Ringvorlesung 3: Intelligenz vs. Wissen


  1. Erläutern Sie den Einfluss von Intelligenz und Vorwissen auf den Lernerfolg. In welchem Verhältnis stehen diese beiden Heterogenitätsdimensionen? Was muss man tun, um ihren jeweiligen Einfluss empirisch zu untersuchen? Und was bedeuten die Befunde für Schule und Unterricht?

Für den Lernerfolg von Schülerinnen und Schüler (SuS) ist eine Kombination von Intelligenz sowie Vorwissen essentiell. Beide Faktoren stehen in Relation zueinander und können nicht einzeln stattfinden, da beide Komponenten eine einflussreiche Wirkung auf die jeweilige Opposition ausüben. Allerdings lässt sich feststellen, das Vorwissen eine größere Auswirkung auf den Lernerfolg abzielen kann als die Intelligenz. Nach Gruber und Stamouli (2009) ist Lernen als ein Prozess zu verstehen, bei der man auf zuvor Erlerntes zurückgreift, um neue Hindernisse zu überwinden.

Im schulischen Alltag sollte der Fokus auf die Individualität innerhalb der Klassen gelegt werden, um eine homogene Unterrichtplanung zu vermeiden. Die Individualität bezieht sich hierbei auf den Grad an Vorwissen, der durch gegebene Faktoren wie Lernbereitschaft, Stadtteil, zuvor besuchte Schulen (usw.) stark voneinander variieren kann. Es ist daher sinnvoll, das bereits Erlernte zu ermitteln und bei der zukünftigen Lehrplanung zu beachten.

 

  1. Einige Befunde der heutigen Sitzung waren für Sie möglicherweise überraschend. Oder Sie sehen einige der Forschungsergebnisse kritisch in Bezug auf Schule und Unterricht. Welche (Forschungs-) Fragen ergeben sich daraus (z.B. für Ihr nächstes Praktikum)? Und wie können Sie diese Fragen beantworten?

Da ich schon bisher die Gelegenheit hatte, ein Praktikum an einer Schule zu absolvieren, sehe ich das Kernproblem bei der Lernbereitschaft des einzelnen Schülers. Es kann durchaus vorkommen, dass eine abweisende Haltung gegenüber gewissen Themenbereichen des Unterrichts entstehen.

Eine Lehrkraft kann den Unterricht (durch verschiedene Elemente wie Gruppenarbeiten, Visualisierungen usw.) umfangreich gestalten und dem Motivationsschwund vorbeugen. Jedoch liegt die Verantwortung letztendlich beim Schüler, sich mit den Inhalten des Unterrichts zu befassen / überwältigen und Freude am Lernen zu entwickeln. Die Frage, die sich daraus resultiert, ist, inwiefern eine Lehrperson auf das Verhaltensmuster des Einzelnen (durch bspw. persönliche Gespräche mit dem Kind und Eltern, Änderungen des Unterrichtsstoffes) einwirken kann, ohne die anderen SuS zu benachteiligen.

 

  1. Am Ende des Vortrags wurden zwei verschiedene Adaptionsmodelle (Weinert, 1997; Leutner, 1992) dargestellt. Finden Sie zu jeder der in den Modellen genannten Reaktionsmöglichkeiten bzw. Adaptionsformen Praxisbeispiele.

 

Reaktionsformen nach Weinert (1997)

Zweck vs. Umsetzung (Leutner 1992)

Passiv: Klassenarbeit. Schwache Leistung des Einzelnen (Bsp. Note 5+ von Marie) wird ignoriert und der Fokus auf die Durchschnittsnote von 2,4 der gesamten Klasse gerichtet und bei der zukünftigen Planung berücksichtigt

 

Substitutiv: Aufteilung der Gruppen nach Lernstarken bzw. Lernschwächeren SuS

 

Aktiv: Bestimmung der Aufgabenwahl liegt bei der Schülerschaft. Marie entscheidet selbst, welchen Schwierigkeitsgrad sie sich zutraut.

Proaktiv: Bestimmung des Schwierigkeitsgrades durch die Lehrkraft. Herr Mustermann (Lehrkraft) bestimmt, welchen Schwierigkeitsgrad Marie annimmt.

Lernziel: Homogenes Wissen der Klassengemeinschaft nach Bearbeitung eines Unterrichtsstoffes

 

Lernmethode: Gruppenarbeit

 

Lernzeit: Bei Bedarf, Hilfestellung durch die Lehrkraft.

 

Literatur:

Gruber, H., & Stamouli, E. (2009). Intelligenz und Vorwissen. In E. Wild & J.Möller (Hrsg.), Pädagogische Psychologie (S.35-36) Heidelberg: Springer.
Schmidt-Borcherding, Florian: Umgang mit Heterogenität in der Schule.Die kognitiven Dimensionen von Lernerfolg: Intelligenz vs. Vorwissen, Vorlesung Sommersemester 2022.


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