Abschlussreflexion

1. Benennen Sie die für Sie zentralsten (mindestens zwei verschiedene) theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich als besonders prägnant mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret sowohl Bezug auf:
a.) die unterschiedlichen, fachdidaktischen Aspekte und übertragen Sie diese in der Ringvorlesung gewonnenen Erkenntnisse auf die Didaktiken der von Ihnen studierten Fächer. Beziehen Sie sich hierbei auch auf didaktische Erkenntnisse mindestens eines Fachs, das Sie nicht selbst studieren.
b.) generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht.
Bitte benennen Sie für diesen Aufgabenteil dabei konkret mindestens zwei relevante Literaturquellen (Autor*innen, Jahr, Titel).

Für mich war die RV05 sehr wichtig, da diese direkt eins meiner studierten Fächer behandelt hat (Mathematik). In der Vorlesung und in der Nachbearbeitung dieser, ist mir die Vielfalt der Lehrmethoden im Matheunterricht klar geworden, welcher ich mir vorher nicht bewusst war. Mein eigener Matheunterricht fand fast nur frontal statt. Spiele oder Experimente waren sehr seltene Ausnahmen, obwohl mir der auf diese Art vermittelte Stoff viel präsenter ist als der andere. Ein weiterer Vorteil ist, dass beim Spielen in Gruppen weniger Langeweile entsteht, da unterforderte SuS, die sonst vielleicht den Unterricht stören, überforderten SuS, die sonst vielleicht aufgeben, das Spiel und dessen Prinzip nochmal erklären und beibringen können. Beim Spielen im Unterricht wird somit auch die Kommunikation untereinander wesentlich gestärkt. (vgl. Jochen Jakob, 2007, S. 27-30) interessant finde ich auch die Überlegung, wie Spiele in anderen Fächern noch sinnvoll eingesetzt werden können, wie z.B. im Deutschunterricht. Ein Spiel, welches z.B. die Wortarten behandelt, kann für mehr Abwechslung im Unterricht sorgen und direktes Auswendiglernen, welches sehr einseitig sein kann, umgehen.

In RV08 wurden mir die Dilemmata nach Greiner (Greiner, 2019) im Schulalltag vor Augen geführt. Ich hatte selber Probleme mich bei einigen Dilemmata zu positionieren, weil mir oft die zwei Standpunkte der Dilemmata nicht genau bekannt waren. Durch die Vorlesung fällt mir eine Positionierung viel leichter, da ich mir die einzelen Vor- und Nachteile einzelner Dilemmata erarbeitet habe oder dies noch tun werde. Sehr wichtig, nicht nur für den Unterricht, ist auch die Erkenntnis, dass Gerechtigkeit nicht Gleichheit bedeutet. SuS haben eigentlich immer verschiedene Startbedingungen, man kann nicht erwarten, dass sie alle das gleiche Ziel in der gleichen Zeit erreichen (vgl. Reinhold Miller, 1991, S. 103f).

Auf die Fachdidaktiken meiner studierten Fächer kann ich leider nicht (tiefer) eingehen, da ich bis jetzt im Studium noch keine entsprechenden Module belegt habe.


2. Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte, Lehrer*innenhandeln)), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen im Rückblick auf ihre eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Berichte aus der Praxis, ggf. auch schon eigene Praxiserfahrungen) den Schulalltag besonders stark – und warum? Hier können Sie aus Ihrer Sicht besonders gelungene oder auch weniger gelungene Beispiele geben. Inwiefern helfen Ihnen die Inhalte der Vorlesung, eine solche Einschätzung vorzunehmen? Nehmen Sie konkret Bezug auf entsprechende Begriffe, Theorien, Konzepte, die Sie jetzt kennengelernt haben.

Mir hat das Modul geholfen, den Stellenwert von dem Umgang mit Heterogenität und Inklusion zu erkennen. Ich bin in einem ländlicherem Gebiet zur Schule gegangen und es gab an meiner Schule eher „weniger“ Heterogenität, also z.B. sehr wenig SuS mit Migrationshintergrund oder aus sozial schwächeren Familien. Während den Vorlesungen wurde mir erst vor Augen geführt, wie heterogen Schulen/Klassen, vor allem in Großstädten, sein können.

Während der Vorlesung RV08 ist mir klar geworden, dass in Schulen meist die SuS gleich, aber nicht gerecht behandelt werden. So müssen alle SuS (meist) die gleichen Ziele, gleich gut erreichen um die gleiche Note zu bekommen. Natürlich gibt es mittlerweile Anpassungen, um mehr Gerechtigkeit zu erreichen, z.B. durch den Nachteilsausgleich bei LRS aber diese Anpassungen betreffen nicht alle SuS und dies hat zur Folge, dass nicht alle SuS gerechter behandelt werden.


3. Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium im Bezug auf das Modulthema UMHET? Welche haben Sie vermisst? Bitte begründen Sie Ihre Wahl.

Eine meiner größten Sorgen zum Thema Inklusion ist der Leistungsunterschied in inklusiven Klassen. Ich habe die Erfahrung mit inklusiven Klassen gemacht, dass diese immer sehr chaotisch, laut und anstrengend waren, oft auch wegen der starken Leistungsheterogenität. Die unterforderten SuS langweilten sich und störten deshalb den Unterricht, die überforderten nahmen nicht mehr Teil am Unterricht, da sie diesem nicht folgen konnten und störten deshalb genauso den Unterricht. Dieser Belastung waren viele Lehrkräfte an meiner alten Schule nicht gewachsen, sodass fast halbjährig der/die Klassenlehrer/-in von inklusiven Klassen gewechselt wurde. Daher würde mir eine Bearbeitung des Themas Umgang mit Leistungsheterogenität in inklusiven Klassen helfen. Da ich aus o.g. Gründen inklusiven Klassen in der Umsetzung eher etwas kritisch gegenüberstehe, würde mich eine Aufarbeitung zur Sinnhaftigkeit und Umsetzbarkeit von Inklusion in Schulen in meiner Professionalisierung weiterbringen.

Zu meinen Ausführungen zu 2. stelle ich mir die Frage, wie oder ob es überhaupt möglich ist gerechter oder komplett gerecht als Lehrer*in zu handeln. Da, wie bei 2. Erwähnt, in Schulen eher alle gleich als gerecht behandelt werden und ich persönlich ungerechtes Handeln nicht ausstehen kann, möchte ich eine ungerechte Behandlung der SuS unbedingt bestmöglich vermeiden.


Literaturquellen:

Jochen Jakob, Spiele im Mathematikunterricht – eine Chance für lernschwache Schülerinnen und Schüler einer 7. Klasse?, Friedrichsdorf, 2007. http://lernarchiv.bildung.hessen.de/afl/aflmath/spiele_im_mu.pdf

Reinhold Miller, Lehrer lernen, 4. Auflage, Beltz Verlag, Weinheim und Basel, 1991.

Greiner 2019; wurde aus RV08 entnommen, es wurden dort keine weiteren Verweise zur Primärquelle gemacht.

Eine Antwort auf „Abschlussreflexion“

  1. Liebe Kim,
    Ihre Ausführungen zur Abschlussreflexion verweisen auf eine hohe Sensibilität im Hinblick auf Bildungsgerechtigkeit und Ihre Rolle als Lehrerin bei der Herstellung derselben. Hinsichtlich Inklusion werden Sie im Laufe Ihres Studiums noch vertiefte Impulse aufnehmen können, anhand derer die Umsetzung in die Praxis plastischer werden wird.
    Bestanden.
    Yasemin Karakasoglu

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