RV08 – Auf dem Weg zu einer Schule
Aufgabe vom 29. Mai 2018: Reflektieren Sie die Konsequenzen der Aussonderung von Schüler/-innen mit Förderbedarf? Welche Informationen sind in der Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung & Entwicklung“ bzw. „Förderschwerpunkt Lernen“ enthalten? Welche Informationen benötigen Sie von einer Schüler/-in um Ihren Unterricht ggf. anzupassen? Wie können Sie der Vielfalt der Schüler/-innen gerecht werden und welche Verbündeten können sie dazu gewinnen?
Die Konsequenzen der Aussonderung von Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf betreffen die Lehrer und Lehrerinnen, Mitschüler und Betroffenen selbst. In der Schule werden alle Kinder trotz Heterogenität in homogene Gruppen eingeteilt und im Unterricht auch so behandelt. Die Lehrerinnen und Lehrer haben nur begrenzt Möglichkeiten auf die persönlichen Stärken und Schwächen ihrer Schülerinnen und Schüler einzugehen, weshalb die Gleichbehandlung bei der Wissensvermittlung zum Alltag gehört. Wenn Schülerinnen oder Schüler Inhalte nicht verstehen oder mehr Zeit brauchen, ist eine spezielle Förderung für diese Kinder meistens nicht gegeben. Daher fällt es besonders auf, wenn Kinder mit Förderungsbedarf anders behandelt werden. Das kann dazu führen, dass ihre Mitschüler eifersüchtig werden, sie ausschließen oder sogar mobben. Die Kinder mit Förderungsbedarf fühlen sich selbst nicht wohl, weil sie nicht „normal“ behandelt werden und grenzen sich dadurch von den anderen Kindern ab. Diese Sonderrolle, die diese Kinder dann einnehmen, nimmt auch Einfluss auf das Verhalten im Unterricht. Die Kinder mit Förderungsbedarf können im Unterricht nicht so gut mitarbeiten, weshalb sie sich unwohl fühlen und an Selbstvertrauen verlieren. Sie verhalten sich dadurch hauptsächlich still und unauffällig, damit ihre Schwächen nicht auffallen. Dadurch leiden ihre Noten und sie selbst können sich nicht in die Klassengemeinschaft integrieren.
Die Diagnose Förderschwerpunkt „Wahrnehmung und Entwicklung“ bzw. „Lernen“ bedeute, dass diese Kinder sich etwas langsamer entwickeln als gesunde Kinder. Sie haben Schwierigkeiten bestimmte Muster, Schwerpunkte oder Inhalte zu erkennen und sich insgesamt in ihrem Lernprozess langsamer.
Um den Unterricht ggf. anpassen zu können, ist es wichtig die Diagnose und die Intensität des Förderschwerpunkts zu wissen. Man sollte als Lehrer den Schüler oder die Schülerin persönlich kennen und sich mit ihm oder ihr über ihre persönlichen Stärken und Schwächen unterhalten haben. Zudem kann man mit den Eltern über ihre Kinder reden und sich erstmal über die Situation informieren. Dabei können auch Kollegen und Kolleginnen gefragt werden, sodass ein Austausch über die Erfahrungen stattfinden kann.
