Foto: Marie-Sofie
I: Wir beschäftigen uns in unserem Seminar mit dem Konzertsommer 2024 in Deutschland und wollen vor allem die Konzerte von Coldplay, Taylor Swift und Adele thematisieren. Mit den Interviews wollen wir einen Überblick darüber bekommen, aus welchen Gründen Fans Tickets für die Konzerte gekauft haben und was den Tag so besonders gemacht hat. Daher vielen Dank an dich, dass du bereit bist, etwas über dein Erlebnis zu erzählen! Stell dich gerne erst einmal vor.
B: Ich bin Marie-Sofie, bin 20 Jahre alt und war letztes Jahr im August auf einem Coldplay-Konzert in München.
I: Okay, dann fangen wir mal an mit der Zeit vor dem Konzert. Wie hast du denn davon mitbekommen, dass es überhaupt diese Konzerte gibt und warum hast du entschieden, dass du zu dem Konzert gehen möchtest?
B: Also ich würde sagen, dass Coldplay ja auf jeden Fall schon eine sehr bekannte Band ist und dadurch hat man ja schon oft auf TikTok oder Instagram sehr viel davon gesehen und natürlich auch im Radio immer viel davon gehört. Dann kam schon der Wunsch auf, dass man gerne mal auf so ein Konzert würde, auch weil man selbst die Musik ja auch hört. Deswegen war für mich dann klar, dass ich gerne Tickets für eines der Konzerte hätte.
I: Also meinst du, dass Social Media mit TikTok oder Instagram schon eine Rolle gespielt hat bei der Entscheidung, Tickets zu kaufen?
B: Ja. Auf jeden Fall.
I: Okay. Bist du alleine zu einem Konzert gegangen oder gemeinsam in einer Gruppe?
B: Ich war mit zwei Freundinnen da.
I: Habt ihr das von Anfang an zusammen geplant?
B: Ja, wir haben zusammen diese Presale-Codes ergattern können und dann hat jede von uns versucht, an Tickets zu kommen. Wir haben dafür auch einen ganzen Tag gebraucht, um an die Tickets zu kommen.
I: Wie war denn dann der Ticketkauf?
B: Der war schon 13 Monate vor dem Konzert. Wir haben uns sehr früh morgens hingesetzt, um an die Tickets zu kommen und haben uns dann mit unseren Presale-Codes da angemeldet. Wir haben jeweils für Düsseldorf als auch für München diese Codes bekommen und dann sind wir alle mit mehreren Geräten auf Ticketmaster gegangen. Dann war man aber erstmal, ich weiß gar nicht mehr, 200.000. oder so in der Warteschlange. Für mich war es auch das erste Mal, so einen Ticketverkauf in der Größe mitzubekommen. Wir haben dann stundenlang gewartet bis irgendwann die Zahlen kleiner wurden. Eine von uns ist dann irgendwann auf die Seite gekommen, aber die Preise für die Tickets, die es zu dem Zeitpunkt noch gab, waren sehr hoch. Da haben wir für uns dann festgelegt, dass das zu viel ist. Dann sind nach ein paar Stunden nochmal weitere Termine hinzugefügt worden, weil die vorherigen schon ausverkauft waren. Wir hatten dann aber das Glück, dass wir diese Termine direkt am Anfang gesehen haben und so konnten wir direkt ohne Warteschlange auf die Seite kommen und haben bei Stehplätzen für jeweils 120 Euro zugeschlagen.
I: Gab es denn noch Kosten, die zusätzlich zu den Tickets entstanden sind?
B: Dadurch, dass das Konzert in München war, ist es natürlich so gewesen, dass man dann schon eine Übernachtungsmöglichkeit braucht und ja auch erstmal nach München kommen und Zugtickets kaufen muss. Was wirklich krass war: Als wir uns auf die Suche nach einem Hotel gemacht haben mussten wir feststellen, dass die Preise natürlich für das Wochenende, wo gleich drei Coldplay-Konzerte waren, extrem angezogen wurden. Das war schon herausfordernd, noch was zu finden, was halbwegs in erreichbarer Nähe mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist und preislich noch im Rahmen liegt.
I: Weißt du noch, wie viel ihr dann ungefähr insgesamt bezahlt habt?
