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Durch die von der Kultusministerkonferenz (KMK) veröffentlichten Bildungsstandards für die fortgeführte Fremdsprache (KMK 2012) wurde die Text- und Medienkompetenz zum ersten Mal in der Bildungsgeschichte Deutschlands als vollwertiger Kompetenzbereich für den Fremdsprachenunterricht (FSU) definiert. Diese verweist auf ein sehr komplexes und vielschichtiges Wissensgebiet, das darauf abzielt, den Schüler*innen (SuS) Texte und Medien als kulturelle und ästhetische Produkte zu vermitteln und soll im FSU immer in Interaktion mit den anderen Kompetenzbereichen verstanden werden (vgl. del Valle Luque 2016: 110).

Im heutigen Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung verbreiten sich die Texte massenhaft in allen möglichen Formen und werden durch die alltägliche Nutzung der Massenmedien immer zugänglicher. Angesichts dieses gegenwärtigen Phänomens zeigt sich die Vermittlung von Text- und Medienkompetenz im schulischen Feld als eine bedeutsame erzieherisch-bildende Querschnittaufgabe und eine Herausforderung sowohl für die Lehrer*innen (LuL) als auch für die SuS, insbesondere im FSU, in dem Texte und Medien wie nie zuvor als zentrale Gegenstände erscheinen (ebd.: 115).

In diesem Kontext erweist sich das Blog als ein möglicher Lerngegenstand, der dieser neuen Anforderungen im heutigen FSU gerecht werden kann. Menschen und insbesondere Jugendliche neigen heutzutage immer häufiger dazu, im Internet miteinander zu kommunizieren, aber auch von sich preiszugeben und von anderen zu erfahren. So nehmen Blogs eine besondere Stellung ein, auch in der Fremdsprachendidaktik, in der sie aufgrund ihres hohen Motivationspotenzials und ihrer multi-perspektivistischen Beschaffenheit, die die SuS beim Lernprozess unterstützt, zunehmend an Gewicht gewinnen (vgl. Kraus 2008: 16f.; Donath 2010: 12). Daher stellt sich die Frage, wie das Blog zur Förderung der Text- und Medienkompetenz der SuS beitragen kann. Um dies zu beantworten, soll aus dieser Arbeit eine reflektierte Auseinandersetzung mit dem Blog als Textsorte im FSU entstehen. Bevor aber auf eine Definition sowie auf das fremdsprachendidaktische Potenzial bzw. die Herausforderungen in Bezug auf den Einsatz von Blogs im FSU genauer eingegangen wird, muss zunächst einmal der ‚Text- und Medienkompetenz‘-Begriff eingehender erläutert werden.

Um diese Begrifflichkeit zu verstehen, wie sie in den Bildungsstandards formuliert wurde, erscheint es zunächst sinnvoll, die Begriffe „Text“, „Medien“ bzw. „Medium“ und „Kompetenz“ einzeln zu erörtern, da sie im (fremdsprachen-)didaktischen Kontext eine neue Dimension erlangen.

Betrachtet man zunächst den Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen (GeR) für Sprachen (Europarat 2001), so versteht sich die ‚Kompetenz‘ als

[…] die Summe des (deklarativen) Wissens, der (prozeduralen) Fertigkeiten und der persönlichkeitsbezogenen Kompetenzen und allgemeinen kognitiven Fähigkeiten, die es einem Menschen erlauben, Handlungen auszuführen [bzw.] […] die Herausforderungen der Kommunikation über sprachliche und kulturelle Grenzen hinaus anzunehmen und zu meistern […]. (Europarat 2001: 9, 21)

Dieser Erfassung nach gehen Kompetenzen auf Dispositionen, d.h. auf multidimensionierte Bereitschaften eines Menschen zurück, die gleicherweise Wissen, Fertigkeiten, Fähigkeiten, Erfahrungen, Einstellungen, Motivation, Absichten, Können, Handeln und soziale Aspekte aufnehmen. Weder können sie kurzfristig antrainiert noch aus statischisolierten Wissensbeständen aktiviert werden; vielmehr werden sie erst durch langwierige, systematische, vernetzte und kumulative Lernprozesse aufgebaut bzw. erworben (vgl. Hallet/Königs 2010: 59f.).

