In diesem Beitrag soll es also nun darum gehen, mit welchen Methoden und Programmen überhaupt digitale Lernstandserhebungen durchgeführt werden können. Im letzten Beitrag wurden schon kurz Programme angerissen, mit welchen Tests durchgeführt werden können. Auf solche Programme und welche, die noch ganz andere Möglichkeiten bieten können, werde ich jetzt eingehen. Dabei versuche ich mich auf solche zu beschränken, die auch meine Studienfächer Physik und Französisch abdecken, weswegen ich auf andere Programme vielleicht nur am Rande eingehen werde, weil es sich dann um Programme handelt, die unabhängig vom Fach genutzt werden können.
Plattformen und Websites
Die ersten Versuche, Plattformen zu finden, gestaltet sich als schwierig, da einige Plattformen ihren Dienst eingestellt haben. Wenige führen diesen auf einer neuen Plattform fort. Weiterhin erfragen viele Plattformen die Identifikationsnummer der Schule. Da ich allerdings noch an keiner Schule arbeite, konnte ich diese entsprechend nicht testen.
Die erste Website, die ich testen konnte, ist Classtime. Es ist eine Website, die kostenlos genutzt werden kann, aber einen Account benötigt. Zu Testzwecken habe ich erstmal meinen Google-Account verwendet. Man kann sich jedoch auch mit iServ einloggen, wenn die Schule dies nutzt. Mit Classtime können Fragebögen genutzt werden. Es gibt bereits vorgefertigte Fragebögen, die gesucht und benutzt werden können, man kann aber auch eigene Fragebögen erstellen. Erstellt man selbst eine Frage, so kann ausgesucht werden, wie diese Antwort anzugeben ist. Das bedeutet, dass Single-Choice, Multiple-Choice, offene Aufgaben und viele andere Optionen möglich sind. Mein erster Eindruck sagt mir, dass dies bei den Fremdsprachen als Alternative zu herkömmlichen Vokabeltests genutzt werden kann. Auch reine Wissensabfragen wie Formeln physikalischer Gesetze können gut abgefragt werden. Bestimmt ist dies für alle Schulfächer und Altersstufen geeignet. Zu den Fragen können auch Musterlösungen angegeben werden; auch Videos oder Audios, die zur Beantwortung einer Aufgabe benötigt werden, können eingefügt werden. Jede Frage gibt Punkte. Ich nehme an, dass die Schülerinnen und Schüler die Gesamtpunktzahl am Ende mitgeteilt bekommen, denn das kann ich leider nicht einsehen. Entsprechend kann ich nicht einschätzen, ob gezeigt wird, welche Fragen richtig und welche falsch beantwortet werden.
Ansonsten gibt es für das Programm noch ein kostenpflichtiges Upgrade. Je nach Wahl des Abos können unterschiedliche Zusatzfunktionen wie etwa noch mehr Optionen der Fragetypen oder eine Klassenverwaltung. Der Vorteil der Schullizenz gegenüber der Einzellizenz liegt in einigen Zusatzfunktionen, denn mit der Schullizenz können beispielsweise mehrere Lehrkräfte auf eine Klasse zugreifen oder auch Daten integriert werden.
Aus meiner persönlichen Sicht ist dieses Programm sinnvoll, um Wissen zu überprüfen und Wissenslücken zu erkennen. Sicherlich lassen sich damit auch Prüfungen simulieren, sodass für künftige Klausuren eventuell die Prüfungsangst genommen werden könnte. Die Audios, die integriert werden können, könnten auch gerade für Schülerinnen und Schüler, bei denen eine LRS-Diagnose vorliegt, eine Unterstützung bieten, um die Aufgaben beantworten zu können. Außerdem ist es möglich, je nach Leistungsstand unterschiedlich schwere Fragebögen zu erstellen, damit eine Binnendifferenzierung möglich ist.
Allerdings kann ich aktuell nicht einschätzen, ob auch Scaffolding möglich ist. Mit Scaffolding können Aufgaben verständlich gemacht werden, doch abgesehen davon, die Formulierungen ggf. anzupassen, sehe ich aktuell keine Möglichkeit, zum Beispiel Hilfen einzufügen wie Hilfekarten. Audios und Videos können immer nur begrenzt eingesetzt werden, womit dann keine weiteren Hilfen mehr eingefügt werden können. Weiterhin können damit nur Ergebnisse aus Fragebögen zur Lernstandserhebung genutzt werden, was allerdings nicht ausreicht, da auch Flüchtigkeitsfehler entstehen können, die die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler gar nicht widerspiegeln. Auch gerade bei bestehender Prüfungsangst ist keine Gewährleistung vorhanden, dass die wirkliche Leistung der jeweiligen Person dargestellt wird.
