Die pädag. Orientierung des individualisierten Unterrichts

Für den Schüler Mirko zeigen sich in dem protokollierten Fallbeispiel kaum Möglichkeiten zum Lernen und zeigen von Leistungen, weder gegenüber seiner Lehrerin, noch gegenüber seiner Mitschülerin Emma, da er ständigem Kontrolldruck ausgesetzt ist und mit „Strafcharakter“ habenden Aufgaben belegt wird.

Mirko sucht Hilfe bei seiner Lehrerin, weil er mit einer Aufgabe nicht klarkommt. In Aktion und Reaktion verhält sich die Lehrerin nicht ihrer Rolle entsprechend. Anstatt Zeit und Interesse in Mirko zu interessieren, beleg sie ihn mit einer Extraarbeit, die einen „Strafcharakter“ hat. Sie reagiert beinahe schon resigniert und hat keinerlei Vertrauen in Mirko. Dies zeigt sich auch darin, dass sie ihm bei seinen Sortierarbeiten noch seine Mitschülerin Emma als Aufpasserin zur Seite stellt. Auf seine stetigen Versicherungen, er könne die ihm auferlegte Extraarbeit selbstständig erledigen, geht die Lehrerin nicht ein, außer mit weiteren Kontrollmaßnahmen. Sowohl Mirko, als auch Emma ist die erzwungene Situation der „Zusammenarbeit“ unangenehm, jedoch verabschiedet sich Emma später von ihm, mit der Erlaubnis, eine andere Aufgabe machen zu dürfen, was zeigt, dass sie sich in die ihr zugewiesene Kontroll- und Aufsichtsfunktion eingewöhnt hat. Die Lehrerin und Emma nehmen also Mirko gegenüber eine Kontroll-und Weisungsfunktion ein.

Mirko hat kaum Möglichkeiten, sich zu zeigen. Weder sich, noch etwas von sich, weil er einerseits isoliert von den Anderen an einem Einzeltisch sitzen muss und andererseits, da ihm kein Vertrauen entgegengebracht wird und erbrachte Leistungen somit von vorne herein durch die Lehrerin vorverurteilt sind.

Er wird Mirko nur theoretisch ermöglicht, sich beim Erfüllen der Extraarbeit zu bewähren. Die bereits angesprochenen Vorurteile der Lehrerin lassen dies jedoch nur reine Theorie bleiben. Es wird ihm verwehrt, sich selbst zu entfalten und nach seiner Facon zu arbeiten. Anstelle von personalisierter Hilfe, Vertrauen und Motivation, werden ihm Misstrauen und Vorverurteilung entgegengebracht. Dies beeinträchtigt sein Wohlbefinden und seinen Lernprozess.

4 Gedanken zu „Die pädag. Orientierung des individualisierten Unterrichts“

  1. Hallo Ole,
    dein Beitrag spiegelt meinen Standpunkt seht gut wieder. Schon in deiner Einleitung machst du darauf Aufmerksam, dass dem Schüler Mirko keine Chance gegeben wird sich in der Klasse sowie im Unterricht zu beweisen. Das stimmt, denn Mirko wird von dem Unterricht und von der Klasse ausgegrenzt. Es ist nicht richtig, den Schüler Mirko alleine in eine Ecke, an einen Einzeltisch zu setzen. Du erwähnst in deinem Beitrag, dass die Lehrerin beinahe schon resigniert reagiert. Dem ich stimme ebenfalls zu. Es kann nicht sein, dass eine Lehrerperson einen Schüler mit einer Extraarbeit bestraft, weil dieser eine Frage zu einer Aufgabe hat. Die Lehrerin blockt die Frage von Mirko einfach ab und gibt ihm keine Antwort zu seiner Frage. Es ist unmöglich von einem Schüler zu verlangen, dass er Fortschritte macht, wenn ihm dauerhaft kein Feedback von der Lehrperson gegeben wird. Es ist wichtig, dass der Schüler mal gelobt wird für seine Arbeit. Außerdem erwähnst du , das die Lehrerin dem Schüler kein Vertrauen entgegen bringt. Ich denke, dass wird am besten dadurch deutlich, dass die Lehrerin dem Schüler Mirko eine Aufgabe gibt, bei der Sie schon von Anfang an davon ausgeht, dass er diese Aufgabe nicht alleine lösen werden kann. Das wird deutlich, als die Lehrerin die Mitschülerin Emma dazu holt und den Mirko einfach ignoriert.

