Das einsame weiße Häuschen

Es war einmal ein kleines weißes Häuschen. Nun, eigentlich nicht ganz so klein, da es fünf Stockwerke hatte. In jedem Stockwerk gab es viele kleine Fenster, selbst im Geschoss unter dem Dach, doch eine Tür schien nirgends auffindbar zu sein. Von außen sah es klein und unscheinbar aus, und nicht als ob es viele Leute beherbergen könne, trotz der vielen Etagen. Eigentlich war es ganz niedlich, mit seiner sauberen, strahlend weißen Fassade und dem großen Kamin, aus dem nie Rauch zu kommen schien.

Viele Jahre stand es leer, keiner schenkte dem weißen Häuschen richtig Beachtung. Durch seine vielen kleinen Fensterchen schien selten die helle Sonne, meistens stand es im Halbschatten bis Schatten, wodurch es noch unbedeutender und uninteressant erschien. Es stand mal hier, mal da, wie auf wundersame Weise hatte es mit der Zeit immer wieder einen neuen Platz, jedoch schien es nie der richtige zu sein. Die Tage vergingen, Jahr ein, Jahr aus, und immer noch stand das Häuschen leer. Einsam und alleine, wiederholt an einem neuen Platz.

Eines Tages jedoch, passierte etwas Unerwartetes. Ein großer dunkler Schatten legte sich über das kleine weiße Häuschen und plötzlich, wie von Geisterhand, stand ein kleiner grüner Tannenbaum direkt daneben. Das kleine weiße Häuschen war nun nach all den Jahren nicht mehr allein. Am nächsten Tag war auf einmal ein weiterer, noch kleinerer, Tannenbaum da. Endlich schien jemand dem Häuschen Beachtung zu schenken. Ein weiterer Tag verging und das Häuschen und seine Bäume standen unvorhergesehen an einem neuen Ort. Selbst das Häuschen kannte diesen noch nicht, die Sonne strahlte und rundherum war es grün vor lauter Pflanzen. Und entgegen aller Erwartungen blieb es an dieser Stelle lange stehen.

Endlich schien das kleine weiße Häuschen seinen Platz gefunden zu haben. Und da stand es nun, auf der Fensterbank, mit seinen zwei kleinen Tannenbäumchen, zwischen großen Topfpflanzen, angestrahlt vom Sonnenlicht, das durch das Fenster schien. All die Jahre im dunklen Schrank oder staubigen Keller waren vergessen, das Häuschen konnte nach langer Zeit wieder seinen Zweck als Dekoration erfüllen.

(Das war mein erster Text für eine Objektbeschreibung, also mal was ganz Neues für mich 🙂 Ich hoffe es ist geglückt)

2 Comments on “Das einsame weiße Häuschen

  1. Ich finde deinen Text wirklich sehr gut. Es wirkt eher wie eine kleine Winter-/Weihnachtsgeschichte als eine bloße Objektbeschreibung. Man fühlt mit dem Häuschen mit.

  2. Hallo Kendra,
    eine sehr gelungene Geschichte. Du hast das Objekt gut beschrieben und es trotzdem so vage gehalten, dass bis zum Schluss nicht ganz klar wird, dass das Häuschen nur Deko ist. Das mit den Bäumen gefällt mir auch sehr gut. Alles in allem eine sehr gute Umsetzung der Aufgabe.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert