Alternative 2: Ich habe meine ehemalige Grundschullehrerin interviewt und sie nach einer guten und einer schlechten Erfahrung im Unterricht mit einem zweisprachigen Schüler / einer zweisprachigen Schülerin gefragt. Abschließend sollte Sie ihre Reaktion beschreiben und sagen, ob sie diese im Nachhinein für angemessen hält oder nicht und mit welcher Begründung. Die Grundschule befindet sich in Cuxhaven.
Frau L erzählte mir von einer sieben Monate zurückliegenden Begebenheit. Nach dem Umzug der Schule in den Innenstadtbereich, hat sich auch die soziale Zusammensetzung der SuS geändert. Der Anteil der SuS mit Migrationshintergrund ist etwas angestiegen. Von folgender Begebenheit hat sie mir erzählt:
Im November kam eine neue Schülerin in ihre Klasse, deren Eltern von Hamburg nach Cuxhaven gezogen sind. Die Klasse hat im Wechsellesen ein Kindermärchen gelesen. Ein Junge, ebenfalls mit Migrationshintergrund, hat eine Passage nicht verstanden, weil ihm unter anderem die Vokabel „Hexe“ fehlte. Das Mädchen ging zu ihm hin und hat auf Portugiesisch das Wort und den Kontext erklärt und es dem Jungen anschließend nochmal auf Deutsch erläutert. Alle anderen, inklusive der Lehrerin, hörten interessiert zu. Das Ende vom Lied war, dass schließlich die ganze Klasse einige Wörter Portugiesisch gelernt hatte. Auf die Frage, wie sie reagiert habe, antwortete die Lehrerin: „Ich habe es einfach laufen lassen und war am Ende selbst dabei. Der Moment war einfach perfekt und alle waren begeistert und konzentriert dabei. Ich würde wieder so handeln. Die Kinder haben selbstständig ihren Horizont erweitert.“
Auf die Frage, ob sie auch eine negative Erfahrung mit zweisprachigen Schülern gemacht habe, wurde verneinend geantwortet. Sie habe bislang nur wenige SuS mit Migrationshintergrund gehabt und wenn, dann waren deren Deutschkenntnisse denen der Anderen ebenbürtig. Diese Tatsache ist wohl nicht zuletzt auf den ehemaligen Einzugsbereich der Grundschule zurückzuführen. Zwar gäbe es manchmal sprachliche Schwierigkeiten, diese würde sie jedoch nicht als negativ ansehen, sondern als Teil des Lernprozesses.
Hallo Ole!
Mit Interesse habe ich deinen Beitrag gelesen und war begeistert von deiner Interviewpartnerin, die die Sache mit der Heterogenität in der Deutschen Sprache offenbar als Gewinn für ihren Unterricht ansieht und nicht als Erschwernis. Vielleicht müssen zu allererst die Lehrer offen dafür werden, wie gut alle funktionieren kann, wenn alle an einem Strang ziehen, damit Mehrsprachigkeit im Unterricht kein Problem mehr darstellt, sondern Differenzen in der Sprachkompetenz vielleicht sogar gewinnbringend werden.
Schön, wenn es immer so gut funktionieren würde, wie in dem vor dir geschilderten Beispiel…