Eine weitere Website, auf die ich gestoßen bin, ist Splint. Dabei handelt es sich um ein Programm, mit welchem Schülerinnen und Schüler anhand von bestimmten Kriterien beobachtet werden können. Jede Person kann mit Namen, Geburtsdatum und Jahrgangsstufe in das System hinzugefügt werden. Weiterhin können dann Aspekte wie Stärken und Schwächen, Vereinbarungen, die mit der jeweiligen Person getroffen wurden, Nachteilsausgleich und Beobachtungen und Förderungen eintragen werden. Ich habe dies einmal an einem imaginären Schüler ausprobiert. Unter dem Reiter „Beobachtung“ kann von unterschiedlichen Kolleginnen und Kollegen eine Beobachtung angefragt werden, was prinzipiell für jedes Schuljahr funktioniert. Bis zur achten Klasse können auch didaktische Beobachtungen angefragt werden, allerdings nur für die Hauptfächer Mathematik, Deutsch und Englisch. Es gibt aber auch allgemeine Fragebögen, die von den Lehrkräften ausgefüllt werden können, sodass in unterschiedlichen Situationen der Schüler oder die Schülerin einerseits bewertet werden kann, andererseits plötzliche Leistungsveränderungen erkennbar werden. Es gibt zusätzliche Fragebögen für Lernende mit der Diagnose Autismus, um ihre Fähigkeiten besser einschätzen zu können und auch zu erkennen, was sie brauchen. Im Grunde soll mit diesem Programm die Inklusion in der Schule gefördert werden, weil der Schüler oder die Schülerin mit ihren Fähigkeiten und Problemen im Fokus steht.
Inwieweit dies jedoch für die Schülerinnen und Schüler selbst einsehbar ist, ist schwer zu sagen. Man kann sich als Schülerin oder Schüler registrieren, wodurch sicherlich ein gewisser Zugriff auf die Daten gewährleistet werden kann. Außerdem fällt auf, dass Fertigkeiten auf die Fächer Mathe, Englisch und Deutsch für Klasse 1 bis 8 beschränkt sind. Lediglich die Autismus-Schwerpunkte lesen, hören etc. sind auch für die Oberstufe zugänglich. Es ist also eher ein Programm, das für jüngere Schülerinnen und Schüler geeignet ist. Für den Einsatz für andere Fächer ist diese Seite nicht geeignet. Entsprechend wird dies eher ein Programm sein, mit welchem ich nur wenig bis gar nicht arbeiten könnte. Ein weiterer Grund ist auch die Beschränkung auf Autismus, wobei Autismus erstmal ein Spektrum an Auffälligkeiten beschreibt und auch andere psychische Beeinträchtigungen existieren, die in Schulen Thema sind. Trauma wird hier nur mit einem Fragebogen an die Eltern thematisiert, ADHS oder ADS finden keine Beachtung und andere Behinderungen werden ebenfalls nicht thematisiert. Wenn ein Programm sich mit Diagnosen beschäftigt, sollte dies zumindest nicht nur für eine genutzt werden können, sondern vor allem für die gängigsten.
Ebenfalls für die Lernstandsdiagnostik kann die Website EduMaps genutzt werden, bei welchem es sich um eine digitale Pinnwand handelt. Diese Pinnwand kann für sehr viele Methoden benutzt werden, darunter für Gruppenarbeiten, Präsentationen oder die Planung und Organisation von Unterricht. Durch die verschiedenen Optionen der Nutzung ist sie prinzipiell für jedes Fach und jede Altersstufe geeignet. Doch da stellt sich die Frage, wie eine Lernstandserhebung stattfinden kann. Zunächst können für jede Person Notizen in jeweils separate Dateien eingefügt werden, die nur die betreffende Person einsehen kann. Dies kann mittels eines Zugriffsrecht wie folgt durchgeführt werden: Zuerst wird eingestellt, wie die jeweilige Person sich die Map anschauen kann. Sie kann sie dann Lesen ohne Login, Bearbeiten mit oder ohne Login. Wenn das am Ende geteilt werden soll, kann dies einer Person mit Account oder der ganzen Klasse geteilt werden. Die betroffene Person kann also regelmäßig ein Feedback bekommen, wie sie sich im Unterricht oder bei Klassenarbeiten etc. macht und die Person bekommt einen Überblick über ihre Leistungen und ihre Mitarbeit. Wie oft dies durchgeführt werden sollte, ist vom eigenen Aufwand abhängig, sollte allerdings regelmäßig gemacht werden. Ich persönlich denke da an alle ein bis zwei Wochen, damit eine gewisse Kontinuität vorhanden ist und die Schülerinnen und Schüler regelmäßig transparent über ihre Leistungen informiert werden können. Dies kann zur Folge haben, dass sie sich mithilfe des Feedbacks der Lehrkraft an ihren Wissenslücken arbeiten können.
