Reflexion

1)

In der Vorlesung „Umgang mit Heterogenität“ wurden viele wichtige theoretische Erkenntnisse vorgestellt. Besonders im Kopf geblieben dabei ist mir die Vorlesung um das Thema der Dimensionen sozialkultureller Heterogenität. Dabei spielt die Theorie von Bourdieu eine wichtige Rolle. In seiner Theorie von 1983 unterscheidet Bourdieu innerhalb von drei verschiedenen Kapitalen; Soziales, kulturelles und ökonomisches Kapital (vgl. Bourdieu 1983: 183). Soziales Kapital sind die sozialen Beziehungen sie ein Individuum hat. Ökonomisches Kapital sind materielle Ressourcen, die man besitzt und kulturelles Kapital ist Bildung und Wissen (vgl. ebd.). Letzteres wird nochmal in drei verschiedenen Kategorien unterteilt; institutionalisiert, objektiviert und inkorporiert (vgl. Bourdieu 1983: 185). Institutionalisiert sind beispielsweise Bildungsabschlüsse. Objektiviert wären Bücher und inkorporiert sind Fähigkeiten und Bildung generell (vgl. ebd.). Dabei betont Bourdieu, dass die verschiedene Kapitale untereinander konvertierbar sind (vgl. Bourdieu 1983: 190). Beispielsweise kann durch bestimmte Strategien und Bedingungen ökonomisches Kapital in kulturelles Kapital umgewandelt werden, da durch Geld sich Bildung finanziert werden kann (vgl. ebd.). Diese verschiedenen Kapitale sind jedoch in unserer Gesellschaft ungleich verteilt (vgl. Bourdieu 1983: 192). Dazukommt, dass kulturelles Kapital weitervererbbar ist (vgl. Bourdieu 1983: 191). Eltern mit hohem kulturellem Kapital können ihr Wissen und ihre Kompetenzen an ihre Kinder weitergeben, wodurch diese dann eine höhere Bildungschance erlangen (vgl. ebd.). Trotz dieser bekannten Chancenungleichheit argumentiert Bourdieu, dass das Schulsystem die Illusion aufrecht bewahrt, dass jeder die gleichen Chancen hätte (vgl. Bourdieu 1983: 1983).

Auch Langfeldt betont in seiner Theorie die Art und Weisen, wie Vorerfahrungen die Lernleistungen beeinflussen (vgl. Langfeldt 2014: 40). Schüler*innen die dabei gezielte Unterstützung erhalten können, um ihr Vorwissen zu nutzen, können ihre Leitungen einfacher verbessern (vgl. ebd.). Deshalb empfiehlt Langfeld, dass Lehrkräfte die unterschiedlichen Vorerfahrungen ihrer Schüler*innen berücksichtigen sollen und auf Basis dessen differenzierte Lernangebote zusammenstellen sollen, um so bessere Unterstützung leisten zu können (vgl. ebd.).

2)

Im Rückblick auf meine eigene Schulzeit haben mich paar Aspekte der Heterogenität geprägt. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie traditionelle Geschlechterrollen unterschwellig auf verschiedenen Weisen immer noch eine Rolle gespielt haben. Sobald „schwere“ Sachen getragen werden mussten, wurden immer nur Jungs ausgewählt, da es für die Mädchen „zu schwer“ sei. Zudem habe ich meine ganze Schulzeit über, gehört, dass Mädchen prinzipiell eine schönere Schrift hätten als Jungs und „braver“ wären. Ich habe auch in den letzten Jahren vermehrt von männlichen Freuden gehört, dass sie davon überzeugt sind, dass manche Lehrkräfte prinzipiell Mädchen besser benotet hätten als Jungen.

Dies ist mir so im Kopf geblieben, da ich der Meinung bin, dass wir Weg von den typischen Geschlechterrollen wegkommen müssen und nicht aufgrund von Geschlecht für bestimmte Sachen prinzipiell ausselektieren können. Ein Mädchen kann auch genug Kraft haben, um etwas zu heben, genauso wie ein Junge eine schöne Schrift haben kann. Diese sollten die Chance haben dieses auch zeigen zu können.

Ein positives Beispiel für den Umgang für Heterogenität sind Wochenpläne und Stationsarbeiten. Eine damalige Lehrkraft hat fast ausschließlich mit diesen Methoden gearbeitet. Durch die Wochenpläne konnte jeder selbst entscheiden, wann er was macht. Viele konnten dadurch eine gewisse Selbständigkeit erlangen. Bei diesen Wochenplänen gab es auch verschiedene Sternchenaufgaben, wodurch jeder für sich selbst entscheiden konnte, in welchem Schwierigkeitsgrad er die Themen bearbeiten möchte. Auch bei den Stationsarbeiten konnte man selbst entscheiden, wann man was bearbeitet und in welchem Schwierigkeitsgrad dies passiert. Ich bin von Stationsarbeiten überzeugt, da durch die verschiedenen Schwierigkeiten die Schüler*innen selbst entscheiden können. Wenn jemand unsicher ist, kann er sich zuerst die leichten Aufgaben nehmen und sich dann immer weiter steigern, ohne sich zu überfordern. Die Schüler*innen die sich jedoch fordern möchten können dies auch tun, indem sie direkt die schwierigeren Aufgaben bearbeiten. Schüler*innen können schnell durch Unter- oder Überforderung demotiviert werden, was dadurch präventiert werden kann.

3) Durch Bourdieus Theorie stellt sich mir die Frage, welche Methoden Lehrkräfte nutzen können, um den Einfluss der verschiedenen Kapitale individuell zu berücksichtigen und auf Basis dessen die Chancenungleichheit minimieren können?

Zudem stellt sich mir die Frage, welche Auswirkungen traditionelle Geschlechterrollen in der Schule auf die Leistung und Verhalten der Schüler*innen haben?

Literaturverzeichnis:

Bourdieu, P. (1983): Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital, in Kreckel, R. (Hrsg.) Soziale Ungleichheiten. Göttingen, Deutschland: Otto Schartz & Co., pp. 183-198.

Gomolla, Mechtild (2023): Direkte und Indirekte, institutionelle und strukturelle Diskriminierung. Wiesbaden, Deutschland. Springer VS, Wiesbaden

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