Abschlussreflexion

  1. Benennen Sie die für Sie zentralsten (mindestens zwei verschiedene, gerne auch mehr) theoretischen Erkenntnisse (auf allgemeine Konzepte oder empirische Studien aufbauend), die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei Bezug auf:
    a.) unterschiedliche fachdidaktische Aspekte. Übertragen Sie, wenn möglich, die in der Ringvorlesung gewonnenen Erkenntnisse auf die Didaktiken der von Ihnen studierten Fächer.
    b.) generelle Erkenntnisse zur Beziehungsarbeit in Schule und Unterricht.
    Bitte benennen Sie für Aufgabenteil 1 konkret mindestens zwei relevante Literaturquellen  (Namen, Jahr, Titel). Hinweis: Die Vorlesungsfolien stellen keine Literaturquellen dar. Sie können jedoch gerne auf die Literatur zurückgreifen, auf die auf den Folien verwiesen wird.

a) Eine der zentralen Erkenntnisse, die ich gewonnen habe, ist die Bedeutung von Mehrsprachigkeit und inklusiver Bildung. Inklusion gewinnt in unserer Gesellschaft zunehmend an Bedeutung und ist unverzichtbar. Es ist jedoch offensichtlich, dass uns dafür oft die notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen fehlen. Trotz dieser Herausforderungen ermöglicht Inklusion, dass jedes Kind eine faire Chance auf Bildung und individuelle Förderung erhält. Sie fördert das gesellschaftliche Miteinander und beugt Ausgrenzung vor (Emmerich 2016: 48f.).

Ebenso bedeutsam ist der Umgang mit Mehrsprachigkeit. Unzureichende Deutschkenntnisse sollten nicht nur als ein Hindernis und Risiko für den Bildungserfolg betrachtet werden (Daase 2023, 70). Vielmehr können auch Schüler*innen, deren Muttersprache Deutsch ist, ihre Sprachkompetenzen weiterentwickeln, insbesondere in spezifischen Bereichen wie der wissenschaftlichen Fachsprache (Maas 2008, 43).

b) Ein zentraler Aspekt erfolgreicher Beziehungsarbeit besteht für mich darin, den Umgang mit meiner eigenen Meinung zu reflektieren. Ich war mir lange unsicher, in welchem Maße ich mich politisch oder moralisch äußern darf. Erst als ich auf den Beutelsbacher Konsens gestoßen bin, konnte ich mich in der Hinsicht gut orientieren. Besonders beeindruckend fand ich dabei, wie dieser Konsens die Demokratie stärken kann, indem er Schüler*innen ermutigt, ihre Meinungen auszutauschen. So wird ihr politisches Denken gefördert und die Bildung einer eigenen Meinung angeregt (Frech/Richter 2017, 14).

2.Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen/-strukturen, schulkulturelle Aspekte, Handeln von Lehrkräften), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen im Rückblick auf ihre eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Berichte aus der Praxis, ggf. auch schon eigene Praxiserfahrungen) den Schulalltag besonders stark – und warum? Hier können Sie aus Ihrer Sicht besonders gelungene oder auch weniger gelungene Beispiele reflektieren. Inwiefern helfen Ihnen die Inhalte der Vorlesung, eine solche Einschätzung vorzunehmen? Nehmen Sie konkret Bezug auf entsprechende Begriffe, Theorien, Konzepte, die Sie jetzt kennengelernt haben.

Die zentrale Erkenntnis, die ich aus der Ringvorlesung gewonnen habe, betrifft die grundsätzliche Sichtweise auf Heterogenität. Dort wurde deutlich, dass Heterogenität als eine Bereicherung und nicht als ein Problem betrachtet werden sollte. Das eigentliche Problem liegt nicht in der Vielfalt selbst, sondern in der oft unzureichenden Art und Weise, wie Schulen mit dieser Vielfalt umgehen (vgl. Trautmann/Wischer 2011, S. 17-18). Diese Einsicht wurde in meinem Orientierungspraktikum noch einmal bestätigt, als ich in die Einteilung mehrerer Klassen gesehen habe. Dabei wurde bewusst darauf geachtet, möglichst heterogene Klassen zu bilden. Dank der Vorlesung konnte ich die Beweggründe hinter dieser Herangehensweise besser verstehen.