Insgesamt bedeutet dies aber auch ein hoher Aufwand, für jeden einzelnen Schüler und jede einzelne Schülerin eine separate Map anzufertigen, um sie über ihre Leistungen zu informieren. Das bedeutet auch, dass sich täglich mit den Lernenden auseinandersetzen muss, um ein faires Feedback notieren zu können, wobei sich da die Frage gestellt werden muss, inwieweit sich die Lernenden damit auch auseinandersetzen möchten. Weiterhin stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, wenn das nur von Tarife für Lehrkräfte und Einzelpersonen, aber auch für Schulen, bei denen die Nutzung von der Anzahl der Lehrkräfte abhängig ist. Als Einzelperson ohne Schüler*innen zahlt man nichts, als Lehrkraft mit 200 Lernenden etwa 4€ pro Monat, mit unbegrenzter Anzahl an Lernenden etwa 5€ im Monat, was aus meiner Sicht recht günstig ist für ein Programm, was vielseitig einsetzbar ist. Es gibt aber auch ähnliche Programme wie Padlet, die ähnliche Funktionen anbieten.
Externe Programme
Neben unterschiedlichen Plattformen gibt es auch externe Programme und Apps, die für eine Lernstandsdiagnostik genutzt werden können. Diese werden nun einmal betrachtet.
Am bekanntesten ist wohl die App ANTON, da sie in vielen Schulen bereits genutzt wird. Mit dieser App lassen sich für viele Unterrichtsfächer Aufgaben interaktiv lösen. Dies kann von den Lehrkräften in der Regel beobachtet werden, ob und wie eine Person die interaktiven Aufgaben gelöst hat. Die Aufgaben sind vorgegeben, aber die Lehrkraft kann innerhalb der App entscheiden, welche Aufgaben von den Lernenden zu bearbeiten sind. Außerdem können diese immer wieder bearbeitet werden, wodurch auch eine Wiederholbarkeit möglich ist. Es ist zudem auch transparent, weil die Lernenden selbst ihren Leistungsstand überprüfen und dann die Aufgaben bei Wissenslücken wiederholen können. Die App kann altersübergreifend und für unterschiedliche Fächer genutzt werden.
Ein Nachteil jedoch liegt in den vorgegebenen Aufgaben, da sich die Schülerinnen und Schüler die Antworten merken und dann die Aufgabe mit den richtig gemerkten Antworten lösen, was dazu führt, dass für die lernende Person kein Mehrwert dahintersteckt. Gerade während des Nachhilfeunterrichts habe ich viele Schülerinnen und Schüler gesehen, die bei einer falschen Antwort sich die richtige Antwort merken, die Aufgabe dann abbrechen und dann mit den richtig gemerkten Antworten neu starten, damit sie am Ende ihre drei grünen Balken stehen haben und sich nicht von der App sagen lassen müssen, dass sie noch daran arbeiten müssen. Da ist dann auch die Frage, wie die Motivation in der Verwendung der App verankert ist. Zudem können keine eigenen Aufgaben erstellt werden, womit keine Abwechslung stattfindet.