B: Boah, das ist eine sehr gute Frage. Jetzt muss ich kurz rechnen. Wir haben pro Person 250 Euro bezahlt, da waren dann die Zugtickets und das Hotel mit Frühstück mit drin. Plus die Tickets, 120 Euro, also so ca. 400 Euro haben wir pro Person gezahlt. Wir brauchten wegen der Entfernung aber auch zwei Übernachtungen. Wir sind am Tag vorher hingefahren, damit wir uns da, weil wir Stehplätze hatten, auch möglichst früh anstellen können. Wenn man schon mal da ist, will man natürlich auch eine gute Sicht haben und nicht in der letzten Reihe stehen.
I: Welche Erwartungen hattest du davor an das Konzert?
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I: Hast du vorher noch irgendwelche Vorbereitungen getroffen? Hast du dir zum Beispiel Gedanken zu deinem Outfit für das Konzert gemacht?
B: Ja. Für Merch waren wir ein bisschen zu spät wegen der Lieferzeit. Deswegen haben wir dann aber eigentlich noch coolere T-Shirts gefunden, die zwar nicht direkt Merch waren, aber passend zu dem Thema Coldplay mit Planeten waren. Die haben wir uns alle drei gekauft und dann auch beim Coldplay-Konzert angezogen.
I: Okay. Dann kommen wir jetzt zu der Zeit des Konzerts an sich. Erzähl gerne erst einmal ganz frei, wie das Konzert für dich war.
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I: Was hat alles zu diesem positiven Erlebnis beigetragen?
B: Also ich würde sagen, die Show an sich ist halt einfach sehr krass. Das Publikum wird ja auch viel miteinbezogen. Es ist ja eben nicht nur so, dass sie dann ihre Songs spielen, sondern Chris Martin spricht dann ja manchmal auch plötzlich auf Deutsch. Und das Gefühl, dabei sein zu dürfen, ist einfach cool. Auch in dieser Masse zu sein und die Songs mitsingen zu können. Man verbindet ja manchmal auch etwas Persönliches mit den Songs. Das ist dann schon einfach auch emotional.
I: Bei Coldplay gibt es ja auch diese sehr bekannte Lichter-Show mit den Armbändern, die es bei Taylor Swift ja zum Beispiel auch gibt. Hat die auch dazu beigetragen, dass es nochmal emotionaler auf dich gewirkt hat?
B: Ja. Ich würde schon sagen, dass es auf jeden Fall einfach schon nochmal einen ganz anderen Eindruck macht, weil du dann diese ganzen Lichter von den 80.000 Menschen siehst. Du guckst dich so um und es ist einfach krass, vor allem, weil sich das dann ja auch immer passend zu den Songs jeweils verändert. Es kommt halt immer wieder was Neues und du guckst dich immer wieder um und weißt eigentlich gar nicht, wo du zuerst hingucken sollst, weil irgendwie überall gleichzeitig was passiert.
Foto: Marie-Sofie
I: Wie war denn dann der Ablauf an dem Tag des Konzerts?
