1.) Erläutern Sie das in der Vorlesung thematisierte Spannungsfeld zwischen Inszenierung und Zuschreibung in Bezug auf Genderdynamiken und -pädagogik in der Schule.
Die Lehrkräfte inszenieren bewusst die Geschlechterrollen der Schüler*innen. Diese haben Auswirkungen auf die Interaktionen des Lernklimas und der Bildungsprozesse. Letztlich führen diese zu einer Segmentierung und Hierarchisierung von Geschlechtern, die sich in verschiedenen Lebensbereichen wie der Schule manifestiert. (Paseka, A. (2007), S.53).
Der Einfluss der Familie, der Kultur und der Gesellschaft schreibt dem Kind eine bestimmte geschlechterspezifische Rolle zu. Diese Rollenverteilung wird in der Schule vertieft. Beispiele hierfür sind, dass die Mädchen für ihre erbrachten Leistungen meistens besseres Feedback bekommen und Jungs öfters Ermahnungen oder Korrekturen erhalten. (vgl. RV05, Folie 26) Mädchen werden in den sogenannten MINT Fächern benachteiligt (vgl. RV05, Folie 26). Genderpädagogik bedeutet nicht nur die Weiterentwicklung der geschlechterdifferenzierenden Angebote für Jungen und Mädchen, sondern weit darüber hinaus (vgl. Voigt-Kehlenbeck, 2004, S.40). Daher ist es wichtig, dass Lehrkräfte gendersensible Ansätze erkennen, um für die richtige und gerechte Lernumgebung für alle Schüler*innen zu sorgen. (vgl. Jäckle, 2009).
2.)Reflektieren Sie ihre bisherigen Praxiserfahrungen aus der eigenen Schulzeit und ersten Praktika zum schulischen „Genderplay“, möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung, Inklusion
Genderplay beschreibt die Wahrnehmung und aktive Gestaltung von Geschlechterrollen im Bildungsumfeld. Dieser Ausdruck bezieht sich auf die sozialen und kulturellen Vorstellungen, die an spezifische Geschlechter geknüpft sind und darauf, wie sich diese Erwartungen in unterschiedlichen Aspekten des schulischen Lebens widerspiegeln.
Die Praxis in der Schule verteilt bewusst oder unbewusst die Geschlechterrollen und vertieft diese somit. Ein Beispiel dafür ist, dass bestimmte Fächer oder Aktivitäten als „typisch männlich“ oder als „typisch weiblich“ angenommen werden. Beim Tragen von Tischen, Stühlen oder schweren Gegenständen werden meist Jungs angesprochen, da sie „stärker“ angesehen werden als die Mädchen. Zudem werden Jungs im Sportunterricht ermutigt und werden besser benotet als die Mädchen, jedoch im Kunstunterricht geschieht dies umgekehrt. Die Mädchen werden mehr ermutigt und zeigen sich leistungsstärker als die Jungs. Zudem werden Schüler*innen mit einem Migrationshintergrund meistens unterschätzt und als leistungsschwächer angesehen.
3.)Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika zum Thema „gendersensible Pädagogik“, auch hier möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung, Inklusion, um deutlich zu machen, dass die Kategorie Gender nicht für sich steht, sondern andere Dimensionen von Heterogenität oftmals wesentlich mit beeinflusst (intersektionale Perspektive).
Eine Beobachtungsaufgabe könnte lauten:
Beobachten und analysieren Sie, wie Stereotypen und Vorurteile in Bezug auf Geschlecht, soziokulturellen Hintergrund und Leistung im Schulalltag zum Ausdruck kommen und arbeiten Lehrkräfte daran, diese zu durchbrechen?
Hierbei ist zu beobachten, wie gewisse Vorurteile oder Stereotypen in der Schule vorkommen und wie bzw. ob die Lehrkräfte genügend Unterstützung bei der Überwindung zeigen.
Literaturverzeichnis:
Jäckle, M. (2009). Schule M(m)acht Geschlechter: Eine Auseinandersetzung Mit Schule und Geschlecht Unter Diskurstheoretischer Perspektive
Paseka, A. (2007): Geschlecht lernen am Schauplatz Schule. SWS-Rundschau (S. 51)
Voigt-Kehlenbeck, Corinna (2004): Genderpädagogik ist eine Herausforderung: über die Inszenierung der nachfolgenden Generationen – oder: den Blick schärfen für die pädagogische Funktion von Frauen und Männern in Einrichtungen mit gemischtem Klientel, Sozial Extra 28, 40–45
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