Ein weiteres Programm, welches ich gefunden habe, ist die App QuizAcademy. Bei dieser App geht es darum, Quizze zu lösen in Form von Karteikarten. Das bedeutet, dass auf der einen Seite eine Frage steht, die dann mündlich beantwortet wird. Dann darf die Karte umgedreht werden und die Lösung wird angezeigt. Im Anschluss drückt man auf den „Daumen hoch“-Button, wenn man die Frage richtig beantwortet hat, oder auf den „Daumen runter“-Button im entgegengesetzten Fall. Am Ende werden die Gesamtergebnisse zusammengetragen und der lernenden Person mitgeteilt. Diese kann dann im Anschluss aus dem Fundus ein neues Quiz auswählen bzw. sich einen entsprechenden Kurs herunterladen. Die Lehrperson selbst kann Quizze angepasst an die im Unterricht behandelte Unterrichtseinheit. Es können aber auch externe Kurse heruntergeladen werden, sofern sie nicht passwortgeschützt sind. In der Regel bekommen die Lernenden von der Lehrperson einen QR-Code, über welchen der Kurs erreichbar ist.
Von dieser App gibt es mehrere Versionen: Für Studierende gibt es die Hochschulversion, für Schülerinnen und Schüler die School Edition und es gibt noch eine allgemeine Version. Die App ist kostenfrei, kann aber auch mit einer Schullizenz benutzt werden.
Insgesamt ist die App vergleichbar mit der Plattform Classtime, wodurch die Vorteile recht ähnlich sind. Aus einem Fundus an Fragebögen oder Quizze kann ausgewählt, jedoch auch selbst etwas eigenes erstellt werden. Zudem bekommen die Lernenden am Ende eine Rückmeldung, damit sie erkennen, ob sie sich mit dem Thema gut auskennen oder Nachholbedarf haben.
Trotzdem hat QuizAcademy gegenüber Classtime den Nachteil, dass die Karteikarten umgedreht werden ohne irgendeine direkte Antwort abzufragen. Die Karteikarte wird umgedreht und dann gibt der Schüler oder die Schülerin an, ob er oder sie es gewusst hat. Es liegt also in der Verantwortung der lernenden Person, wie ehrlich sie zu sich selbst ist und auf den richtigen Button drückt. In diesem Fall ist die Qualität der Lernstandserhebung fragwürdig. Aus diesem Grund sollten die in der App dargestellten Ergebnisse im stetigen Vergleich mit sonstigen festgehaltenen Leistungen verglichen werden und nur als Unterstützung dienen. Ein vollständiges Vertrauen auf die App kann nicht gewährleistet werden.
Bei der nächsten App sind sämtliche Informationen durch Recherche zustande gekommen, da ich Probleme mit der Registrierung habe. Aber die App, um die es hierbei geht, heißt Edkimo. Mit ihr lassen sich Lernstandserhebungen in Form von Befragungen durchführen. Dabei können einerseits Fragebögen zu Wissen erstellt werden wie auch schon bei Classtime oder aber auch Umfragen erstellt werden, mit denen die Lehrkraft einsehen kann, wo vielleicht Schwachstellen sind, und schnell darauf reagieren kann, sogar schon in der darauffolgenden Stunde. Die Lehrkraft bekommt also eine Rückmeldung darüber, inwieweit das Gelernte verstanden wurde (vgl. o.A. 2022). Die Rückmeldung erfolgt anonym, womit keine Antwort einem Schüler oder einer Schülerin direkt zugeordnet werden kann. Das hat zur Folge, dass zwar allgemein Wissenslücken thematisiert werden können, allerdings keine individuelle Förderung, da nicht bekannt ist, welche Person Schwierigkeiten angibt. Die individuelle Förderung, die von vielen Seiten sehr gewünscht ist, kann hierbei zu kurz geraten, denn es stellt sich die Frage, ob nochmal auf eine Schwierigkeit eingegangen werden soll, wenn sich maximal zwei Schülerinnen und Schüler nicht sicher im Umgang mit einer Unterrichtseinheit oder mit einem Begriff fühlen.
Ansonsten ist die App kostenfrei, bedarf lediglich einer Registrierung. Sie scheint auch in allen gängigen App Stores verfügbar zu sein. Sie kann unabhängig von der Altersstufe und den Fächern genutzt werden, sodass im Grunde jeder und jede damit arbeiten kann, sofern gewünscht oder vorgegeben.
Es stellt sich nun die Frage, welche Programme ich mir vorstellen könnte zu nutzen. Das wird in einem neuen Beitrag angegeben. Ich freue mich sonst über Feedback, andere Vorschläge und Empfehlungen und eure Meinungen zu den bereits genannten Programmen!
Literaturreferenz
ohne Autor (2022): „Mit Edkimo den Lernstands schnell erfassen“; in: Edkimo <https://edkimo.com/de/edkimo-lernstand-erfassen/> [Letzter Zugriff: 19.08.2024]
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