jacquelinekruetzmannip6


Seminarreflexion

 

Dieses Semester ist für mich eine starke Herausforderung. Durch die coronabedingten Einschränkungen war es für mich sehr schwer genug Zeit für jedes einzelne Seminar zu finden. Dies war dem erhöhten Leistungsaufkommen in vereinzelten Seminaren, aber auch der zeitweisen Schließung der Krippe meines Sohnes und der anschließenden Notbetreuung von nicht mal dem halben Umfang zu schulden. Besonders dieses Seminar, und damit vielen Dank an die Seminarverantwortlichen, hat bei mir keinen Leistungsdruck aufgebaut und war von seinen Fristen der einzelnen Blogeinträge gut händelbar. Dadurch, dass ich einzelne Blogeinträge lesen konnte, immer dann, wenn ich Zeit dafür fand, habe ich mich freiwillig mit den einzelnen Beiträgen befasst und hatte nicht das Gefühl es machen zu müssen.

 

Die Themenwahl viel mir für jeden Blog leicht. Ich befasste mich mit Themen, die mich schon lange beschäftigten oder die ich gern selbst vertiefen würde. Selbst hätte ich gern mehr im internationalen Kontext gearbeitet, bin jedoch aufgrund der begrenzten Zeit und den wenigen Austauschmöglichkeiten lieber im meist nationalen Kontext geblieben.

 

Ich persönlich empfand die Vielfalt der Themen, die von meinen Kommiliton*innen behandelt wurden, als sehr prägend für dieses Seminar. Ich habe viele unterschiedliche Blickwinkel auf Konzepte und auch eine große Vielfalt der Außerschulischen Lernorte kennenlernen dürfen. Besonders der Beitrag zum „Coyote-Mentoring“ hat mich tief beeindruckt und für das Interesse gesorgt mich weiter damit auseinander zu setzen.

 

Schade fand ich jedoch, dass meine Beiträge kaum oder gar nicht kommentiert wurden und ich somit die notwenige Rückmeldung meiner Mitstudierenden vermisse, die ich erhalten hätte, wenn ich meinen Beitrag als Vortrag in einem Präsenzseminar gehalten hätte.

 

Dennoch nehme ich sehr viele Themen für meine zukünftige Tätigkeit als Lehrperson mit, was besonders durch die Praxiserfahrungen und Beispiele in den einzelnen Beiträgen geprägt wird und sorgen auch nach Tagen noch dafür, dass ich über die einzelnen Themen nachdenke. Auch denke ich dank des Seminars darüber nach, meine Bachelorarbeit im nächsten Jahr in dem Bereich der Außerschulischen Lernorte zu schreiben, hier jedoch vielleicht verstärkt mit einem internationalen Kontext.


Wald und Wiese als außerschulische Lernorte

Für meinen großen Blogeintrag habe ich mich für das Thema Wald und Wiese als Außerschulischer Lernort entschieden.

Warum gerade dieses Thema?

Diese Frage hat eine einfache Antwort. Ich habe mein letztes Praktikum, mein praxisorientiertes Element in „Inklusive Pädagogik“, in einer dritten Klasse absolviert. Diese hatte regelmäßige Unterrichtseinheiten im Bremer Stadtpark und alle Schüler*innen berichteten mir sehr enthusiastisch von diesen Unterrichtseinheiten. Ich fragte mich, was diese Begeisterung weckt, wie es alle Kinder erreichen kann, auch die, die sonst weniger Motivation zeigten und auch ob dies ein Weg ist den Unterricht für Kinder „kindgerechter“ zu gestalten. Der Termin dieser Unterrichtseinheit, der während meiner Praktikumszeit stattfand, musste leider aufgrund der Wetterbedingungen abgesagt werden. Jedoch bestand für mich die Möglichkeit im Anschluss an das Praktikum mit der Lehrperson in Kontakt zu bleiben, sodass ich die Klasse zu dem nächsten Termin begleiten konnte.

Was ich sah waren aufgeregte Kinder, die interessiert und zum größten Teil aufmerksam waren. Falls die Aufmerksamkeit schwand, ließ die Lehrperson die betroffenen Schüler*innen eine Runde um die Wette laufen und schon kehrten sie im Anschluss wieder zum Thema zurück. Die Themen, die an diesem Tag behandelt wurden, wurden in einem Entdeckerheft festgehalten und nochmals im Unterricht nachgearbeitet.

Meine Fragen waren mit diesem Besuch nicht geklärt. Dennoch sorgte es dafür, dass ich mich im Rahmen diesen Blogs mit eben diesem Thema befassen will.

Lernort Wald

Der Wald ist etwas, dass viele Kinder in Großstädten nur aus Büchern oder Besuchen im Park kennen. Dies führt auch Sandra Deibl in ihrem Beitrag „Was ist Wald? – Erkundung eines Biotops“ bereits in ihrer Einleitung auf. Sie sagt, dass Kinder in Stadtgebieten seltener in den Wald kämen und berichtet im Weiteren, wie man Kinder den Wald näherbringen könne (vgl. Deibl, 2019, S.26). Ich kann diese Meinung durch Gespräche mit den Kindern meiner Praktikumsklasse bestätigen. Den Wald kenne sie nur aus dem Sachunterricht oder aus den Besuchen mit der Klasse im Stadtpark, sagte eine Schülerin zu mir. Dies hat mich sehr erschrocken, da ich selbst im Süden Hamburgs an einen angrenzenden Wald aufgewachsen bin. Ich stamme selbst aus einer „sozial schwachen“ Familie und kann deswegen häufig die Ängste und Erlebnisse der Schüler*innen nachvollziehen. Hier kam ich jedoch an eine Grenze. Für mich war es als Kind immer selbstverständlich im Wald oder der angrenzenden Weide zu spielen, zu entdecken, im Herbst Pilze und Blaubeeren im Wald zu sammeln oder im Winter auf der „Kuhweide“ rodeln zu gehen. Dies war damals mein Ausgleich zu unserer dicht bewohnten Siedlung. Als ich mir dann vorstellte, wie es wäre diesen Ausgleich nicht zu haben, wurde mir bewusst, wie wichtig es ist diesen Ausgleich in der Schule zu schaffen, den Kindern zu ermöglichen den Wald und auch die Wiese kennen zu lernen, zu erkunden und sich mit ihm auseinander zu setzen.

