Viele Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund werden einer großen Gruppe von heterogenen Individuen zugeordnet. Heterogen, da natürlich nicht alle SuS das gleiche Herkunftsland aufweisen und zudem die mitgebrachten Kompetenzen durchaus variieren. Homogen erscheint hier lediglich, dass die schulische Laufbahn nicht in Deutschland begonnen wurde. So gibt es beispielsweise einen Teil der Gruppe, der von Geburt an bilingual aufwächst, und einen Weiteren, der nur Kenntnisse über die eigene Muttersprache beherrscht. Diese unterschiedlichen Voraussetzungen stellen spätestens in der Grundschule ein Problem dar, da sich die Integration , aufgrund verschiedener Vorkenntnisse wie eben der Bildungs- und Spracherfahrung, als eine echte Herausforderung für die Pädagogen und Kinder offenbart. Diese SuS, die dann besondere Maßnahmen benötigen, um eine Chancengleichheit mit den Muttersprachlern zu erlangen, werden Seiteneinsteiger genannt. Laut der BRD herrsche Einigkeit darüber, dass allen SuS die gleichen Möglichkeiten dargeboten werden sollten. Sogenannte Vorklassen sollen diese Integration in die Regelklassen vereinfachen und unterstützen. Die Bildungsbehörde zielt auf eine genaue Zusammensetzung der Kurse, indem diese zum einen auf die Herkunftsländer, zum anderen aber auch auf die Sprache sowie die schulische Sozialisation achten wolle. Faktoren wie Alphabetisierung, die Dauer der Kurse und der Übergang in den Regelunterricht , sollen ebenfalls erfasst werden. Die Vorkurse bestehen aus maximal 15 SuS und umfassen 20 Stunden pro Woche, in der rezeptive und produktive Kompetenzen erworben werden sollen. Neben dieser bereits genannten Variante, gibt es zudem die Fluktuation, welche SuS mit guten Fortschritten schon während eines laufenden Schuljahres in eine Regelklasse eingliedert.
Diese Zielsetzung würde ich persönlich als sehr fragwürdig einstufen, da das Problem der Grundannahme, nämlich dass es sich um eine homogene Gruppe handle, weiterhin bestehen würde, obwohl diese Annahme schlichtweg falsch ist.
Unter Binnendifferenzierung werden didaktische, organisatorische und auch methodische Maßnahmen verstanden, welche die Integration von Seiteneinsteigern in den Regelunterricht unterstützen bzw. fördern. Persönliche Erfahrungen mit der Integration von Seiteneinsteigern habe ich während meiner Schulzeit nicht gemacht. Lediglich auf einer Erwachsenenschule, auf der ich mein Abitur erworben habe, gab es Anfänge eines Konzeptes, Flüchtlinge durch eine Art Vorkurse in das deutsche Schulsystem zu integrieren. Hierbei kamen meist Deutschlehrer zum Einsatz, jedoch wurden durch den stetig steigenden Bedarf auch Lehrkräfte mit anderen Fächerkombinationen für diese Aufgabe eingesetzt. Im Vordergrund standen dabei unter anderem die Grammatik, die Alphabetisierung und das Formulieren ganzer und vollständiger Sätze. Das Konzept dieser Integration sollte durchaus positiv bewertet werden, aber natürlich lässt sich als negativer Kritikpunkt anmerken, dass die eingesetzten Lehrkräfte ggf. nicht die geeigneten Qualifikationen aufweisen, um auf diese heterogene Gruppe mit den verschiedenen Vorkenntnissen einzugehen. Es ist schließlich ein deutlicher Unterschied , ob literarische Werke wie Faust analysiert werden, oder aber, Deutsch als Fremdsprache unterrichtet wird.
Ich würde diesem Dilemma mit verschieden Maßnahmen, wie zum Beispiel einer Schulung der betroffen Pädagogen, entgegenwirken. Meiner Meinung nach, könnten Gruppenarbeiten eine hilfsbereite Atmosphäre schaffen, da sich die SuS gegenseitig helfen und sich bei komplexeren, grammatikalischen Strukturen und Herausforderungen unterstützen könnten. Zudem könnten Muttersprachler, des gleichen Jahrgangs, zusätzlich in diese Maßnahmen der Gruppenarbeit integriert werden, um den Seiteneinsteigern auf Augenhöhe begegnen zu können.
Lesekompetenzen seien hiervon jedoch kaum betroffen. Nach der Befragung eines mir bekannten Deutschlehrers, weisen Seiteneinsteiger häufig eine höhere Lesekompetenz auf, als Muttersprachler. Zwar sei ein Akzent hörbar , jedoch sei der Lesevorgang an sich fließender, nicht zuletzt durch die konkrete Auseinandersetzung dieser Thematik in den Vorkursen. Auffällig sei die Art des Betonens, die natürlich ein vollständiges Textverständnis voraussetzt, welches sicherlich je nach Art und Schwierigkeit des Textes variiert. Prinzipiell hob der von mir befragte Lehrer hervor, dass die Eingliederung von SuS aus den Vorkursen durchaus als positiv zu bewerten sei. Wichtig wäre dabei , dass Seiteneinsteigern das Gefühl gegeben werde, Teil der Klassengemeinschaft zu sein. Heterogene Lerngruppen würden diesen Vorgang deutlich unterstützen. So würde der Lehrer eine Art Aufgabenteilung in den Gruppen vornehmen, die unterschiedliche Schwerpunkte aufweist, welche letztlich in den jeweiligen Gruppen zusammengeführt werden. Dieses sei ein Beispiel von vielen, um Seiteneinsteigern einen möglichst problemlosen Übergang in Regelklassen zu ermöglichen.