rv08-Inklusive Bildung

  • Reflektieren Sie die Konsequenzen der Aussonderung von Schüler:innen mit Förderbedarf?

Die Aussonderung von Schülern mit Förderbedarf ist keine echte Inklusive. Dies gilt sowohl für Förderschulen als auch für sogenannte inklusive Schulen, sondern auch die Aussonderung im Unterricht angeblich inklusive Schulen. Diese Praxis schadet nicht nur den betroffenen Schülern und Schülerinnen, sondern auch Lehrkräften, Mitschülern und Mitschülerinnen sowie der Gesellschaft insgesamt. Förderbedürftige Kinder könnten sich weiterhin ausgegrenzt fühlen und keine engen Kontakte knüpfen, die für ihre gesellschaftliche Integration wichtig wären. Mitschüler sehen Förderbedarf als was „Anderes“, was zu Stigmatisierung und auch potenziell verloren Freundschaften führt. Lehrkräfte schieben die Verantwortung auf Sonderpädagogen ab. Dadurch entsteht fehlerhafte anstatt echter Inklusion, die Vielfalt fördert (Wocken/Feuser 1998; Greiner 2019).

  • Welche Information sind in der Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung & Entwicklung“ bzw. „Förderschwerpunkt Lernen“ enthalten? Nützt die Diagnose „Trisomie 21“ Ihnen als Lehrer:in mehr? Welche Informationen benötigen Sie von einer Schüler:in um Ihren Unterricht ggf. anzupassen

Die Diagnosen „Förderschwerpunkt Wahrnehmung & Entwicklung“ und „Förderschwerpunkt Lernen“ umfassen verschiedene Förderbedarfe in Sprache, Denken und Handeln. Der Intelligenzquotient kann ein Hinweis sein, ist aber nicht immer aussagekräftig. Menschen mit diesen Förderschwerpunkten  lernen zieldifferente d.h., sie haben andere Lernziele als ihre Mitschüler:innen. Im Gegensatz dazu steht das zielgleiche Lernen, bei dem alle dasselbe Ziel erreichen.

Für optimalen Unterricht benötige ich als Lehrkraft Informationen zum Lernstand, zu Interessen und Fähigkeiten, medizinische oder familiäre Hinweise sowie Beobachtungen zum Verhalten. Besonders wichtig ist es, die Schüler:innen persönlich kennenzulernen. Bei Trisomie 21 sind zusätzliche Informationen zu kognitiven Beeinträchtigungen, gesundheitlichen Problemen, Sprachentwicklungsverzögerungen und spezifischen sozialen Interaktionsmustern hilfreich (vgl. Institut für Bildungscoaching, 2023).Um den Unterricht optimal zu gestalten, benötige ich als Lehrkraft genaue Information zum Förderbedarf, aktuellen Lernstand, gesundheitlichen Aspekten und der sozial-emotionalen Entwicklung sowie regelmäßigen Austausch mit den Eltern und Förderplänen. Nur so kann ich den Unterricht passgenau auf die Bedürfnisse der Schüler:innen abstimmen und sie effektiv unterstützen.

  • Wie können Sie in ihrem Unterricht die Zugänglichkeit und Anschaulichkeit von Medien/Materialien verbessern? Welche Verbündeten können sie dazu gewinnen?

Indem ich meine Materialien zugänglicher gestalte, optimiere ich sie für Schüler:innen mit Förderbedarf. Das bedeutet, weniger Text und mehr Bilder oder Abbildungen zu verwenden. Lustige Symbole können das Material auflockern. Die Kombination von Sprache und Visualisierung durch Videos oder Spiele erhöht die Anschaulichkeit, Interesse und auch den Spaß beim Lernen. Der Austausch mit anderen Lehrkräften hilft, Ideen und Ansätze zu verbreiten und zu verbessern.

  • Wählen Sie eines der Lernvideos/der Podcasts/Interviews auf path2in.uni-bremen.de aus, schauen Sie es sich an und schreiben Sie kurz eine begründete Empfehlung für Ihre Kommiliton:innen, warum es sich ggf. lohnt sich das Video/den Podcast/den Text anzusehen.

