werden. Dies war für mich ein Nachteil, da ich kein Tschechisch spreche. Außerdem war ich im Büro der einzige, der nicht Tschechisch sprechen konnte. Aber es gibt auch einige Projekte in anderen Ländern. Logio ist öfter in Osteuropa, besonders in Russland und der Ukraine, tätig, manchmal in Deutschland und selten auch in anderen europäischen und nicht europäischen Ländern. Die einzelnen Projekte werden allein oder in einem Team bearbeitet, wodurch viele unterschiedliche Arbeitsgruppen vorhanden sind.
Aufgaben

In den ersten Wochen war für mich vorgesehen, dass ich mich im Bereich der Datenanalyse einarbeite und dafür die MySQL und die Programmiersprache Python lerne. Dabei wurden mir Online Tutorials empfohlen, die ich absolviert habe. Da ich mit MySQL gut zurecht kam, erhielt ich erste Aufgaben, um dies in den Datenbanken anzuwenden. Dies funktionierte auch meistens gut.

Anschließend bekam ich die Möglichkeit bei einem Projekt mitzuarbeiten. Dabei handelte es sich um einen Kunden, der sein Lagerhaus für Ersatzteile von Deutschland, in der Nähe von Berlin, nach Tschechien verlagern wollte. Dafür habe ich erst einige kleine Übersetzungen vom Englischen ins Deutsche angefertigt und bin anschließend mit einem Kollegen nach Berlin gereist, um vor Ort die aktuelle Situation im Lagerhaus zu beurteilen und das weitere Vorgehen zu besprechen. Aufbauend darauf war ich insgesamt viermal mit einem Kollegen dort, um die Situation zu beurteilen, Prozesse anzustoßen und auszuhelfen. Dabei haben wir den Transport aller Artikel organisiert und mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Lagerhaus vorbereitet. Zusätzlich habe ich als Vermittler geholfen, da manche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort nicht so ausgeprägte Englischkenntnisse besaßen. Außerdem haben wir ständig die erhobenen Daten aktualisiert, mit denen wir dann die Sicherheitsbestände und Bestellzeitpunkte berechnen konnten. Für die Woche des Transports waren wir die ganze Zeit im Lagerhaus, um den Prozess zu beaufsichtigen, auf Fragen zu antworten und die Daten aufzunehmen. Diese Daten haben wir dann aufbereitet und an das Lagerhaus in Tschechien geschickt. Bei den Daten musste zusätzlich beachtet werden, dass gleichzeitig mit dem Transfer eine Systemumstellung und ein Wechsel der Artikelnummern stattgefunden hat. Weil es sich bei dem Kunden um ein internationales Unternehmen handelte, waren bei den Telefonkonferenzen die verantwortlichen Personen aus unterschiedlichen Ländern anwesend. Dieser Prozess musste in vielen Abteilungen des Kunden umgesetzt werden und wir waren verantwortlich für den Transport und die Bereitstellung der richtigen und vollständigen Daten über die Artikel. Der physische Transport ist gut abgelaufen und die Daten und Berechnungen, die wir für diesen bereitgestellt haben, waren zufriedenstellend aus Sicht des Kunden.

Anschließend fand für den gleichen Kunden das gleiche Projekt im kleineren Rahmen in England statt. Auch hier sollten die Ersatzteile nach Tschechien verlagert werden. Da dieses Lagerhaus von den Dimensionen aber deutlich kleiner war und auch vom Kunden besser vorbereitet war, gab es weniger zu tun und ich habe die ganze Zeit im Büro in Prag gearbeitet. Deswegen habe ich nebenbei weiter Python gelernt, erste Analysen damit durchgeführt und andere kleine Aufgaben, die im Büroalltag angefallen sind, übernommen. Zwischendurch durfte ich an einem Drei-Tagestrip in die Nähe von Brünn teilnehmen, um bei einem Paketzusteller Zeitaufnahmen durchzuführen. Als das Projekt auch für mich abgeschlossen war, habe ich am Ende der Woche meine kurze Abschlusspräsentation gehalten, weil es das letzte große Meeting vor meinem Praktikumsende war und danach nur noch kleine Aufgaben übernommen, bevor ich abschließend eine größere Programmieraufgabe mit Python und MySQL im Bereich der Datenanalyse bekommen habe, die ich am letzten Tag abschließen konnte.

Zusätzlich bekam ich die Möglichkeit einmal die Woche eine private Stunde Englischunterricht zu nehmen. Dabei wurden hauptsächlich Unterhaltungen über frei wählbare Themen geführt, bei denen ich im Gespräch korrigiert wurde.

Leben
In Prag wurde ich in einem Studentenwohnheim untergebracht. Da ich über IAESTE nach Prag gekommen bin, welches in Tschechien eine reine Initiative ist und weil sich das IAESTE Komitee vor Ort normalerweise um die Unterkunft kümmert, musste ich mich nicht um eine Unterkunft bemühen. In Tschechien ist es normal, dass man sich in Studentenwohnheimen ein Zimmer mit einem anderen Studenten teilt. Mein Mitbewohner war allerdings den ersten Monat nicht da, weswegen ich für den ersten Monat ein Zimmer für mich alleine hatte. Dieses Zimmer war Teil einer WG, die aus zwei Zimmern mit jeweils zwei Studenten bestand. Gemeinsam hat man sich das Badezimmer und die Küche, die sehr klein war, geteilt. Da mein Mitbewohner sehr freundlich war und wir gut miteinander ausgekommen sind, hat alles gut funktioniert.

Die anderen internationalen Praktikanten, die über IAESTE nach Prag gekommen waren, habe ich nach ungefähr einer Woche getroffen. Man hat oft Abende mit allen oder ein paar von den Praktikanten verbracht. Außerdem wurden an den Wochenenden regelmäßig selbstständige Ausflüge in Tschechien und auch außerhalb von Tschechien geplant. Dadurch ist man schnell angekommen und hat gut neue Leute kennengelernt.

Aus meiner Sicht sind viele Tschechen verhältnismäßig eher verschlossen, weswegen fast alle Praktikanten so gut wie nie etwas mit Tschechen außerhalb der Arbeitszeit unternommen haben. Dies gilt natürlich nicht für alle und andere mögen einen anderen Eindruck gewinnen. Gegen Ende meines Aufenthalts wurde ich aber zum einen von ein paar Arbeitskollegen und zum anderen von meinem Englischlehrer eingeladen und habe so ein paar meiner Kollegen besser kennengelernt.

Die Stadt an sich war sehr schön und für ein Studentenleben perfekt. Es gab viele interessante und abwechslungsreiche Orte, so dass ich mich dort die ganze Zeit sehr wohl gefühlt habe.