Weiterhin lässt sich ein Text im engeren Sinne als eine „schriftlich fixierte im Wortlaut festgelegte, inhaltlich zusammenhängende Folge von Aussagen“ (Duden) definieren. Hinsichtlich der aktuellen gesellschaftlichen Lage (s.o.) wäre dieses beschränkte Verständnis des Textbegriffs dennoch mangelhaft. So gehen die Bildungsstandards für die fortgeführte Fremdsprache von einem aus der Medienpädagogik stammend erweiterten Textbegriff aus (vgl. del Valle Luque 2016: 111; KMK 2012: 13). Basierend auf der etymologischen Bedeutung des Wortes (lat. textum ‚das Gefüge‘, ‚das Gewebe‘), verweist dieser auf ein Gewebe kommunikativer Zeichen, die multimodale (schriftlich, bildlich, auditiv, etc.) Informationsvermittler darstellen können. Insofern sind, anders als bei der ursprünglichen Definition, bspw. auch Comics, Lieder oder Filme, den Texten zuzuordnen (vgl. del Valle Luque 2016: 112).

Der Medienbegriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet ‚Mitte, Mittel, etwas Vermittelndes‘. Im bildungssprachlichen Sinne verweist er also auf eine Einrichtung (z.B. Funk, Fernsehen, Presse), die die Vermittlung von Meinungen, Informationen und Kulturgütern zum Zweck hat (vgl. Duden). Dabei steht allerdings die technische bzw. instrumentelle Dimension des Mediums überwiegend im Vordergrund (vgl. Bonfadelli 2002: 12). Um den Medienbegriff in seiner Vielfalt verstehen zu können, soll deshalb auf Bonfadellis medienpädagogischen Beitrag zurückgegriffen werden. Bonfadelli unterscheidet drei verschiedenen Medienkategorien: die (1) technischen Medien sind solche Gegenstände und Geräte, die die Inhaltsdarstellung im Unterricht ermöglichen (z.B. DVD- und CD-Player, Beamer, interaktives Board aber auch Bücher, Lehrmaterialen oder Tafeln); die (2) sozial-institutionellen Medien gehen auf Organisationen bzw. Mittler wie Schulen oder Lehrkräfte zurück, deren Ziel die Vermittlung von sozio-gesellschaftlichen Inhalten im Unterricht ist; und die (3) zeichentheoretischen Medien, die auf zeichensystematische Elemente wie schriftliche und mündliche Äußerungen oder aber auch bildliche oder körperliche Darstellungen zurückgehen und die darauf abzielen, ideologische Ansätze im Unterricht zu vermitteln (ebd.; vgl. del Valle Luque 2016: 113). Um dem gegenwärtigen FSU gerecht zu werden, hat die Fremdsprachendidaktik Bonfadellis ursprüngliche Kategorisierung mit den sog. (4) „neuen Medien“ erweitert. Dabei handelt es sich um computergestützte Technologien (Internet, Web 2.0, E-Mails, Wikis, etc.), die zur Kommunikations- und Informationsvermittlung dienen (ebd.).

Angesichts der oben erläuterten Definitionen, scheint eine klare semantische Trennung zwischen ‚Text‘ und ‚Medium‘ nicht mehr möglich. Diesen Begriffsbestimmungen nach, verweist der Text auf die Form und den Inhalt; das Medium hingegen erweist sich als das Mittel zum Ausdruck ästhetischer bzw. kommunikativer Gedanken (ebd.: 114). Ausgehend davon und aufbauend auf den 2003 formulierten Bildungsstandards für die erste Fremdsprache definieren also die Bildungsstandards für die fortgeführte Fremdsprache sowohl die rezeptive als auch die produktive Text- und Medienkompetenz wie folgt (del Valle Luque 2016: 110):

