Mehr Bildungschancen für Alle durch digitale Medien? – Digitale Klüfte in digitalen Bildungsräumen und was man dagegen tun kann
Erläutern Sie bitte die unterschiedlichen Strategien zum Umgang mit Heterogenität (Differenzierung, Individualisierung, Personalisierung, Unterstützung sowie kooperatives Lernen) mittels digitaler Medien anhand von konkreten digitalen Beispielen wie z.B. Apps, Programme oder andere digitale Lern– oder Übungsangebote in einem ihrer Fächer. Welche Potentiale erkennen Sie in der Nutzung kommunikativer KI?
Da ich die Fächer Spanisch und Englisch unterrichten werde fasse ich sie unter fremdsprachlichem Unterricht zusammen.
Im fremdsprachlichen Unterricht gibt es verschiedene Strategien, um mit Heterogenität umzugehen und den individuellen Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden.
Dazu gehören Differenzierung, Individualisierung, Personalisierung, Unterstützung sowie kooperatives Lernen.
Bei der Differenzierung wird der Unterricht an die verschiedenen Lernbedürfnisse der Schülerinnen und Schüler angepasst. Dabei können digitale Medien und Online-Ressourcen mit Interaktiven Übungen und verschiedenen Schwierigkeitsstufen helfen.
Die Individualisierung hingegen zielt darauf ab, den Lernprozess an die individuellen Stärken, Schwächen und Interessen der Schülerinnen und Schüler anzupassen. Es gibt eine Vielzahl von digitalen Sprachlern-Apps und -Programmen, die die Lehrkraft dabei unterstützen können. Duolingo zum Beispiel ermöglicht ein individuelles Lerntempo und personalisierte Lernpfade für die Schülerinnen und Schüler und erleichtert somit das Sprachenlernen. Die App analysiert das Lernverhalten und bietet maßgeschneiderte Übungen und Rückmeldungen.
Die Personalisierung bezieht sich darauf, dass die Lernenden ihre eigenen Lerninhalte und -ziele mitgestalten. Digitale Medien wie zum Beispiel Flipgrid oder auch TikTok bieten Möglichkeiten, dass Schülerinnen und Schüler ihre eigenen digitalen Projekte erstellen und mit anderen teilen. Man kann aber auch Online-Ressourcen nutzen um individuelle Interessen zu erforschen und Sprachkenntnisse zu erweitern.
Digitale Medien können auch Schülerinnen und Schülern mit Schwierigkeiten beim Spracherwerb eine hilfreiche Unterstützung sein. Es gibt verschiedene Apps und Programme, die Übersetzungen und Text-zu-Sprache-Funktionen bieten können. Dies hilft dann den Schülerinnen und Schülern den Inhalt besser zu verstehen und sprachlichen Fähigkeiten zu verbessern. Dort bieten auch kommunikative Plattformen wie ChatGPT eine große Unterstützung. Bei der Kommunikation können Schwächen erkannt werden und Texte können überprüft und verbessert werden.
Als Letztes gibt es noch das kooperative Lernen. Digitale Medien können kooperatives Lernen fördern, indem sie den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen den Schülerinnen und Schülern ermöglichen. Plattformen wie Google Docs oder Padlet können genutzt werden um Gruppenarbeit und Peer-Feedback zu unterstützen. Durch die Zusammenarbeit können die Schülerinnen und Schüler voneinander lernen und ihre kommunikativen Fähigkeiten stärken.
In dem beigefügten Text von Verständig et al zum Zero–Level–Divide wird neben selbstproduzierter „Filterblasen“ der für die Nutzenden nicht transparente Einfluß von Algorithmen auf die Verfasstheit des individuellen Medienangebotes diskutiert. Bezogen auf den Einsatz kommunikativer KI wie z.B. ChatGPT insbesondere im Kontext von individualisierten Lernprozessen diskutieren Sie bitte die folgenden Fragen: Welche negativen Effekte in Bezug auf Bildungszugang könnten sowohl Filterblasen als auch der Zero–Level–Divide haben? Wie kann Schule dem entgegenwirken?
Sowohl Filterblasen als auch der Zero-Level-Divide könne negative Auswirkungen auf den Bildungszugang haben.
Filterblasen können dazu führen, dass Lernende nur mit Inhalten konfrontiert werden, die ihren bestehenden Kenntnissen und Interessen entsprechen. Dadurch besteht die Gefahr, dass sie eine eingeschränkte Perspektive haben und alternative Standpunkte verpassen. Dies kann dann zu einer einseitigen Wissensbasis und einem eingeschränkten Verständnis führen.
