RV10 – Umgang mit Antisemitismus in der Schule

RV10 – Dr. Sabine Horn & Clara Suchodolski: Über jüdisches Leben reden – (k)ein Tabu? Zum Umgang mit Antisemitismus in Bildungsinstitutionen

  1. Juni 2020

1.Welche Berührungspunkte hatten Sie bereits mit dem Thema Antisemitismus? Beschreiben Sie für Sie wichtig erscheinende Situationen und wie Sie diese vor dem Hintergrund dieser Vorlesung bewerten würden.

Während meiner Schulzeit hatte ich erste Berührungspunkte mit dem Thema Antisemitismus. Allerdings wurde in meiner damaligen Schule das Thema bis auf den Geschichtsunterricht weitestgehend tabuisiert. Wie in der Präsentation erwähnt gab es oft entsetzte Gesichter, wenn man Antisemitismus ansprach oder sich intensiver damit beschäftigen wollte.

In meiner neuen Schule fiel es mir auch nicht weiter auf, dass sekundärer Antisemitismus vor meiner Nase stattfand, bis ich mich freiwillig in einer Hausarbeit mit dem Thema des Warschauer-Ghettoaufstands und dem Antisemitismus beschäftigt habe. Von diesem Zeitpunkt an habe ich erst einige der Äußerungen meiner Mitschüler für antisemitisch empfunden. Ich bemerkte, wie rücksichtslos meine Mitschüler mit einigen Ausdrücken umgegangen sind und sich darüber sogar lustig machten. Bei einem Mitschüler, den auch alle für sehr intelligent hielten, wurden mir die Äußerungen (oft auch rassistische) zu viel und ich konnte mich mit meiner Reaktion oft nicht zurückhalten. Ausgerechnet von diesem Schüler hätte ich mir mehr erhofft, da er selbst aus einem Elternhaus mit Migrationshintergrund kam. Unsere Geschichtslehrerin ist aber gut damit umgegangen und konnte uns vor der ganzen Klasse genau erklären, warum diese Aussagen, die der Schüler machte, nicht angemessen waren.

Trotz Ihrer Mühe hätte ich mir mehr Auseinandersetzung mit dem Thema gewünscht, da wir eine Schule gegen Rassismus waren. Ich hätte es auch für gut empfunden, wenn wir uns weiter mit dem Antisemitismus beschäftigt hätten.

Zuletzt ist Antisemitismus aktueller denn je, schaut man sich die Vorfälle und Situationen des letzten Jahres in Deutschland an. Für mich war es schwer diesen immer noch bestehenden Hass im Netz und die schlimmen Vorfälle zu sehen. Antisemitismus sollte nicht weiter in den Schulen tabuisiert werden darf, wie es immer noch der Fall zu sein scheint.

2. Welche Fragen haben sich für Sie durch den Vortrag ergeben? In welchen Bereichen fühlen Sie sich noch unzureichend informiert oder vorbereitet, um sich mit Antisemitismus in der Schule als Lehrkraft zu befassen?

Mich würde interessieren, wie ein Workshop in der Praxis gestalteten werden sollte, ohne dass jemand viktimisiert oder das Thema bagatellisiert wird.

3. Beschäftigen Sie sich mit folgendem Szenario: Ein Elternteil spricht Sie persönlich als Lehrkraft darauf an, dass ein Schüler Ihrer Klasse von verbalen antisemitischen Übergriffen betroffen war. Überlegen Sie, wie ein konstruktiver Umgang mit dieser Situation aussehen könnte.

In einer solchen Situation würde ich den/die Schüler/in, der/die sich antisemitisch geäußert hat erstmal zu einem persönlichen Gespräch einladen und Details über den Vorfall in Erfahrung bringen. Wenn durch das persönliche Gespräch deutlich wird, dass das Verhalten des/der Schülers/in antisemitisch oder in sonstiger Art und Weise unangemessen war, könnte ich mir die Organisation eines Workshops zur konstruktiven Lösung des Vorfalls gut vorstellen. Hierbei sollte deutlich gemacht werden, dass ein antisemitisches oder sonstiges unangemessenes Verhalten nicht akzeptabel ist. Eventuell könnte der/die Schüler/in, welche/r für den Übergriff verantwortlich war, einen Vortrag über die Thematik halten mit einer abschließenden Diskussion mit der Klasse.

 

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Eine Antwort zu RV10 – Umgang mit Antisemitismus in der Schule

  1. Undine sagt:

    Hey!
    Erst Mal möchte ich sagen, dass ich deinen Beitrag sehr interessant fand, sowie gut formuliert. Was mich besonders angesprochen hat war,dass er eine andere Realität aufgezeigt hat,als meine.
    Ich bin in Berlin an ein jüdisches Gymnasium gegangen und dort haben wir uns sehr intensiv mit dem Thema Antisemitismus beschäftigt.
    Wir waren in verschiedenen Museen, haben Workshops gemacht, mit Zeitzeugen gesprochen, KZ’s besucht und in der 10.Klasse eine Gedenkfahrt nach Polen gemacht und dort auch Auschwitz besucht.
    Durch die enge Verbindung zur jüdischen Gemeinschaft/Gemeinde, durch Schule und Freunde, hat man auch über alltäglichen Antisemitismus erfahren. Teilweise nur kleine Vorfälle, also abfällige Blicke etc.
    Dein Interesse an einer Gestaltung eines Workshops ohne jemanden zu viktimisieren oder es zu bagatellisieren, könnte man lösen in dem man allgemein über das Thema Judentum informiert. Denn oft begründen sich Vorurteile und oder Hass in Unwissenheit.
    Deine Handhabung des Szenarios kann ich nur unterstützen, so hätte ich die Situation auch gehandhabt.
    Liebe Grüße
    Undine

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