Text- und Medienkompetenz umfasst die Fähigkeit, Texte selbständig, zielbezogen sowie in ihren historischen und sozialen Kontexten zu verstehen, zu deuten und eine Interpretation zu begründen. Text- und Medienkompetenz schließt überdies die Fähigkeit mit ein, die gewonnenen Erkenntnisse über die Bedingungen und Techniken der Erstellung von Texten zur Produktion eigener Texte unterschiedlicher Textsorten zu nutzen. Alle mündlich, schriftlich und medial vermittelten Produkte, die Schülerinnen und Schüler rezipieren, produzieren oder austauschen, werden als ‚Text‘ verstanden. Der Medienbegriff umfasst alle Mittel und Verfahren der Informationsverarbeitung und -verbreitung. (KMK 2012: 22)

Anhand dieser Definition sollte deutlich geworden sein, dass die Einführung der Text- und Medienkompetenz in die Bildungsstandards als eine Antwort an die heutige Gesellschaft erfolgt ist, die sich u.a. aufgrund der zunehmenden Relevanz der audiovisuellen Medien permanent entwickelt und in der das Individuum sich durch ständig neue erworbene Kompetenzen definieren lässt. In diesem Kontext stellt sich aber dann die Frage der Anforderungen an die SuS. Mit anderen Worten, was wird in Bezug auf die Text- und Medienkompetenz von den SuS im FSU genau erwartet?

Anlehnend an die Bildungsstandards für die fortgeführte Fremdsprache (vgl. KMK 2012: 22) stellen sich drei Aspekte bzgl. der text- und mediendidaktischen Anforderungen heraus, die für den FSU von großer Wichtigkeit sind: (1) Die Text- und Medienkompetenz lässt sich als eine Vertiefung von Lese- und Hör(seh)verstehen definieren; (2) Texte und Medien bekommen im Oberstufenunterricht einen zentralen Stellenwert zugeschrieben und (3) im FSU sollen SuS auf vorhandenes schulisches und außerschulisches Wissen zurückgreifen, um dieses anhand von Texten und Medien weiterzuentwickeln. Darüber hinaus sollen sie dazu befähigt werden, unterschiedliche Text- und Medienformen zu identifizieren und sich damit kritisch auseinanderzusetzen, indem sie auch über den manipulativen Gebrauch von Texten und Medien in der heutigen Gesellschaft aufgeklärt werden. Allem voran soll aber der Einsatz von Texten und Medien in erster Linie Raum zum Erwerb der Fremdsprache bzw. zur „Erweiterung [der] eigenen fremdsprachlichen kommunikativen und interkulturellen kommunikativen Kompetenz“ (Grünewald 2010: 213 in: del Valle Luque 2016: 116) dienen (vgl. del Valle Luque 2016: 115f.). Ausgehend davon, wie können all diese Anforderungen bspw. durch den Einsatz von Blogs im FSU erfüllt werden? Ermöglicht dieser tatsächlich die Förderung der Text- und Medienkompetenz? Bevor diesen Fragen ausführlich nachgegangen wird, soll hier zunächst erklärt werden, was unter ‚Blog‘ zu verstehen ist.

Ein Blog – auch Weblog genannt – verweist auf eine online zugängliche Seite, mit der, ähnlich wie bei einem Tagebuch, die sog. ‚Blogger‘ andere an ihrem Leben teilhaben lassen bzw. ihre persönlichen Ideen, Gedanken und Ereignissen mitteilen. So werden regelmäßig neue Artikel in Wort, Bild aber auch Ton verfasst und eingestellt, worauf die Besucher durch eine meist vorhandene Kommentarfunktion reagieren und somit mit dem Autor sowie mit anderen Besuchern in Kontakt treten können (vgl. Dorok/Klemm 2008: 21f.; Kraus 2010: 10).

Nimmt man diese Auffassung genauer in den Blick, so lässt sich das didaktische Potenzial vom Blog im FSU in vielerlei Hinsicht herauskristallisieren. Beginnend mit seiner Form: Die Tatsache, dass es einem Tagebuch ähnelt, welches zudem digital geführt wird, bezieht sich unmittelbar auf die Lebenswirklichkeit zahlreicher SuS. Somit sollte es sich auch als Motivationsanreger im und für den FSU erweisen.

