Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in der Schule

Benennen Sie auf Grundlage des Textes von Debus/Laumann 2018 die verschiedenen Ebenen auf
denen a) Geschlechtliche Vielfalt und b) sexuelle und romantische Orientierungen differenziert
werden können. Recherchieren Sie als Gegensatz dazu, das Konzept der Heteronormativität und
beschreiben Sie kurz, was damit gemeint ist. Arbeiten Sie heraus, inwiefern die geschlechtliche und
sexuelle Vielfalt von Menschen auch im Rahmen Ihres eigenen Berufs als Lehrer*in relevant sein
könnte in Bezug auf die Lehrinhalte, die Lehrbücher, die Beziehung zu den Schüler*innen und
Kolleg*innen. Nennen Sie dazu mindestens zwei konkrete Beispiele.

a) Geschlechtliche Vielfalt
Debus und Laumann differenzieren das Geschlecht in drei unterschiedlichen Ebenen. Diese sind die Körper-, Identitäts-, und die Ausdrucksebene. Es ist Ihnen sehr wichtig, dass jeder dieser drei genannten Punkte auf derselben Ebene betrachtet wird. Die Körperebene umfasst die Vielfalt der körperlichen Merkmale, welche in einigen Geschlechtsidentitäten vorkommen, in anderen wiederum nicht. In der Ebene der Identität geht es um das Wissen der eigenen individuellen Identität. Schließlich geht es bei der Ausdrucksebene darum, wie die Vorlieben der Individuen zum Ausdruck gebracht werden.
b) Sexuelle und romantische Orientierung
Die Romantik und Sexualität orientieren sich an der Vorstellung, dass sich eine Person zu einem Geschlecht hingezogen fühlt, entweder dem gleichen oder dem jeweils anderen Geschlecht.
c) Heteronormativität
Der Begriff der Heteronormativität sagt aus, dass die heterosexuelle Orientierung als  Norm der Gesellschaft angesehen wird. Menschen werden sehr deutlich in die Kategorien des männlichen, sowie des weiblichen Geschlechts zugeordnet. Dabei werden andere sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten ausgegrenzt und diskriminiert.
d) Bedeutung für Lehrer/-innen & Schüler/-innen im Rahmen geschlechtlicher Vielfalt von
Menschen
Die geschlechtliche Vielfalt spielt für heranwachsende Erwachsene in den Schulen eine enorme prägende Rolle. Je mehr die geschlechtliche Vielfalt und Geschlechtsidentität behandelt werden, desto aufgeklärter werden die Schüler/-innen für ihre Zukunft sein. Dies sorgt nicht nur für Empathie und ein schöneres Miteinander, auch kann es „Betroffenen“ eine super Möglichkeit zur Entfaltung und Findung ihrer eigenen Identität bieten. Damit entwickeln die Schüler/-innen gemeinsam mit den Lehrkräften einen Ort der Toleranz und Akzeptanz.

Fallbeispiel in der Schule: Jona weiß schon seit einiger Zeit, dass er ein Junge ist, auch wenn ihm bei
der Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde. In der Schule haben die meisten Lehrenden
Jona akzeptiert und nennen ihn bei seinem neuen Namen und Pronomen. Aber immer wenn es um
die Toilettennutzung oder den Sportunterricht geht, kommt es zu Problemen. In der Umkleide beim
Umziehen wird er von seinen Cis-männlichen Klassenkameraden ausgelacht. Die Cis-Mädchen wollen
Jona in ihrer Umkleide auch nicht haben. Sie behaupten, Jona würde sie beobachten und das sei
Ihnen unangenehm. Jona war früher sehr sportbegeistert, inzwischen nimmt er am Sportunterricht
nur noch selten teil und meldet sich immer häufiger krank. Überlegen Sie, welche Schritte würden Sie
als Lehrer*in gehen, um Jona das alltägliche Leben leichter zu machen? Wie sollte sich das Kollegium
aufstellen, welche Gespräche müssten mit der Klasse geführt werden und welche institutionellen
Barrieren könnten abgebaut werden? Notieren Sie Ihre Überlegungen.

