Klassismus und Mobbing

1. Erklären Sie: Was meint der Begriff Doing Class bzw. Doing Underclass?

„Doing Class“ und „Doing Underclass“ sind soziologische Begriffe, die beschreiben, wie soziale Klassenunterschiede durch alltägliche Interaktionen und Praktiken aktiv hergestellt und reproduziert werden (Karl August Chasse, 2016). Statt nur durch ökonomische und soziale Faktoren bestimmt zu sein, drücken Menschen ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten Klasse durch Verhalten, Sprache, Kleidung und andere kulturelle Eigenschaften aus. „Doing Underclass“ bezieht sich speziell auf die Unterklasse, die durch Armut und soziale Ausgrenzung gekennzeichnet ist und wie diese Merkmale durch tägliche Handlungen (z.B. Mobbing) verstärkt werden.

2. Das meritokratische Versprechen der Schule besagt, dass alle Schüler* innern bei gleicher Leistung den gleichen Bildungserfolg haben. Diskutieren Sie dieses Versprechen kritisch anhand der Vorlesungsinhalte.

Das meritokratische Versprechen hört sich erstmal sehr gut und erstrebenswert an. Allerdings sieht die Realität ganz anders aus. Grundlegend sind nämlich die Ausgangsbedingungen (Familieneinkommen, Bildungsstandard der Eltern, Migrationshintergrund usw.) der Schüler ungleich und damit ist die gleiche Leistung zu erbringen für zwei Schüler unterschiedlich schwer/leicht. Nach dem meritokratischen Versprechen dürfen keine Unterschiede zwischen SchülerInnen wegen ihrer sozialen Herkunft gemacht werden.  Allerdings macht alleine schon der Name der Schüler einen Unterschied bei der Bewertung, wie eine Studie von Dickhäuser und Bonefeld aus dem Jahr 2018 gezeigt hat (Dickhäuser und Bonefeld, 2018).

3. Inwiefern hat Ihnen die Vorlesungssitzung neue Erkenntnisse bezüglich selbst in der Schule beobachteter oder erlebter Situationen vermittelt? Bitte nehmen Sie dabei auf theoretische Inhalte der Vorlesung Bezug und verwenden Sie – wenn möglich – ein konkretes Beispiel.

Die Vorlesungssitzung gab mir neue Einblicke bezüglich in der Schule beobachteter Situationen. Ich selber habe einen leichten Migrationshintergund und habe häufig ungleiche und unfaire Bewertungen erlebt. Ich habe häufig erlebt wie ein Kumpel von mir, welcher ebenfalls einen Migrationshintergund besitzt, und ich von den Lehrern ins Visier genommen wurden, nur weil wir nicht komplett deutsch waren. Dies fängt leider wirklich oft schon beim Namen an. Das Thema Mobbing wurde an meiner Schule sehr ernst genommen und es wurden alle Mobbingvorfälle intensiv und ausführlich mit der Lehrperson geklärt und zukünftige Mobbingvorfälle verhindert bzw. unterbunden. Dementsprechend wäre die Zahl von 35% an Lehrkräften die bei Mobbing einschreiten an meiner Schule zu gering gewesen.

Quellen:
Karl August Chassé (2016): <span;>https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-14047-2_3

Hadjar, A. (2008): Meritokratie als Legitimationsprinzip. Die Entwicklung der Akzeptanz sozialer Ungleichheit im Zuge der Bildungsexpansion. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Bonefeld, M., Dickhäuser, O. (2018): (Biased) Grading of Students’ Performance: Students’ Names, Performance Level, and Implicit Attitudes. In: Front. Psychol. 9 (481).