  2. Ich denke mit diesem Fallbeispiel wird eine ganz besondere Thematik deutlich, die im heutigen Schulalltag als Problem vorherrscht. Wie können Lehrkräfte ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Betrachtung jedes Individuums und der Betrachtung der gesamten Lerngruppe schaffen.
    Leider passiert in der Praxis meistens genau das, was in diesem Beispiel thematisiert wurde. Eine Schülerin oder ein Schüler kommt mit einem Aufgabenformat nicht zurecht, weil er es nicht versteht bzw. es eventuell nicht an seinen individuellen Leistungsstand angepasst ist. Um sich Hilfe zu suchen geht er nun zu der Lehrkraft. Wie du beschrieben hast, ist die Lehrkraft mit dieser Situation überfordert und reagiert abweisend und resigniert auf die Fragestellungen des Jungen. Leider passiert dies, aus meinen Erfahrungen betrachtet, sehr häufig, dass Lehrkräfte damit überfordert sind, wenn SchülerInnen Arbeitsaufträge nicht verstehen. Sie haben häufig keine Geduld und oft auch keine Zeit die SchülerInnen während des Unterrichts individuell zu unterstützen. Dies kann zu großen Frustrationen seitens der SchülerInnen, aber auch seitens der Lehrkräfte kommen. Die SchülerInnen fühlen sich mit ihren Problemen alleine gelassen und womöglich als „dumme“ SchülerInnen, weil sie die Aufgaben nicht verstehen. Dies kann unter anderem auch dazu führen, dass die SchülerInnen nicht mehr nach Hilfe fragen und dadurch im Lernstoff zurück bleiben. Außerdem kann es sein, dass auch die Lehrkräfte unzufrieden damit werden, dass ihnen die Zeit zum Helfen fehlt. Ich denke, bezogen auf das von dir nochmal erläuterte Beispiel, dass auch diese Lehrkraft eigentlich keine bösen Absichten gegenüber des Schülers hatte, sondern einfach nur am Ende seiner Kräfte ist. Dies entschuldigt selbstverständlich nicht das Verhalten der Lehrkraft. Dennoch denke ich, ist dies ein Problem, was in der Schulorganisation oder auch in der Bildungspolitik verankert ist. Für genau solche Probleme und die Betrachtung aller individuellen Interessen, Lernvoraussetzungen, Leistungsstände, etc. der SchülerInnen werden zusätzliche Lehrkräfte benötigt. Diese müssten sich die Aufgaben in der Lerngruppe mit der Klassenleitung teilen und man müsste im Team unterrichten. Dadurch könnte man Alle viel besser berücksichtigen und hätte Möglichkeiten solche Fragen und Probleme individuell anzugehen. Auch durch offene Aufgabenformate könnte man den Unterricht individuell und differenziert gestalten. Es gibt also viele Möglichkeiten, sodass eine solche Reaktion einer Lehrkraft nicht mehr vorkommen muss, bzw. es auch trotz Ressourcenmangel nicht sollte!

  3. Bei dem Fallbeispiel kann ich dir zustimmen. Die Lehererin geht hier kaum auf das individuelle Bedürfniss von Mirko ein und Verhindert seine entfaltung. Was hätte Sie deiner Meinung nach besser machen können?Bzw was könnte man hieraus Lernen/Schlussfolgern.

  4. Hallo Ole,
    ich finde deinen Beitrag sehr gelungen.
    Es ist wirklich so dass man Mirko keine „Luft schnappen lässt“ immer muss er kontrolliert werden. Es ist schwer, für solch einen Schüler sich in die Klasse zu integrieren, da er direkt auffällt wegen des Alleinsitzens und oder ständigen Kontrolle von der Lehrerin und Emma.
    Wie du schön erwähnt hast, lässt man ihm nicht einmal die möglich sich zu zeigen, seine Fähigkeiten darzustellen, was zu noch größeren Problemen für den Schüler und vielleicht auch später für die Klassenkameraden/-innen führen könnte, da es möglich ist, dass er aggressiv und gar handgreiflich wird, weil er sich ausgeschlossen fühlt.

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