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Abschluss Reflexion Heterogenität an der Schule

 

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Die prägnanteste Erkenntnis war für mich, dass man die Klasse als homogenen Raum wahrnehmen sollte. Das ist deshalb für mich so besonders, da ich zuvor einem Ideal von Gleichheit in Bezug auf den Unterricht hatte. Doch auch wie unsere Gesellschaft, bildet auch ein Klassenverband eine heterogene Gruppe, welche auch als solche wahrgenommen werden muss. Die fatalen Folgen und Beispiele von Homogenisierungsmaßnahmen, wurden auch in dieser Vorlesungsreihe klar veranschaulicht. Was ich noch hervorheben sollte, ist der Umgang mit anderen Kulturen im Unterricht. Als erster Punkt wird nun der Fremdsprachenunterricht aufgeführt. Gerade wenn man SchülerInnen aus einem Land, welches als Lerninhalt einer Stunde di-ent, in der Klasse hat, muss man hier genau und wissenschaftlich unterrichten und nichteine Karikatur des Landes vermitteln. Stattdessen sollte man den Schülern ein Bild von Transkulturalität vermitteln. Eine gute Ergänzung dieser Vermittlung, liefert das Byram-Modell, welches im Jahre 1997 von Michael Stuart Byram entwickelt wurde. Dieses Model eignet sich gut zur Veranschaulichung interkultureller Kommunikation. So ermöglicht das Byram-Modell eine Reflexion über andere Kulturen, in dem einzelne Kulturen sorgfältig abgehandelt werden, anstatt Stereotype darzustellen. Wichtig ist hierbei, dass man nach den fünf Savoirs vor gehen sollte. Diese Beinhalten das ersten Savoirs, das Wissen. Das zweite Savoir, genannt Savoir être, die Einstellungen eines interkulturellen Sprechers. Außerdem das Savoir comprendre, die Fähigkeit, eine andere Kultur zu verstehen. Des weiteren das Savoir apprendre, die Fähigkeit, neues Wissen zu erwerben und zuletzt das Savoir sengager, die Fähigkeit, fremde Kulturen kritisch zu reflektieren. Eine weitere und für mich noch gravierendere Erkenntnis ist, dass viele Kinder mit Migra-tionshintergrund stereotypische zugeordnet, bzw. Voreingenommen beurteilt werden.   

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Diese Kinder, so machten es die Vorträge während der Vorlesung deutlich, werden heute noch zu oft als eine Art Botschafter der Nation ihrer Eltern gesehen. Hinzu kommt, dass diese Kinder häufig unter einer strukturellen Diskriminierung leiden. Diese wird durch ein hierarchisches System zwischen der deutschen Bevölkerung mit deutschen Wurzeln und der Bevölkerung deren Vorfahren nicht aus Deutschland stammen, gestärkt. Einen Umgang mit diesem Problem als Lehrkraft sucht Mona Massumi in ihrem Buch Di-versität in der Lehrerinnenbildung. Die Autorin fordert mehr LehrerInnen mit Migrationshintergrund an Schulen und zudem eine stärkere Sensibilisierung von Lehrkräften für Heterogenität, vor allem bei der Herkun-ft der Schüler. Erschreckend empfand ich im Vortrag von Dr. Sabine Horn und Clara Suchodolski, wie schwer der Schulalltag für SchülerInnen jüdischen Glaubens oder der jüdischen Kulturge-meinschaft ist. Hier habe ich die unterschiedlichen Arten des Antisemitismus kennengelernt. Doch habe Ich hier jedoch auch gemerkt, wie wichtig es ist, hier sich mit diesem Feld zu beschäftigen und hierbei vorbeugend aufzuklären. Dabei würde ich mich, mit meiner persönlichen Wahl des Faches Geschichte in der Verantwortung sehen. Denn häufig ist ein Großteil des beobachtbaren Anti-semitismus in Deutschland die Leugnung des Holocausts ist. Diese Leugnung lässt sich durch eine gute historische Aufarbeitung und Aufklärung gut entkräften.

 

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Meine Schule während der Mittelstufe, war die Gesamtschule Brokstraße im Bremer Stein-tor. Dort wurde versucht die einzelnen SchülerInnen in ihrer Heterogenität zu akzeptieren. Statt am frontalen Unterricht teilzunehmen, arbeiteten die SchülerInnen an so genannten Bausteinen und zwar formal in ihrem eigenen Tempo. Diese Bausteine waren Ordner mit Arbeitsaufträgen, welche bearbeitet werden mussten. Abgeschlossen wurde der Baustein mit einen Test. So wurde der Unterricht an die jeweilige Leistung der einzelnen SchülerInnen individuell angepasst.

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Diese Form des Unterrichtens hatte aber auch seine Defizite. Viele der SchülerInnen waren nicht nur in ihrer Persönlichkeit heterogen, auch die Leistungen innerhalb der Klasse waren stark unterschiedlich. Viele SchülerInnen ließen sich mit der Bearbeitung viel Zeit, was den LehrerInnen erst dann auffiel, als die Leistungsunterschiede schon drastische Züge angenommen hatten. Die SchülerInnen, die von dieser Schule auf ein Gymnasium wechselten, hatten große Probleme mit der Umstellung und auch häufig einen geringeren Wissensschatz als Schüler anderer Schulen. Die LehrerInnen meiner Mittelstufen-Schule fanden keine andere Möglichkeit SchülerIn-nen zu motivieren, um die starken Leistungsunterschiede auszugleichen, als mit der Drohung sie würden sitzen bleiben. Somit wurde aus der gut gemeinten Theorie, dass sich die SchülerInnen eigenständig In-halte erarbeiten, um so ihre Selbstwirksamkeit zu stärken, eine Praxis, die eine große Eigenverantwortung der SchülerInnen einforderte, die einige nicht erfüllen konnten. Hierbei fand ich die Formulierung von Kepser in seinem Vortrag über Inklusion so passend, in dem er in seiner Kritik an Karl Heinz Dammer sagte: “Der Ruf nach inklusiven, d.h. individualisiertem Unterricht passt perfekt in eine neolib-erale Gesellschaft, die den (wirtschaftlichen) Erfolg des selbstverantwortlichen Einzelnen zum obersten Ziel macht und dabei Machtverhältnisse verschleiert. Dabei zeigt sich, dass die propagierten neuen Lernkulturen den neuen neoliberalen Arbeitskulturen frappierend ähnlich sind: Selbstmanagement, Coaching, Lernjobs, Evaluation, Lernkontrakte.” Zwar handelt das Zitat von der Inklusion von SchülerInnen, passt aber auch mit der Kritik an der Unterrichtsindividualisierung zu meiner ehemaligen Schule überein.

 

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Was mich interessiert ist der in den von Kepser thematisierter Widerspruch, dass man auf der einen Seite jugendliche Jungen als Leser von Jugendliteratur verliert und andererseits versucht geschlechterneutrale Bücher zu fördern. Dabei würde mich interessieren, wie man versucht geschlechterneutrale Literatur für Jungen interessant zu machen, aber dennoch auf Themen zurückgreift, welche von Jungen favorisiert werden, um diesen das Lesen näher zu bringen. Vermisst habe ich in der Vortragsreihe kein Thema, eher im Gegenteil. Ich habe bislang die Vielseitigkeit der Heterogenität in der Schule unterschätzt.

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Ich war also demnach immer wieder mit neuen Feldern konfrontiert, welche einen zeigen, wie divers sich eine Klasse zusammensetzt und wie fatal die nicht Beachtung der Hetero-genität, von Seiten der LehrerInnen für die Klasse sein kann.

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