Erklären Sie: Was meint der Begriff Doing Class bzw. Doing Underclass?
Der Begriff Doing Class/ Doing Underclass teilt die Gesellschaft in Arbeitslose und arbeitenden Menschen. Nach dieser Aufteilung der Gesellschaft haben Arbeitslose selbst Schuld an ihre Arbeitslosigkeit. Ihnen wird vorgeworfen, dass es ihnen an Bemühung fehlt. Dies liegt an der Wirklichkeitsinterpretation „Wer sich bemüht und sich selbstverantwortlich um seine Marktfähigkeit kümmert, hat auch Erfolg“ (Chassé 2016, S. 35). Das führt dazu, dass die systematischen Probleme innerhalb der Gesellschaft ignoriert bzw. vernachlässigt werden und auf das Individuum zugeschrieben werden.
Das meritokratische Versprechen der Schule besagt, dass alle Schüler* innern bei gleicher Leistung den gleichen Bildungserfolg haben. Diskutieren Sie dieses Versprechen kritisch anhand der Vorlesungsinhalte.
Das meritokratische Prinzip lässt sich in vier Bereiche einordnen Objektivität, Aufstiegsmobilität, Individualität und gleiche Ausgangsbedingungen für alle SuS unterteilen (Fereidooni et al. 2016). Allerdings besteht das Problem, dass eine echte Objektivität in der Gesellschaft nicht erreichbar ist. Die Problematik der Objektivität wird unter anderem von Höttecke (2015) definierten „Stolpersteine der Leistungsbewertung“ verdeutlicht. Zudem wird die Problematik auch bei der Kapitaltheorie von Bourdieu (1992) angesprochen. Es wird klar, dass es keine Chancengleichheit geben kann, wenn alle Kinder gleichbehandelt werden, denn die Gleichbehandlung funktioniert nur, wenn alle SuS die gleichen Ausgangsbedingungen besitzen. Ähnliche Probleme zeigen sich auch bei der Aufstiegsmobilität und der Individualität. Eine vollständige Umsetzung des meritokratischen Versprechens ist somit in der Praxis nicht realisierbar.
Inwiefern hat Ihnen die Vorlesungssitzung neue Erkenntnisse bezüglich selbst in der Schule beobachteter oder erlebter Situationen vermittelt? Bitte nehmen Sie dabei auf theoretische Inhalte der Vorlesung Bezug und verwenden Sie – wenn möglich – ein konkretes Beispiel.
Tatsächlich hat diese Vorlesung keine großen neuen Erkenntnisse in mir hervorgerufen. Dies liegt daran, dass ich Bourdieu in meinem Pädagogik Lk im Abitur behandelt habe. Somit ist auch das Prinzip der Meritokratie etwas, was mir nicht komplett unbekannt ist. Allerdings hat die Vorlesung mich dazu gebracht, mehr darüber nachzudenken, was für eine Art von Lehrer ich später sein will. Insbesondere ist der Aspekt der Gleichbehandlung eine Sache, auf die ich zukünftig achten will. Denn diese Vorlesung hat mich nochmal daran erinnert bzw. ermahnt, dass Gleichbehandlung nicht Gerechtigkeit bedeutet. Ganz im Gegenteil, viel eher bedeutet es Ungerechtigkeit. Vor allem wenn man eine Klasse hat, welche heterogen ist.
Literatur
Bourdieu, Pierre (1992): Sozialer Raum und symbolische Macht. In: Pierre Bourdieu (Hg.): Rede und Antwort. Frankfurt am Main: Suhrkamp (Edition Suhrkamp, 1547 = N.F., 547), S. 135–154.
Chassé, K. A. (2016): Doing Class. Wie werden Menschen zum „Prekariat“ gemacht? In: Karim Fereidooni und Antonietta P. Zeoli (Hgg.): Managing Diversity. Die diversitätsbewusste Ausrichtung des Bildungs- und Kulturwesens, der Wirtschaft und Verwaltung. Wiesbaden: Springer VS, S. 35-51.
Fereidooni, Karim; Zeoli, Antonietta P. (2016): Eine Analyse der Gestaltungsprinzipien des deutschen Schulwesens. Gelten Objektivität, Aufstiegsmobilität und Individualität für Kinder mit und ohne „Migrationshintergrund“ in gleichem Maße? In: Karim Fereidooni und Antonietta P. Zeoli (Hg.): Managing Diversity. Die diversitätsbewusste Ausrichtung des Bildungs- und Kulturwesens, der Wirtschaft und Verwaltung. Wiesbaden: Springer VS, S. 137-154.
Höttecke, Dietmar (2015): Stolpersteine der Diagnostik. … und wie man sie umgehen kann. In: Unterricht Physik 147/148 (26), S.11-13.
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