Am 30. Mai 2018 um 07:29 Uhr
Liebe Marie,
Ich finde deinen Beitrag sehr prägnant und du hast deine Argumente gut auf den Punkt gebracht. Formal fand ich etwas verwirrend, dass du alle drei Aufgabenstellungen am Anfang des Textes hintereinander aufgelistet hast, ohne Nummerierung oder Ähnliches. Das ist aber Geschmackssache und macht den Inhalt nicht schlechter. Ich kann dir zustimmen, dass es Kinder mit Förderbedarf in Regelklassen sehr schwer haben. Zum einen haben sie Probleme mit dem Stoff hinterherzukommen und werden von den SuS ohne Förderbedarf quasi „abgehängt“ und zum anderen fehlen ihnen dadurch auch Erfolgserlebnisse in der Schule, die das Selbstvertrauen und die Motivation der Kinder stärken. Es ist eine Art Teufelskreis, denn in den Regelklassen mit ca. 30 Kindern kann eine Lehrkraft nicht auf jeden SuS individuell eingehen. Sie muss den Lernfortschritt der gesamten Klasse sichern und die SuS ohne Förderbedarf dürfen sich natürlich auch nicht langweilen. Eine Aussonderung der SuS mit Förderbedarf in eine Klasse hätte zur Folge, dass eine gewisse Homogenität hergestellt werden würde und die Kinder nicht abgehängt werden können. Sie könnten in ihrem Tempo lernen und auch einen Lernerfolg spüren und neue Motivation tanken. Ein Nachteil wäre hingegen, dass den Kindern gleichaltrige Vorbilder fehlen. Zudem würden in eine solche Klasse Kinder mit verschiedenen Förderbedürfnissen reinkommen, sodass man auf den Einzelfall und die speziellen Schwächen der Kinder wieder nicht intensiv genug eingehen kann. Es findet eine Stigmatisierung der Kinder mit Förderbedarf statt, dabei wird aber nicht genau genug unterschieden von welcher Art und Intensität der Förderbedarf ist.
In Bezug auf die Anpassung des Unterrichts stimme ich dir auch zu, dass es als Lehrkraft wichtig ist die Intensität des Förderbedarfes zu kennen. Trotzdem bin ich der Meinung, dass es bei einer so großen Klasse nicht möglich ist jeden individuell zu fördern und auf seine persönlichen Probleme einzugehen. Die Lehrkraft sollte vielmehr durch ihre Wahl der Methoden sicherstellen, dass alle SuS die Möglichkeit haben die Thematik zu verstehen. Es eignen sich zum Beispiel insbesondere Gruppenarbeiten sehr gut, damit die SuS voneinander lernen können und die leistungsstarken SuS den Leistungsschwächeren den Sachverhalt nochmal erklären können. Wichtig ist, dass die Lehrkraft Methoden wählt von denen alle SuS profitieren und nicht nur die Leistungsstarken oder die Kinder mit Förderbedarf. Eine Sonderbehandlung wäre nämlich sehr ungerecht und würde nur für Konflikte in der Klasse sorgen.
LG Desiree
Am 30. Mai 2018 um 11:19 Uhr
Hallo Marie-Sophie,
dein Beitrag zum Thema „Auf dem Weg zur Schule“ hat mir sehr gefallen, insbesondere da ich auch den Förderungsbedarf von Schüler*innen als einen recht frischen Aspekt der Erziehungswissenschaft empfinde. Du hast die Konsequenzen der Gleichbehandlung trotz Heterogenität gut in einer Art „Teufelskreis“ dargestellt, was die Relevanz einer Binnendifferenzierung sehr stark verdeutlicht. Dies hat mir selbst noch einmal gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir in unserer Ausbildung zum Lehrer/zur Lehrerin einen großen Fokus auf Heterogenität und Inklusion legen. Dazu legen die Fachdidaktiken meiner Erfahrung nach einen großen Schwerpunkt auf den unterrichtlichen Umgang mit (Leistungs-) Heterogenität, sodass wir für den Beruf optimal vorbereitet werden um allen Schüler*innen mit jeglichen Besonderheiten die beste Wissensvermittlung zu bieten.
Im Punkt der Diagnose ist es auch sehr wichtig den Kontakt zu Schulsozialpädagogen sowie zu Sonderpädagogen. Letztere würde ich persönlich auch bewusst in Elterngespräche mit einbeziehen, da ich des Öfteren aus privaten Erfahrungen festgestellt habe, dass viele Eltern die Besonderheiten ihrer Kinder verleugnen. Dennoch sind deine gewählten Ansprechpartner gut gewählt und mit führen mit Sicherheit zu einem produktiven Austausch von Informationen über die Intensität des Förderschwerpunkts.
Insgesamt hast du hier einen sehr guten Beitrag geschrieben, der gut verdeutlicht wie wichtig der Umgang mit Förderbedarf ist und wie gravierend die Konsequenzen sein können, wenn diese ignoriert werden.