rv09, Aufgabe 1
Das methodische Grundprinzip des Offenen Unterrichts ist das entdeckende, problemlösende, handlungsorientierte und selbstverantwortliche Lernen. Offener Unterricht gestaltet sich in der Umsetzung als Freie Arbeit, Wochenplanarbeit, Stationsarbeit oder in Form eines Projektes. Diese verschiedenen Methoden, werden hier als eine Art Gesamtrepertoire verstanden, das als Kern einen Offenen Unterricht ausmacht. Der Begriff Offener Unterricht ist in doppelter Weise missverständlich: 1. Offen meint hier nicht eine Offenheit für wirklich alles, sondern eine methodische Orientierung auf bestimmte öffnende Methoden gegenüber dem Frontalunterricht. Es ist jedoch für Vertreter des Ansatzes schwierig zu begründen, was zum Kernbestand dieser Methoden gehören soll. 2. Offener Unterricht wird als eine Form verstanden, die in der Praxis vollständig den Frontalunterricht ablösen sollte. Das ist aber praktisch fast nirgendwo tatsächlich umgesetzt worden, so dass Offener Unterricht in der Regel immer in Mischformen mit anderen Methoden auftritt. Die Methode des Offenen Unterrichts beschreibt eine Vielfalt an verschiedenen Formen, die sich vom Frontalunterricht abgrenzen. Diese Formen geöffneten Unterrichts haben gemeinsame Merkmale, die sich sowohl auf das Schülerverhalten als auch auf das Lehrerverhalten beziehen. Sie betreffen auch Unterschiede in der Methodik und den Lehr- bzw. Unterrichtsformen. Die Lerner müssen Eigenständigkeit hinsichtlich der Entscheidungen, der Arbeitsformen, sozialen Beziehungen und Kooperationsformen entwickeln. Außerdem ist es den Lernern möglich, den Unterricht mitzugestalten, wenn es um die Inhalte, Durchführung und den Verlauf des Unterrichts geht. Der Lerner kann seine Aktivitäten selbstständig planen, auswählen und durchführen. Der Lehrer hat die Möglichkeit, den Lernern Handlungsspielräume zu gewähren. Er kann den Schülern die Planung überlassen und sich an den Interessen, Ansprüchen, Wünschen und Fähigkeiten der SuS orientieren. Der Offene Unterricht impliziert eine veränderte Beziehungsstruktur zwischen Lehrer und SuS, einen veränderten Lernbegriff und eine veränderte Lernorganisation.
Offener Unterricht bietet nun also Vorteile für heterogene Gruppen. In heterogenen Gruppen sind Lerntempo und Lernfähigkeit teilweise sehr unterschiedlich. Im offenen Unterricht haben die SuS nun die Möglichkeit nach ihren individuellen Fähigkeiten zu lernen. Jeder kann sich seine Arbeit und sein Tempo so einteilen, wie es für den Einzelnen am optimalsten ist und jeder lernt auf seine Weise. So kann der individuell optimale Lernerfolg erzielt werden.
Die Form des offenen Unterrichts verlangt jedoch von den SuS auch ein nicht unerhebliches Maß an Selbstorganisation. Eine Eigenschaft, die zweifelsohne nicht jeder sofort sein Eigen nennen kann. Auch bereitet offener Unterricht der Lehrkraft zusätzliche Arbeit, da sie nicht nur lernschwachen Kindern bei der Selbstorganisation helfen muss, was die Verwendung des Begriffs schon beinahe wieder in Frage stellt, sondern auch eine Gruppe überwachen muss, in der jeder unterschiedlich an verschiedenen Inhalten arbeitet. Diese Probleme stelle ich mir unteranderem in der Praxis vor. Zu weiteren Nachteilen im schulischen Alltag kann ich mich nicht äußern, mangels fehlender Erfahrung. Auch bin ich vorwiegend an französischen Schulen aktiv, in deren System solche Methoden nicht vorgesehen sind.