1.Benennen Sie die für Sie zentralsten theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei Bezug auf:
– unterschiedliche fachdidaktische Aspekte. Übertragen Sie, wenn möglich, die in der Ringvorlesung gewonnen Erkenntnisse auf die Didaktiken der von Ihnen studierten Fächer
– generelle Erkenntnisse zur Beziehungsarbeit in Schule und Unterricht. Bitte benennen Sie für Aufgabenteil I konkret mindestens zwei relevante Literaturquellen.
Eine Vorlesung, die für mich besonders aufschlussreich war, behandelte das Thema Diskriminierung und Rassismus, mit den dazugehörigen Themen Mobbing und Ausgrenzung im schulischen Kontext. Während meiner Schulzeit hatte ich ein paar Berührungspunkte mit den Themen, konnte mich allerdings damals noch nicht so gut mit diesen auseinandersetzen. Die Vorlesungen haben mir einen komplett neuen Blickwinkel verschafft. Ich lernte, dass es sowohl direkte als auch indirekte institutionelle Diskriminierung gibt, wobei letztere oft schwer zu erkennen ist, da sie hinter scheinbar neutralen Regelungen verborgen bleibt (Gomolla & Radtke 2009, S. 48 ff). Als Lehrkraft ist es daher essentiell, aufmerksam und selbstreflektiert zu sein, da Rassismus beispielsweise durch ungleiche Leistungsbewertung trotz gleicher Ergebnisse im Unterricht, durch Benachteiligung beim Zugang zu höheren Schulformen (Gomolla & Radtke 2009) oder durch die (Re-)Produktion rassistischer Darstellungen in Schulbüchern (Bönkost 2020) auftreten kann. Dieses Thema ist für mich besonders wichtig, da ich als zukünftige Lehrkraft das Wohl meiner Schüler*innen sicherstellen möchte, und die Auseinandersetzung mit Diskriminierung und Rassismus eine entscheidende Rolle dabei spielt, eine gute Klassengemeinschaft und ein positives Lernumfeld zu schaffen. Außerdem ist bei meinem Fach Sport es mit am wichtigsten darauf zu achten, dass es zu keinen Ausgrenzungen oder Mobbing kommt. Besonders im Sportunterricht verurteilen Schüler andere Schüler schnell aufgrund ihres Gewichtes oder ihrer sportlichen Fähigkeiten.
Gerade deshalb ist mir die zweite Vorlesung „(Un-)Gleiche Chancen für alle?“ eindrücklich in Erinnerung geblieben, da sie verdeutlichte, wie schnell und häufig Schülerinnen im Schulalltag (am häufigsten im Sportunterricht) ausgegrenzt und benachteiligt werden. Es hat mich schockiert zu sehen, wie stark die Schulzeit die Zukunft der Schüler beeinflussen kann. Eine Studie von Schuck aus dem Jahr 2006 hebt hervor, dass das Ignorieren der individuellen Bedürfnisse der Schüler schwerwiegende Folgen haben und ihnen die Zukunft erheblich erschweren kann.
Zudem habe ich die Vorlesungsinhalte zum modernen naturwissenschaftlichen Unterricht mitgenommen. Mein zweites Fach ist Biologie und es war interessant zu erfahren, wie man seinen Unterricht gestalten kann, um alle Schüler und Schülerinnen für mein Fach zu begeistern und um den Unterricht spannend zu halten. Mir ist besonders im Kopf geblieben, das der Unterricht viel mehr mit Alltagssituationen verbunden werden muss, um das Interesse der Schüler für das Fach Biologie und Chemie zu steigern. „Zur Entwicklung von Wissenschaftsverständnis werden hingegen authentische Lernsituationen, die Lebensbezug aufweisen, benötigt“ (Prof. Dr. Michael Schallies, 19. Dezember 2001). Die fachdidaktischen Inhalte dieser Vorlesung werde ich versuchen, in meinen späteren Biologie-Unterricht einfließen zu lassen.
2.Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen/-strukturen, schulkulturelle Aspekte, Handeln von Lehrkräften), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen im Rückblick auf ihre eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Berichte aus der Praxis, ggf. auch schon eigene Praxiserfahrungen) den Schulalltag besonders stark – und warum? Hier können Sie aus Ihrer Sicht besonders gelungene oder auch weniger gelungene Beispiele reflektieren. Inwiefern helfen Ihnen die Inhalte der Vorlesung, eine solche Einschätzung vorzunehmen? Nehmen Sie konkret Bezug auf entsprechende Begriffe, Theorien, Konzepte, die Sie jetzt kennengelernt haben.
