Hygiene - Was ist das?

Die Frage „Wie hygienisch ist unser Shampoo?“ erscheint erstmal komisch. Ein Shampoo ist doch ein Produkt mit dem wir unsere Haare waschen, also Schmutz aus ihnen enfernen und es ist als Hygieneprodukt in allen Drogeriemärkten und vielen weiteren Läden zu erwerben. Genau diese Verwirrung über die Frage wollten wir beim stellen im Seminar erreichen und die Verwirrung spiegelt sich auch in auch in den Antworten der Befragten wieder. Mit 38 % haben genau so viele dafür gestimmt, dass Shampoo hygienisch ist wie angegeben wurde das die Personen das nicht wissen. Dass Shampoos nicht hygienisch sind haben 25 % der Befragten angegeben. Die Verwirrung die die Frage ausgelöst hat kann man also daran erkennen, dass ein großer Anteil „ich weiß nicht“ angegeben hat und, dass die Anteile aller Antwortmöglichkeiten nah beieinander liegen.

Um eine solche Frage überhaupt beantworten zu können muss zunächst erst einmal geklärt werden was denn überhaupt Hygiene ist. Laut Siefert (2011) ist Hygiene die „bewusste Vermeidung aller der Gesundheit drohenden Gefahren und die Betätigung gesundheitsmehrender Handlungen“. Kann Shampoo das erfüllen?

CodeCheck oder was ist im Shampoo enthalten?

Was ist in unseren Shampoos. Die Inhalte eines Produktes sind so gut wie immer auf der Verpackung angegeben. Das ist auch bei Shampoo so allerdings wissen nur wenige Menschen was die Begriffe bedeuten. Da kann die App „CodeCheck“ der CodeCheck AG helfen. Mit ihr kann der Anwender die Barcodes von Produkten Scannen oder die Produkte einfach suchen und bekommt eine Auflistung der Inhaltstoffe mit einer Einteilung und Bewertung der Inhaltsstoffe in sehr bedenklich, bedenklich, leicht bedenklich und unbedenklich soweit dafür informationen vorliegen. Außerdem wird der Inhaltstoff nocheinmal genannt und erklärt aus welchen Gründen er sehr bedenklich bis unbedenklich ist. 

Im zweiten Bild ist die Einteilung der Inhaltsstoffe eines Shampoos zu erkennen. Hier sind drei Inhaltsstoffe mit sehr bedenklich angegeben und sechs mit bedenklich. Doch was machen die Stoffe überhaupt, wofür sind sie im Shampoo und warum werdern sie so eingestuft. Wir haben uns zwei typische Inhaltsstoffe herausgesucht um exemplarisch an ihnen zu zeigen was alles in Shampoo enthalten ist und ob und wie bedenklich die Inhaltsstoffe wirklich sind. 

Diethanolamin

Diethanolamin findet unter anderem in Shampoo als SchaumbildnerVerwendung.

 

Es ist unter verschiedenstenSynonymen, Trivial- und Handelsnamen zu finden:

Diethanolamin 2,2′-Iminobisethanol 111-42-2
203-868-0
2,2′-Aminodiethanol Bis(hydroxyethyl)amin Bis(2-hydroxyethyl)amine Bis-(2-hydroxyethyl)amin N,N-Bis(2-hydroxyethyl)amin DEA
DEL A
N,N-Diethanolamin Diethylolamine β,β‘-Dihydroxydiethylamin 2,2‘ Dihydroxydiethylamine β,β‘-Di(hydroxyethyl)amin Di(2 hydroxyethyl)amin Di(2-hydroxyethyl)amine Diolamin
Diolamine
Ethanol, 2,2′-iminobis-
Ethanol, 2,2′-iminodi- 2-[(Hydroxyethyl)amino]ethanol 2-[(2 Hydroxyethyl)amino]ethanol
(BG Chemie 2005)

 

Eine Studie desNational Toxicology Program (NTP), 2001 publiziert, untersuchte die Schädlichkeit und das krebserregenden Potenzial von Kokosölsäure-Diethanolamin-Kondensat (NTP 2001).

Zuerst wurde eine 14-wöchige Studiedurchgeführt. Jeweils 10 weibliche und 10 männliche Ratten/Mäuse erhielten fünf mal pro Woche 0, 25, 50, 100, 200, oder 400 mg (Ratten) bzw. 0, 50, 100, 200, 400, oder 800 mg (Mäuse) Kokosölsäure-Diethanolamin-Kondensat pro kg Körpergewicht in Ethanol auf die Haut aufgetragen (NTP 2001).

Auf die Erfahrungen aus der 14-wöchigen Studie aufbauend, wurde anschließend eine zweijährige Studie durchgeführt.