In diesem Fall würde ich zuerst ein Gespräch mit meinen Kollegen und der Schulleitung führen. Ich würde vorschlagen, dass man die Schwerpunkte Identitätsfindung und sexuelle Vielfalt in der Sexualkunde verstärkt, da ich davon ausgehe, dass die Dunkelziffer von Schüler/-innen, die genau so denken wie Jona hoch ist. Zudem würde ich diese beiden Schwerpunkte mit meiner Klasse behandeln. Jedoch werde ich bevor ich das Thema einführe, schon beobachten wie sich meine Schüler/-innen Verhalten, um zu schauen, ob diese Unterrichtseinheit Veränderungen in ihrem Verhalten auslöst. Ebenso würde ich darum bitten, eine Toilette für diverse und / oder non-binäre Personen zur Verfügung zu stellen. Dieses Gefühl des „anders Seins“, lässt  Jona sicherlich schrecklich unwohl fühlen, dem sollte ich als Lehrkraft entgegentreten. Mit Jona würde ich schließlich ein privates Gespräch aufsuchen, am besten nach Unterrichtsschluss, um die größtmögliche Privatsphäre vor den anderen Schüler/innen zu bieten. Dabei stelle ich ihm einige Fragen, wie zum Beispiel, ob ich irgendwo behilflich sein
kann, ob er ein Gespräch mit seinen Mitschülern führen möchte, ob ich dieses Gespräch mit seinen Mitschülern, aber nicht in seiner Anwesenheit führen soll, um dabei den anderen Mitschülern das „Unbekannte“ bekannt zu machen. Je nach seinem Wohlfühlgefühl, passe ich die darauffolgenden Gespräche und Unterrichtseinheiten an. Zudem stelle ich mich für jegliche Fragen, Gespräche usw. zu jeder Zeit zur Verfügung.

Recherchieren Sie in den sozialen Medien mindestens drei positive Vorbilder, die offen und
bestärkend damit umgehen, dass Ihre eigene Sexualität oder Geschlechtsidentität von der
heteronormativen Struktur abweicht und stellen Sie diese kurz in wenigen Sätzen vor.

1) Jolina Mennen: Aus Bremen kommt eine der bekanntesten Trans-YouTube Stars in Deutschland. Auf ihrem YouTube Kanal geht sie offen mit ihrer Sexualität um und betreibt wichtige Aufklärungsarbeit für die LGBTQ+-Community. Jedoch ist sie nicht nur auf YouTube aktiv, sondern auch auf Instagram. Dort hat sie über 300.000 Follower.

2) Rebel Wilson: eine australische Schauspielerin, welche bereits vor ihrem Outing die LGBTQ+- Community auf Instagram unterstützte.

3) Marvyn Macnificent: einer der bekanntesten männlichen Beauty-Influencer in Deutschland. Er war sich seiner Sexualität lange bewusst, doch auch er hatte damit zu kämpfen, in welche Richtung er sein Leben leiten möchte. Neben den Beauty-Videos
betreibt er weiterhin Aufklärungsarbeit für die LGBTQ+-Community.

 

Quellen:

Debus, Katharina; Laumann, Vivien (Hg.) (2018): Pädagogik geschlechtlicher, amouröser und sexueller
Vielfalt. Zwischen Sensibilisierung und Empowerment. 1. Auflage. Berlin: Dissens – Institut für Bildung
und Forschung e.V.

BRAVO Online Team (2022): Pride: Diese Stars gehören der LGBTQ+-Community an. Text abrufbar unter: https://www.bravo.de/pride-diese-stars-gehoeren-der-lgbtq-community-386552.html (Zugriff
am 05.06.2024).

Wagenknecht, Peter (2007): Was ist Heteronormativität? Zu Geschichte und Gehalt des Begriffs. In:
Jutta Hartmann (Hg.): Heteronormativität. Empirische Studien zu Geschlecht, Sexualität und Macht. 1.
Aufl. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften / GWV Fachverlage, Wiesbaden (Studien
interdisziplinäre Geschlechterforschung, Bd. 10), S. 17–34.