Der Lernort Wald bietet viele Möglichkeiten des Lernens und Erlebens. So können Tiere beobachtet, Pflanzen angeschaut oder auch bestimmt, Gerüche erlebt, neue Geräusche gehört werden. Denn all dies bietet der Wald. Hier können unterschiedliche Themen direkt im Wald bearbeitet werden. Die klassischen Themen wären im Fach Sachunterricht anzufinden. Das Biotop Wald mit Flora und Fauna, Überwinterungsstrategien von Tieren und Pflanzen, das Bauen mit Holz oder der Verlauf der Jahreszeiten können direkt gesehen und erlebt werden. Dennoch fallen oft andere Aspekte, die der Wald bietet, unter den Tisch. Beispielsweise könnte im Bereich Kunst ein Bild aus Materialien (Blättern, Steinen und ähnliches), die im Wald zu finden sind, gelegt werden. Im Bereich Musik könnte man Lieder im Wald singen und hierbei vergleichen, ob es sich anders anhört als im Klassenzimmer. Eine weitere Möglichkeit bietet die Thematisierung von Waldgeistern und Naturgötter in dem Fach Religion. Auch die Hauptfächer Deutsch und Mathe könnte man im waldbezogenen Umfeld erarbeiten. Beispiele hierfür wären das Rechnen mit Materialien direkt im Wald oder auch das Befolgen einer Schatzkarte, um das räumliche Denken zu fördern. Diese Schatzsuche könnte dann ebenfalls zu kleinen Stationen führen an denen die Schüler*innen kleine Rätsel durch Lesen und Ergänzen von Worten lösen müssen um letztlich das „Schlüsselwort“ für die letzte Station zu erhalten.

Wie man sieht ist der Wald sehr vielfältig und bietet mehr als man vielleicht im ersten Moment denken könnte.

Dennoch muss bei der Wahl der Themen zum Oberthema „Wald“ viel bedacht werden, denn:

„Und der Wald kann aus ganz verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. Wald ist dabei nicht bloß eine Ansammlung von Bäumen, sondern komplexes Ökosystem mit Schutzfunktion, Holz- und Wildfleischlieferant sowie Erholungsort zum Wandern, Joggen, Radfahren und Geocaching. Die enorme Vielfalt an ökologischen, wirtschaftlichen, politischen und sozialen Perspektiven sollte sich im Sachunterricht der Grundschule widerspiegeln – dann ist das Thema Wald definitiv kein alter, aber in Deutschland ein Hut mit einer besonderen Geschichte.“ (Schwanewedel, 2019, Seite 8).

Dieses Zitat zeigt eine Problematik der Thematisierung, die ich bereits angesprochen habe. Um diesem Lernort gerecht zu werden, muss die Lehrperson ein Konzept ausarbeiten, welches die vielen Facetten des Waldes in sich vereint und nicht nur auf den naturwissenschaftlich-biologischen Teil reduziert. Auch auf andere Problematiken werde ich im Verlauf noch weiter eingehen.

Lernort Wiese

Hierfür möchte ich mich mit einer besonderen Art der Wiese auseinandersetzen, der Streuobstwiese. Für alle die diese nicht kennen: es sind Flächen, die für die traditionelle Form des Obstbaus verwendet werden. Es können Ober- und Unternutzung verbunden werden, indem die Obernutzung durch die Obstbäume geschieht und die Unternutzung zur Heugewinnung genutzt wird. Diese Flächen sind Lebensräume für viele Tiere und Pflanzen. In einer Ausarbeitung macht Wittkowske deutlich, dass 5000 Tier- und Pflanzenart in Streuobstwiesen beheimatet sind, wovon die größte Vielfalt bei den Gliederfüßern zu finden ist. Jedoch leben auch viele Vogel- und Säugetierarten in diesem Biotop. Auch er betont nochmals die bereits im Vorherigen thematisierte Aussage von Deibl, dass Kinder heutzutage weniger Wissen über ihre natürliche Umwelt haben. Er sehe die Gründe in der geringen lokalen Biodiversität und auch darin, dass die Kinder keine Erfahrungen mehr mit Biodiversität haben (vgl. Wittkowske, 2019, S. 6 – 7).

Da ich selbst das Thema „Wiesen“ nicht mit den Kindern in meinen Praktika thematisiert habe, kann ich hier nur mutmaßen, dass es sich in diesem Bereich ähnlich verhält wie mit dem Biotop Wald. Ich denke, dass die Vielfalt der Lebewesen im Bereich einer Wiese, insbesondere der Streuobstwiese, unterschätzt wird und die Kinder denken, dass sich die Vielfalt auf die Obstbäume und Rasen begrenzt. Hier ist dann die Lehrperson gefragt, um dieses Thema zu bearbeiten und die Vielfalt zu zeigen. Auch die unterschiedlichen Nutzungen, wie beispielsweise die Heugewinnung oder die Möglichkeit Tiere dort weiden zu lassen sollte thematisiert werden. Wittkowske bezeichnet die Streuobstwiese als einen Lernort im Grünen mit ökologischer, ökonomischer und sozialer Bildungsfunktion (vgl. Wittkowske, 2019, S. 9). Diesem stimme ich uneingeschränkt zu und denke, dass es wichtig ist diese Vielfältigkeit auch auf andere Arten der Wiesen, beispielsweise der Wiese im Park, der Wildwiese oder auch dem Weideland, zu übertragen.

Diese Vielfältigkeit im Bereich des Sachunterrichts lässt sich aus meiner Sicht auch auf andere Fächer übertragen. So kann beispielsweise im Bereich Kunst Bänder oder Körbe mit Gräsern geflochten werden. Auch Blumenkränze und -ketten bieten sich in diesem Fall an. Andere Fächer lassen sich ebenfalls mit ähnlichen Methoden wie ich sie bereits beispielhaft für den Wald erläuterte unterbringen.

Einordnung der Lernorte in die Fachliteratur

Die Einordnung beider Lernorte gestaltet sich ähnlich, weshalb ich diese zeitgleich für beide durchführen werde.

Bei den Lernorte „Wald“ und „Wiese“ handelt es sich um sekundäre Lernorte, da sie weder der Schule, Universität noch einer anderen Bildungseinheit zugehörig sind. Hier ist das primäre Ziel weder das Lernen noch das Lehren, weshalb keiner der beiden ein primärer Lernort ist (vgl. Baar und Schönknecht, 2018, S.16).