Das Blog kann weiterhin sowohl als ‚statisches‘ als auch als ‚dynamisches‘ Lernmaterial verstanden und im FSU eingesetzt werden. Beide Begriffe – ‚statisch‘ und ‚dynamisch‘ – wurden keiner Literatur entnommen. Sie entsprechen hier vielmehr zwei ‚erfundenen‘ Adjektiven, die im Rahmen der vorliegenden Arbeit eine notwendige Unterscheidung ermöglicht: So meinen ‚statische‘ Lernmaterialen bereits vorhandene Lerngegenstände, die als solche für die Förderung von Kompetenzen im FSU eingeführt werden; ‚dynamisch‘ hingegen versteht sich im Sinne eines handlungs- und produktionsorientierten FSUs und geht auf das kreativ-ästhetische und schülerorientierte Lernen zurück.

In diesem Kontext können bereits existierende Blogs bzw. ihre textuellen und audiovisuellen Inhalte von der Lehrkraft benutzt werden, um das Lese- und Hör(seh)verstehen mit den SuS zu üben (vgl. Dorok/Klemm 2008: 22). Das Blog stellt hier den Vorteil dar, dass es authentische Texte – im erweiterten Sinne – beinhaltet, wobei die Förderung von sprachlichen Mitteln einfacher erfolgen kann, wie z.B. die Semantisierung des unbekannten Wortschatzes durch das Zusammenspiel von Text/Ton und Bild (vgl. Grünewald 2012: 29).

Blogs können aber auch als ‚dynamische‘ Lernmaterialen in den FSU eingeführt werden, da sie den SuS starke Rede- sowie Schreibanlässe bieten (vgl. Kraus 2010: 10). In diesem Zusammenhang nehmen Dorok/Klemm (2008: 22) eine weitere Unterscheidung in Bezug auf das Blog vor, nämlich die zwischen einem reinen Informationswerkzeug und einem multidirektionalen Werkzeug. Im ersten Fall kann das Blog bspw. der Projektdokumentation aber auch der Verfassung von Lerntagebüchern dienen, die von den Lernenden regelmäßig mit Arbeitsergebnissen in der Zielsprache aktualisiert werden (ebd.; vgl. Kraus 2010: 10). Insofern dies in textueller und/oder in audiovisueller Form erfolgen kann, spricht ein solcher Umgang mit Blogs sowohl für die Schreib- als auch für die Sprechförderung.

Als multidirektionales Kommunikationswerkzeug versteht sich ferner das Blog als ein kollaboratives bzw. kooperatives Mittel, das sich als optimal für fremdsprachliche Produktion sowie schriftliche und mündliche Interaktion erweist (vgl. Donath 2010: 12). Da die Blogarbeit im FSU eine zwischenmenschliche Interaktion begünstigt, werden nicht nur produktive (Sprechen/Schreiben), sondern auch rezeptive (Hören/Lesen) funktional-kommunikative Kompetenzen und weitere Fähigkeiten gefördert, wie die folgenden Einsatzbeispiele es zeigen werden.