Fereidooni, Karim; Zeoli, Antonietta P. (2016): Eine Analyse der Gestaltungsprinzipien des deutschen Schulwesens. Gelten Objektivität, Aufstiegsmobilität und Individualität für Kinder mit und ohne „Migrationshintergrund“ in gleichem Maße? In: Karim Fereidooni und Antonietta P. Zeoli (Hg.): Managing Diversity. Die diversitätsbewusste Ausrichtung des Bildungs- und Kulturwesens, der Wirtschaft und Verwaltung. Wiesbaden: Springer VS, S. 137-154


Kommentare

Eine Antwort zu „Klassismus und Mobbing“

  1. Avatar von Matteo
    Matteo

    Moin Karim,

    1. Wie du schon sagtest, betonen die Begriffe „Doing Class“ und „Doing unterclass“, dass Individuen ihre soziale Situation aktiv beeinflussen können. Sie seien so quasi für ihre eigenen sozialen Stand verantwortlich. In der „Doing Class“ kann man durch Engagement, Leistungsbereitschaft und Anstregenung ganz leicht den Weg nach oben finden und somit in eine höhere soziale Klasse kommen. Zudem findet man sich auch leichter in der Gesellschaft zurecht, man hat also Teilhabe an dieser. Die „Doing unterclass“ bezieht sich hingegen auf die sozialen unteren Schichten. Die Menschen die dort seien, hätten es verdient dort zu sein, weil sie sich nicht genug angestrengt oder nicht genug gearbeitet haben. Dabei wird auch oft auf äußere Merkmale wie das Aussehen reduziert (vgl. Chasse 2016)

    2. Ich stimme dir voll und ganz zu. Das meritokratische Prinzip besagt, dass alle Lernenden im Bildungssystem die gleichen Chancen haben sollten, unabhängig von ihrem Hintergrund oder ihren individuellen Fähigkeiten. Es basiert auf den Ideen von Objektivität, Aufstiegsmobilität, Individualität und gleichen Ausgangsbedingungen. Allerdings ist dies oftmals nicht der Fall. Denn es werden in der Schule auch heute noch Kinder besser bewertet, die einen „deutschen“ Namen. Hier sind es allerdings rassistische Lehrerinnen und Lehrer die das Problem sind. Zudem lässt sich beobachten, dass SuS, die aus einem nicht akademischen Elternhaus kommen, sich deutlich schwerer tun als Kinder mit einem oder zwei akademischen Elternteile (vgl. Edelstein, Hopf 2018). Hier gibt es viellicht die gleichen Vorraussetzungen, die gleichen Chancen allerdings nicht. Und das ist ein großes Problem dieses Ansatzes und des Schulsystems an sich.

    3.Es ist traurig zu hören, dass du sowas miterleben musstest. Umso wichtiger ist es, dass sich deine Schule darum gekümmert hat und nicht tatenlos zugesehen hat. Was beweist, dass es dennoch viele Menschen und Lehrer gibt, die versuchen Mobbing zu unterbinden.
    Ich war besonders schockiert über die Zahl, dass die Lehrkräfte denken, dass sie in 85% der Mobbingfälle eingreifen. SuS allerdings der Meinung sind, dass nur in 35 % der Fälle interveniert wird (Fereidooni 2015, S.4). Da sollten alle Alarmglocken schrillen, da die SuSja diejenigen sind, die viel näher an den Situationen dran sind als die Lehrkräfte (vgl. Ehlert, 2006, S.115).

    Literatur:

    Chassé, Karl August (2016): Doing Class. Wie werden Menschen zum „Prekariat“ gemacht? In: Karim Fereidooni und Antonietta P. Zeoli (Hg.): Managing Diversity. Die diversitätsbewusste Ausrichtung des Bildungs- und Kulturwesens, der
    Wirtschaft und Verwaltung. Wiesbaden: Springer VS, S. 35-51.

    Ehlert, Claudia: Schülermobbing an Hauptschulen. Bestandsaufnahme, Hintergründe, Intervention. Saarbrücken, 2006.

    Fereidooni, Karim (2015). Bullying. Wissenschaftliche Befunde zu der häufigsten Gewaltform an Schulen. In: Thema Jugend (3). S. 6-8.

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