Zudem lässt sich festhalten, dass der Zugang des Lernens an diesen beiden Lernorten dem informellen Lernen zugeschrieben werden kann, da hier Wissen, Fähigkeiten und Handlungen in der Begegnung mit der Natur vermittelt werden, ohne dass dieses an eine Bildungseinrichtung gebunden ist (vgl. Baar und Schönknecht, 2018, S. 15). Es handelt sich in beiden Fällen nicht um einen Lernstandort, da es keinen expliziten Bildungsauftrag gibt, was zu der Definition „Ort ohne Bildungsauftrag“ führt. Didaktisch gesehen gibt es jedoch zwei weitere Möglichkeiten diese Lernorte einzuordnen, je nachdem ob ein didaktisches Konzept vor Ort, beispielsweise durch eine/n Wald- oder Wiesenpädagogen/Wald- und Wiesenpädagogin, angeboten wird. Wenn dieses Angebot bereitsteht, handelt es sich um einen Ort mit einem vor Ort bereitgestellten pädagogisch-didaktischen Konzept oder im anderen Fall ohne ein vor Ort bereitgestellten pädagogisch-didaktischen Konzept (vgl. Baar und Schönknecht, 2018, S. 18). Diese Kategorisierung ist besonders wichtig für Lehrkräfte, um die eigene didaktische Vorgehensweise zu planen und durchzuführen. Wenn bereits ein Konzept durch eine/n Pädagogen/Pädagogin vorhanden ist, sollte die Didaktik der Lehrperson auf dieses Konzept abgestimmt sein, darauf aufbauen oder es vertiefen. Wenn jedoch kein Konzept vor Ort vorhanden ist, bedeutet dies, dass die Lehrkraft ein Konzept erarbeiten muss, welches vor- und nachbereitet werden kann.

Weiter handelt es sich bei beiden Lernorten um Orte der Natur und Baar und Schönknecht vertiefen dies zum Thema „Wald“ wie folgt:

„So ist z. B. der Wald abgesehen von einigen wenigen Bioreservaten nicht natürlich, sondern Teil der Kulturlandschaft, die wirtschaftlich genutzt wird. Er ist somit zunächst Produktions- und Arbeitsstätte, gleichzeitig aber auch Freizeit- und Erholungsort sowie kultivierter, dennoch natürlicher Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Er kann also verschiedenen thematischen Bereichen zugeordnet werden und bei einer Erkundung können entsprechend unterschiedliche Aspekte thematisiert werden.“ (Baar und Schönknecht, 2018, S. 21).

 

Dies spiegelt somit meine bereits in den einzelnen Vertiefungen der Lernorte erwähnte Vielperspektivität und zeigt, dass diese Lernorte auch in der Fachliteratur auf diese Weise betrachtet werden. Eine weitere Aussage, die diese Sicht bestätigt, tätigen sie auch im späteren Verlauf:

„Diese integrative Ausrichtung bei gleichzeitiger Betonung unterschiedlicher Perspektiven auf die Welt, wie z. B. eine naturwissenschaftliche, gesellschaftliche, kulturelle oder an Wertfragen orientierte Auseinandersetzung mit Phänomenen, ist an außerschulischen Lernorten stärker als im fachspezifischen Unterricht im Klassenzimmer möglich und erforderlich.“ (Baar und Schönknecht, 2018, S.62).

Und auch wie bereits Schwanewedel und Wittkowske spiegeln Baar und Schönknecht hiermit die Notwendigkeit wider diese Lernorte aus mehreren Perspektiven zu bearbeiten, um diesen gerecht zu werden.

Lernort Wald und Wiese im Kontext „Inklusion“

Ich habe mich gefragt, was die jeweiligen Lernorte für Kinder mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf bedeuten können. Aus meinen eigenen Beobachtungen, im praxisorientierten Element, kann ich schließen, dass die Schüler*innen im Stadtpark wie ausgewechselt wirkten. Dennoch sah ich, dass die Anforderungen an die Lehrkraft, Pädagogin und die Begleitungen sehr hoch waren. Auch wenn die Schüler*innen mit Verdacht auf sonderpädagogischen Förderbedarf im Vergleich zur Regelschule ruhiger waren, waren die restlichen Schüler*innen aufgeregt und unruhig. Ich merkte selbst, dass ich aufmerksamer sein musste, als wenn wir im Klassenraum waren.

Bei meinen Recherchen für diesen Blog stieß ich dann auf ein Projekt, welches mein Interesse weckte und ich hier gern als ein positives Beispiel nennen würde.

Das Projekt heißt „Wald statt Ritalin“.

Es handelt sich um die Einrichtung eines Projektes der Walderlebnisschule Bochum und der Cruismannschule Bochum, für Kinder, die von der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) betroffen sind und Verhaltensauffälligen aufweisen (vgl. Henke und Wendler, 2012, S. 278).

Kinder mit ADHS zeigen die Unfähigkeit zur selektiven und kontinuierlichen

Aufmerksamkeit, sowie eine größere Ablenkbarkeit. Zudem leiden viele von ihnen unter einer Lese-Rechtschreibschwäche und/oder einer isolierten Dyskalkulie (Probleme bei dem Erlernen des Rechnens). Auch kann ADHS mit einer aggressiven oder dissozialen Störung vorliegen (vgl. Henke und Wendler, 2012, S. 273).

Die Schaffung eines zusätzlichen Lernortes als Alternative zum Klassenraum ist der Kernpunkt des Projektes. Grundlage hierfür war ein Experiment von Taylor et al. (2001), welches zeigte, dass ein Spaziergang im Stadtpark einen positiven Einfluss auf eine Aufmerksamkeitsuntersuchung hatte, welche im Anschluss bei Kindern mit und ohne diagnostiziertem ADHS durchgeführt wurde (vgl. Henke und Wendler, 2012, S. 278).

Es wird ein Lernort im Wald geschaffen, welcher durch naturpädagogische und -soziologische Ansätze geprägt ist, die die geistige Leistungsfähigkeit steigern, jedoch auch heilendes Potential durch eine entlastende Funktion darstellen. Das Ziel hier ist, zu zeigen, dass diese Ansätze ähnliche Effekte wie eine medikamentöse Behandlung (beispielsweise mit Methylphenidat) auf die Kinder mit ADHS haben.

