Spannungsfeld Heterogenität und Homogenität

Liebe Leser*innen, 

im Folgenden gehe ich auf das Spannungsfeld von Heterogenität und Homogenität im Bereich schulischer Bildung ein. Zusätzlich nehme ich Bezug zu meinen bisherigen Vorerfahrungen und formuliere anhand der verschiedenen Herausforderungen und Aufgaben als zukünftige Lehrkraft, Beobachtungsaufgaben. Zum Schluss ziehe ich ein kurzes Fazit. 

Als zukünftige Lehrkraft habe ich die Aufgabe eine Passung zwischen Heterogenität und Homogenität zu finden. Durch die Vielfalt der Schüler*innen ist es einerseits wichtig diese als einzelne Individuen mit unterschiedlichen Stärken, Schwächen, Interessen, Hintergründen usw. wahrzunehmen, und andererseits auch als Einheit, beispielsweise einer Klasse zu sehen. So ist es meine zukünftige Herausforderung jedes einzelne Kind individuell zu fördern und und es dort abzuholen, wo es gerade steht. In Praktika habe ich leider mehrmals erlebt, dass alle Kinder an der gleichen Aufgabe arbeiten sollten. Besser wäre es doch den Leistungsstand der einzelnen Kinder zu betrachten und die Aufgaben danach individuell auszurichten. So kommt es zu keiner Unter-oder Überforderung bei den Schüler*innen.

Gleichermaßen besteht bei Lehrkräften ein gewisser Ordnungswunsch, Gemeinsamkeiten bei den Schüler*innen zu suchen. Durch das Finden von Gemeinsamkeiten entstehen Stereotype Vorstellungen, die oft Vorurteile und Diskriminierung nach sich ziehen. (vgl. Luhmann 1975: 36) Meine Aufgabe ist es hier die individuellen Persönlichkeiten nicht aus den Augen zu verlieren und nicht in typische Denkmuster zu verfallen. Dies musste ich allerdings in Praktika wiederholt erleben. Die Schüler*innen wurden teilweise über einen Kamm geschert. In den Klassen gab es demnach „Den Ruhigen“, „Den Clown“, „Die Störende“, um nur einige zu nennen. Doch auch wenn diese vermeintliche Schwäche oder Defizit erst einmal als stärkste Eigenschaft des Kindes gesehen wird, gelangen die Stärken und besonderen Fähigkeiten immer mehr in den Hintergrund. Das Gleiche Prinzip konnte ich bei der Aufgabenzuteilung der Mädchen und Jungen beobachten. Dementsprechend bekamen Mädchen beispielsweise häufig den Arbeitsdienst die Blumen zu gießen und die Jungen hingegen sollten zum Beispiel beim Tragen der Tische helfen, um den Klassenraum umzustellen.

Homogenität ist zum Einen eine bewusste pädagogische Intervention, aber zum Anderen auch eine unbewusste Idealvorstellung. Kommt es zu einer Abweichung von der „Norm“, wird es oft als „Defizit“ angesehen. (Bauriedl 1984: 153 f.) Den Schüler*innen muss ich also nachfolgend vermitteln, dass diese kein Störfaktor, sondern ein Teil der Gemeinschaft sind. Außerdem helfen hier auch gemeinsam aufgestellte Klassenregeln. Wichtig ist es auch sich ständig zu reflektieren und die Meinung der Kinder mit einfließen zu lassen. Zusätzlich können mit den Schüler*innen zusammen Eigenreflexionen durchgeführt werden, um sich deren Verhalten bewusst zu machen und Ziele zu setzen.  

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass es wichtig ist, die Kinder als Gemeinschaft einer Klasse wahrzunehmen, aber dennoch nie das individuelle Kind mit dessen besonderen Persönlichkeit außer Acht zu lassen! Nur so kann eine optimale Passung zwischen Heterogenität und Homogenität gefunden werden. 

(Bildquelle: https://www.google.com/search?q=normal+sind+wir+alle+verschieden&rlz=1C1CHBF_deDE870DE870&sxsrf=ALeKk00kaT-0QVCs_8t-k2gdsFlymtofuA:1587986013733&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=2ahUKEwjxwYbyvIjpAhWQLewKHWLuBkYQ_AUoAXoECAwQAw&biw=1280&bih=610#imgrc=p9HssRPgx2We5M – Zugriff am: 26.04.2020) 

 

 

0 thoughts on “Spannungsfeld Heterogenität und Homogenität

  1. Hey Jessica,
    als erstes möchte ich loswerden, dass dir dein Blogeintrag sehr gelungen ist.
    Ich teile bezüglich der Umsetzung der Heterogenität in Grundschulen eine ähnliche Meinung. Die Lehrkräfte streben eine Heterogenität in ihren Klassen an, scheitern aber oftmals an der Umsetzung. Dies kann unter anderem am Personalmangel liegen. Die Lehrkräfte haben nicht die Kapazität, um auf die Bedürfnisse der einzelnen Schüler eingehen zu können. Verschiedene Einflüsse, wie z.B. Stigmatisierungen etc., können die Umsetzung weiter beeinflussen. Ich kann mir deine Erfahrungen aus deinen Praktika gut vorstellen, da ich schon von mehreren Berichten die von dir aufgezählten Beobachtungen rauslesen konnte. Ich selber konnte eine ganze andere Erfahrungen in meinem Praktikum an einer Grundschule sammeln. Dies lag vermutlich einerseits daran, dass es eine von einer Elterninitiative gegründete kleine Grundschule war, in der 4 Klassen betreut und unterrichtet worden sind. Die Schule war eine inklusive Grundschule und hat mit persönlichen Assistenzen, Praktikanten*innen und Pädagogen*innen die Lehrkräfte im Unterricht unterstützen können. Andererseits lag es vielleicht auch am Konzept des offenen Unterrichts und der Stationsarbeit. Die Kinder konnten anhand ihres Lernplans die für sie von der Lehrkraft überlegten Aufgaben bearbeiten und wurden durch die Auswahl individuell betrachtet. Durch den stabilen Personalschlüssel konnten auf Fragen eingegangen werden und Hilfestellungen gegeben werden. Aus Fachdidaktischer Sicht, empfand ich die Vorgehensweise für die Kinder der positiv. Die Kinder konnten sich z.B. im Themenbereich Mathematik alleine eine Problemlösung überlegen oder mit der Hilfe anderer Schüler*innen durch Kommunikation die Aufgabe lösen. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass sich die Kinder nicht verglichen haben. Somit fühlten sich Kinder mit Beeinträchtigungen oder auch Kinder mit Sprachbarrieren, z.B. durch Einwanderung, nicht „sonderbar“.
    Ich denke schon, dass der Umgang mit Heterogenität in der Grundschule funktionieren kann. Mal mehr mal weniger.

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