Reflektieren Sie die Konsequenzen der Aussonderung von Schüler:innen mit Förderbedarf?
SuS, welche einen Förderbedarf haben, werden von einigen Lehrkräften als etwas belastendes angesehen. Aufgrund dessen kommt es nicht selten dazu, dass eine Lehrkraft einen Unterricht so führt, dass er für SuS mit Förderbedarf nicht angepasst ist. Jedoch führt diese Aussonderung von förderbedürftigen SuS zu einigen Konsequenzen. Wenn wir die Schule im Konstrukt der Gesellschaft betrachten, dann ist es klar, dass die Schule nicht die Gesellschaft komplett ändern kann. Jedoch bildet sie die neuen Menschen der Gesellschaft aus. Indem es eine Aussonderung von förderbedürftigen SuS gibt, zeigt man ihnen und andere SuS, dass sie nicht zur Klassengemeinschaft gehören und im schlimmsten Fall sogar nicht zur „bürgerliche Gesellschaft“. „(…) Man kann mit Schule nicht die Gesellschaft grundlegend verändern (…) aber sie kann Schneisen ins Dickicht schlagen für Demokratie und Inklusion“ (Deppe-Wolfinger in Müller 2018). Wenn man es mit den Worten von Helga Deppe sagen will, dann verhindert die Aussonderung der förderbedürftigen SuS, dass die Schneisen für Demokratie und Inklusion garnicht erst geschlagen werden können. Zudem führt die Aussonderung von förderbedürftigen SuS dazu, dass eine Kategorisierung zwischen förderbedürftigen und nicht förderbedürftigen SuS entsteht. Dies würde gegen die Inklusive sprechen und ist bekannt unter dem Begriff „Kategorisierungsdilemma“ (Greiner 2019, S. 47-61). Des weiteren lernen SuS voneinander (F. 37). Indem die SuS voneinander getrennt werden, können sie nicht mehr voneinander lernen.
Welche Informationen sind in der Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung&Entwicklung“ bzw. „Förderschwerpunkt Lernen“ enthalten? Nützt die Diagnose „Trisomie 21“ Ihnen als Lehrer:in mehr? Welche Informationen benötigen Sie von einer Schüler:in um Ihren Unterricht ggf. anzupassen?
Die Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung und Entwicklung“ zeigt, dass der SuS Schwierigkeiten hat, sich selbst und die Umgebung korrekt wahrzunehmen und Defizite in der emotionalen Entwicklung aufweist. SuS mit dieser Diagnose zeigen oft auffälliges emotionales Verhalten einschließlich eingeschränkter Urteilsfähigkeit. Zudem könnte es sein, dass sie Probleme mit der Feinmotorik und der Wahrnehmung (visuell/auditiv) aufweisen (Berndt-Schmidt et al. 1995, S. 323–333). Der Förderschwerpunkt Lernen zeigt an, dass die SuS ein generelles Problem mit dem Lernen haben. Einige Beispiel wären: Lese und Rechtschreibschwierigkeiten, geringe Frustrationstoleranz, kurze Aufmerksamkeitsspanne, langsames Lerntempo und kurzes Konzentrationsvermögen.
Die Diagnose von Trisomie 21 hilft mir insofern weiter, dass sie mir ermöglicht, mich auf mögliches Verhalten der betroffenen Person einzustellen. Jedoch sollte klar sein, dass jeder Mensch individuell ist und somit eine Pauschalisierung nicht möglich ist. Daher denke ich, dass man die Person im Laufe der Zeit besser kennenlernen sollte/wird und dadurch besser verstehen kann, wie man mit ihr/ihm umgehen kann. Denn eine einzelne Diagnose kann eine komplette menschliche Identität nicht bestimmen und erst recht kein Leitfaden sein, wie man mit diesem Menschen umgehen kann. Zudem kann es hilfreich sein, wenn man die Eltern nach Rat/Informationen bezüglich der Person fragt. Letztendlich sind sie es, die die Person am besten kennen. Dementsprechend können sie wertvolle Informationen bezüglich des Verhaltens und der Persönlichkeit des Schülers/Schülerin geben.
Wie können Sie in Ihrem Unterricht die Zugänglichkeit und Anschaulichkeit von Medien/Materialien verbessern? Welche Verbündeten können sie dazu gewinnen?
Medien und Materialien im Unterricht könnten zugänglicher und anschaulicher gestaltet werden, durch sogenannte Barriere freie Formate. Ein Beispiel dafür wären Symbole. Diese können verwendet werden, um Sprachbarrieren zu überwinden (Folie 33). Zudem können Modelle, Anschauungsmittel (Folie 35) und videografische Darstellungen (Folie 35) eingesetzt werden, um das Verständnis zu fördern und den Unterricht effektiver zu gestalten. Vergrößerte Texte wären ein konkretes Beispiel dafür, wie man mit SuS umgehen kann, die eine Leseschwäche haben. Falls die Leseschwäche so stark ist, dass das Lesen fast nicht möglich ist oder wenn eine visuelle Störung bei den SuS vorliegt, könnte man den Text vorlesen lassen durch bestimmte auditive Programme, wie zum Beispiel qr.kits.blog (Folie 46).
Wählen Sie eines der Lernvideos/der Podcasts/Interviews auf path2in.uni-bremen.de aus, schauen Sie es sich an und schreiben Sie kurz eine begründete Empfehlung für Ihre Kommiliton_innen, warum es sich ggf. lohnt sich das Video/den Podcast/ den Text anzusehen.
Das Video von Reinhard Stähling und Barbara Wenders, „Zusammen Arbeit im Team“ behandelt die aus ihrer Sicht wichtigsten Aspekte der Teamarbeit. Es bezieht sich auf Teams, die aus Lehrkräften, Erziehern und angehenden Studierenden bestehen. Besonders für zukünftige Lehrkräfte sind die Ansichten von Stähling und Wenders über notwendige Methoden und Lerninhalte von großem Interesse. Denn ich bin der Meinung, dass die Zusammenarbeit im Team ein absoluter essenzieller Punkt für Lehrkräfte ist. Ich empfehle allen Lehramts studierenden sich dieses Video anzusehen.
Quellenverzeichnis
Berndt-Schmidt, K., Diehm, R., Lackmann, R., & Müller, P. (1995). Sonderpädagogischer Förderbedarf, Förderbereiche, Förderschwerpunkte. Zeitschrift Für Heilpädagogik, 46(7), 323–333
Greiner, Ulrike (2019): Paradoxien eines inklusiven Bildungskonzepts. In: Hochstadt, Christiane; Olsen, Ralph (Hg.): Handbuch Deutschunterricht und Inklusion. Weinheim, Basel (Beltz), 47-61.
Müller, Frank J. [Hrsg.]: Blick zurück nach vorn – WegbereiterInnen der Inklusion. Band 2. Originalausgabe. Gießen : Psychosozial-Verlag 2018, S. 193-211. – (Dialektik der Be-Hinderung)
Schreibe einen Kommentar