Zudem wurden raumpsychologische und feldtheoretische Ansätze mit einbezogen, um den Kindern eine Orientierung im Raum des Waldes zu ermöglichen.

In Zusammenspiel dieser Ansätze, beginnen die Erfahrungen mit dem eigenen Körper und der Wahrnehmung. Es werden Übungen durchgeführt, die den Kindern helfen den Wald für sich selbst erleben können.

Diese Übungen sind auf das Hören, Sehen, Schmecken, Riechen und Tasten abgestimmt. Beispiele sind das Hören des Waldes mit verbunden Augen oder auch das Essen von essbaren Pflanzen.

Mit größerer Sicherheit im Raum werden Aufgaben gestellt, die mit Kooperation und Problemlösen einhergehen, zum Beispiel sich gegenseitig beim Balancieren durch einen Baumstammparcour stützen (vgl. Henke und Wendler, 2012, S. 278-279).

Die generellen Ziele des Projekts sind: Körpersinne und -wahrnehmung (Selbstkonzept), Aufgabenverständnis, Konzentration, Selbstwirksamkeit, Soziabilität, Kreativität und Wissensvermittlung. Diese gelten für alle Kinder.

Jedoch werden zusätzliche Ziele für Kinder mit ADHS definiert. Diese sind in Ziele im kognitiven und sozialen Bereich ( gesteigerte Konzentrationsfähigkeit, Entwicklung eines neuen Gruppengefühls, Vermittlung von Werten und Normen, Einhaltung der Regeln und Rücksichtnahme und Spaß am Spielen in der Gruppe mit Regeleinhaltung, Anpassung und Rücksichtnahme) und Ziele im motorischen und sozial-emotionellen Bereich (Körpererfahrung und Selbstwertgefühl, Förderung und Verbesserung der Impulskontrolle, Einstellung auf andere Lebewesen und Eigenverantwortung, Vertrauen aufbauen) gegliedert.

Es wird auch erwähnt, dass das vorrangige Ziel nicht sei, die Unterschiede in der Lernentwicklung gering zu halten, sondern dass jedes Kind möglichst gut in seiner Entwicklung unterstützt werde. Es solle das Interesse der Schüler*innen auf unterschiedlichen Ebenen geweckt und durch verschiedene Zugangswege verinnerlicht werden können (vgl. Henke und Wendler, 2012, S. 279).

Nach jeder Sitzung wurden die Kinder getestet und es zeigte sich, dass die Konzentration erhöht war, auch bei den Kindern, bei denen eine Testung im „normalen“ Schulalltag nicht möglich gewesen sei. Aus Sicht der Autoren spricht das klar für das waldpädagogische Setting (vgl. Henke und Wendler, 2012, S. 280).

Dieses Experiment spiegelt meine Erfahrungen mit den Schüler*innen im Stadtpark wider. Wenn es dort an die Bearbeitung der Aufgaben ging, zeigten Schüler*innen, die in dem Setting „Klassenraum“ schnell die Aufmerksamkeit verloren, eine gesteigerte Aufmerksamkeit. Sie waren zudem auch länger aufmerksam und beteiligten sich mehr. Aus meiner Sicht sollten, besonders bei Kindern mit Aufmerksamkeitsproblemen, häufiger Unterrichtssettings außerhalb des Klassenraumes geschaffen werden. Die Auswirkungen auf die Aufmerksamkeit und die Konzentration der Schüler*innen sprechen klar dafür.

Probleme mit dem Lernorten Wald und Wiese

Wie auch bereits vorher erwähnt, kommt es auch bei den Lernorten Wald und Wiese zu Problemen, die dagegensprechen könnten.

Besonders in Großstädten sind die Möglichkeiten in den Wald zu fahren oder eine Wiese zu finden, die nicht regelmäßig gemäht wird begrenzt. Dennoch bieten immer mehr Städte pädagogische Konzepte beispielsweise in den Stadtparks an. Besonders diese Konzepte und Unterstützung durch einen Partner zerstreuen gleich einen weiteren negativen Punkt einer Unterrichtseinheit in Wald und Wiese. Dieser ist die erhöhte Planung und Organisation durch die Lehrperson. Dennoch leisten die Angebote durch außerschulische Partner hier bereits Abhilfe. Eine weitere Möglichkeit beschreibt Dagmar-Beatrice Gaedtke-Eckhardt in ihrem Artikel „Außerschulische Lernorte“ wie folgt:

„Der erwähnte Arbeitsaufwand lässt sich reduzieren, wenn auf die Ideen zurückgegriffen wird, die in einschlägigen Zeitschriften und Publikationen von Unterrichtsmaterialien zu finden sind.“ (Gaedtke-Eckhardt, 2009, S.7).

Diese Meinung kann ich nur unterstützen. Ich habe bereits bei meiner Recherche Beispiele für ein Entdeckertagebuch, mögliche Aufgaben oder Bilder zur Anregung gefunden, die sich auf den Lernort Wald beziehen und ebenfalls auf den Lernort Wiese ausgeweitet werden können.

Ich denke zusätzlich sollte beachtet werden, dass die Materialien, die eine Lehrperson selbst erstellt, nur einmal erstellt werden müssen und im Anschluss für spätere Klassen genutzt werden können und nur noch überarbeitet werden müssen, wenn sich didaktische Änderungen ergeben.

Ein weiterer Punkt, der Probleme mit sich bringen könnte, ist die mögliche Überforderung der Schüler*innen. Hier ist ebenfalls die Lehrkraft gefragt, die ein Auge darauf haben muss, ob ein Lernortwechsel für alle Schüler*innen ohne Probleme möglich ist oder ob einige von ihnen Hilfe hierbei benötigen. Hier könnten vorbereitende Gespräche geführt werden oder auch darauf geachtet werden, dass genügend Begleitpersonen den Unterrichtsgang begleiten. Aber auch hier kann einer Überforderung mit ein wenig Organisation vorgebeugt werden.

Zuletzt ist darauf zu achten, ob andere gesundheitliche Aspekte vorliegen, wie beispielsweise eine Allergie auf Nüsse, Beeren oder Pollen, oder ein Kind im Rollstuhl den Unterrichtsgang begleiten wird. Für letzteres ist darauf zu achten, dass barrierefreie Wege gewählt werden, um dem betroffenen Kind eine Teilhabe zu ermöglichen.

