Doppelte Heterogenität im Politikunterricht

Das Fach Politik ist unter Schülern gleichermaßen beliebt oder unbeliebt. Der eine Teil mag es sehr gerne, wenn man nicht an konkreten Leistungsanforderungen gemessen wird und nicht immer klare Vorgaben hat. Anders als der Schüler, der immer genau wissen muss, welche Aufgabe er wie zu erledigen hat, also klare Muster und Vorgaben braucht. Und hierbei greift ja genau die Hypothese der doppelten Heterogenität, denn unter den Begriffen wie Freiheit, Gerechtigkeit oder auch Politik im allgemeinen versteht erst einmal jeder Schüler nach seinen eigenen Vorstellungen etwas Anderes.

Aber genau dieser Punkt macht den Unterricht lebendig, wenn ein Austausch stattfindet zwischen Lehrkraft und den Schülern, sowie den Schülern miteinander. Wenn die Frage nach dem Begriff Freiheit im Plenum gestellt wird, kann er viele verschiedene Antworten und Aspekte generieren: Freiheit des Einzelnen, Freiheit als Lebensphilosphie oder als abstrakter Gegenbegriff zu Gefangenschaft. Und speziell bei jungen Kindern ist der wissenschaftliche Begriff von Freiheit noch oft gar nicht begreifbar, Freiheit kann für ein Kind auch ganz simpelt bedeuten, dass es alleine zur Bushaltestelle mit dem Fahrrad fahren darf / kann. Jedoch finde ich es wichtig, genau an dieser Stelle anzusetzen, denn wenn man einen Begriff konkret fassen kann, dann kann man ihn später auch einfacher abstrakt darstellen.

Natürlich kann man auch das andere Extrem benutzen und alle Fachbegriffe im Vorfeld eindeutig definieren. Doch dann dann gibt es keine doppelte Heterogenität mehr sondern nur noch wie zum Beispiel im Mathematikunterricht eine definierte Aufgabe mit nur EINEM eindeutigen Ergebnis. Doppelte Heterogenität ist also eine Chance, andere Wege zu gehen und die Möglichkeit, noch individueller auf die Schüler eingehen zu können. Eine faszinierende Perspektive mit einem fast unerschöpflichen Reservoir.

Ein Gedanke zu „Doppelte Heterogenität im Politikunterricht“

  1. Hallo Axel,
    ich finde deinen Beitrag bezogen auf das Fach Politik wirklich gut. Besonders in den Gesellschaftswissenschaften existieren viele verschiedene wissenschaftliche Perspektiven und Theorien, die alle aus unterschiedlichen Schwerpunkten heraus entstanden sind. Somit sind auch viele einzelne Begriffe sehr dehnbar, wie du es gut am Beispiel der Freiheit beschrieben hast. In deinem letzten Absatz klingt es ein wenig so, als ob das Fehlen von doppelter Heterogenität negativ sei. Natürlich sind unterschiedliche Betrachtungsweisen in Gesellschafts- und Sprachwissenschaften interessant, aber nicht in allen Aspekten der Bildung korrekt. Für das Fach Mathematik spricht du dies ebenfalls an. Aber auch in vielen anderen Unterrichtsfächern ist dies der Fall. Ich studiere Biologie und Chemie und dort gibt es ebenfalls meist nur einen richtigen Weg. Am Unterrichtsbeispiel zum Thema Verdauung lässt sich dies gut veranschaulichen. Man könnte am Anfang der Stunde die Vorstellung der Schüler bezüglich des Verdauungssystems einholen. Diese werden wahrscheinlich sehr unterschiedlich und ohne Vorwissen auch durchaus nachvollziehbar sein. Dennoch unterscheiden sie sich möglicherweise stark von der Realität. Eine Möglichkeit besteht nun darin, korrekte Aspekte aus den Vorstellungen der Schüler zu filtern und sich dann dem richtigen Modell zu nähern. Dieses Prinzip lässt sich auf viele weitere Themen der Naturwissenschaften übertragen. Zu einem geringen Teil ist es auch möglich dort mit doppelter Heterogenität zu arbeiten. Jedoch ist ihre Anwendung in den Geisteswissenschaften besser nutzbar, da in den Naturwissenschaften einstimmig akzeptierte Wahrheiten vorliegen.

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