Schule für alle – meint alle wirklich alle?

Eine Aussonderung von Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf verändert das Selbstkonzept negativ und hat Auswirkungen auf die Schulabschlüsse der Kinder. Trautmann und Wischer beschrieben die Folgen der Homogenisierung von Lerngruppen durch Selektion als negativ für die betroffenen Schülerinnen und Schüler, denn diese Maßnahmen reproduzieren soziale Ungleichheit (vgl. Trautmann & Wischer 2011:8).Profitieren von dieser Aussonderung tut lediglich die nach Homogenität strebende Schule. Hier zeigt sich das Problem der äußeren Differenzierung: Nicht die Schule, der Unterricht oder die Lehrkraft passen sich den heterogenen Bedürfnissen der Lernenden an, sondern die als „anders“ stigmatisierten Kinder müssen die Konsequenzen tragen.

Die Informationen der Diagnosen zu Förderbedarfen sind sehr weit gefasst und nicht individuell genug um davon notwendige Anpassungen im Unterricht abzuleiten. Auch eine Diagnose wie „Trisomie 21“ liefert keine konkreten Informationen über Lerninteressen oder Lebensrealitäten der Kinder. Um aussagekräftige Informationen über die Lernenden und darüber, was sie benötigen, zu sammeln, sollten Lehrkräfte mit dem Kind selbst sprechen, mit den Eltern und mit Kolleginnen und Kollegen, die das Kind vorher betreut haben. Hierbei muss eine Schweigepflichtsentbindung der Eltern vorliegen. Besonders spannend finde ich hierbei die Frage: Sollte man Elternmitbestimmung ganz ausschließen, weil wir wissen, dass sie UNGERECHT ist?

Für einen zugänglichen und anschaulichen Unterricht, der allen Kindern nützt, sollten Unterrichtsmedien und -materialien beispielsweise unter folgenden Aspekten aufbereitet werden: 
Leichte Sprache, Visuelle Kommunikation, oder Multisensorik.
Lehrmaterial sollte individuell anpassbar an verschiedene Lerngruppen sein, wie es zum Beispiel das Projekt zu „Pünktchen und Anton“ umsetzt (Leseninklusive.net). Viele Hilfsmittel zur Gestaltung eines differenzierten und heterogenen Unterrichts sind im Internet zu finden. Als wirklich barrierefrei würde ich OER-Materialien (Open Educational Resources) nur dann bezeichnen, wenn wirklich jedem Kind auch ein Endgerät und Internetzugang zur Verfügung steht.
Verbündete zur Verbesserung von Medien und Materialien könnten Vereine sein, Menschen in der Politik, Kolleginnen und Kollegen, Informatikerinnen und Informatiker oder Gestalterinnen und Gestalter. Als nicht-menschlicher Akteur wäre noch die KI zu nennen, denn Entgegen der Sorgen, diese würde Lehrkräfte bald ersetzten, schreibt Noxoll: „Eine Schule ohne Lehrerinnen und Lehrer wird auch in Zukunft eine schlechte Schule sein – eine Schule ohne KI aber auch.“ (Nuxoll 2023:46).

Empfehlen würde ich das Video „Katrin Raders & Reemt Janssen – Zusammenarbeit im Team“, die in der GSM Bremen Mitte unterrichten und die Organisation innerhalb des Kollegiums beschreiben, die ein offener Umgang mit Heterogenität in Schule fordert. Die Schule ist durch „Lernbüros“ strukturiert und ganz aktiv darauf ausgelegt, dass alle Lehrkräfte des Hauses („Haus-Team“) alle Schülerinnen und Schüler kennen. So können Lehrkräfte Erfahrungen austauschen und Schülerinnen und Schüler in Problemsituationen ganzheitlich betreuen. Bewertungen werden im Team besprochen und dementsprechend noch einmal von anderen Perspektiven überprüft. Im Video wird die Unterstützung des Kollegiums untereinander als Gelingensbedingung herausgestellt und gezeigt, dass auch Lehrkräfte davon profitieren im Team individuelle Stärken zu nutzen und zu kombinieren.
Für uns als Studierende ist im Video vielleicht besonders spannend, wie neue Lehrkräfte ins Team integriert werden.

 

Literatur / Quellen:

Nuxoll, Florian (2023). ‚KI in der Schule‘ In: Aus Politik und Zeitgeschichte: Künstliche Intelligenz, Hrsg: bpb, Ausgabe 42

Trautmann, Mathias / Wischer, Beate (2011): Heterogenität in der Schule. Eine kritische Einführung. VS-Verlag

path2in – Lernpfade in die inklusive Pädagogik
Katrin Raders & Reemt Janssen – Zusammenarbeit im Team

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