Mathematische Leistungsunterschiede – empirische Befunde und Konsequenzen für das mathematische Lernen

In der Vorlesung von Prof. Dr. Christine Knipping ging es um mathematische Leistungsunterschiede und deren Konsequenzen für das mathematische Lernen. Grundsätzlich sind Unterschiede in den mathematischen Leistungen von SuS kein Grund zur Sorge. Jeder hat andere Stärken, was völlig normal ist. Zudem werden die meisten SuS die meisten Sachen, die sie im Mathematikunterricht lernen sowieso nie wieder im Leben brauchen. Problematisch wird es dann, wenn die SuS Schwierigkeiten mit Grundkenntnissen (wie z.B. Prozentrechnung oder Kopfrechen) haben, da diese im späteren Leben benötigt werden.

Im Matheunterricht sollte durchaus mehr gespielt werden, um den Unterricht interessanter zu gestalten, die SuS für das Fach zu begeistern und die Relevanz für das Leben aufzuzeigen. Hierbei ist besonders der bewegte Unterricht, wie es z.B. bei Eckenrechnen der Fall ist, sehr zu empfehlen, da bewegtes Lernen zum besseren Verständnis helfen kann. Zudem können leistungsstärkere SuS leistungsschwächere SuS unterstützen. Des Weiteren ist man viel offener für Dinge, wenn man nicht bewusst registriert, dass man lernt, weil man durch Spaß viel zu sehr abgelenkt ist.

Für kommende Praktika stelle ich mir folgende Beobachtungsaufgaben: Mit welchen Methoden wird im Unterricht gearbeitet und wie abwechslungsreich sind diese (z.B. bewegter Unterricht)? Welche Materialien werden zur Verfügung gestellt und in welchem Umfang?

Herausforderungen für die Unterrichtsplanung sind auf jeden Fall ein passendes Unterrichtskonzept aufzustellen bzw. zu erarbeiten, welches an die Bedürfnisse der SuS angepasst ist, aber auch die Aufgaben zu erstellen, die dem Leistungsniveau der Klasse und der SuS individuell angepasst sind. Hierbei wird wieder mehr Stress auf die Lehrkräfte zukommen und es ist fraglich in welchem Umfang dies tatsächlich umgesetzt werden kann.

Individualisierung von Unterricht als schulpädagogische Antwort auf Leistungsheterogenität

In der Vorlesung von Prof. Dr. Till Sebastian Idel ging es um die Individualisierung von Unterricht als schulpädagogische Antwort auf Leistungsheterogenität. Zunächst wurde der Frontalunterricht dem individualisierten Unterricht gegenübergestellt. Während beim Frontalunterricht die Lehrkraft den Unterrichtsinhalt vorträgt und die SuS die meiste Zeit über passiv sind, gibt es beim individualisierten Unterricht einen individuellen Lehrplan für jede/n SuS. Auch die Klassenarbeiten sind hier individuell gestaltet und es gibt nicht mehr nur eine für alle.

Dadurch, dass die Unterteilung in Haupt-, Realschulen und Gymnasien immer mehr abgeschafft wird, da es immer mehr Gesamtschulen gibt, ist individualisierter Unterricht umso wichtiger, damit alle SuS den Anschluss behalten. Durch diese Unterrichtsmethode kann individuell auf die Bedürfnisse der SuS eingegangen und der Unterricht an die Heterogenität der SuS angepasst werden. Dies hat jedoch zur Folge, dass viel mehr Arbeit auf die Lehrkräfte zukommt, da sie viel mehr vorzubereiten haben. Auf der anderen Seite gibt es den SuS jedoch auch den Vorteil, dass sie mehr Freiheiten haben, da sie sich z.B. die Themen der Unterrichtsstunde frei auswählen können, frei entscheiden können ob sie diese in Partner-, Einzel- oder Gruppenarbeit behandeln wollen und der Unterricht so speziell auf ihre Bedürfnisse angepasst ist.

Für das Orientierungspraktikum an der mir zugeteilten Schule stelle ich mir selbst folgende Beobachtungsaugaben: Inwiefern ist Individualisierung ein Thema an der Schule? Inwieweit wird sie umgesetzt? Wir groß ist der Arbeitsaufwand für die Lehrkräfte? Wie gestresst sind die Lehrkräfte durch diese Individualisierung zusätzlich?

Genderperspektiven

In der Vorlesung von Dr. Christoph Fantini ging es um Genderperspektiven. Dieses Thema wird heutzutage noch kontrovers diskutiert und ist daher immer noch aktuell. Der Ursprung liegt in der Vergangenheit. Früher wurden SuS geschlechtergetrennt unterrichtet. Nachdem es dann zur Zusammenführung der beiden Schultypen kam, bleiben Fächer, wie Werken und Hauswirtschaft, bestehen und in diesen wurden die SuS weiterhin geschlechtergetrennt unterrichtet. Man könnte sogar noch weiter zurückgehen und sagen, dass die Männer früher für die Jagd zuständig waren, also ihre Stärke genutzt haben und die Frauen hatten die fürsorgliche Rolle. Daher ist es nicht verwunderlich, dass es auch heute noch Stereotypen gibt, auch wenn man sie nur unbewusst bildet. Nach diesen sollen Mädchen fleißiger und aufmerksamer sein. Zudem sind sie leistungsfähiger in Sprachen oder auch Kunst. Jungen hingegen seien besser in Sport und Mathe, sollen jedoch dazu tendieren Störenfriede zu sein. Jedoch ist kritisch zu betrachten, ob dies wirklich so ist, da auch Mädchen gut in Sport, Mathe etc. und Jungen gut in Sprachen und Kunst sein können.