Aus meiner Sicht gibt es auf jedes Problem, welches die Lernorte mit sich bringen könnten, eine gute und unkomplizierte Lösung. Der Aufwand wird durch die entstehenden Vorteile für die Schüler*innen aufgewogen.

Pädagogisches Beispiel Bürgerpark

Der Bremer Bürgerpark bietet bereits auf deren Internetseite (https://www.buergerpark.de/erleben/umweltbildung.php) eine Auswahl an pädagogischen Möglichkeiten für unterschiedliche Aufgaben, die innerhalb des Bürgerparks erarbeitet werden können, an. Diese sind aufgeteilt in Klassenstufen und können mit pädagogischer Unterstützung, welche kostenfrei ist, durchgeführt werden. Auch Materialien werden durch den Bürgerparkverein gestellt.

Die Lernziele des außerschulischen Lernortes beschreibt der Verein wie folgt:

  • Lebensraumbewusstsein
  • Gebrauch der Sinne
  • Teamarbeit
  • Geschichts- und Traditionsvermittlung
  • Spaß
  • Naturerfahrung
  • Nachhaltigkeit
  • Spielerisches
  • Handlungsorientierung
  • Freizeitgestaltung
  • Kulturerlebnis

Es wird zusätzlich eine Verbindung zum Bremer Bildungsplan für das Fach Sachunterricht hergestellt und mitgeteilt, dass Thematiken aus dem Lernfeld Region, Raum und Mobilität durch folgende Punkte bearbeitet werden können:

  • Hinweisschilder, Piktogramme und Bildpläne nutzen
  • Orientierungspunkte zur Beschreibung von Wegen
  • Spuren vergangener Zeiten in der nahen Umgebung
  • die Entstehungsgeschichte der Hansestadt Bremen
  • Himmelsrichtungen bestimmen und ihre Bedeutung für die Ausrichtung von Karten erfahren, Entfernungen aus einer Karte ermitteln
  • geografische und städtebauliche Gegebenheiten, stadttypische Einrichtungen
  • Zusammenhänge regionaltypischer Natur- und Sozialfaktoren

Auch das Lernfeld Natur kann unter folgenden Aspekten im Bürgerpark und Stadtpark erarbeitet werden:

  • Pflanzen kennen lernen, nach ausgewählten Merkmalen vergleichen und ordnen
  • Entwicklung und Veränderung von Pflanzen im jahreszeitlichen Wechsel
  • Nutztiere und ihre typischen Merkmale kennen lernen, achtsamer und verantwortungsvoller Umgang mit Tieren
  • artgerechte Bedürfnisse von Tieren
  • Wachstums- und Entwicklungsbedingungen von Pflanzen in Abhängigkeit vom jeweiligen Standort untersuchen
  • Angepasstheit eines Tieres an seinen Lebensraum
  • Lieblingstiere und so genannte „Ekeltiere“
  • Lebensbedingungen von Pflanzen und Tieren und ihre wechselseitige Abhängigkeit in einem Biotop

Zudem gibt es explizit genannte Einheiten, die durch die pädagogische Betreuung angeboten werden. Hier genannt sind das Finden von Tierspuren, Überwinterungsstrategien, Schnecken, Vögel und weitere Themen, die sich nach Klassenstufe und Jahreszeiten unterscheiden.

Ich selbst habe dieses Angebot als sehr interessant für Kinder empfunden und durfte bei einer Einheit zum Thema „Tierspuren“ dabei sein. Hier wurde den Schüler*innen erläutert welche Tiere Spuren hinterlassen und wie diese aussehen. Im Anschluss an die Erklärung durften die Schüler*innen, bepackt mit kleinen Fähnchen, selbst auf die Suche nach Tierspuren gehen, welche sie nach einer festen Zeit den anderen Schüler*innen präsentierten. Zum Abschluss wurde ein Fußabdruck eines Tiers in Gips gegossen und den Schüler*innen für den Klassenraum mitgegeben.

Ich sah hier eine große Begeisterung bei den meisten Schüler*innen. Sie genossen das Suchen und Erkunden und waren begierig zu wissen, welches Tier die Spuren wohl gelegt hat.

Fazit

Ich denke, dass die Lernorte Wald und Wiese, oder in Kombination in einem Stadtpark, sehr geeignet sind um den Schüler*innen nicht nur naturwissenschaftliche Themen nahezubringen und es für diese Lernorte bereits ein großes Angebot an pädagogischer Unterstützung gibt. Material für diese Einheiten sind leicht zu finden und können bei Bedarf selbst erstellt werden und sind somit gut verfügbar. Aus meiner Sicht lassen sich jegliche Probleme durch den Nutzen aufwiegen, den die Schüler*innen durch eine oder mehrere Unterrichtseinheiten an diesen Lernorten haben. Besonders der Ausgleich der fehlenden Erfahrungen der Schüler*innen mit der Natur kann somit entgegengewirkt werden und den Schüler*innen ein anderes Umweltbewusstsein nahegebracht werden.

Literaturverzeichnis:

  • Robert Baar und Gudrun Schönknecht: „Außerschulische Lernorte didaktische und methodische Grundlagen“, 2018, Weinheim
  • Sandra Deibl: „Was ist Wald? – Erkundung eines Biotops“ in Grundschulmagazin 3-2019
  • PD Dr. Dagmar-Beatrice Gaedtke-Eckhardt: „Außerschulische Lernorte“, in Fördermagazin 7-8/2009
  • Ursula Henke und Michael Wendler: „„Wald statt Ritalin?“: Ein nichtmedikamentöser Förderansatz für Kinder mit ADHS zur Teilhabe am Unterricht in der Offenen Ganztagsschule“ in H-J. Balz et al. (Hrsg.), Soziale Inklusion, VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien. Wiesbaden, 2012, S. 273 – 281
  • Julia Schwanewedel: „Vielfältiger Wald – von Bäumen, Jägern und anderen Gästen“ in Grundschulmagazin 3-2019
  • Dr. Steffen Wittkowske „Lernen und Forschen auf der Obststreuwiese – Erlebnis von Kulturlandschaft vor der Haustür“, in „Grundschulunterricht“ 2/2019 Sachunterricht
  • https://www.buergerpark.de/erleben/umweltbildung.php

Das Konzentrationslager Theresienstadt

Ich habe mich für dieses Blogthema für das ehemalige Konzentrationslager Theresienstadt (Terezín Memorial) entschieden. Ich war selbst im Jahr 2003, zu dem Zeitpunkt war ich 16 Jahre alt, dort und hatte mich nur in der Schule mit dem zweiten Weltkrieg und dem Nationalsozialismus beschäftigt. Dennoch hat es in meinen Erinnerungen einen bleibenden Eindruck hinterlassen und wenn ich mich in den letzten Jahren mit dem Nationalsozialismus in Deutschland in der Zeit des zweiten Weltkriegs befasst habe, musste ich immer daran zurückdenken.

