In meiner schulischen Laufbahn habe ich zwei Initiativen näher kennenlernen können, nämlich die „Diversity Education“ und die „Antirassistische Pädagogik“. Bereits in der Grundschule, die ich in Niedersachsen besucht habe, wurde ich mit den ersten Versuchen eines antirassistischen Pädagogik Konzeptes konfrontiert. In meiner Schulklasse hatten wir eine integrierte „Lebenshilfe-Gruppe“ von fünf bis sechs Mitschülern mit Down-Syndrom. Durch meine ganze Schullaufbahn hinweg, hatte ich die Möglichkeit mit körperlich- oder geistig- „eingeschränkten“ Kindern zu lernen und zu leben. Für mich, als eine Person die außerhalb der Schule keinen Kontakt zu Menschen dieser Art pflegte, war dies sehr schwer. Rückblickend auf meine Schulzeit kann ich mich an keinen Augenblick erinnern, in dem ich beim lernen mit Kindern der Lebenshilfe, mich völlig wohlgefühlt habe(ich gab ihnen selbstverständlich nicht das Gefühl, dass ich mich unwohl fühle). Lustigerweise war trotz meines inneren Zwiespaltes, ich über die Jahre hinweg in meiner Klasse stetig diejenigen, die nach Aussage der LehrerIn am besten mit den Lebenshilfe-Kindern umgehen konnte, welches stets zu Verwunderung meinerseits führte. Jedoch muss ich nachdem nun einige Jahre vergangen sind, ich mir zugestehen, dass diese Art der Inklusion mich als Person sehr stark wachsen ließ. Schlussendlich bin ich sehr froh, dass ich die Möglichkeit hatte diese Kompetenz zu erlernen, denn ich bin der Meinung, dass nicht jeder/jede (Schulkind) ad hoc ohne jegliche Erfahrung verantwortungsbewusst mit körperlich oder geistig behinderten Menschen umgehen kann. Ich wünsche mir in eine Gesellschaft zu leben die abseits jeglicher Diskriminierung existiert sei es aufgrund von Religion, Herkunft oder Behinderung, daher muss auch ich lernen so gut wie nur möglich mit Menschen die Art umzugehen. Auch wenn ich viele, viele emotionale Break-downs von den Lebenshilfe-Mitschülern miterleben durfte, wie als einmal einer beim Kochunterricht völlig am durchdrehen war aufgrund seiner Überforderung und schlussendlich mit den Kochwürstchen um sich herum zu werfen began. In zukünftigen Praktika werde ich besonders mit meiner eigenen Erfahrung versuchen, die SchülerInnen bei der Umsetzung eines adäquaten Umganges mit Menschen die spezielle Hilfe oder Aufmerksamkeit benötigen zu helfen.
Die ausgesprochene Empfehlung der KMK bezüglicher einer interkulturellen Bildung und Erziehung im Jahre 1996 bezieht sich darauf, dass es von Nöten sei eine Kenntnis über andere Kulturen zu erwerben und somit Ängste und potentielle Spannungen auszuhalten. Hierbei kann ich mich an ein Projekt meiner Mittelstufe erinnern, in dem die Schulleistung im Fastenmonat der Muslime einen Empfang für alle muslimische als auch nicht-muslimische SchülerInnen und Eltern veranstaltet hatte. Dieser Abend war noch lange in guter Erinnerung bei allen Teilnehmenden und ich wünschte mir, dass solche Interkulturellen Programme hätten regelmäßiger stattfinden sollen.
Hallo Mariam,
vielen Dank für deinen Beitrag und den Einblick in deine persönlichen Erlebnisse im Umgang mit soziokultureller Heterogenität. Ich selber bin auch in Niedersachsen zur Schule gegangen und habe an meiner Schule tatsächlich nur wenige Erfahrungen in diesem Bereich sammeln können. Glücklicherweise habe ich in einem Praktikum Einblicke in die von dir geschilderte Situation gelangen können, da ich eine Kooperationsklasse unserer städtischen Förderschule an einer städtischen Grundschule begleiten durfte. Hier kam es jedoch zusätzlich zu der Problematik, dass die Schüler der Grundschulklasse zu großen Teilen Kinder mit Migrationshintergrund waren, was die Kommunikation und das zusammenleben der beiden Klassenverbände zusätzlich erschwerte. Ich finde es schön, dass du Rückblickend etwas positives für dich selbst aus dem Konzept der Integration gezogen hast. Ich gebe dir recht, dass es schwierig ist von jetzt auf gleich mit den bestehenden Umständen umzugehen, weshalb es um so wichtiger ist Schüler und Lehrer frühzeitig mit diesen Konzepten zu konfrontieren , damit alle an ihrer neuen Aufgabe wachsen können.
Bezüglich der zweiten erwähnten Aktion in deinem Beitrag finde ich schön, dass scheinbar eine Vielzahl der SchülerInnen und Eltern diesen kulturellen Austausch in positiver Erinnerung gehalten haben. Aktionen wie diese sind in meinen Augen absolut notwendig um einander besser zu verstehen.
Mein Gymnasium war Teil der Aktion „Schule mit Courage, Schule ohne Rassismus. Im Rahmen dieser Aktion fand auch eine Spendentag statt, an dem alle Schüler der Schule 24 Stunden in der Schule verbracht haben und öffentliche Träger für jeden Schüler eine feste Geldsumme gespendet haben. Mit dem erhaltenden Geld war es schlussendlich möglich eine Partnerschule in Mali zu bauen, zu der bis heute sehr enger Kontakt und auch Austäusche bestehen.
Hallo Mariam,
Interessant zeigen sie auf, wie sie als Teilnehmerin einer Maßnahme der „Diversity Education“ selbst ihre Rolle definiert haben initiative zeigten. Beeindruckend ist hierbei auch ihre Disziplin, Geduld und Belastbarkeit die von Nöten ist um mit Personen mit geistlicher oder körperlicher Einschränkung arbeiten zu können. Die Aufgeschlossenheit für solche oder ähnliche Maßnahmen sollte nicht für selbstverständlich genommen werden, da nicht jeder mit Menschen mit einer Behinderung arbeiten kann, oder will. Wie sie selbst anbringen, sind solche Maßnahmen stark Charakter formend und im Endeffekt somit hilfreich für alle Parteien. Des Weiteren ist lobend anzumerken, dass sie auch in Zukunft den Adäquaten Umgang mit Menschen jeglicher Abstammung oder Religion in den Vordergrund stellen.