Beobachtungsprotokoll Weihnachtsmarkt

Ich befinde mich für die Teilnehmende Beobachtung, an der Schlachte in Bremen. Heute ist Mittwoch, der 08. Dezember 2021. Es ist 13:20 Uhr und ich stehe an dieser Stelle 20 Minuten lang, um das Geschehen dort zu beobachten. Um den Gehfluss der Menschen nicht zu stören, stelle ich mich an einen der Stehtische der “Tiroler Almhütte”, von dem ich einen guten Blick sowohl auf die Straße, als auch auf die gegenüberliegende Straßenseite habe.

Da zurzeit Weihnachtsmarkt ist, stehen viele Holzhütten am Straßenrand, sowie die Hütte an dessen Stehtisch ich stehe. Von hier beobachte ich zahlreiche Menschen, die in moderatem Tempo die Straße auf und ab gehen. Einige haben Hunde dabei, andere einen Kinderwagen und viele tragen Taschen in ihren Händen. Rechts von mir hängt ein großes Banner mit der Aufschrift: “Freibeuterdorf der Fogelvreien”. Eine große Anzahl der Menschen die hier vorbeilaufen oder fahren sind erwachsen und fast alle tragen aufgrund der pandemischen Situation eine Mund-Nasen-Maske.

Am Anfang meiner Beobachtung fährt ein Auto an mir vorbei. Kurz darauf laufen zwei Menschen von der Security die Straße hinauf, die Warnwesten tragen, die sie als solche kennzeichnen. Manche Menschen machen Fotos von den mit Lichterketten und Tannenzweigen dekorierten Holzhütten. Die Farben die mir an den Menschen, die jetzt fast alle Winterkleidung tragen,  auffallen sind eher gedeckt. Es ist mittlerweile ziemlich kalt und windig, aber ein paar Sonnenstrahlen schaffen es noch durch die sonst dicke Wolkendecke. Obwohl auch Kundschaft bei den meisten Läden vorhanden ist, stehen einige Verkäufer*innen vor ihren Ständen. Ich höre die Menschen beim Verkaufsgespräch und im privaten miteinander reden und das Geräusch ihrer Schuhe oder Räder auf dem nass kalten Boden. Abhängig von den Windrichtungen, rieche ich abwechselnd Kohle, gebratenes Fleisch, Zimt, Sauerkraut und Rauch von den Buden um mich herum herwehen.  

 

Aufgrund des Datums schließe ich darauf, dass das im Verhältnis gute Wetter, viele Menschen dazu ermuntert hat nach draußen zu gehen. Da die Mehrheit der Passant*innen Taschen dabei hat, gehe ich davon aus, dass manche von ihnen bereits auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk für ihre Freund*innen oder Familie sind. Manche haben vielleicht auch Mittagspause und wollen sich auf dem Weihnachtsmarkt etwas zu essen holen und das Ambiente geniessen. Zahlreiche Kund*innen der von mir aus beobachtbaren Buden, die Lebensmittel verkaufen, stellen sich nämlich mit ihrem soeben erworbenen Essen an die Tische, von denen aus sie auf die Straße schauen und so das weitere Geschehen beobachten können.

Da die pandemische Situation sich momentan wieder verschärft, muss selbst draußen eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden, wenn sich viele Menschen an einem Ort versammeln wie hier auf dem Weihnachtsmarkt. Diese darf nur für den Verzehr von Getränken oder Lebensmitteln abgenommen werden. Damit diese Regelungen auch eingehalten werden, ist der Sicherheitsdienst vor Ort, der die Menschen darauf aufmerksam macht.

Die verhältnismäßig kleinere Anzahl von Besucher*innen erkläre ich mir erstens dadurch, dass der sogenannte “Schlachte-Zauber” bei Tageslicht noch nicht ganz greifen kann, da dieser aus einem Meer aus Lichterketten besteht und zweitens dadurch, dass die meisten Menschen an einem Mittwoch Mittag noch mit ihrem Beruf, Studium oder der Schule beschäftigt sind. 

 

Verbinden kann ich diese Situation mit etwas das ich in einer Vorlesung gehört habe. Viele kennen wahrscheinlich das Phänomen, wenn man auf den Weihnachtsmarkt geht ohne bestimmtes Ziel oder Idee was man da eigentlich machen oder kaufen will und plötzlich geht man mit mindestens zwei Geschenken für sich oder seine Liebsten nach Hause. So ähnlich geht es vielen auch mit dem Einkaufsladen IKEA. Dadurch sammeln manche so viele Sachen an, die sie im Endeffekt für ihr Leben gar nicht wirklich brauchen. Diese dann später wieder loszuwerden ist aber fast genauso schwer, weil man oft schon eine emotionale Bindung dazu aufgebaut hat 

Als ich dann in einer Vorlesung über Minimalisten erfuhr, dass manche von ihnen eine Regel befolgen in der man nichts besitzt, dass man in 20 Minuten für maximal 20 Euro nachkaufen kann, war ich ziemlich beeindruckt. Diese Menschen scheinen gegen diese “Magie” in irgendeiner Weise immun zu sein. Ob diese Immunität aus reiner  Selbstdisziplin besteht oder als eine Bewältigungsform unserer sonst so reizüberladenen Welt gesehen werden sollte, bleibt mir allerdings offen.

Ein Kommentar

  1. Ich finde deinen Bezug auf die Minimalismus Vorlesung sehr interessant und wäre mir so gar nicht eingefallen diese Verbindung zuziehen. Vor allem die Beschreibung des Geruchs konnte mich mit in den Ort einziehen so als ob ich selbst da wäre

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