 

Das „Ghetto“ Theresienstadt liegt etwa eine Stunde mit dem Bus von der tschechischen Hauptstadt Prag entfernt. Es wurde 1780-1790 als „Festung zur Verteidigung gegen den Norden“ erbaut und ab Juni 1940 von der Prager Gestapo übernommen (https://www.holocaust.cz/de/geschichte/ghetto-theresienstadt/).

Im November 1941 begann die Nutzung durch die Nazis als Konzentrations- und Durchgangslager für insgesamt 141.000 Juden, die unter Platz- und Medikamentenmangel, Unterernährung, unzumutbaren hygienischen Bedingungen und hohen Arbeitsauflagen zu leiden hatten. Insgesamt starben 33.500 Menschen in diesem Lager und 90.000 wurden deportiert. Nur 4.000 hiervon kehrten je zurück. Es wurde am 9. Mai 1945 von der Roten Armee befreit.

 

Dennoch galt Theresienstadt als „Vorzeigeghetto“, da die Nationalsozialisten sich größte Mühe der Verschleierung gaben. So wurden Konzerte, Lesungen und Theateraufführungen von Künstlern durchgeführt und sogar eine Bibliothek war vorhanden. Um auch den Schein des „Vorzeigeghettos“ zu bewahren, wurden zu Besuchen des Internationalen Roten Kreuzes bereits im Vorfeld ein Großteil der dort lebenden Juden deportiert, um nicht darzulegen wie überfüllt das Lager war.

Im September 1942 lebten 50.000 Menschen in Theresienstadt, was 2 Quadratmeter Platz für jeden dieser Menschen bedeutete. Ich selbst stand mit einigen Mitschülern in einer der „Zellen“ und hatte bereits nach kürzester Zeit Beklemmungen.

 

Theresienstadt kann auch heute noch besichtigt werden. Das Lager wurde zu Bildungs- und Forschungszwecken erhalten. Aus meiner Sicht ist dies besonders wichtig um besonders Jugendlichen oder auch Erwachsenen darzulegen, wie die Nazis zur Zeit des Zweiten Weltkriegs gehandelt haben und wie wenig Skrupel bestanden Menschen einer bestimmten Religion einzusperren, auszunutzen und zu vernichten. Theresienstadt bietet die Möglichkeit, das Wissen aus den Geschichtsbüchern auf einen realen Ort anzuwenden und zu verstehen, wie sich die Menschen, die dort eingesperrt waren, gefühlt haben.

Ich würde diese Gedenkstätte jedoch erst ab der fünften Klasse (frühstens!) besuchen und dies in den Geschichts- und/oder Politikunterricht integrieren. Ich selbst habe das Lager im Alter von 16 Jahren besucht und denke, dass ich früher nicht verstanden hätte, was in diesen Blöcken mit den Menschen geschehen ist. Es lässt sich sehr gut mit dem Zweiten Weltkrieg verbinden, jedoch denke ich, dass man auch Parallelen zur heutigen Zeit, beispielsweise zu den Flüchtlingslagern in unter anderem Moria, ziehen lassen.

 

Da Theresienstadt in Tschechien liegt, ist ein Tagesausflug aus Bremen hierhin nicht möglich. Ein Besuch würde sich lediglich mit einer Exkursion über mehrere Tage oder einer Klassenfahrt verbinden lassen. Dennoch bietet sich die Behandlung in der Schule an. Dies kann mit eigener Recherche der Schüler*innen geschehen oder auch durch Dokumentarfilme oder kleine YouTube-Videos. Ich habe hier eines gefunden, welches mich durch den Schnitt, die Informationen und die Musik sehr berührt hat und aus meiner Sicht das „Ghetto“ Theresienstadt sehr gut darstellt: https://www.youtube.com/watch?v=f1i38RsPc70 .

 

Das Konzentrationslager Theresienstadt ist ein außerschulischer und sekundärer Lernort, da es sich nicht um eine Einrichtung handelt, die nicht zu Bildungszwecken errichtet wurde. Das Ziel des Erhalts des Lagers ist Aufklärung, Erinnerung und Forschung. Aus diesen Gründen handelt es sich um einen sekundären Lernort (vgl. Baar und Schönknecht 2018, S.16). Auch möchte ich in diesem Zug auf die „Drei-Phasen-Modell der Integration außerschulischer Lernorte in den kompetenzorientierten (Fach-) Unterricht“ nach Schulte eingehen (vgl. Schulte 2019, S. 53). Besonders bei meinem eigenen schulischen Besuch des Konzentrationslagers ließen sich die drei Phasen erkennen. Die erste Phase ist das Wahrnehmen. Die Schüler*innen nehmen die vorliegenden Phänomene wahr, benennen und beschreiben diese. In meinem Fall hatten wir hier die Aufgabe uns mit dem Aufbau des Lagers zu befasse. Wir schauten uns die Gebäude, deren Struktur an und sammelten Informationen über die „Einrichtung“. In der zweiten Phase gilt es, dass die Schüler*innen die jeweiligen Phänomene deuten. Hier überlegten wir uns, welche Aufgabe das jeweilige Gebäude gehabt haben könnte und haben darüber diskutiert. Zudem haben wir Parallelen zu unserer heutigen Realität gesucht. Gibt es heute noch Orte in denen Menschen so leben? Wie sehen Gefängnisse heute aus? Dies waren nur einige Fragen. Ob wir in der Deutung der Aufgaben und Zwecke der Gebäude richtig lagen, erfuhren wir später bei der Führung. Die letzte Phase ist die Handlung und Gestaltung. Da wir uns auf einer Klassenfahrt in unserem letzten Schuljahr befanden fiel dies leider aus. Ich denke jedoch, dass die Schüler*innen ihre Ergebnisse im Anschluss an die Fahrt präsentieren oder auf eine andere Art und Weise, zum Beispiel durch eine Art Reisetagebuch, festhalten könnten. Dies würde für eine erneute Reflektion sorgen und zudem dazu führen, dass die Schüler*innen ihre im Anschluss auf den Besuch folgende Gedanken noch einbringen könnten.