Kommentare

2 Antworten zu „Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in der Schule“

  1. Hi,
    Wie du bin ich der Meinung, dass die Geschlechtervielfalt und Identitätsfindung in den Schulen eine prägende Rolle spielt und dass man auf jeden Fall alles tun sollten, um durch Aufklärung und Bildung ein positives und sicheres Umfeld zu schaffen, in dem sich jeder wohl fühlt. Dies sollte meiner Meinung nach schon früh in der schulischen Laufbahn eines Kindes geschehen.
    Ich stimme dir auch bei Aufgabe 2 zu, auch hier ist die Ausbildung von Schülern und Lehrern der Schlüssel zum Erfolg. Außerdem sollte auf die individuellen Bedürfnisse von Jonah und den anderen Schülern eingegangen werden, wie zum Beispiel durch die von dir genannten nicht binären Toiletten. All dies könnte dazu führen, dass Jona sich genauso frei entfalten kann wie die drei Beispielpersonen aus Aufgabe 3, vielleicht sogar in der Schule.

    Quellen:
    Debus, Katharina; Laumann, Vivien (2018): Pädagogik amouröser und sexueller Vielfalt. Zwischen Sensibilisierung und Empowerment. O.O.
    Ott, Ad J., u. a. Die Situation von LGBTQ+ Jugendlichen in Deutschschweizer Schulen. Forschungsbericht des Projektes SOGUS – Sexuelle Orientierung, Geschlecht und Schule. Universität Bern, PH Bern, PH Zürich, 13. Februar 2024. DOI.org (Datacite), https://doi.org/10.48350/190611.

  2. [Kommentar überarbeitet]

    Hi,
    Wie du bin ich ebenfalls der Meinung, dass Geschlechtervielfalt und Identitätsfindung ein wichtiger Bestandteil der Schulen und des Lehrerberufs sind und ebenfalls eine Herausforderung darstellen. Als Lehrkraft ist es von zentraler Bedeutung, dafür zu sorgen, dass sich alle Schüler*innen in der Schule wohl und sicher fühlen. (Debus & Laumann, 2018, S. 30) Bildung und Aufklärung spielen dabei eine zentrale Rolle. Nur durch Wissen kann einer Diskriminierung von Schülern wie beispielsweise Jona aus Aufgabe 2 nachhaltig vorgebeugt werden. (Debus & Laumann, 2018, S. 30) Aber nicht nur Schüler*innen, sondern auch Lehrer*innen, die möglicherweise mit einem anderen Weltbild aufgewachsen sind, sollten für das Thema sensibilisiert werden.

    Auch bei Aufgabe 2 stimme ich dir zu. Auch hier ist die Ausbildung von Schülern und Lehrern der Schlüssel zum Erfolg. Darüber hinaus sollte auf die individuellen Bedürfnisse von Jonah und den anderen Schülern intensiv eingegangen und gemeinsame Lösungen gefunden werden, wie zum Beispiel durch die von dir genannten nichtbinären Toiletten. Das Argument der Sexualkunde ist sehr interessant, da zu meiner Schulzeit dort auch nur von zwei Geschlechtern die Rede war. Dabei verpasst man gerade dort eine große Chance, die Schüler*innen im Bereich sexueller Vielfalt aufzuklären. (Debus & Laumann, 2018, S. 31)

    Quellen:
    Debus, Katharina; Laumann, Vivien (2018): Pädagogik amouröser und sexueller Vielfalt. Zwischen Sensibilisierung und Empowerment. O.O.
    NDR, Klaas-Wilhelm Brandenburg und Alex Grantl. „Queere Menschen an Schulen: Gemobbt und beleidigt“. tagesschau.de, https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/queer-schule-101.html.Stand: 30.05.2022
    Spahn, Annika und Wedl, Juliette (2018): Schule lehrt/lernt Vielfalt. Praxisorientiertes Basiswissen und Tipps für Homo-, Bi-, Trans- und Inter*freundlichkeit in der Schule.

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