In meiner eigenen Schulzeit konnte ich diese Stereotypen teilweise auch beobachten. So bestand der Englisch- und Französischleistungskurs fast nur aus Mädchen. Im Sportunterricht wurden die Gruppen immer so aufgeteilt, dass es ein Gleichgewicht von Jungen und Mädchen in jeder Gruppe gab, bis wir gefordert haben es mal mit reinen Mädchen- und Jungengruppen zu probieren. Es hat sich herausgestellt, dass die Spiele (Volleyball, Völkerball, Basketball etc.) auf diese Weise genauso spannend und anspruchsvoll waren.
Als ich als AuPair in Irland war, waren meine Gastkinder (Drillinge – 2 Jungen, 1 Mädchen) in der 6. Klasse. Sie mussten sich Gedanken machen, auf welche weiterführende Schule sie gehen wollten (in Irland ist das Schulsystem anders: 1.-6. Klasse Grundschule mit einem Lehrer für alle Fächer; 7.-12. Klasse weiterführende Schule mit einem Lehrer pro Fach). Das Mädchen wäre fast auf eine private Mädchenschule gegangen, da die Mutter argumentiert hat, dass sie sich dort besser konzentrieren könne, weil die Jungen sie nicht ablenken würden. Außerdem habe sie ja zwei Brüder, deshalb wisse sie, wie man mit Jungen umgehen müsse. Auch die Jungen sollten auf eine private Jungenschule, doch die Mutter hat sich letztendlich dagegen entschieden, da die beiden noch mehr Respekt für Mädchen entwickeln sollten und außerdem eine Menge von den Mädchen lernen könnten. Am Ende sind die drei auf eine gemischte Schule gegangen. Dort gibt es auch das Fach Werken für die Jungen und Hauswirtschaft für die Mädchen. Das heißt hier werden die Geschlechter wieder getrennt unterrichtet und die Stereotypen wieder unterstützt.

Während des Praktikums möchte ich folgende Beobachtungen anstellen: Werden Mädchen in Geographie und Englisch anders behandelt als Jungen? Werde ich auch Stereotypen bilden und die SuS danach beurteilen? Wie sieht es mit den Lehrkräften aus? Beurteilen sie auch nach unterschiedlichen Stereotypen? Bekommen Mädchen bessere Noten, weil ihnen nachgesagt wird, dass sie besser sind? Ich bin gespannt, was das Praktikum aufdeckt und damit bestätigen bzw. widerlegen wird.

„Auf dem Weg zu einer Schule“

In der Vorlesung „Auf dem Weg zu einer Schule“ von Prof. Dr. Frank J. Müller ging es um die Inklusion von SuS mit Förderbedarf. Dabei hat der Dozent die Aussonderung von SuS mit Förderbedarf scharf kritisiert, indem er zwei Beispiele angeführt hat. Zuerst hat er eine Restklasse an einer Schule mit körperbehinderten SuS angeführt. Wenn in dieser Restklasse bei den SuS die Kommunikationsfähigkeit gegeben ist, so findet die Kommunikation jedoch nur über die Betreuer statt und nicht zwischen den SuS selbst. Ein weiteres Beispiel war eine hypothetische Klasse mit fünf autistischen SuS, die sich gegenseitig nur ihre Verhaltensweisen abgucken und erlernen, jedoch kein Vorbild für ein „normales“ Verhalten haben, wodurch sie sich nicht entwickeln können. Daher ist es wichtig diese SuS zu integrieren, damit sie nicht noch mehr ausgeschlossen werden und zumindest die Chance bekommen sich zu entwickeln.

In den Diagnosen „Förderschwerpunkt Wahrnehmung und Entwicklung“ und „Förderschwerpunkt Lernen“ ist bereits die Information enthalten, dass die SuS mit Wahrscheinlichkeit Konzentrationsprobleme haben werden. Da es jedoch unterschiedliche Arten geistiger Behinderungen gibt, die unter diese Kategorien fallen, wie zum Beispiel Autismus oder ADHS, weiß man nicht, welche speziellen Bedürfnisse die SuS haben. Daher muss man jedes einzelne Kind mit Förderbedarf und dessen Bedürfnisse kennen, um angemessen darauf eingehen zu können. Dazu gehört auch die Art der Behinderung. Sollte es aus vorherigen Klassen bereits zu Erfolgen/Fortschritten gekommen sein, so wäre es auch hilfreich die Konzepte, die dies bewirkt haben, zu bekommen, um diese noch weiter zu optimieren.

Wichtig ist auch, den Kontakt zu den Eltern herzustellen, um die Bedürfnisse kennenzulernen und ein Unterrichtskonzept zu entwickeln. Lehrkräfte beziehungsweise die Schule, die das Kind zuvor besucht hat, sollten erst nach Absprache mit den Eltern kontaktiert werden, da eventuell negative Erfahrungen mit diesen gemacht wurde, was die neue Zusammenarbeit beeinträchtigen könnte. Zudem wissen die Eltern meist am besten, welche Bedürfnisse das Kind hat und wo es speziell gefördert werden muss. Somit können die Eltern zu Verbündeten werden, um die Entwicklung der SuS zu fördern. Außerdem ist es sinnvoll Sonderpädagogen zu Rate zu ziehen und mit im Klassenzimmer zu haben, wobei man dabei wieder darauf achten muss, dass diese nicht neben den Kindern mit Förderbedarf sitzen, da dadurch keine anderen SuS mehr neben diesen sitzen können und dadurch wieder eine Ausgrenzung stattfinden würde.