Inklusionskritiker sind oft der Meinung, dass eine Aussonderung der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf eine gute Lösung für alle Beteiligten sei. Aber ist das tatsächlich so?
(1) Ein Ausschluss von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf von einer normalen Schulklasse hat zur Folge, dass die SuS nicht von der Vielfalt anderer SuS ohne Beeinträchtigungen lernen können. Auch Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf benötigen Vorbilder für die Sprachentwicklung, die motorische Entwicklung, die Lernentwicklung und die emotionale-soziale Entwicklung. Hierbei spielt eben nicht nur die Lehrkraft eine tragende Rolle, sondern auch die anderen SuS. Besteht ein Ungleichgewicht, wie in dem von Prof. Dr. Frank J. Müller genannten Beispiel der Rest-Klasse für Körperbehinderte, wird eben nur das nachgeahmt, was sie dort kennenlernen wie zum Beispiel Verhalten, Gestik, Mimik und der Sprachgebrauch. Wird also wenig gesprochen, können keine oder nur wenige neue Worte erlernt werden. Folglich hat die Zusammensetzung der Klasse einen Einfluss auf geistige und motorische Entwicklungen.
Nun gibt es jedoch einige Kritiker, die behaupten inklusiver Unterricht benachteilige SuS ohne sonderpädagogischem Förderbedarf. Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass inklusiver Unterricht entweder keinen oder sogar positiven Einfluss auf Leistungsergebnisse hat. „Denn von der inklusiven Didaktik profitieren alle. Das Sozialverhalten und das Selbstkonzept werden gestärkt. Hirnforscher Hüther geht sogar so weit, dass er sagt: „Inklusion macht schlau“, da heterogene Gruppen komplexere soziale Situationen und somit vielfältigere Entwicklungs- und Lernmöglichkeiten bieten.“ (Lisa Reimann, 2014)
(2) Die Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung & Entwicklung“ bzw. „Förderschwerpunkt Lernen“ ist eher als Oberbegriff zu verstehen und umfasst ein breites Spektrum von sonderpädagogischem Förderbedarf. Welche Unterstützung das Kind konkret benötigt geht nicht daraus hervor. Zum Förderschwerpunkt Wahrnehmung & Entwicklung könnte zum Beispiel zählen: Autismus (Umfeld kann nicht gedeutet werden). Zum Förderschwerpunkt Lernen könnten SuS mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche, mit Deutsch als Zweitsprache oder einer Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung zählen. Dies macht deutlich, dass der Oberbegriff des Förderschwerpunktes keine große Hilfe für die Lehrkraft ist und um sich gut auf den Unterricht vorbereiten zu können (z.B. beim Klassenwechsel eines Inklusionskindes), ist eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern wichtig. Sie wissen meist genau, welche Art von Unterstützung ihr Kind benötigt, aber auch ehemalige Lehrkräfte können hilfreiche Informationen geben.
(3) Die richtige innerliche Einstellung der Lehrperson ist meines Erachtens der erste Schritt zu einem guten inklusiven Unterricht. Um der Vielfalt gerecht werden zu können, sollte die Lehrkraft den Unterricht außerdem gut vorbereiten und die Chance mit dem Sonderpädagogen zusammenarbeiten zu können effektiv nutzen. Es gibt leider nicht „das“ Rezept wie nun bestmöglich mit Inklusionskindern umgegangen werden sollte und welche Unterrichtsmethoden sich besonders gut eignen. Nach Prof. Dr. Frank J. Müller sei allerdings Frontalunterricht eher kontraproduktiv – gerade für Inklusionskinder. Gruppenarbeiten sollten dagegen häufiger in den Unterricht integriert werden genauso wie Projektarbeiten und Freiarbeit. Des Weiteren sollten binnendifferenzierte Aufgaben gestellt werden, da die SuS teilweise zieldifferent unterrichtet werden müssen und die curricularen Anforderungen nicht von jede/m Schüler/in erfüllt werden können. Außerdem ist eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern empfehlenswert. Dies gilt im Übrigen nicht nur für Inklusionskinder, sondern allgemein für alle Kinder.
Quellen:
Lisa Reimann. 2014. inklusiver Unterricht kostet mehr.Inklusionsfakten.de. inklusionsfakten.de/die-nichtbehinderten-kinder-werden-durch-den-gemeinsamen-unterricht-benachteiligt/. Abruf am 31.05.2018
Liebe Nena,
ich finde deinen Beitrag äußerst gelungen.
Das Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf von normalen Klassen nicht ausgeschlossen werden sollten, sehe ich genauso.
Meiner Erfahrung nach denke ich, dass Lehrer zum Teil nicht wissen, wie sie mit Situationen umgehen sollen, in denen Kinder mit pädagogischem Förderbedarf integriert sind. Sie sind meist überfordert und Handeln in dem Moment, meines Betrachtens nach, falsch. Deswegen finde ich es erwähnenswert, dass du in der 3. Aufgabe direkt mit der inneren Einstellung des Lehrers eingestiegen bist.
Dadurch, dass du die Zusammenarbeit mit den Eltern öfters erwähnst, wird auch deutlich, wie wichtig es ist die Eltern bei Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf mit einzubeziehen.
Insgesamt stimme ich deinem Beitrag zu.