In meinem heutigen Blogeintrag werde ich mich mit schulischen Konzepten bezüglich soziokultureller Heterogenität und deren Umsetzung befassen.
Da die letzten Migrationswellen keine vorab festgelegten Zeitfenster (wie z. B. in den 1960ern Gastarbeiter) hatten, sondern z. B. aufgrund von Bürgerkriegen eine Flucht auf vorerst unbestimmte Zeit erforderten, wird die Ausländerpädagogik dem Ziel (Bildungschancen möglichst für alle im Land lebenden) nicht gerecht somit habe ich keinre persönlichen Erfahrungen damit.
Kennengelernt habe ich Teilnehmer „Sprachlernklasse“ der lokalen Oberschule: Wie beim Bremer Hybrid-Modell wurden Mathematik, Kunst, Musik und Sport im Klassenverband einer Regelklasse unterrichtet, in den anderen Stunden wurde Deutschunterricht erteilt, wobei die Gruppe in Alter und Wissensstand in der deutschen Sprache heterogen war. Durch die Teilnahme am Regelunterricht wurde der Wissensstand im Fach Deutsch sowie der soziokulturelle Hintergrund als Tatsache und nicht als (ein zu änderndes) Problem betrachtet. Neben dem Umgang mit Gleichaltrigen, auch das generelle Gefühl der Abschottung kam so meines Wissens nicht auf. Auch Homogenität, dass die Schüler in der Sprachlernklasse in einer ähnlichen Situation sind, sehe ich als Vorteil – solange der der nichtdeutschen Herkunft gemäß homogene Antteil durch einen heterogenen ersetzt wird.
Antirassistische Pädagogik habe ich selbst erlebt, als ich einmal von einem Mitschüler wegen meiner Herkunft beleidigt wurde – mir war das Verhalten des Mitschülers egal, für mich war das kein Grund, zum Lehrer zu gehen. Ein Lehrer in der Nähe hörte es und bat den Mitschüler zum Gespräch zu dritt mit mir, bei dem er dem Mitschüler Fragen stellte, die auf den Grund des Beleidens aufgrund von Herkunft zielten. Mir erschien die Sache so nichtig, dass ich das Gespräch für unnötig befunden habe, im Nachhinein wurde hierbei jedoch ein höheres Ziel auf einer anderen Ebene verfolgt: nicht nur der Klärung einzelnen Konfliktes wegen, sondern wegen einer übergeordneten, antirassistischen Wertevermittlung suchte der Lehrer das Gespräch.
Die Gesamtschule würde im Vergleich zu anderen Schulformen der Sek 1 unter den Punkt „Diversity Education“ fallen, da hier alle Kinder unabhängig von einer Schulformempfehlung, die sie im Alter von 10 Jahren bekommen haben, unterrichtet werden. Da Akademiker tendenziell ofter auf das Gymnasium gehen, spielt die Heterogenität der sozialen Schichten hierbei eine wichtige Rolle.
Aus den vorherigen Erkenntnissen ließen sich Beobachtungsaufgaben im Unterricht formulieren: Beispielsweise könnte der Frage nachgegangen werden, inwiefern Aspekte der Unterschiedlichkeit der Schüler in den Unterricht eingebunden werden: Inwiefern kann man als Lehrkraft bei Benachteiligung a) im Verständnis des Unterrrichtsinhalts und b) im sozial-interagierenden Rahmen durch Armut oder Migrationshintergrund entgegensteuern?
Abschließend fand ich, dass der Umgang mit Heterogenität an vielerlei Stellen, wie z. B. den im Seminar beleuchteten Vorklassen zum Spracherwerb zwar in der Theorie („Kind lernt erst Deutsch und kann DANN in eine Regelklasse) einleuchtend; in der Praxis führt dies jedoch zum Sich-aufgegrenzt-Fühlender Betroffenen. Modelle sollten zusammen mit den Betroffenen entworfen und optimiert werden, da sich diese Entscheidungen letztendlich auf Betroffene aufwirken werden und Menschen, die in einer solchen Situation noch nicht gesteckt haben sich nicht hundertprozentig vorstellen können, was xy bewirkt.
Vorschlagen würde ich vor diesem Hintergrund, dass die Diversität doch immer Thema innerhalb einer Klasse sein wird, mehr im Unterricht zur Diskussion über daraus resultierende Themen anzuregen, davor evtl. fundierte Informationen zum Thema bearbeiten zu lassen – so lernen die Kinder auch etwas übereinander.