B: Wir hatten, weil wir vorher schon den Wetterbericht studiert hatten, gesehen, dass es wettertechnisch sehr bescheiden aussehen wird. Deswegen hatten wir uns wenigstens insoweit vorbereitet, dass wir günstige Regenschirme gekauft hatten, die wir auch am Eingang liegen lassen können. Für 50 Cent haben wir uns dann noch Regenponchos gekauft. Im Nachhinein hätten wir vielleicht doch lieber die für 7 Euro mit besserer Qualität gekauft, aber es war okay. Um 13 Uhr waren wir dann am Olympiastadion. Es gibt ja ganz unterschiedliche Eingänge und es war noch erstaunlich leer, als wir gekommen sind, zumindest bei dem Eingang, wo wir dann waren. Wir saßen dann wirklich in der Nähe von dem Punkt, wo man letztendlich reingelassen wurde. Einlass war um 17 Uhr glaube ich. Am Anfang war es noch ganz okay vom Wetter her, aber ab circa 14 Uhr oder 14:30 Uhr hat es dann angefangen zu schütten und nie wieder aufgehört. Und nicht nur ein bisschen nieseln, sondern es hat wirklich geschüttet wie aus Eimern. Wir wollten uns erst auch noch vor dem Einlass was zu essen holen. Leider durften wir das dann nicht mehr, weil wir dann nicht mehr zurück nach vorne in die Schlange gedurft hätten, sondern uns wieder hätten hinten anstellen müssen. Das heißt, wir sind mit drei Müsliriegeln in das Konzert gegangen. Bei der Sicherheitskontrolle mussten wir dann auch unsere Regenschirme und Getränkeflaschen abgeben und dann ging es ins Stadion. Wir mussten dann ja auch Treppen runtergehen, wo man dann aber langsam Schritt für Schritt runtergeführt wurden, damit keine Panik entsteht, wenn alle gelichzeitig nach vorne stürmen. Wir hatten das Glück, dass wir uns an eine Barrikade stellen konnten, weil wir so ein bisschen freien Platz vor uns hatten, immer noch weit vorne standen und einen sehr guten Blick hatten. Um 18 Uhr kam dann die erste Vorsängerin, das war Wilhelmine, also eine deutsche Sängerin. Dann gab es nochmal eine zweite Vorband und dann wieder kurz Pause. In der Zeit gab es dann auch noch, was für Coldplay typisch ist, dass man hinten im Stadion Fahrrad fahren kann für den Nachhaltigkeitsaspekt, auf den die Band ja auch großen Wert legt und den sie versuchen, bestmöglich umzusetzen, auch mit diesen Kinetic-Dancefloors. Dann fing um 20:45 Uhr das eigentliche Konzert an, wo man sich schon die ganze Zeit so sehr drauf gefreut hatte. Auch wenn wir mittlerweile schon komplett durchnässt waren, aber es war ab dem Moment sowieso egal. Ja, dann ging das Konzert los und es ging viel zu schnell vorbei. Danach ist man wieder raus aus dem Stadion und dann hat man sich mit 70.000 anderen Menschen auf den Weg zur U-Bahn gemacht. Auch wenn das sehr traurig war, als das Konzert vorbei war, die Stimmung an der U-Bahn war immer noch richtig geil, auch die, die das da an der U-Bahn-Station koordiniert hat. Die hat dann noch richtig gute Stimmung gemacht und ich weiß nicht, auch wenn man, wie gesagt, schon sehr traurig war, dass es jetzt vorbei ist: Die Stimmung war noch richtig gut. Das konnte man immer noch nicht so ganz realisieren.
I: Was war das für ein Gefühl, als das Konzert dann wirklich anfing? Hat es sich unrealistisch angefühlt oder hast du dich einfach drauf gefreut?
B: Am Anfang war es trotzdem noch total surreal, irgendwie konnte man sich immer noch nicht vorstellen, dass man gerade wirklich hier ist, wo man über ein Jahr drauf gewartet hat. Aber man war natürlich trotzdem total voller Vorfreude, als sie dann auf die Bühne gekommen sind und so langsam hat man es dann auch vielleicht ein bisschen realisiert. Man hat sich einfach mega gefreut. Man hat das Wetter und den Regen auch gar nicht mehr wahrgenommen, sondern war so in der eigenen Bubble dann irgendwie drin.
I: Wie war es dann während des Konzerts? Du hast ja schon gesagt, dass da auch viel Interaktion mit den Fans ist. Gab es irgendwelche Songs, die dann noch besonderer waren? Welche Rolle hat da vielleicht auch die Masse an Fans gespielt?
B: Also ich würde sagen, Coldplay hat ja schon sehr verschiedene Arten von Songs, also manche, die sehr laut und so richtige Stimmungsmacher sind, aber zum Beispiel dann auch welche wie „Yellow“ oder so, was halt irgendwie nochmal so eine ganz andere Stimmung im ganzen Stadion gemacht hat. Man guckt ja auch um sich und sieht die Leute, wie die sich in den Arm nehmen. Das ist schon toll, wenn es dann auch emotionaler wird. Also diese gute Mischung dann irgendwie, ja.
Foto: Marie-Sofie
I: Hast du versucht mit Bildern oder Videos diese Stimmung einzufangen? Oder wolltest du es in dem Moment einfach genießen?