Jeweils 50 weibliche und 50 männliche Ratten/Mäuse erhielten fünf mal pro Woche 0, 50, oder 100 mg (Ratten) bzw. 0, 100, oder 200 mg (Mäuse) Kokosölsäure-Diethanolamin-Kondensat in Ethanol pro kg Körpergewicht auf die Haut aufgetragen (NTP 2001).

Die Ergebnisse zeigten folgendes:

Während bei den Ratten eine kanzerogene Wirkung des Stoffes nicht nachzuweisen ist, ist ein klarer Beweis für eine kanzerogene Wirkung von Diethanolamin bei männlichen und weiblichen Mäusen erbracht worden. Dabei wurde durch eine parallele Studie mit Laurin- und Ölsäurediethanolaminkondensat ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem in verschiedenen Konzentrationen enthaltenen freien Diethanolamin und derkanzerogener Wirkung festgestellt (NTP 2001).

 

An der Studie wurde kritisiert, dass die dermale Applikqtion offen ohne Abdeckung erfolgte, sodass eine orale Aufnahme des Stoffes nicht ausgeschlossen werden kann.Vom Körper aufgenommenes Diethanolamin wird im Magen in Gegenwart von Nitrat oder Nitrit zu N-Nitrosodiethanolamin umgesetzt, einem nachweislich Krebs erzeugenden Stoff. Zudem wurden dieStoffe in 95-prozentigem Ethanol gelöst, dem selbst Eigenschaften als leberkarzinogener Risikofaktor zugeschrieben werden (BG Chemie 2005).

Hormonell wirksame Chemikalien

 

Eine Studie des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.) hat ergeben, dass jedes dritte Produkt belastet ist.

Ergebnisse im Überblick:

  • Anzahl ausgewerteter Körperpflegeprodukte: 62.559
  • davon belastet: 18.542
  • am häufigsten verwendeter hormonell wirksamer Stoff:

Methylparaben (Konservierungsstoff), in 24% aller Produkte enthalten

  • Anteil d. Produkte, die mehrere hormonell wirksame Stoffe enthalten: 20%
  • insgesamt wurden 15 verschiedene Stoffe in Kosmetika gefunden, die von der EU in ihrer Prioritätenliste für hormonell wirksame Stoffe mit der höchsten Priorität belegt wurden. Für alle diese Stoffe wurde die hormonelle Wirksamkeit in Tierversuchen dokumentiert (z.B. Veränderung der Geschlechtsorgane).

Die Verwendung dieser Chemikalien ist legal, da sie nicht akut giftig sind. Sie können aber das menschliche Hormonsystem stören.

Wozu diese Chemikalien?

Hormonell wirksame Stoffe werden in Kosmetika vor allem als Konservierungsmittel (Parabene) und UV-Filter (Ethylhexyl-methoxycinnamate: kurz OMC) eingesetzt. 

  • Ethylhexyl-methoxycinnamat (OMC) kann kurzwellige Strahlung absorbieren und ist weltweit eines der am häufigsten benutzten UV-Filter, die in Kosmetikprodukten eingesetzt wird:
    • z.B. Sonnenschutzcremes oder
    • zum Schutz der Produkte wie Waschlotionen oder Shampoos
  • Parabene werden als Konservierungsmittel eingesetzt 
    • Verhinderung des Bakterienwachstums
    • Produkte riechen länger besser
    • längere Haltbarkeit der Produkte

Problematik?

Durch endokrine Disruptoren (hormonell wirksame Chemikalien) können Entwicklungsstörungen bei Kindern über Unfruchtbarkeit bei Erwachsenen, Übergewicht, Diabetes und hormonbedingter Krebs auftreten.

Die Stoffe können über die Haut in den Körper aufgenommen werden. Manche dieser Stoffe sind sehr fettlöslich und können sich im Fettgewebe einlagern.

Föten im Mutterleib, Säuglinge, Kleinkinder und Teenager in der Pubertät befinden sich noch in der Entwicklung und sind deshalb besonders empfindlich. Endokrine Disruptoren können die gesunde körperliche und geistige Entwicklung stören und z.B. zur verfrühten Pubertät führen.

„Es gibt einen Fall vor ein paar Jahren, wo bei Jungs, die sich mit Duschgelen regelmäßig gewaschen haben, es zu nicht angemessenem Brustwachstum in der Jugend kam. Da haben wir gelernt.“ (Josef Köhrle; Daniela Siebert Deutschlandfunk 2017)

Das Produkt ist vom Markt genommen worden.

