Englischunterricht zwischen Selektion und Inklusion

Bei einem Englischunterricht bzw. Fremdsprachenunterricht, welcher vor allem kognitive Fähigkeiten ansprechen soll, wird der Fokus im Unterricht hauptsächlich auf die Vermittlung von grammatischen Merkmalen und der Wortschatzvermittlung der Sprache gelegt. Der Schwerpunkt eines solchen Fremdsprachenunterrichts folgt also dem Prinzip des focus on form und der Grammar Translation Method. Umgesetzt wird dies im Unterricht durch Sprechen nach Gehör, Auswendiglernen von Vokabeln und ganzen Sätzen und Übersetzungen um einige Merkmale zu nennen.Die Idealvorstellung bzw. das Ziel dieses Unterrichtes ist es, einen native Speaker hervorzubringen. Also einen/e Schüler/Innen, die die Fremdsprache möglichst fehlerfrei und akzentfrei sprechen kann.                                                                                                                                                                                Ein Fremdsprachenunterricht, der auf dem Prinzip focus on form beruht, hat das Problem, dass nicht viele verschiedene Lerntypen angesprochen werden. Durch wenig Methodenvielfalt und ausbleibende Differenzierung wirkt das focus on form Prinzip stark selektierend.Ein Fremdsprachenunterricht sollte vielmehr auf die unterschiedlichen Lerntypen der Schüler/Innen eingehen.

Der Englischunterricht zu meiner Schulzeit wurde in den unteren Jahrgangsstufen vor allem durch Reproduktion bzw. Nachsprechen von dem, was die Lehrkraft sagte, und Vokabeltest geprägt. Ersteres sollte wohl die Absicht haben uns die grammatischen Prinzipien der Sprache näher zu bringen, uns wurde die Funktion aber nie erklärt. Allerdings wurde hier nicht groß zwischen den einzelnen Schüler/Innen differenziert, sondern erwartet, dass alle Schüler/Innen alles gleich verstehen und zum Zeitpunkt x alle den gleichen Wortschatz und grammatisches Wissen haben. Da mir persönlich das laute Nachsprechen vor der gesamten Klasse nicht besonders lag, wurde dadurch meine Sprachbereitschaft nicht gestärkt und ich verfiel in das „Fehlerfrei Schweigen“. Die Vokabeltests, welche wöchentlich geschrieben wurde, lagen mir persönlich besser, da ich sehr gut Sachen auswendig lernen kann.                                                                                                                                                                                                                                   In den höheren Jahrgangstufen verlagerte sich dann der Englischunterricht immer mehr vom focus on form zu focus on function. Dies zeigte sich dadurch, dass nun nicht mehr die grammatischen Merkmale im Fokus waren, sondern die Funktion von Sprache. So wurden z.B. Diskussionen auf Englisch geführt und allgemein lag die Kommunikation nun im Mittelpunkt. Auch mein persönliches „Fehlerfreies Schweigen“ löst sich immer mehr, da nun auch meine damalige Lehrkraft viel positives Feedback gab aber auch konstruktive Kritik übte und viel mehr auf die einzelnen Probleme der Schüler/Innen einging und ihnen einzelne Übung, auf freiwilliger Basis, zu den Problemen mit nach Hause gab.

Wenn man den Fremdsprachenunterricht auf fachdidaktische differenzierende Merkmale untersuchen möchte, könnte man zum Beispiel beobachten ob und wenn ja wie auf unterschiedliche Lerntypen eingegangen wird. Sind die Aufgaben/Klausuren dahingehend differenziert? Auch spannend zu beobachten fände ich, wie Kinder mit DaZ-Hintergrund die Fremdsprache lernen und welche Hilfestellungen hier die Leher/Innen gibt?

 

 


One thought on “Englischunterricht zwischen Selektion und Inklusion

  1. Birte Antworten

    Hallo Nikolas,
    vielen Dank für deinen gelungenen Beitrag. Ich finde, dass du das Prinzip focus on form anschaulich und verständlich erklärt hast. Das Ziel dieses Unterrichts, einen native speaker hervorzubringen, empfinde ich mittels dieser Methode als sehr fragwürdig. Auch ich bin der Meinung, dass dafür zu wenig verschiedene, individuelle Lernkanäle der Schüler/innen angesprochen werden. Außerdem denke ich, dass Sprache auch Kultur transportiert, bzw. Kultur und Sprache untrennbar zusammengehören- Sprache besteht aus kulturellen Einheiten. Ob man/frau die entsprechende Kultur im Klassenzimmer erfährt , würde ich auch stark anzweifeln.
    Mein erster schulischer Englischkontakt ähnelte dem deinen sehr. Nur haben mir die vielen Vokabeltests den Unterricht eher vermiest, da ich nie sonderlich gern gelernt habe und Tests generell eher doof fand. Mir lag das freie Sprechen besser. Diese ewigen Kontrollen haben mir rückblickend eher den Spaß am Lernen und der Sprache genommen. Da sieht man schon: verschiedene Lernkanäle…;)
    Deine Fragestellung, wie Kinder mit DaZ- Hintergrund die Sprache lernen und welche Unterstützung sie von der Lehrkraft erfahren, finde ich auch sehr spannend.

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