Klären Sie den Begriff der Autopoiesis bei Niklas Luhmann und diskutieren Sie deren Zusammenhang mit dem Problem politischer Steuerung.
Was ist überhaupt Autopoiesis? Es ist der Prozess der Selbsterschaffung und Selbsterhaltung eines Systems. Niklas Luhmann hat den Begriff Autopoiesis auf die Betrachtung des sozialen Systems übertragen. Seine zentrale These lautet, dass soziale Systeme ausschließlich aus Kommunikation bestehen. Subjekte, Akteure, Individuen oder anderes ist ausgeschlossen. Bedeutet also, dass die Systeme sich in einem ständigen, nicht zielgerichteten Prozess, aus sich selbst heraus erschaffen. Die Systeme produzieren und reproduzieren sich demnach selbst.
Niklas Luhmann hat beobachtet, dass die Kommunikation in sozialen Systemen ähnlich wie die Selbstreproduktion lebender Organismen abläuft. Da Kommunikationssysteme in ihrer Umwelt nur das wahrnehmen, was ihnen zu ihrem Thema passt.Die autopoietische Basisoperation ist immer gleich: Die Systeme operieren ständig, da sie sonst nicht existieren. Sie operieren so, dass sich weitere Operationen anschließen können („Anschlussfähigkeit“ des Systems). Dies gilt auch für die Massenmedien, die als Fortsetzungsapparate arbeiten: Sie senden, drucken, berichten immer so, dass weiterhin derartige Operationen folgen müssen und sichern so ihre Anschlussfähigkeit.Gesellschaftlich relevante Politik kann nur ablaufen, wenn Medien durch Kommunikation Informationen an Subsysteme weiterleiten. Das Handlungssystem Politik ist also von dem Mediensystem und dessen Berichterstattung abhängig. Umgekehrt braucht aber auch das Mediensystem die Politik, um Informationen generieren zu können.
Laut Luhmann ist für das autopoietische Systemen typisch, dass es sich mit einem zweiwertigen Code von der Umwelt abgrenzt und so eine Identität im Prozess der Selbstreproduktion aufrechterhält. Luhmann schlägt als Code z.B in der Politik: Macht und Machtlosigkeit vor, in der Moral: Gute und Böse oder in der Wirtschaft: zahlen und nicht zahlen .