Die Schule, die ich bis zur 10. Klasse besuchte, war eine Gesamtschule und versicherte einem, dass diese Schule einen super Umgang mit Heterogenität besitzt. „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ steht an jedem Eingang. Allerdings habe ich nie hinterfragt, ob meine Schule einen guten Umgang mit Heterogenität besitzt und ob sie ihre Werte, für die sie werben, auch wirklich umsetzen und einhalten. Auch das Verhalten der Lehrkräfte an meiner Schule habe ich selten kritisch hinterfragt, da sie sich meist auf die individuellen Stärken und Schwächen der Schüler konzentrierten, ohne dabei den Eindruck zu erwecken, dass diese unbedingt verbessert werden müssten. „Letztlich zählt jedoch vor allem die praktische Erfahrung im Umgang mit den Schülern“ (vgl. Trautmann/Wischer 2011, S. 17f.). Trotzdem erinnere ich mich an Unterrichtssituationen, in denen der Umgang mit Heterogenität problematisch war. Im Fach Physik und Chemie hatten viele Schüler Schwierigkeiten, dem Unterricht zu folgen, und hätten eigentlich mehr Zeit oder eine erneute Erklärung des Stoffes gebraucht. Stattdessen wurde oft einfach weitergemacht, ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse der Schüler zu nehmen. Auch ich hatte im Fach Englisch solche Probleme und hatte eine Lehrerin, die sehr schlecht mit der Situation umgegangen ist. Ihr Motto war quasi, wer nicht mitkommt, hat eben Pech. Sie hat nicht versucht, dass alle Schüler mit dem Stoff hinterherkommen, was dazu führte, dass ich in Englisch irgendwann komplett raus und mich gar nicht mehr verbessern konnte. Auch wegen solchen Lehrkräften möchte ich Lehrer werden, um es besser zu machen. Ich möchte, dass meine zukünftigen Schüler so etwas nicht erleben müssen. Ein Lösungsansatz, den ich in der Vorlesung kennengelernt habe, wären differenzierte Ansätze, wie die Einteilung in Basis- und Erweiterungskurse im Englischunterricht sowie die Möglichkeit, zwischen diesen Anforderungsstufen zu wechseln und den Schülerinnen mehr Raum zur Entfaltung ihrer Potenziale bieten (Gebhardt, 2014). Schon das Anbieten von Lehrmaterialien auf verschiedenen Niveaus kann eine heterogene Klasse bereichern, da so jeder Schüler individuell gefördert wird, ohne dass eine räumliche Trennung nötig ist. Es fördert zudem die gegenseitige Unterstützung der Schüler, wodurch niemand ausgegrenzt oder entmutigt wird.
3.Zu welchen, mindestens zwei, Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema UMHET? Welche haben Sie vermisst? Bitte begründen Sie Ihre Wahl.
Ich würde gerne mehr darüber erfahren, inwieweit Lehrkräfte ihre persönliche Meinung im Unterricht äußern dürfen. Dabei interessiert mich insbesondere, welche Rechte Lehrkräfte haben und an welchen Stellen sie besonders vorsichtig sein müssen. Was ist erlaubt und was sollte vermieden werden? Welche möglichen Konsequenzen gibt es und wie wird das Verhalten von Lehrkräften kontrolliert? Gerade jetzt in meinem Praktikum ist mir schon oft aufgefallen, dass ich Dinge sagen wollte oder gesagt habe (zu den Schülern oder im Unterricht), bei welchen ich mir unsicher bin, ob ich sie sagen darf oder nicht und ob diese für die Schüler ein Problem sind oder waren. Das Thema besitzt einen doch größeren Rahmen, als man vielleicht am Anfang in der Vorlesung dachte, weshalb ich sehr offen für noch mehr Inhalt zur Meinungsäußerung von Lehrkräften bin.
Zum Thema „Chemie – kein Fach für alle?“ würde mich interessieren, welche Methoden es gibt, um das Interesse der Schüler an dem Fach zu fördern oder wie man Schüler unterstützen kann, die in Chemie Schwierigkeiten haben. Diese Frage ist für mich besonders relevant, da sie sich auch auf andere Fächer übertragen lässt, wie etwa auf Biologie. In Biologie haben Schüler häufig sehr ähnliche Schwierigkeiten wie in Chemie. Und trotzdem ist es die Aufgabe der Lehrkraft, jeden Schüler bestmöglich zu fördern und ihn für das Thema zu begeistern. Deshalb hätte ich gerne noch mehr Methoden und Möglichkeiten kennengelernt.
Generell interessiert mich, wie sich einige Inhalte aus der Vorlesung in der Praxis umsetzen lassen. Methoden und Erfahrungsberichte wären in diesem Zusammenhang hilfreich, um eine genauere Vorstellung davon zu bekommen.
Literatur:
Bönkost, Jule (2020): Konstruktionen des Rassediskurses in Englisch-Schulbüchern. In: Karim Fereidooni und Nina Simon (Hg.): Rassismuskritische Fachdidaktiken. Wiesbaden: Springer VS, S. 19-47.
Gomolla, Mechthild; Radtke, Frank-Olaf (2009): Institutionelle Diskriminierung. Die Herstellung ethnischer Differenz in der Schule. Wiesbaden: VS-Verlag.
Strohmeier, D. (2019). Mobbing in multikulturellen Schulen. In: Kracke, B., Noack, P. (eds) Handbuch Entwicklungs- und Erziehungspsychologie. Springer Reference Psychologie. Springer, Berlin, Heidelberg.
Prof. Dr. Michael Schallies (2001): Naturwissenschaftlicher Unterricht im neuen Jahrhundert: Zur Diskussion. Onlinelibrary
Gebhardt, M., et al. (2014). Differenzierte Unterrichtsstrategien in heterogenen Klassen. Stuttgart: Ernst Klett Verlag.
Trautmann, Mathias/Wischer, Beate (2011): Heterogenität in der Schule. Eine kritische Einführung. VS-Verlag.
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