 

Zu dem Thema Barrierefreiheit habe ich leider nichts gefunden. Ich befürchte jedoch, dass keine Barrierefreiheit gegeben ist, da das Konzentrationslager erhalten und nicht umgebaut wurde. Auch zu Audioguides für Gehörlose konnte ich nichts finden. Jedoch haben Kinder bis 6 Jahren freien Eintritt, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren, Studierende und Senioren zahlen einen reduzierten Eintritt (umgerechnet etwa 5,50 €) und Lehrer*innen und Busfahrer, die eine Gruppe begleiten haben freien Eintritt. Einen reduzierten Eintritt bei Vorlage eines Schwerbehindertenausweises gibt es nicht. Die Führung wird in sieben unterschiedlichen Sprachen, darunter auch Deutsch und Englisch, angeboten. Eine Führung in Gebärdensprache wird nicht ausgewiesen.

 

Abschließend denke ich, dass ein Besuch des Konzentrationslagers Theresienstadt oder auch nur die Behandlung im Unterricht der Oberstufe eine gute Wahl ist, da hierdurch die Fakten der Nazizeit mit realen Gegebenheiten verbunden werden kann.

 

 

Quellen:

https://www.holocaust.cz/de/geschichte/ghetto-theresienstadt/
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/voelkermord/ghetto-theresienstadt.html
https://www.deutschlandfunkkultur.de/vor-75-jahren-kz-theresienstadt-errichtet-die.932.de.html?dram:article_id=372203

Baar, Robert; Schönknecht, Gudrun (2018): Außerschulische Lernorte didaktische und methodische Grundlagen. Weinheim: Beltz.

Schulte, Andrea (2019): Außerschulische Lernorte. Berlin

Das Freilichtmuseum am Kiekeberg

Beschreiben Sie, wie dieser Ort zu Ihrem Lieblingslernort geworden ist.

Meine Lieblingslernorte waren immer außerschulische Lernorte. Einer hiervon war, das ganz in der Nähe Hamburgs gelegene Freilichtmuseum am Kiekeberg. Hier konnte man, als Stadtkind, in eine andere Welt und auch eine andere Zeit abtauchen. Das Museum bietet unterschiedliche Gebäude, aber auch Freiluft-Ausstellungen und Vorführungen oder Mitmach-Aktionen. Es betitelt sich selbst als „lebendiges Museum“, was ich selbst auch immer genau so wahrgenommen habe. Sei es die Möglichkeit Brot zu backen mit einem Lehmbackofen oder einem Schmied bei der Arbeit mit Hammer und Amboss zu beobachten.

Einen kurzen Einblick in das Freilichtmuseum kann hier gegeben werden: https://www.youtube.com/watch?v=uCidiuyTguo.

Auch die Internetseite mit den Auflistungen der verschiedenen Gebäude und Ausstellungen lässt sich hierfür empfehlen: https://www.kiekeberg-museum.de/

 

Ordnen Sie den Lernort den Kategorien der Literatur zu. Möglicherweise lässt sich ein Lernort unterschiedlichen Bereichen zuordnen, je nach Betrachtung oder Nutzung.

Das Freilichtmuseum am Kiekeberg ist aus meiner Sicht ein sekundärer Lernort. Ein primärer Lernort ist dann als dieser zuordbar, wenn der Ort für das Lernen errichtet wurde. Als Beispiel seien hier Schulen, Universitäten und Lehrbetriebe genannt (vgl. Baar und Schönknecht 2018, S.16). Das Freilichtmuseum am Kiekeberg ist zwar auch auf einen pädagogischen Zweck ausgerichtet, jedoch nicht ausschließlich. Die Ausstellungen oder Vorführungen müssen didaktisch aufgenommen und aufgearbeitet werden, damit ein Bezug zu einem Lernort hergestellt werden kann. Dies sorgt dafür, dass man es als sekundären Lernort bezeichnen kann.

Die Einordnung findet weiter in schulbezogenes oder schulkomplementäres außerschulisches Lernen statt. Im Falle des Freilichtmuseums am Kiekeberg findet dieses außerschulische Lernen schulkomplementär statt. Schulbezogenes außerschulisches Lernen kennzeichnet sich durch ein schulisch organisiertes und verantwortetes Lernen, welches durch die Lehrperson aus der Schule verlagert wird, während es sich bei dem schulkomplementären außerschulischem Lernen um etwas handelt, was nicht in dieser Art oder dem Umfang von der Schule allein bereit gestellt werden kann (vgl. Baar und Schönknecht 2018, S.17). Da das Lernen im Freilichtmuseum besonders an den ausgestellten oder vorgeführten Techniken stattfindet, die in einer Schule zumeist nicht vorhanden sind, kann das Freilichtmuseum in die Kategorie des schulkomplementären außerschulischen Lernens eingeordnet werden.

Weiter handelt es sich klar um einen Ort mit Bildungsauftrag. Dies wird deutlich, durch die Vielfalt an Angeboten, die für unterschiedliche Alters- und Schulstufen angeboten werden. Diese sollen Kitagruppen oder Schulklassen an Bildungsthemen, wie beispielsweise die Naturwissenschaften, durch altersgerechte Angebote an nähren. Beispiele hierfür finden sich auf der Internetseite: https://www.kiekeberg-museum.de/ihren-besuch-planen/fuer-kinder-schueler/kindergarten-schulgruppen.

 

Innerhalb welcher Fächer, Themenbereiche oder Projekte lässt sich der Lernort betrachten?

Das Freilichtmuseum am Kiekeberg kann besonders für das Fach Sachunterricht in Betracht gezogen werden. Hier können verschiedene Bereiche thematisiert werden, welche sich im Bildungsplan für die Primarstufe des Landes Bremen, für das Fach Sachunterricht finden lassen.

