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RV09 vom 22.06.2020

Umgang mit Leistungsheterogenität auf pädagogisch 

1. Welche Zusammenhänge zwischen der Leistungsheterogenität der Kinder und dem Einfluss von Lehrerinnen und Lehrern auf den Bildungserfolg unter Berücksichtigung der pädagogischen Forderungen sind für sie heute deutlich geworden?

Laut nationalen und internationalen Studien liegt prozentuale Einfluss von Lehrer*innen auf den schulischen Lernerfolg zwischen 20-25%. Ich persönlich hätte den Einfluss sogar noch etwas höher geschätzt und denke, dass dadurch unser großer Einfluss auf den Bildungsweg, aber auch die Entwicklung der Schüler*innen als Lehrkräfte deutlich wird.

Leistungsheterogenität ist in diesem Zusammenhang nicht immer negativ, doch sollte konstruktiv genutzt werden, anstatt zu einem verstärkten Konkurrenzdenken der Schüler*innen zu führen. Wichtig ist, dass die Lehrkraft differenzierte Lerngelegenheiten schafft, gleichzeitig aber auch kooperative Lernsettings und einen gemeinsamen Gegenstand nicht vernachlässigt. Die Leistungsheterogenität kann meiner Meinung nach gerade auch in gemeinsamen Lernsituationen positiv genutzt werden, denn dort besteht die Möglichkeit, dass Schüler*innen sich gegenseitig unterstützen und ihre Lern- und Lösungsmethoden austauschen. Wenn man nun als Lehrkraft den Unterricht nicht so gestalten würde, wie es die pädagogischen Forderungen verlangen, kann eine negative Lernathmosphäre entstehen, die den Schüler*innen das lernen sogar erschwert.

2. Welche Herausforderungen im Bereich Leistungswahrnehmung, -rückmeldung und -beurteilung haben Sie in Ihren bisherigen Praxisphasen kennengelernt und wie haben Sie oder die Lehrperson in der schulischen Praxis darauf reagiert?

In meinem Orientierungspraktikum hatte ich das Gefühl, dass wenig positives im Bereich Leistungswahrnehmung, -rückmeldung und -beurteilung gemacht wurde. Es war eine Schule mit jahrgangsübergreifenden Lernen aus 1./2. Klasse und 3./4. Klasse, aber die Jahrgangsmischung hat im Unterricht keinerlei Bedeutung gefunden und in der Klasse, die ich besuchte hatten Erst- und Zweitklässler*innen jeweils ihre Aufgaben, an denen sie so leise wie möglich arbeiten sollten. Es gab zwar nach jeder Stunde die Aufforderung für sich selbst seine Leistung in der Stunde mit Daumenzeichen zu beschreiben, aber eine Variation dieser eigenen Leistungsbewertung hat nicht stattgefunden und öfter hatte ich das Gefühl, dass auch negative Leistungen hervorgehoben wurden.

Dadurch, dass alle Kinder an den gleichen Materialien gearbeitet haben konnte man Wahrnehmen, wer schneller ist und wer mehr Probleme bei der Bearbeitung der Aufgaben hat, aber gerade dies hat mir den Eindruck vermittelt, dass es quasi keinen gemeinsamen Gegenstand im Unterricht gab. Wenn die Schüler*innen eine Aufgabe im Heft fertig hatten, dann mussten Sie zu einer Lehrperson gehen und diese auf Fehler prüfen lassen, oftmals waren mindestens zwei oder mehr Personen in Form von Sonderpädagog*innen oder Erzieher*innen im Raum.

Der Eindruck in meinem zweiten Praktikum hinsichtlich Leistungswahrnehmung, -rückmeldung und -beurteilung war besser. Hier gab es beispielsweise Stationsarbeit und selbstständige Aufgabenüberprüfung. Oftmals wurden neue Sachen gemeinsam eingeführt. Nach der Beendung wichtiger Themen, beispielsweise „Wortarten“ gab es eine Art Test, der jedoch dazu genutzt wurde, um gezielt zu schauen wo die Kinder noch Schwierigkeiten haben und Hilfestellung zu geben.

3. Wie positionieren Sie sich zu der Aussage von Hiller selbst als angehende Lehrer*in und welche möglichen Forschungsfragen wären für Sie relevant, um die getroffene Aussage empirisch weiter zu verfolgen?

Ich habe in meiner eigenen Schulzeit oft das Gefühl gehabt, dass meine Lehrer*innen (gerade in der weiterführenden Schule) ihre festen Routinen und einen fast schon vorgefertigten Unterricht haben, der sich kaum mehr an den Schüler*innen orientiert. Ich persönlich glaube jedoch, dass viele Curricula genügend Spielraum bieten, dass eine gute Lehrperson nicht dadurch eingeschränkt wird. Ich würde gerne eine Forschung in Form eines Lehrerinterviews machen, in denen ich Fragen stellen würde wie „Welche Form von Leistungsüberprüfung nutzen Sie?“, „Mit welchem Ziel führen Sie Leistungsüberprüfungen durch?“ und „Wie geben Sie Schülern Rückmeldung?“, die drauf abzielen etwas über die Methoden der Lehrkraft zu erfahren, aber auch in der Hoffnung etwas über die eigene Definition von „Leistung“ der Lehrkraft herauszufinden.

 

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