Beitrag zur RV 12 am 20.06. – Inklusive Pädagogik

1. Benennen Sie zwei ausgewählte für Sie zentrale Aspekte zu Hintergründen und Zielsetzungen Inklusiver Pädagogik aus dem ersten Teil der Vorlesung. Beziehen Sie sich dabei auf die theoretischen Kernaussagen der Vorlesung. Erläutern Sie anschließend inwiefern Sie für diese theoretisch-konzeptionellen Zielsetzungen geeignete und hinderliche Bedingungen in der aktuellen Schulstruktur Bremens sehen, welche im zweiten Teil vorgestellt wurde?

Ziel von Inklusion ist die Schaffung einer Einheit und Abschaffung von Separation.
Hier geht es vor allem um die Teilhabe von Menschen mit Behinderung an der Gesellschaft, die vielerorts, auch in Deutschland, immer wieder Ausgrenzung erfahren.
Erreicht werden kann Inklusion durch Barrierefreiheit und vor allem durch das Akzeptieren der Vielfalt in einem Miteinander, auch im Schulalltag. Individualität wird hier nicht als Nachteil begriffen, sondern als Potenzial.
Auch die Abschaffung von Sonderschulen zählt zu einem inklusionsfördernden Vorgang.
Bremen setzt seit 2010 auf die Inklusive Schulform. Inwiefern dies geschieht um wirklich die Gleichwertigkeit eines jeden anzuerkennen oder um den Status als „Bildungsschlusslicht“ auszugleichen, ist mir manchmal schleierhaft.
Da ich selbst Inklusive Pädagogik studiere, bin ich, von Anfang meines Studiums an, mit dem Gefühl konfrontiert worden gebraucht zu werden.
Grundschullehrer*innen, (Sonder-)pädagog*innen und Eltern, alle betonten sie es herrsche Mangel an Sonderpädagog*innen.
Doch wen wundert das, wenn ein Bundesland plötzlich eine gängige Schulform, die der Sonderschule, abschafft, ohne darauf zu warten, das genügend ausgelernte Kräfte zur Verfügung stehen, die dieses neue System stützen werden?
Ich habe mit zahlreichen Lehrer*innen gesprochen, die völlig überfordert mit der neuen Klassensituation waren.
Aussagen wie: „Woher soll ich wissen, wie ich damit umgehen soll?“ und
Wenn die nach den Sommerferien kommen.. Ich hab das nie gelernt. Das ist nicht mein Problem.“
Die Frage die sich mir nach so einem Gedanken stellt ist folgende: Wessen Problem ist es dann?
Wer ein bisschen weiterdenkt wird zu dem Schluss kommen, das es schlussendlich die Kinder selbst sind, die unter der Inklusion in eine unvorbereitete Schule leiden müssen.
Und ich komme immer wieder zu dem Schluss, das Inklusion nur um des Titels willen eindeutig keine Inklusion sein kann. Gerade in Situationen von Personalmangel und Überforderung seitens der Schule werden die Kinder mit Behinderungen immer wieder separiert, damit Unterricht, zumindest mit dem Rest der Klasse, möglich ist.
Wenn allerdings genügend Sonderpädagog*innen den unerfahrenen Lehrkräften im Unterrichtsalltag zur Seite stehen – und sie bei der Erweiterung ihrer Kompetenzen unterstützen könnten, sähe das schon ganz anders aus.

2. In der Vorlesung haben Sie ein Beispiel aus eigener Unterrichtserfahrung zu gelungenem Unterricht notiert und diskutiert. Schildern Sie kurz dieses Beispiel für guten Unterricht. Stellen Sie anschließend erste Überlegungen für die Teilhabe und Teilnahme des Schülers Nergin an dieser Unterrichtssituation an. Welche Anpassungen und Erweiterungen können Sie sich vorstellen?

Meine Erfahrung auf gelungenen Unterricht bezieht sich tatsächlich nicht auf eine inlusive – , sondern eine Sonderschulklasse.
Da es sich jedoch um Kinder mit geringer Lernbehinderung bis Kinder mit stark ausgeprägtem frühkindlichem Autismus handelte, denke ich man kann auch hier von Inklusion sprechen, denn jedes dieser Kinder, so verschieden sie auch alle waren, war gleichermaßen Teil der Klassengemeinschaft.
Eine Unterrichtssituation war hier diese, dass sich die Kinder bezüglich eines englischen Theaterstücks erproben konnten.
Die Lehrerin verlas die Rollen und die Kinder gaben Handzeichen oder Meldungen, welche Rolle sie gerne übernehmen würden. Hin und wieder gab Frau K. Ratschläge, wenn ein Kind noch unsicher in der Rollenfindung war.
Jedes Kind stand schlussendlich auf der Bühne, stolz auf die eigene Rolle und sprach.
Selbst Anna, die kaum sprechen konnte, da sie sich mit der Artikulation allgemein schwertat und über einen geringen Wortschatz verfügte.
Ich denke das auch Nergin in diesem Prozess spielerisch Gefallen am sprechen hätte finden können. Auch da sich sein gutes Gedächtnis hinsichtlich der Einprägung von Text und dem Ablauf des Stückes sicherlich bewährt hätte.
Auch zu bemerken, dass ein jeder für seine Leistung Anerkennung erhält, sofern er sich bemüht, gleich wohl wie unterschiedlich das Ergebnis ausfällt, hätte ihn sicher in seiner Freude an der Teilnahme bestärkt.

3. Formulieren Sie drei Aspekte, die Sie in ihrem nächsten Praktikum lernen, in Erfahrung bringen oder ausprobieren könnten, um in Zukunft die Einbindung eines Schülers wie Nergin in Ihren Unterricht noch besser zu bewältigen.

1. Ich möchte Unterrichtsmaterial für verschiedene Leistungsniveaus anbieten, sodass jedes Kind gefördert wird ohne Über- oder Unterforderung zu erfahren.

2. Ich möchte eine Unterrichtssituation schaffen in der sich jedes Kind, gleichwohl über welchen Leistungsstand es verfügt, einbringen kann.

3. Ich möchte auf jedes Kind Rücksicht nehmen und für alle Schüler*innen permanent die Möglichkeit schaffen Bedürfnisse und Belastendes mitzuteilen.
Beispielsweise bereits zu Unterrichtsbeginn im Stuhlkreis.

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