Lange Zeit habe ich darüber nachgedacht für einige Zeit im Ausland zu Leben und da in meinem Studiengang „Public Health“ ein Praxissemester vorgesehen ist, war dies die perfekte Chance. Skandinavien hat mich schon immer begeistert, denn bis zum Abitur war mein kompletter Unterricht auf Dänisch, also erwog ich ein Praktikum in Skandinavien zu machen. Schnell kam ich auf das Karolinska Institutet in Stockholm und bewarb mich. Was ich euch hier schon Mal mit auf den Weg geben kann ist, dass ihr euch nicht davon abschrecken lassen dürft, wenn Ihr keine Antwort bekommt. Meine Bewerbung wurde schlichtweg einfach vergessen und durch einiges Nachfragen hatte ich dann endlich ein Interview über das Telefon und bekam direkt eine Zusage.
Einige Monate später ging es dann endlich los! Ich war so aufgeregt wie nie, denn ich habe noch nie vorher mehrere Monate allein in einem fremden Land verbracht. Da ich ein Zimmer in einem Studentenwohnheim gefunden habe war es leicht andere in meinem Alter kennenzulernen, was ansonsten oft gar nicht so leicht ist, wenn man ein Praktikum macht und nicht Studiert.

Die Arbeit
Meine Arbeitsgruppe im  „Department of Medical Epidemiology and Biostatistics“ ist sehr warmherzig und offen. Die Arbeit war sehr abwechslungsreich und spannend. Teilweise besuchte ich sogar Vorlesungen und Seminare die mir einen ganz neuen Bereich der Epidemiologie näher brachten. Generell umfasste meine Arbeit Aufgaben wie, „Literature research and etxtraction“,  Datenmanagement und einige analytische und statistische Aufgaben. All diese und mehr Aufgaben gaben mir einen guten Eindruck was ein Wissenschaftler in diesem Bereich tut. Ich habe das Gefühl, dass mein Praktikum mich sehr darin bestärkt hat, welchen Master ich nach Abschluss meines Bachelors machen werde und darüber bin ich sehr dankbar. Jede Frage die ich hatte, egal um was es ging, wurde mir beantwortet ohne, dass ich das Gefühl hatte etwas Unpassendes für die jeweilige Arbeit oder etwas doofes zu fragen. Ich bin froh, dass ich sagen kann, dass ich im Sommer wahrscheinlich wieder in der gleichen Arbeitsgruppe, dieses Mal richtig als Angestellte arbeiten darf.
Direkt an meinem ersten Arbeitstag habe ich erfahren, dass ein Komitee aus unserem Institut den diesjährigen Gewinner des Nobelpreises für Medizin oder Physiologie wählt. Einige Wochen danach saß ich in einem riesigen Hörsaal gefüllt mit Menschen und hörte mir den Vortrag von Yoshinori Ohsumi über Autophagozytose an.

    Der Eingang zum Gelände des Karolinska Institutet.

Das Soziale Leben
Durch mein Zimmer im Studentenwohnheim kam ich sehr schnell in Kontakt mit anderen Studenten aus der ganzen Welt. Es war etwas schade, dass dort kein einziger Schwede wohnte, aber so habe ich nun Freunde, die in der ganzen Welt verteilt sind. Ich empfand es als etwas schwierig in Stockholm Freundschaften mit Einheimischen zu schließen, aber das liegt wohl größtenteils auch an der Internationalität der Stadt und der Zurückhaltung der Schweden. Trotzdem gab es einige Lustige Unterhaltungen, wie zum Beispiel ein Gespräch in der Sauna mit waschechten Schweden, nachdem wir alle nach dem Saunagang in dem größtenteils zugefrorenen See schwimmen waren und darüber gelacht haben wie rutschig der Steg doch war und das Wasser so schrecklig kalt war.

Würde ich es wieder tun?
Ja auf jeden Fall! Ich weiß, das sagt jeder. Aber es stimmt! Dieses Praktikum hat mir menschlich und wissenschaftlich so viel Neues gezeigt und ich bin froh, dass ich diesen Schritt gewagt habe. Am Anfang denkt man, es ist viel zu viel Aufwand und man würde es eh nicht schaffen, aber man darf nicht vergessen, dass alle anderen Menschen auch nur mit Wasser kochen! Ich würde sagen, dass sich im Prinzip alles ergibt, nachdem man sich getraut hat einige Bewerbungen abzuschicken. Der Auslandsaufenthalt hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich erwäge einen Master in einem anderen Land als Deutschland zu machen. Ich habe mir selbst die Angst vor dem Unbekannten genommen und hoffe, dass ich noch viele andere Länder, Kulturen und Menschen kennen lernen darf!