In der letzten BAUMHET Vorlesung wurde über das Thema Deutsch als Fremdsprache gesprochen. Der Schwerpunkt wurde hierbei auf SuS gelegt, die als „Seiteneinsteiger“ in die Regelklassen überführt werden sollen.
Als Seiteneinsteiger bezeichnet man Kinder, die neuzugewandert sind, und nur über geringe oder auch keine Deutschkenntnisse verfügen. Zu diesen Kindern gehören nicht nur ausschließlich geflüchtete Kinder sondern auch Kinder, die neu nach Deutschland zugezogen sind.
Die nicht ausreichenden Sprachkenntnisse stellen für die Kinder eine große Hürde innerhalb der Schule dar. Denn sie müssen nicht nur ein neues Land kennenlernen, sondern sich auch im Alltag mit einer neuen Sprache oder sogar einer komplett neuen Alphabetisierung auseinandersetzten. Diese Kenntnisse müssen Seiteneinsteiger erlernen, um am Regelunterricht teilnehmen zu können, denn jedes Kind unterliegt unabhängig vom Aufenthaltsstatus in Deutschland der Schulpflicht. Um einen schonenden und vor allem einen erfolgreichen Übergang in die Regelklassen zu gewährleisten, gibt es in Bremen das Konzept der Vorkurse. In diesen Kursen stehen die Sprachförderung und die Integration ins Bildungssystem von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern im Mittelpunkt. Langfristig sollen die SuS schnellst möglich in die Regelklasse überführt werden, um gleichberechtigt am Schulunterricht teilzunehmen. Die Vorkurse sind auf ein Jahr ausgelegt und sollen die Seiteneinsteiger auf ein produktives (A2) und rezeptives (B2) Sprachniveau bringen.
Ich besuchte ein Gymnasium in Lübeck und kann somit nicht von meinen Erfahrungen innerhalb des Bremerschulsystems sprechen. Auch kam ich innerhalb meiner Schullaufbahn nur einmal mit einer Seiteneinsteigerin in Berührung und kann somit kaum etwas über Praxiserfahrungen sagen. Die Mitschülerin stammte ursprüngliche aus dem Irak und verfügte über nur geringe Sprachkenntnisse. Ich habe nicht mitbekommen, ob sie einen speziellen Vorkurs besuchte, denn an meiner Schule gab es keine speziellen Klassen oder Vorkurse. Ihre Sprachkenntnisse waren so gering, dass sie eigentlich nicht am Regelunterricht ernsthaft teilnehmen konnte. Nur in den Unterrichtsfächern Sport oder Kunst konnte sie aktiv teilnehmen. Meine Lehrer haben mehr oder weniger versucht mit Binnendifferenzierung ihren Nachteil innerhalb der Klasse auszugleichen, dazu haben sie ihr leichtere oder auf sie zugeschnittene Aufgaben gegeben. Allerdings schienen auch meine Lehrer nur wenig Erfahrung mit dem Umgang von Seiteneinsteigern zu haben.
Ihre Sprachkenntnisse wurden zwar mit der Zeit ein wenig besser, aber insbesondere das Lesen viel ihr ausgesprochen schwer. Die bevorstehende Versetzung in die Oberstufe ist schlussendlich nicht gelungen. Sie war genau ein Jahr in meiner Regelklasse, doch dieser Zeitraum war zu gering, um ihre Sprachkenntnisse auf Abiturniveau zu verbessern und sie musste ihre Schullaufbahn auf einer anderen Schule fortsetzen. Ich hätte mir für sie einen Vorkurs gewünscht, da sie durch die mangelnden Sprachkenntnissen kaum mit uns gesprochen hat.
Eines meiner späteren Unterrichtsfächer wird Kunst sein. Wie oben schon erwähnt, fiel es der Seiteneinsteigerin in meiner Schullaufbahn leichter am Kunstunterricht teilzunehmen als zum Beispiel am Deutschunterricht. Hier sehe ich eine Chance Unsicherheit abzubauen und eine bessere Integration in die Regelklasse zu schaffen. Da die Lese-, Schreib- und Sprachkompetenz hier nicht im Vordergrund steht, sondern sich auf einer anderen Ebene, einer kreativen Ebene, auszudrücken. Hierzu könnte ich mir vorstellen, dass innerhalb von dreier Gruppen ein Standbild mit dem Thema „Zusammenhalt“ entwickelt wird. Dieses Standbild wird fotografiert und jeder soll danach sich selber als Draht und Gipsfigur gestalten. Nach der Gestaltungsphase können die Figuren wieder zusammengestellt werden und sollen zum Schuss die Stellung des fotografierten Standbildes ergeben. Ich finde an dieser Aufgabe gut, dass auch ohne spezielle extra Aufgaben alle SuS in der Klasse gleichermaßen zusammenarbeiten können.
Um ein Verständigungsproblem der Aufgabe vorzubeugen, könnte man einen leichteren Aufgabentext für die Seiteneinsteiger austeilen. Jedoch geht es mir darum das Regelschüler sich Seiteneinsteigern annehmen und ihnen gegebenenfalls die Aufgabenstellung versuchen auch mündlich zu erklären. Mir geht es darum, dass die SuS miteinander sprechen, sich Gedanken zu dem Thema „Zusammenhalt“ machen und sich als Team innerhalb der Klasse fühlen. Seiteneinsteiger sollen gezielt zum Sprechen kommen, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern.
Liebe Katharina,
zuerst möchte ich dir sagen, dass ich deinen Blogbeitrag der letzten Vorlesung äußerst gelungen finde.
Die 1. Aufgabe ist dir super gelungen. Gut finde ich vor allem, dass du kurz und knapp erläuterst, was Seiteneinsteiger sind.
Wie du bin ich leider wenig mit Seiteneinsteiger in Berührung gekommen, was ich sehr schade finde. Das deine Lehrer wenig Erfahrung mit Seiteneinsteiger haben ist bedauernswert. Ich glaube nämlich, dass letzten Endes das Engagement und die Erfahrung des Lehrers eine wichtige Rolle spielen.
Eine meiner Mitschülerin kam aus Syrien und für sie war es besonders schwer aufgrund der harten Umstellung. Ohne Deutschkenntnisse besuchte sie einen Vorkurs und den Regelunterricht. Im Regelunterricht bekam sie viel Unterstützung sowohl von ihren Mitschülern als auch von ihren Lehrern. Mit Sport, Musik und Kunst hatte sie die Möglichkeit sich zu integrieren und ihre Schülerinnen und Schüler näher kennen zu lernen. Nun hat sie letztes Jahr ihr Abitur geschrieben und studiert Mathematik und Physik.
Da später einer deiner Unterrichtsfächer Kunst sein wird denke ich, dass du hervorragende Möglichkeiten haben wirst mit Seiteneinsteiger zu arbeiten, wie du eigentlich schon erläutert hast.
Alles in einem schließe ich mich dir an.