Religiöse Pluralität ist überall und die Tendenz verschieden gemischter Konfessionen nimmt zu. Die 6. Ringvorlesung, geleitet von Frau Eva-Maria Kenngott, handelte genau von diesem Thema. Denn auch in der Schule treffen verschieden orientierte Menschen aufeinander und Konflikte können auftreten – eine interreligiöse Überschneidungssituation findet statt. Im Religionsunterricht ist die Heterogenität von SuS häufig sehr groß. Ein interreligiöser Unterricht kann dazu beitragen, den Klassenverband beizubehalten und die SuS nicht ihrer Religion entsprechend aufzusplitten. Hierzu sind begegnungspädagogische Settings sehr hilfreich. Die Klasse erhält die Möglichkeit, andere Religionen und Kulturen unvoreingenommen kennen- und vor allem achten zu lernen. Die eigene subjektive Sichtweise auf andere Kulturen soll hiermit verändert werden und Raum zu einer pluralisierten Wahrnehmung geben. Denn die Gefahr ist groß, dass das Attribuieren bestimmter Eigenschaften auf eine Gruppe von Menschen übertragen wird und wohlmöglich auch auf eine ganze Kultur.
Wenn ich an meinen Religionsunterricht zurück denke, hätte ich tatsächlich gerne mehr über andere Religionen kennengelernt. Ich hatte keinen interreligiösen Unterricht, sondern einen reinen evangelisch, christlichen Unterricht. Ob das dem eigenen Interesse des Lehrers geschuldet ist – keine Ahnung. Zumindest konnte ab der 7. Klasse in einen „Werte und Normen Alternativkurs“ gewechselt werden, der mehr Aufschlüsse über andere Kulturen und deren Sichtweisen geben konnte. Vertreter anderer Religionen als „Paradebeispiel“ wären hier sicher interessant gewesen, gab es leider jedoch auch nicht. Ich meine mich zu erinnern, dass es eher in die Richtung von ausgearbeiteten Referaten ging, in denen andere Religionen und Kulturen präsentiert wurden.
Auch wenn ich keine Religionswissenschaft studiere, wäre eine mögliche Beobachtungsaufgabe in einem Praktikum die, dass ich zunächst einmal die am meisten vertretenen Religionstypen der Klasse präsentiere und vorbereite und im Nachhinein ein stereotypisches Merkmal mit den SuS herausarbeite. Im Nachhinein würde ich der kompletten Klasse die Aufgabe stellen, für einen Tag z.B. auf Schweinefleisch zu verzichten. Es gibt immer motivierte SuS, die sich gerne einer Herausforderung stellen und im Unterricht ihre Erfahrungen mit anderen teilen. Verpflichten kann man dazu natürlich niemanden, aber das würde ich den SuS auch genauso mit auf den Weg geben. Ich würde mir dadurch erhoffen, die SuS empfindsamer für die Religion anderer zu machen.