So kann ein Blog bspw. Raum für eine Diskussion zu einem (aktuellen) Thema innerhalb einer Klasse oder gar zwischen Austauschschüler*innen geben (vgl. Dorok/Klemm 2008: 22). Zusätzlich zu den o.g. Fähigkeiten, kann beim Letzteren zugleich das interkulturelle Lernen bzw. die interkulturelle kommunikative Kompetenz gefördert werden: Die SuS treffen dadurch auf andere Kulturen, erfahren über neue Sicht- und Lebensweise, die zusammen mit der Lehrkraft im Sinne der Bewusstmachung und der konstruktiv-kritischen Auseinandersetzung im Klassenraum thematisiert werden können.
Ebenfalls bietet dieses Medium die Möglichkeit, individuelle oder gemeinsame Reiseberichte im Rahmen einer Klassenfahrt zu verfassen und zu veröffentlichen. Dabei können die jeweiligen Beiträge durch Kommentare und eigene Erlebnisse ergänzt bzw. erweitert werden (ebd.). Aus dieser Perspektive ermöglicht die Arbeit mit Blogs eine stärker authentische und motivierende Schriftsprachhandlung durch das kreative Schreiben. Indem eigene Erfahrungen und Meinungen zum Ausdruck kommen, dient dieses den SuS dazu, ihr eigenes Ich zu entdecken und zu reflektieren (Selbstkompetenz) sowie einen persönlichen Schreibstil in der Fremdsprache zu entwickeln (Sprachbewusstheit) (vgl. Bannicke/Gröschel 2016: 5, 8).

Indem weiterhin die Lehrkraft z.B. durch aktives Podcasting oder das Drehen von Videos die Lernende regelmäßig Nachrichtenbeiträge zu aktuellen Themen in der Fremdsprache produzieren und veröffentlichen lässt, wird das realitätsbezogene Sprechen dezidiert in den Mittelpunkt gestellt und in einem authentischen Lernszenario trainiert (vgl. Donath 2010: 14). Natürlich wird dabei nicht nur die Sprechfähigkeit gefördert: Neben dem Lesen bzw. dem Hören und der Fähigkeit zur Sprachmittlung – die Produktion von Nachrichtbeiträgen setzt schließlich die Beschäftigung mit Primärtexten voraus – impliziert ein solcher Ansatz auch die Förderung der Text- und Medienkompetenz. Er führt nämlich die Lernenden dazu, sich technisch wie kritisch mit unterschiedlichen medialen Textformen bzw. -sorten auseinanderzusetzen (ebd.) und dient somit der Sensibilisierung für einen verantwortlichen und bewussten Umgang mit bereits veröffentlichen Inhalten (Urheberrechte bzw. Quellenangabe, Quellenüberprüfung) sowie mit neuen Technologien (vgl. Donath 2010: 12; Kraus 2008: 19).

Allgemein betrachtet lassen sich aus den soeben geschilderten Einsatzbeispielen von Blogs im FSU weitere didaktische bzw. pädagogische Vorteile hervorheben: Insofern die von den SuS verfassten Einträge veröffentlicht werden, sind auch Adressaten bzw. ein Publikum vorhanden. Demnach erreichen sie eine besondere Wertigkeit, da sie dadurch nicht mehr allein von der Lehrkraft, sondern auch von anderen gelesen und somit gewürdigt werden (vgl. Donath 2008: 35f.). Durch die Kommentarfunktion erhalten Mitschüler*innen und Lehrkraft die Möglichkeit sprachliche sowie inhaltliche Rückmeldungen zu erteilen, sodass jede/r ihren/seinen Lernprozess selbstkritisch reflektieren kann.

Somit entsteht folglich ein positiver Druck, der zur Steigerung der Lern- und Arbeitsmotivation führen kann: Wissend, dass die Leserschaft sich nicht mehr lediglich auf die Lehrkraft beschränkt, geben sich SuS besonders Mühe bei der Verfassung bzw. Gestaltung ihrer Beiträge (ebd. 2010: 13). Auch diejenigen, die für gewöhnlich still sind und sich im ‚normalen‘ Unterricht selten melden, können sich im Rahmen des freien Raums, den das Blog ihnen bietet, zeigen und ihre wahren Fähigkeiten offenbaren (ebd. 2008: 36).

Zu guter Letzt kann sich die Blogarbeit auch im Sinne der Förderung der Sozialkompetenz als vorteilhaft erweisen. Aufgrund der ständige zwischenmenschliche Interaktion, die das Medium charakterisiert, gehört es schließlich zur pädagogischen Rolle der Lehrkraft, darauf zu achten, dass jede/r kritisch, aber zugleich konstruktiv und respektvoll mit den anderen und deren Beiträgen umgeht (vgl. Kraus 2008: 18).