Ein Beispiel hierfür findet sich bereits im Kapitel „Aufgaben und Ziele“. So heißt es im Bereich des geschichtsbezogenen Lernens: „Sie sollen erfahren, dass materielle Gegebenheiten, Lebensbedingungen, Denkweisen und Weltbilder von Menschen sich im Laufe der Zeit verändert haben und auch in Zukunft veränderbar sind.“ (Bildungsplan Sachunterricht – Primarstufe, 2007, S.6). Dies vermittelt das Museum, da es zeigt, wie die Menschen noch vor 200 Jahren lebten, kochten und arbeiteten. Es bildet ein Verständnis für das Leben in der Vergangenheit und lässt somit Vergleiche zu den heutigen Lebensarten zu, was besonders die Veränderbarkeit der Lebensumstände, Denkweisen und Weltbilder in den Fokus stellt.

Auch das naturbezogene Lernen wird im Freilichtmuseum am Kiekeberg thematisiert. Dies geschieht besonders durch die Angebote für Schulklassen, auf die ich bereits verwiesen habe. Beispiele hierfür sind buchbare Aktionen zu Themen wie „Getreideanbau“, „Ein Besuch beim Imker“ oder „Wasserversorgung früher“. Dieses Lernen wird im Bremer Bildungsplan wie folgt beschrieben: „Die Schülerinnen und Schüler sollen befähigt werden, elementare biologische, physikalische, chemische und geowissenschaftliche Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen sowie Grundlagen über Gesetzmäßigkeiten ausgewählter natürlicher Phänomene zu erwerben.“ (Bildungsplan Sachunterricht – Primarstufe, 2007, S.5). Durch die Erklärung naturwissenschaftlicher Phänomene, wie der Wasserversorgung oder des Anbaus, Wachstums und Erntens von Getreide, kann somit nicht nur ein sozialwissenschaftlicher Bereich des Sachunterrichts, sondern auch der naturwissenschaftliche durch einen Besuch in dem Freilichtmuseum abgedeckt werden.

 

Welche Chancen und Grenzen sehen Sie bezogen auf Ihre Förderschwerpunkte oder andere für Sie relevante Inklusive Aspekte (Geringe deutsche Sprachkenntnisse, finanzielle Armut, Gender…)?

Leider habe ich hierüber kaum Informationen aus der Ferne erhalten können. Generell würde ich mir hier eine bessere Sichtbarkeit auf der Internetseite des Museums wünschen.

Durch meinen letzten Besuch vor etwa zwei Jahren kann ich jedoch berichten, dass mir weder besondere Beschilderungen (leichte Sprache oder Blindensprache) aufgefallen sind. Zudem kann ich sagen, dass ich bereits mit einer Kinderkarre Probleme hatte alle Gebäude und Wege des Museums zu nutzen, woraus ich schließen würde, dass Rollstuhlfahrer*innen nicht alle Bereiche des Museums erreichen könnten.

Dennoch lässt sich etwas Positives aufzeigen, da Kinder bis 18 Jahre freien Eintritt in das Museum haben, was die Kosten für Familien und/oder Schulklassen minimiert. In der Presseinfo des Museums steht: „Das Freilichtmuseum am Kiekeberg ist ein lebendiges und familienfreundliches Museum zum Anfassen! Aus diesem Grund sind Besucher unter 18 Jahren besonders willkommen und haben freien Eintritt.“, was den Fokus auf Bildung von Kindern zeigt. Zudem haben „Besucher mit Behinderung“ ab einem Grad der Behinderung von 80 ebenfalls freien Eintritt. Auch haben „Behindertengruppen“ und ihre Begleitpersonen freien Eintritt, jedoch denke ich, dass das Museum hier nochmal ihre Definition und Bezeichnungen überarbeiten sollte. Weitere Informationen zu den Preisen und Öffnungszeiten lassen sich hier finden: https://www.kiekeberg-museum.de/oeffnungszeiten-und-preise.

 

Haben Sie Ideen, wie diesen potenziell besonderen Herausforderungen abgeholfen werden kann?

Das Museum müsste auf jeden Fall zuerst kontaktiert oder besucht werden, um gewissen Probleme zu erläutern. Wenn sich beispielsweise Sprachanfänger*innen, Rollstuhlfahrer*innen oder blinde Schüler*innen in der Klasse befinden, muss darauf geachtet werden in wie weit Führungen oder Mitmachaktionen angepasst werden können und welche Möglichkeiten der Barrierefreiheit gegeben sind. Da die Gebäude oftmals historisch erhalten oder nachgebaut wurden, kann die Barrierefreiheit nur in Maßen gewährleistet werden, was zu beachten ist.

 

Wie schätzen Sie Erreichbarkeit, Preise, Angebote und Ausstattung ein?

Das Freilichtmuseum liegt in den Schwarzen Bergen südlich von Hamburg. Mit dem Auto oder Reisebus ist dieser innerhalb von etwa einer Stunde zu erreichen. Plant man diesen Ausflug also von Bremen aus, so sind Kosten und Zeit für die Fahrt einzuplanen. Es empfiehlt sich, diesen Ausflug als Ganztagesausflug mit mehreren Klassen zu planen, um die Kosten geringer zu halten.

Auch mit den öffentlichen Personennahverkehr wäre das Freilichtmuseum zu erreichen, was eine Fahrt mit dem Metronom ab Bremen bis Hamburg-Harburg und eine Weiterfahrt mit den Bussen des HVV (4210 oder 340) bedeuten würde. Hierfür müsste ab dem Bremen Hbf. eine Fahrtzeit von 1,5 bis 2 Stunden gerechnet werden, was eine sehr lange Fahrzeit für einen Tagesausflug bedeutet.

Die Eintrittspreise sind, wie schon erwähnt, nur von Erwachsenen zu tragen. Die Preise für Schulgruppenaktionen variieren zwischen 55 bis 110 Euro pro Gruppe, was aus meiner Sicht je nach Größe der Gruppe annehmbar oder zu teuer ist. Hier muss man sich an den Möglichkeiten der Eltern orientieren.

 

Quellen:

Baar, Robert; Schönknecht, Gudrun (2018): Außerschulische Lernorte didaktische und methodische Grundlagen. Weinheim: Beltz.

Landesinstitut für Schule Bremen (2007): Sachunterricht Bildungsplan für die Primarstufe. Bremen: Senator für Bildung und Wissenschaft.

 



Zur Werkzeugleiste springen