Das letzte Mal

Regen, Schnee, Hagel, Sonne, Sturm was denn nun? Entscheide dich!

Tja.. eigentlich wollte ich heute Morgen auf dem Weg nach Köln sein, um die Internationale Möbelmesse zu besuchen… Ich bin aufgewacht ohne  jemals im Tiefschlaf gewesen zu sein, mit Kopfschmerzen und einer Erkältung. Also entschied ich mich spontan die Fahrten auf BlaBla Car zu stornieren (Tipp an Alle: wenn man die Fahrer fragt, ob sie für einen stornieren bekommt man das komplette Geld wieder). Jedenfalls hat  mir mein Körper die richtigen Zeichen gegeben. Jetzt höre ich in den Nachrichten, dass die Menschen nahezu weggeblasen werden und weder Nah- noch Fernverkehr funktionieren! Puh… gut dass ich doch nicht hin bin. (Wäre wahrscheinlich sowieso nie dort angekommen, zumindest nicht Heute).

Und es ist nicht nur das Wetter, welches sich nicht entscheiden kann. Ich kann es auch nicht. Im gestrigen Seminar ging es um den Sinn „Hören“. Während die Gruppe eine super Präsentation und ein unglaubliches Plakat vorgestellt hat, ging es um die Frage: Wenn du dich entscheiden müsstest: Würdest du lieber nichts hören oder nichts sehen können? Denk doch selber einmal drüber nach, was du nehmen würdest und lies dann erst weiter.

Ich habe auf der Strichliste vor und zum Ende der Präsentation „nicht Hören können“ als meine Wahl angekreuzt. Gehörlose haben sogar eine kleine Gesellschaft, wo sie unter gleichgesinnten sein könne. Zeichensprache ist das Mittel zur Verständigung, da die meisten gehörlosen Menschen auch nicht sprechen können, da über das Hören Sprache gebildet wird. Wenn man allerdings erst taub wird, könnte man noch sprechen, allerdings nicht in der entsprechenden Lautstärke (meistens lauter). Manche können wohl auch die Vibration der Stimmbänder spüren und so sprechen. Lippenlesen, Schreiben.. es gibt viele Arten dann Dinge wahrzunehmen. Dennoch ist die komplette Stille um einen. Für mich ist das sehr angsteinflößend. Dem gegenübergestellt ist das „nicht Sehen können“ noch wesentlich schlimmer für mich. Die komplette Dunkelheit. Das Leiden auf der Welt nicht Sehen, sondern nur Hören können, Schreie, Gelächter. Alles kaum interpretierbar wenn man sich nicht visuell einen Kontext zusammenstellen kann. Ich persönlich empfinde für mich das Sehen als wichtigsten „Sinn“. Ich denke dass ich so auch am besten lerne, durch visuelle Reize. Ich kann mir auch kaum Namen merken, weiss aber genau welchem Gesicht ich schon einmal über den Weg gelaufen bin. Kunst spielt da für mich auch eine ganz große Rolle. Natürlich gibt es auch auditive Musik… sie nimmt jedoch einen kleineren Teil ein. Farben, Vielfalt, die ich sehen kann, Menschen die mich umgeben…! Das brauche ich. Ich stelle es mir sogar manchmal ganz schön vor nichts hören zu können. Wenn man einfach seine Ruhe hat und im Streit, wenn man angeschrien wird, muss der andere sich erst die Geduld und Zeit nehmen seine Wut auf Papier zu bringen. Bezüglich des heutigen Forschungsstandes ist es angeblich auch leichter das Gehör zu „reanimieren“ als die Augen, für welche man auf einen Spender warten muss (Netzhaut und Ähnliches meine ich damit)

Es ist dennoch faszinierend wie viel man mit den Ohren hört: Die Größe eines Raumes zum Beispiel… Materialien und natürlich Stimmen, damit inbegriffen Warnsignale (Lachen = Freude, Verzweiflung; Schreien = Angst, Wut etc.)! Letztendlich möchte ich auch nicht auf das Rauschen des Windes durch die Blätter der Waldbäume verzichten… etwas auf das ich verzichten könnte ist: Fingernägel auf Tafel. Spannend ist wiederum dass unser Körper direkt darauf reagiert, während ein visueller Reiz und seine Bedeutung gefühlt länger braucht.

Ich habe viel aus den Stunden mitgenommen und habe mich bis jetzt nach jeder „Sinnes-Sitzung“ belehrt gefühlt. Schön finde ich auch, dass so die Poetisierung der Alltagswelt ein Mal in jedem von uns stattfinden kann. Ich finde das unglaublich wichtig und existenziell! Vorher dachte ich das wäre nur in Kunst der Fall. Ich denke nämlich, dass man sich so am ehesten selbst finden kann. Und das ist auch der erste und wichtigste Grund warum ich studiere.

 

One Comment on “Das letzte Mal

  1. Uiuiui, endlich geschafft – ab sofort eine Aufgabe weniger und hoffentlich auch weniger Probleme mit dem Zeitmanagement ;D
    Die Frage, auf welchen Sinn man am ehesten verzichten wollte, hat sicher jeder bereits einmal sich selbst oder seinen Mitmenschen gestellt.
    Ich konnte mich zwischen den fünf Sinnen letztlich nie entscheiden, doch du machst es mir ja schon einmal einfacher: Hören oder Sehen?
    Ich finde deine Argumentation bezüglich beidem sehr schlüssig und kann mich nur anschließen. Ich denke, Menschen betrachten Sehen als ihren stärksten Sinn.
    Wenn ich nach einer Beschreibung nach Gras frage, oder einer Rose, würde mir kaum jemand „Es raschelt“ antworten, sondern vielleicht „grün, stachelig, saftig“ oder „schön, rot, dornig, grün, riecht gut“ o.Ä. Wir beziehen uns in der Gesellschaft sehr stark auf das Sehen und bereits das würde mir einen Grund geben, eher auf den Hörsinn u verzichten, so sehr er mir auch fehlen würde. Ich würde mich weniger als von der Gesellschaft getrennt betrachten, denke ich.
    Spannend finde ich auch, dass Gebärdensprache so viel bietet, ich habe sogar einmal Gedichtsvortragungen „angesehen“, unglaublich faszinierend, denn, auch wenn ich nichts verstanden habe, habe ich den Ausdruck von Gefühl wahrgenommen.
    Naja, ich wäre sehr dankbar, müsste ich mich niemals wirklich gegen einen Sinn entscheiden.
    Bis bald 🙂

    P.S. Das Tafel-Kratz-Kind der Klasse war immer ich. 😀

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