Ausgehend vom oben Dargestellten lässt sich zusammenfassend sagen, dass der Einsatz von Blogs im FSU aus didaktischer sowie pädagogischer Perspektive vielversprechend ist. Es wird nämlich den Eindruck erweckt, damit sei es möglich, all die Anforderungen an die SuS hinsichtlich der Text- und Medienkompetenz und vieles mehr zu erfüllen, zumindest in der Theorie. Denn, wenngleich die Arbeit mit Blogs im FSU einiges an Potenzial mit sich bringt – so die diesbezüglichen Projektberichte –, so kann die schulische Realität sehr hinderlich sein.

So hat sich gezeigt, dass SuS oft kaum Vorerfahrungen mit Blogs haben. Gerade das online kreative Schreiben kann für sie eine große Herausforderung darstellen, da sie sprachliche aber auch organisatorische bzw. methodische sowie – hinsichtlich der Einbindung von Texten und/oder audiovisuellen Inhalten – technische Kompetenzen voraussetzen, die ggf. geschult werden müssen (vgl. Bannicke/Gröschel 2016: 7).

Vor diesem Hintergrund ist auch die Zeit nicht zu unterschätzen (vgl. Donath 2010: 13): Ein solcher Einsatz ist in der Tat meist zeitlich sehr aufwändig; den Fremdsprachen allerdings werden derzeit jeweils nur drei bis vier Stunden wöchentlich gewidmet. Daher muss seitens der Lehrkraft unbedingt bedacht werden, dass die Arbeit mit Blogs – wenn sie im Unterricht vorgenommen wird – über mehrere Wochen verlaufen kann.

Darüber hinaus müssen räumliche, technische sowie rechtliche Faktoren in Betracht gezogen werden. So soll die Lehrkraft sich in diesem Zusammenhang zunächst vergewissern, dass sie selber mit der Technik vertraut ist bzw. über die erforderliche Medienkompetenz sowie über das rechtliche Wissen verfügt oder sich diese ggf. z.B. im Rahmen einer Fortbildung aneignen. Solchen sehr spezifischen Aspekten werden nämlich in der universitären Lehramtsausbildung bis dato noch zu wenig Beachtung geschenkt.

Rein pragmatisch gesehen muss außerdem auch sichergestellt werden, dass die technische und räumliche Gestaltung der jeweiligen Schulen den Einsatz von Blogs im FSU möglich macht. Oft sind nur veraltete kaum funktionierende Computer vorhanden oder gar keine. Angesichts der aktuell äußerst großen Klassenverbände ist zudem häufig der Fall, dass die Anzahl an zur Verfügung stehenden Geräten zu gering ist bzw. die Computerräume zu klein sind, damit eine Arbeit mit Blogs in guten Arbeitsbedingungen stattfinden kann.

Abschließend lässt sich also sagen, dass Blogs zweifelsohne viel didaktisches Potenzial bieten, das ihren Einsatz im FSU befürwortet. Doch – wie soeben gezeigt wurde – sind die Herausforderungen, die damit verbunden sind, zahlreich und die Liste ist hiermit längst nicht vollständig. Damit wird jedenfalls deutlich, dass ein Blog kein Wunderwerkzeug ist. So muss ständig nach seinem tatsächlichen Mehrwert gefragt werden. Es gilt nämlich das didaktische Leitprinzip: Der Inhalt bestimmt die Methode. Mit anderen Worten, Blogs sollen bzw. können nicht für jeden beliebigen Lerninhalt verwendet werden. Der Einsatz digitaler Medien im FSU soll schließlich nicht in ein Plädoyer für übermäßigen Medienkonsum verfallen; vielmehr soll hiermit den Raum gegeben werden, sich im Unterricht mit einer solchen aktuellen Problematik eingehender zu befassen.

 

Literatur

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Valle Luque, V. (del) (2016): „Text- und Medienkompetenz“, in: Bär, M./ Franke, M. (Hrsg.): Spanisch Didaktik. Berlin: Cornelsen, 110-139.

 

 

 

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