Der Zero-Level-Divide hingegen bezieht sich auf die Schere zwischen denjenigen, die über grundlegende digitale Fähigkeiten und Ressourcen verfügen, und denjenigen, die keinen Zugang dazu haben. Einige Schülerinnen und Schüler sind so aufgrund fehlender technischer Geräte, Internetzugang oder genereller Erfahrung mit digitalen Medien benachteiligt. Diese Schülerinnen und Schüler profitieren nicht von den Vorteilen des digitalen Lernens und der Kommunikation mit KI-gestützten Tools.
Schulen können dem entgegenwirken, indem sie gezielte Maßnahmen ergreifen, um den Bildungszugang für alle Lernenden zu verbessern.
Schulen sollten unter anderem die Integration von digitalen Medienkompetenzen in den Lehrplan priorisieren und den Zugang zu digitalen Ressourcen für alle Schülerinnen und Schüler sicherstellen.
Außerdem sorgt eine vielfältige Lernumgebung für das Kennenlernen verschiedener Perspektiven und Toleranz der unterschiedlichen Standpunkte. Schülerinnen und Schüler sollten zu Diskussionen angeregt werden und sich frei und sicher fühlen ihre Meinung zu sagen. So können sie ihre eigenen Standpunkte im Austausch sicher hinterfragen.
Als letztes ist eine aktive Begleitung von Lehrenden wichtig.
Schülerinnen und Schüler sollten bei Recherche im Internet unterstützt werden und die verwendeten Quellen hinterfragen. Außerdem sollten sie über die Existenz von Filterblasen informiert und aufgeklärt werden.
In dem angefügten Text von Wolf & Kulgemeyer werden verschiedene Szenarien des Einsatzes von Erklärvideos im Unterricht dargestellt. Bitte beschäftigen Sie sich in dieser Aufgabe mit dem Szenario 2.3 „Lernen durch Erklären mit Videos“ im Text.
Welche didaktischen Potentiale sehen sie für den Umgang mit heterogenen Klassen?
Lernvideos geben Schülerinnen und Schülern eine gute Möglichkeit in ihrem eigenen Tempo zu lernen. Sie können die Videos pausieren oder wiederholen, um den Inhalt besser zu verstehen.
Außerdem können Lehrkräfte eine Vielzahl von Lernvideos zu einem bestimmten Thema finden, die unterschiedliche Schwierigkeitsgrade oder Zugänge bieten. Dadurch können sie den unterschiedlichen Bedürfnissen der heterogenen Gruppe gerecht werden.
Lernvideos sind kostenlos und leicht zugängig und können jederzeit abgerufen werden.
Bitte kommentieren Sie, welche Impulse deren Vielfältigkeit für einen Unterricht in heterogenen Klassen bieten. Dazu können Sie sich auch auf den angefügten Text von Honkomp–Wilkens & Wolf beziehen.
Die Vielfältigkeit und Diversität in Lernvideos können Schülerinnen und Schülern ganz verschiedene Impulse bieten. Durch die Darstellung verschiedener ethnischer Hintergründe, Geschlechter, sexueller Orientierungen und Behinderungen werden Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Hintergründen und Erfahrungen repräsentiert. Dies ist aber leider aktuell noch nicht der Fall.
Als verschiedene SuS zu Lernvideos befragt wurden wurde festgestellt, dass überwiegend Weiße gesellschaftlich männlich gelesene Creator als Quellen für Lernvideos genannt wurden (Honkomp–Wilkens & Wolf, S. 15).
Im Bezug darauf ist es natürlich besonders wichtig zur Sichtbarkeit und Anerkennung verschiedener Identitäten beizutragen und möglichst vielfältige Quellen zu verwenden.
Schülerinnen und Schüler, insbesondere jene, die zu marginalisierten Gruppen gehören, sollten sich durch die Identifikation mit diversen Protagonistinnen und Protagonisten gestärkt fühlen und nicht noch weiter in die typischen Rollenbilder gezwängt werden.
Die Darstellerinnen und Darsteller sollten als Vorbilder dienen und Schülerinnen und Schüler dazu ermutigen, ihre eigenen Identitäten und Interessen auszudrücken. Durch die Darstellung von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Geschlechtern, kulturellen Hintergründen und Lebensgeschichten können neue Rollenbilder geschaffen werden, die Vielfalt und Selbstakzeptanz fördern.
Quellen:
Honkomp–Wilkens, V. & Wolf, K.D. (Eingereicht) Diversität in Erklärvideos auf YouTube: Dekonstruktion oder Bestand einer genderspezifischen Ordnung in informellen audio–visuellen Bildungsräumen?
Verständig, D., Klein, A. & Iske, S. (2016). Zero–Level Divide: neues Netz und neue Ungleichheiten. https://dspace.ub.uni–siegen.de/handle/ubsi/1197
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