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Beitrag zur Ringvorlesung N°2

Mit einer „Nationalen Orientierung des Bildungssystems“ ist gemeint, dass sich das Bildungssystem und somit die vermittelten Inhalte an dem Land, in welchem diese vermittelt werden, orientieren. In Deutschland werden also wenn es um Literatur in der Schule geht, deutsche Werke behandelt wohingegen in beispielsweise Italien italienische Literatur durchgenommen. Genauso verhält es sich mit dem Geschichts- oder Politikunterricht. Natürlich werden auch allgemein wichtige Geschehnisse aus dem Ausland aufgegriffen aber der Fokus liegt jeweils auf dem Staat, in dem unterrichtet wird. In der Schule habe ich es damals ähnlich wahrgenommen. Als Ausnahme könnte ich den Musikunterricht in der Oberstufe nennen. Dort wurden neben deutschen Künstlern wie Bach mindestens ebenso viele Musiker anderer Herkunft behandelt wie beispielsweise Vivaldi, Paganini oder Berlioz.

Es ist erstaunlich, dass nach wie vor Kinder mit Migrationshintergrund in der Schule (zumindest vorerst) eine Sonderbehandlung bekommen. Meiner Meinung nach ist dies kontraproduktiv für die Entwicklung dieser Kinder sowie für das Verhältnis zu den gebürtig deutschen Kindern. Ich denke,  die Schule macht sich somit zum Teil selbst die Herausforderung, indem nicht alle Kinder von vornherein gleich behandelt werden. Natürlich ist es verständlich, dass Flüchtlingskinder erst einmal die Sprache etc. lernen müssen, jedoch fehlt bei dauerhafter Segregation auch der Kontakt zu gleichaltrigen Muttersprachlern, von denen sie ebenfalls vieles lernen könnten. Diese Sonderrolle, die den geflohenen Kindern zugesprochen wird, wirkt sich meiner Meinung nach also eher negativ als positiv aus.

„Doing Culture“ bedeutet, Menschen anhand ihrer (kulturellen) Herkunft zu beurteilen und dabei nur auf stereotypische Eigenschaften einzugehen, ohne jedoch das Individuum selbst zu betrachten. Das genannte Beispiel kann also insofern als Ausdruck von „Doing Culture“ herangezogen werden als dass die Lehrerin nur die Herkunft der Familie der Schülerin betrachtet hat, nicht aber dass die Schülerin selbst schon immer im selben Land gelebt hat wie sie selbst. Warum sollte sie also anders denken als ihre Mitschüler*innen und die beteiligte Lehrerin? Ich wurde mit „Doing Culture“ in der Schule nicht bewusst konfrontiert aber ich kann mir gut vorstellen, dass man es (außer natürlich in extremen Fällen wie in dem Beispieltext) manchmal nicht als solches wahrnimmt.

01.05.2020

Eine Antwort auf „Beitrag zur Ringvorlesung N°2“

Hallo Luisa,
zunächst möchte ich dir sagen, dass sich dein Blogeintrag sehr gut lesen lässt und alle deine Ansichten absolut verständlich ausgeführt wurden.

Bezüglich der ersten Fragestellung kann ich dir absolut zustimmen. Auch ich habe die Erfahrung in der Schule sammeln können, dass hauptsächlich nationale Themengebiete im Unterricht behandelt wurden. Beispielhaft zu nennen sind hier der Geschichts-, Politik- oder Deutschunterricht. Angesichts des Musikunterrichts wurden bei uns ebenfalls Komponisten anderer Nationalitäten unterrichtet. Ausschließlich jedoch Musik der ernsten Musik des europäischen Raumes, nicht etwa beispielsweise asiatische oder afrikanische Musik. Demnach beziehe ich den Aspekt der nationalen Orientierung des Bildungssystems ebenfalls auf den Musikunterricht, da die Musik von Komponisten wie Vivaldi zu Lebzeiten ebenfalls den deutschen Raum erreicht haben.
Beispiele für nationalfremde Unterrichtsinhalte fallen mir leider nicht ein.

Ich kann deine negative Einstellung bezüglich des zweiten Themas sehr gut nachvollziehen. Jedoch habe ich auch innerhalb eines Bundesfreiwilligendienstes in einer weiterführenden Schule die Erfahrung sammeln können, dass manche Kinder mit Migrationshintergrund auf eine gesonderte Behandlung angewiesen sind. So konnten die Eltern eines Kindes beispielsweise kaum Deutsch sprechen, wodurch das Kind keine Unterstützung bezüglich Schulaufgaben oder organisatorischer Angelegenheiten erhalten konnte. Anfangs wurde der Schüler ohne gesonderte Hilfe im Unterricht wie alle anderen gleich behandelt. Jedoch stellten sich mit jeder Woche immer mehr Schwierigkeiten heraus, welche lediglich mit einer Assistenz (diese Rolle habe ich in den Hauptschulfächern übernommen) überwunden werden konnten. Ich finde demnach, dass ein gesundes Mittelmaß zwischen „extra Behandlung“ und Gleichberechtigung zu anderen Kindern gefunden werden muss, sodass die soziale und die intellektuelle Entwicklung nicht negativ beeinflusst werden. Stichwort hier ist der Inhalt der ersten Vorlesung mit „Gleichheit“ und „Gerechtigkeit“.

Deine Definition von „Doing Culture“ finde ich sehr gelungen und auf den Punkt getroffen.
Auch hier kann ich mich deiner Auffassung anschließen. Ich wurde ebenfalls nicht in der Schule bewusst mit „Doing Culture“ konfrontiert.
Aufgrund der Vorlesung habe ich mich mit meiner besten Freundin unterhalten, welche türkischer Abstammung ist und auch die türkische Staatsangehörigkeit besitzt. Sie berichtete von vielen Vorfällen, wie beispielsweise der Rechtfertigung von Rechtschreibfehlern aufgrund ihres Migrationshintergrunds. Des Weiteren ist zu nennen, dass ein Lehrer den schlechten Abischnitt dem Migrationshintergrund zugeschrieben hat, welcher 30% der Schüler und Schülerinnen betraf.

Zusammenfassend kann ich viele deiner Ansichten und Auffassungen nachvollziehen, bestätigen und lediglich mit Erfahrungen aus meinem näheren Umfeld ergänzen.

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