B: Also aufgrund des Regens war es sowieso etwas schwierig. Meine eine Freundin hat da Gott sei Dank sehr fleißig mitgefilmt. Aber es ging schon auch darum, dass man den Moment wirklich genießen will. Also klar, man wollte natürlich diesen Moment irgendwo auch festgehalten haben, aber man wollte auch das Handy einfach mal beiseitelegen, weil es einfach so ein krasses Erlebnis ist. Und das einfach so in sich aufnehmen und ohne Handy mal genießen.
I: Hast du im Rahmen des Konzerts irgendwas gekauft zur Erinnerung?
B: Ja, da haben wir uns alle drei ein Merch-T-Shirt gekauft, so als Erinnerung, auch wenn es nicht so wertvoll ist natürlich wie die eigentlichen Erinnerungen, die man so durch das Konzert hatte. Aber es ist schon cool, wenn man seinen Kleiderschrank aufmacht und das Merch-T-Shirt da sieht. Ja, es ist schon schön, das so als Erinnerungsstück zu haben.
I: Okay, dann zu der Zeit nach dem Konzert: Würdest du jetzt ein halbes Jahr später das gleiche Erlebnis genauso nochmal erleben wollen?
B: Ja. Eindeutig, ja. Also wenn sich irgendwann nochmal die Möglichkeit auftun sollte, dass die auch nochmal nach Deutschland oder vielleicht in die Niederlanden kommen, dann wäre ich auf jeden Fall sofort wieder bereit, Tickets zu kaufen. Auch wenn es natürlich schon nochmal was anderes ist als das allererste Mal, das ist klar. Aber ich glaube, davon kann man nie genug haben, dann nochmal auf ein Konzert zu gehen.
I: Wärst du dann auch bereit, die Preise, die du jetzt gezahlt hast, oder sogar noch höhere zu zahlen?
B: Ich hätte immer noch ein Preislimit, also ich wäre jetzt immer noch nicht bereit, die 300 Euro oder so für ein Ticket zu bezahlen. Bei 200 Euro würde es schon wehtun. Ich würde sagen, ich würde schon bei der ähnlichen Preisgrenze bleiben. Es kommt aber auch auf die Situation an, in welcher finanziellen Lage ich mich gerade als Studentin befinde, aber ich würde schon noch bis 150 oder 160 Euro hochgehen, wenn sonst alles passt. Aber irgendwo wäre bei mir auf jeden Fall schon eine Grenze, wo ich sagen würde, okay, für das Geld dann doch nicht.
I: Hast du deine Erfahrungen und die Erinnerungen an dieses Konzert mit anderen geteilt?
B: Ja. Also ich glaube, als ich nach Hause gekommen bin, bin ich meinen Eltern damit schon ziemlich auf die Nerven gegangen, weil ich sie dazu gezwungen habe, die ganzen Videos und so anzugucken. Ich glaube, irgendwann hat’s ihnen auch gereicht. Aber auch alle anderen, wenn ich irgendjemanden treffe, dem ich noch nicht davon erzählt habe, kommt meistens das Coldplay-Konzert eigentlich zur Sprache. Es hat einen schon wirklich geprägt. Mittlerweile ist man so empfindlich, wenn irgendwo Coldplay läuft, man hört es einfach sofort und hat direkt so einen Flashback irgendwie zu dem Konzert.
I: Was hat das mit dir gemacht, wenn du zum Beispiel nach dem Konzert durch Social Media Bilder und Videos von den Konzerten gesehen hast, vielleicht auch speziell von dem Konzert, wo du selbst warst?
B: Es war nochmal interessant, das auch manchmal aus anderen Blickwinkeln nochmal zu sehen und es war irgendwie schon krass, das nochmal von anderen Leuten zu sehen, die da auch waren. Die haben dann auch manchmal noch andere Momente festgehalten als man selbst. Es war schon krass, das auch nochmal auf TikTok zu sehen, wenn man so durchscrollt, und zu wissen, dass man auch da war. Das ist schon sehr besonders.
I: Und abschließend: Was ist die schönste Erinnerung, wenn du an das Konzert zurückdenkst?
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I: Okay, dann war’s das auch schon. Danke für das Interview und die Einblicke!
Autorin: Viktoria Strakeljahn