Eine Studie der Universität Kopenhagen hat gezeigt, dass Butylparaben vom menschlichen Körper aufgenommen wird, nachdem es auf die Haut aufgetragen wurde. Einige Stunden nach dem Auftragen auf die Haut konnte der Stoff im Blut nachgewiesen werden (Rezaq Janjua et al 2007).

In Dänemark wurde 2011 die Verwendung von Propyl- und Butylparabenen in Pflegeprodukten für Kinder unter 3 Jahren verboten (Grundlage war die Einschätzung des Danish National Food Instituts).

Die Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichnete 2013 hormonell wirksame Chemikalien als „globale Bedrohung“

Dass hormonähnliche Stoffe und nicht andere Faktoren für all die Krankheiten verantwortlich sind, lässt sich wissenschaftlich kaum nachweisen.

Viele Unternehmen streiten die gesundheitsgefährdenden Wirkungen dieser Chemikalien ab und setzen diese aus ökonomischen Gründen weiterhin ein.

Die Problematik des Einsatzes von hormonell wirksamen Chemikalien in Shampoos bleibt weiterhin im Fokus der toxikologischen Forschung.

 

Fazit und Alternativen

Wenn wir uns also jetzt nochmal die Definition von Hygiene anschauen (bewusste Vermeidung aller der Gesundheit drohenden Gefahren und die Betätigung gesundheitsmehrender Handlungen), so ist das benutzen der meisten in Drogerien käuflichen Shampoos nicht hygienisch.

Es gibt allerdings zahlreiche alternative Methoden unsere Haare zu waschen als mit normalen Shampoos. Einige davon nun im Folgenden:

1. Roggenmehl

Das Roggenmehl kann man mit Wasser anmischen und sich damit die Haare waschen. Roggenmehl enthält Vitamine, Aminosäuren und Mineralien. Es ist Das Vitamin B5 enthalten, das entzündungshemmend, feuchtigkeitsbindend und somit gut für empfindliche Haut geeignet ist.
Es besitzt mit 5,5 außerdem den selben pH-Wert wie unsere Haut und bringt somit nichts aus dem Gleichgewicht.
In dem Roggenmehl reinigt vor allem die Stärke, die ein milder Emulgator ist und Wasser mit Fetten verbindet. Die mit Wasser aufgequollene Stärke hat das Vermögen, die Fette auf dem Kopf aufzusaugen.
Wenn man die Roggenmehlmischung direkt nach dem anrühren verwendet, erzielt man die beste Reinigungswirkung, da die Stärke die Fette nach längerer Standzeit nicht mehr aufsaugen kann. Mit einer längeren Standzeit nach dem anrühren kann man allerdings eine höhere Pflegeleistung für die Haare erzielen, da Pflegeanteile im Roggenmehl gelöst werden.
Man sollte allerdings keine anderen Mehle als Roggenmehl verwenden, da in anderen Mehlen der Glutenanteil höher ist und so stärker in den Haaren kleben bleibt.
Das waschen mit Roggenmehl hat eigentlich nur einen Nachteil, und das ist das selber anmischen.
Ansonsten überwiegen die Vorteile, wie zum Beispiel dass Roggenmehl in Deutschland produziert wird und nicht um die halbe Welt gekarrt werden muss, es gibt keinen Plastik-Verpackungsmüll und es ist Preiswert.
Da das Mehl den gleichen pH-Wert hat wie die Haut ist nach dem Waschen auch keine saure Rinse notwendig, es reicht, das Haar mit kalten Wasser abzuspülen.

2. Saure Rinse

Das Wort Rinse kommt aus dem Englischen von „to rinse out“, was so viel heißt wie „ausspülen“. Die saure Rinse wirkt als Entkalker für die Haare, denn durch häufige Haarwäsche mit kalkhaltigem Wasser, Shampoos oder Seifen wird die natürliche Haarstruktur beeinflusst. Der Faserstamm eines Haares besteht zum Großteil aus Keratin und wird von einer äußeren Schuppenschicht umschlossen, die aus feinen, verhornten Zellen besteht und vor äußeren Einflüssen schützt. Jegliche Behandlung des Haares greift diese Schutzschicht an, die Schuppen stehen dann sozusagen ab. Allein das ausspülen mit kaltem Wasser (kalte Rinse) kann diese Schicht wieder an die Kopfhaut anlegen.
Eine saure Rinse (Wasser mit Apfelessig angerührt) kann zusätzlich den pH-Wert der sonst verwendeten Pflegeprodukte ausgleichen.
Durch die häufige Behandlung der Haare mit Shampoo und Wasser steigt der pH-Wert der Kopfhaut nämlich an (PH < 7 = sauer, PH 7 = neutral, PH > 7 = basisch), selbst wenn das Shampoo pH-neutral ist. Der Säureschutzmantel ist unausgeglichen, was zu trockenem Haar, Juckreiz und Schuppen führen kann.  Die in Apfelessig enthaltene Essigsäure kann dem entgegenwirken, da sie einen sehr niedrigen pH-Wert hat. Dies kann dem höheren pH-Wert der Pflegepodukte entgegenwirken und ausgleichen und den Säureschutzmantel stabilisieren.
Die saure Rinse verleiht dem Haar mehr Stabilität und Geschmeidigkeit und hat damit eine ähnliche Wirkung wie eine Haarspülung. Der Vorteil der sauren Rinse ist aber, dass sie keine schädlichen Stoffe beinhaltet und der Apfelessig viele wichtige Vitamine und Mineralien sowie Antioxidantien enthält. Die Säure aus dem Apfelessig bewirkt, dass sich die aufgerauten Schuppen zusammenziehen und die Schuppenschicht der Haare wieder geglättet wird.