Ich habe den Podcast „Leistungsbeurteilung und -bewertung“ von Dr.Felix Winter gehört, der mich sofort angesprochen hat. Als Schüler mit durchschnittlichen Noten war es interessant zu hören, wie die Lehrkräfte Leistungen bewerten und ob sie dabei objektiv bleiben. Der circa 2-stündige Podcast ist äußerst spannend und informativ, wodurch ich diesen Podcast empfehlen kann.

 

Quellen:

Greiner, Ulrike (2019): Paradoxien eines inklusiven Bildungskonzepts.

Hochstadt, Christiane; Olsen, Ralph (Hg.): Handbuch Deutschunterricht und Inklusion. Weinheim, Basel (Beltz), 47-61.

Institution für Bildungscoaching (2023): „Förderbedarf und Förderschwerpunkt beim Thema Inklusion“ unter Institut für Bildungscoaching.

Podcast:

Dr. Felix Winter, Frank J. Müller: Leistungsbeurteilung und -bewertung.


Kommentare

Eine Antwort zu „rv08-Inklusive Bildung“

  1. Avatar von Melanie
    Melanie

    Zu Frage 1:

    Wenn Schüler*innen mit Förderbedarf ausgesondert werden bedeutet es, dass die Schüler*innen nicht eine heterogene Schule wie eine Gesamtschule besuchen, sondern die Förderschule. Der Besuch einer Förderschule kann zu einer sozialen Isolation führen und der Betroffene kann sich von dem gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen fühlen. (Streese/ Kluge 2019, 1). Eine Aussonderung kann das Gefühl geben einer Minderheit anzugehören. Das Gefühl geben, sie sind nicht gut genug für eine Gesamtschule, hierbei kann das Selbstwertgefühl gemindert werden. Auch für das spätere Leben z.B. das Berufsleben kann der Besuch einer Förderschule stigmatisierend sein. In einer heterogenen Klasse an einer Gesamtschule kann ein Austausch mit den Schüler*innen sich positiv auf das Lernen auswirken, indem die Schüler*innen voneinander und miteinander lernen können.

    Zu Frage 2:

    Für die Fächer Deutsch und Mathematik haben Untersuchungen deutlich gemacht, dass Schüler*innen an inklusiven Schulen Leistungsvorteile zeigten (Lütje-Klose/ Sturm 2022, 374). Schüler*innen im Schwerpunkt Lernen scheinen demnach von inklusiver Schule deutlicher zu profitieren als solche im Schwerpunkt Sprachen ( Lütje-Klose/ Sturm 2022, 374).
    Als Lehrer*innen sollte man sich über Trisomie 21 informieren. Jedoch ist trotzdem jedes Kind individuell und Trisomie 21 kann auch facettenreich sein. Daher finde ich das wichtig, das Kind genau kennenzulernen.

    Zu Frage 3:

    Hier sehe ich das auch wie im Beitrag und in der Vorlesung. Besonders wichtig finde ich die Vernetzung, nicht nur die Zusammenarbeit mit den Lehrer*innen an der eigenen Schulen, sondern auch mit den Kolleg*innen an anderen Schulen.

    Zu Frage 4:

    Auch ich finde den Podcast auch interessant. Im Podcast wurde auch die Leistungsbewertung im inklusive Unterricht thematisiert. Spannend finde ich auch, dass Leistungen auch individuell betrachtet werden können.

    Literatur:
    Lütje-Klose, B.; Sturm, T. (2022): Förderschule und Inklusion. In: Hascher, T.; Idel, T.; Helsper, W. (Hrsg.).: Handbuch Schulforschung. 3. Auflage. Wiesbaden. Springer. S. 361-384

    Stresse, B.; Kluge, J. (2019): Förderschulen zwischen Inklusion und Exklusion: Zur Situation und den Perspektiven der niedersächsischen Förderschulen aus bildungspolitischer und fachwissenschaftlicher Sicht. In: Zeitschrift für Inklusion.3.

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