Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in Gymnasium und Oberschule

Warum Sprachbarrieren nicht gleich Wissensbarrieren sind

Eine der vielen Aufgaben der Schule und im speziellen der Lehrkräfte ist es, Wissen zu vermitteln und den respektvollen Umgang mit seinen Mitmenschen zu leben und zu lehren. Schüler*innen die Möglichkeit zu verwehren, aufgrund nicht vollständig ausreichenden, z.T. bildungssprachlichen Deutschkenntnissen eine Schulform mit womöglich höherem Lernniveau zu besuchen, spricht meiner Meinung nach genau gegen das Konzept Schule und wofür sie stehen sollte. Eine Sprache ist ein Teil des Charakters einer Person, und trägt somit auch zur Heterogenität einer Gruppe bei. Ich finde es sollte deswegen bei der Zuteilung der Schüler*innen an unterschiedliche Schulen vor allem darauf geachtet werden, was die SuS wollen und wie die dessen Lernfähigkeit ist. Nur weil jemand Deutsch als Muttersprache hat heißt schließlich nicht, dass er oder sie eine höhere Fähigkeit zu lernen hat und sämtliche bildungssprachliche Begriffe beherrscht. Trotzdem wird bei Schüler*innen mit deutscher Muttersprache dann das Gymnasium als Schulform gewählt. Durch individuelle Förderung der SuS, welche Deutsch noch nicht ausreichend beherrschen, kann die Sprachbarriere schnell abgebaut werden, zumal es für junge Schüler*innen in der Regel leichter ist, neue Sprachen zu erlernen und zu verbessern.

 

Warum es 2-in-1 auch bei Sprachen gibt

In meiner eigenen Schullaufbahn war ich ständig im Kontakt mit Mehrsprachigkeit jeglicher Hinsicht. Ein relativ großer Teil der Schüler*innen wurde entweder zweisprachig oder ausschließlich mit einer anderen Sprache als Muttersprache großgezogen. Der größte Teil dieser SuS hat die Real- oder Hauptschule besucht, jedoch habe ich im Sport- und Kunstunterricht, sowie in den großen Pausen erlebt, wie oft Schüler*innen das Sprechen einer anderen Sprache als Deutsch untersagt wurde. Auch wenn es außerhalb des Schulischen Kontextes war. Hierbei waren Englisch, Französisch, Spanisch und Latein ausgenommen, da diese Teil des Fremdsprachenunterrichts waren und dementsprechend Deutsch nicht die Sprache des Unterrichts war. Dieser war ein weiterer Kontaktpunkt mit Mehrsprachigkeit. Hier wurde uns immer wieder gesagt: „English only!“, oder „¡En español por favor!“. In diesem Kontext halte ich die Begrenzung auf eine Sprache jedoch für sinnvoll.

Des Weiteren hatten wir immer ein paar Schüler*innen in jedem Gymnasialjahrgang, die zweisprachig aufgewachsen sind. Diese haben in den Pausen als sie sich unterhielten, zwischen deutsch und zum Beispiel Arabisch hin und her gewechselt. Teilweise waren es auch nur einzelne Wörter, die in einen anderssprachigen Satz eingebaut wurden. Für alle anderen, die nur die deutschen Teile der Konversation verstanden haben, war dies immer wieder unterhaltsam und faszinierend. Einen Nachteil im Unterricht und in der Benotung hatten sie deswegen meiner Auffassung nach nicht.

Alles in Allem würde ich meine Erfahrungen im Bezug auf Mehrsprachigkeit meinerseits als positiv beschreiben. Ich denke jedoch, dass vor allem seitens der Lehrer*innen teilweise nicht richtig damit umgegangen wurde.

 

Was ich anders machen will

Für meinen späteren Unterricht ist mir vor allem der Respektvolle Umgang mit anderen Sprachen wichtig. Da eines meiner Fächer Deutsch sein wird, ist es mir wichtig Schüler*innen nach Bedarf sprachlich zu fördern. Gleichzeitig möchte ich darauf achten, Sprachfähigkeit von Sprachträgheit zu unterscheiden, wenn es um die Bewertung von zum Beispiel Vorträgen oder Klausuren geht. Zudem möchte ich selbst mein Wissen über andere Sprachen erweitern und wenn möglich eine weitere Sprache erlernen um vielleicht mit einem noch anderen Blick die deutsche Sprache zu betrachten und analysieren.

„Wer fremde Sprache nicht kennt, weiß nichts von seiner eigenen“

J. W. v. Goethe in Maximen und Reflexionen (1833)

 

Warum Schule für Offenheit in jeglicher Hinsicht stehen sollte

Die Schule sollte ein Ort sein, an dem alle Sprachen der Schüler*innen wahrgenommen und akzeptiert werden. Niemandem sollte verboten werden dürfen eine Sprache zu sprechen, solange der Unterricht oder die Arbeitsatmosphäre dadurch nicht gestört wird. Bezüglich des Unterrichts und der Einstufung in Lernniveaus ist es wichtig, den Fokus auf die Leistung und auf die Lernfähigkeit der Schüler*innen zu setzen und bei eventuellen Sprachbarrieren nicht direkt auf das nicht Verstehen von Lerninhalten schließen.

 

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