3. Lavaerde

Lavaerde hat nichts mit Lavagestein zu tun, sondern kommt vom italienischen Wort „lavare“ was waschen bedeutet. Lavaerde besteht aus natürlichen Tonmineralien, ist reizfrei und hautverträglich.
In Verbindung mit Wasser quillt Lavaerde auf und entwickelt eine gelartige Konsistenz. Ihre feinen Partikel haben eine besonders hohe Austauschkapazität, das bedeutet sie haben die Fähigkeit, Schmutzpartikel und überschüssiges Fett wie ein Löschblatt aufzusaugen und abspülbar zu machen. Durch dieses milde Waschprinzip werden Haut und Haar aber niemals vollständig entfettet.
Der Vorteil an Lavaerde ist, dass sie keine Tenside enthält, der Schutzmantel der Haut wird also nicht angegriffen, und auch keine anderen Substanzen, die das Abwasser belasten könnten. Lavaerde ist also zu 100% Umweltverträglich.
Ein anderer Vorteil ist, dass man nach häufigerer Benutzung die Haare nur noch seltener waschen muss.

4. Haarseife

Haarseifen (oder Haarwaschseifen) kommen ohne synthetische Zusatzstoffe aus (keine Silikone, Emulgatoren oder künstliche Tenside) und reinigen mit verseiften Ölen.
Die Seife schäumt auch ordentlich, weshalb das Gefühl von Haarewaschen nicht verloren geht.
Je nach Seife ist nach dem Waschen eine saure Rinse zu empfehlen, da die Haare teilweise aufgeraut werden.
Der Vorteil der Haarseife ist, dass hochwertige Seifen biologisch abbaubar sind, sie sind nachhaltig und es fällt kein Verpackungsmüll an.

Quellen

NTP (National Toxicology Program) (2001): Technical report on the toxicology and carcinogenesis studies of coconut oil acid diethanolamine condensate (CAS No. 68603-42-9) in F344/N rats and B6C3F1 mice (dermal studies) Technical Report Series No. 479, NIH Publication No. 01-3969

Toxikologische Bewertung Ausgabe (10/2005): Diethanolamin Nr. 158 CAS-Nr. 111-42-2 der BG Chemie https://www.bgrci.de/fileadmin/BGRCI/Downloads/DL_Praevention/Fachwissen/Gefahrstoffe/TOXIKOLOGISCHE_BEWERTUNGEN/Bewertungen/ToxBew158-L.pdf

Köhrle, Josef, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (2017): „Krebskrank vom Duschgel?“ Interview mit Daniela Siebert, Deutschlandfunk

Rezaq Janjua, Nadeem et al (2007): Systemic Uptake of Diethyl Phthalate, Dibutyl Phthalate, and Butyl Paraben Following Whole-Body Topical Application and Reproductive and Thyroid Hormone Levels in Humans. Copenhagen University Hospitals, Denmark

Studie des BUND e.V. (2013): https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/chemie/kosmetik-check_studie.pdf

Siefert, Helmut (2011): Hygiene. In: Enzyklopädie Medizingeschichte. Hrgs.: v. Gerabek, Werner E. ;  Haage, Bernhard D. ; Keil, Gundolf ; Wegner, Wolfgang. S. 647. De Gruyter, Berlin Boston.

WHO/UNEP (2013): State of the Science of Endocrine Disrupting Chemicals – 2012. Online verfügbar unter: http://www.who.int/ceh/publications/endocrine/en 

https://www.elisabethgreen.com/nachhaltigkeit/haare-waschen-mit-roggenmehl/

https://www.elisabethgreen.com/saure-rinse/

https://www.logona.de/de/haare/serien/lavaerde.html

https://www.savion.de/Informationen/Haarwaschseife/