Rückblickend wurde an meiner früheren Schule diese positive Perspektive auf Heterogenität häufig nicht umgesetzt. Insbesondere Mehrsprachigkeit wurde dort eher als Problem betrachtet und weniger als Chance. Statt die Vielfalt der Sprachen als Ressource zu nutzen, wurden Verbote gegen den Gebrauch anderer Sprachen verhängt. Durch die Vorlesung und die Erfahrungen an meiner Praktikumsschule habe ich jedoch erkannt, wie viele Möglichkeiten ein anderer Umgang mit Mehrsprachigkeit eröffnen kann. An meiner Praktikumsschule wurden beispielsweise mehrere Sprachkurse angeboten. Diese Angebote ermöglichten es den Schülerinnen, auch in ihren Erstsprache Fortschritte zu machen, was wiederum positive Auswirkungen auf ihr allgemeines schulisches Lernen hatte. Eine Studie von Meyer & Prediger (2011) zeigt, dass die Einbeziehung und Wertschätzung der Erstsprache das allgemeine Verständnis von mathematischen Zusammenhängen verbessern kann. Die beschriebenen Sprachkurse sind nur eine von vielen Möglichkeiten, Mehrsprachigkeit sinnvoll zu nutzen und Heterogenität als Chance statt als Hindernis zu begreifen.

3. Zu welchen, mindestens zwei, Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema UMHET? Welche haben Sie vermisst? Bitte begründen Sie Ihre Wahl.

In der Vorlesung wurde die Bedeutung der Gestaltung und Zugänglichkeit von Unterrichtsmaterialien hervorgehoben. Da wir uns noch am Anfang unseres Studiums befinden und bisher wenig didaktisches Wissen erworben haben, hätte ich mir ausführlichere Informationen zur Erstellung von Unterrichtsmaterialien sowie zu den verschiedenen Methoden gewünscht. Besonders betont wurde, dass Unterrichtsmaterialien auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler*innen abgestimmt werden sollten.

Ein weiteres zentrales Thema war der Beutelsbacher Konsens, der Lehrkräfte dazu verpflichtet, nicht nur eine neutrale Haltung einzunehmen, sondern auch aktiv gegen diskriminierende oder extremistische Ansichten vorzugehen (Gessner et al., 2016). Schon vor Beginn meines Studiums habe ich mir häufig Gedanken darüber gemacht, wie es möglich ist, vollkommen neutral zu bleiben und wie man in unterschiedlichen Situationen angemessen reagiert. Ich möchte mehr darüber erfahren, wie Lehrkräfte Schüler*innen dabei unterstützen können, ihre Meinungen frei zu äußern, ohne extremistische oder diskriminierende Positionen einzunehmen.

 

Literaturverzeichnis

Daase, A. (2023): Migrationsbezogene Mehrsprachigkeit und Deutsch als Zweitsprache in der Schule. In: Georgi, Viola B.;  Karakaşoğlu, Y. (Hrsg.): Allgemeinbildene Schulen in der Migrationsgesellschaft. Diversitätssensilble Ansätze und Perspektiven. Stuttgart. Kohlhammer Verlag.S. 70- 85.

Emmerich, Marcus: Differenz und Differenzierung im Bildungssystem: Schulische Grammatik der Inklusion/Exklusion – In: Moser, Vera [Hrsg.]; Lütje-Klose, Birgit [Hrsg.]: Schulische Inklusion. Weinheim; Basel : Beltz Juventa 2016, S. 42-57. Online unter: https://www.pedocs.de/volltexte/2019/17173/pdf/Emmerich_2016_Differenz_und_Differenzierung_im_Bildungssystem.pdf

Frech, S.; Richter, D. (2017): Einführung: Wie ist der Beutelsbacher Konsens heute zu verstehen?. In: Frech, S.; Richter, D.: Der Beutelsbacher Konsens. Bedeutung, Wirkung, Kontroversen. Schwalbach: Wochenschau Verlag. S.9-20.

Gessner, et al. (2016): Beutelsbacher Konsens und die Gefahr der politischen Lethargie.

Maas, Utz (2008): Sprache und Sprachen in der Migrationsgesellschaft. Göttingen: V&R unipress.

Trautmann, Mathias/Wischer, Beate (2011): Heterogenität in der Schule. Eine kritische Einführung. VS-Verlag.

Meyer, M. & Prediger, S. (2011). Vom Nutzen der Erstsprache beim Mathematiklernen. Fallstudien zu Chancen und Grenzen erstsprachlich gestützter mathematischer Arbeitsprozesse bei Lernenden mit Erstsprache Türkisch. In S. Prediger & E. Özdil (Hrsg.), Mathematiklernen unter Bedingungen der Mehrsprachigkeit – Stand und Perspektiven der Forschung und Entwicklung. Münster: Waxmann, S. 185-204.


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