Beim Umgang mit Heterogenität muss auf die verschiedensten Dinge Rücksicht genommen werden. Beispielsweise auf das Geschlecht oder das Leistungsniveau der Schüler und Schülerinnen. In den naturwissenschaftlichen Fächern (wie z.B. Chemie oder Physik) zeigen Studien wie unterschiedlich Jungen und Mädchen behandelt werden und dementsprechend „Leistung“ in diesen Fächern erbringen. Männliche Schüler werden laut diesen Ergebnissen häufiger für ihre fachlichen Leistungen gelobt als Mädchen. Diese werden in der Hauptsache für gute Leistungen im Bereich Ordnung und Gewissenhaftigkeit hervorgehoben. Dies kann allgemeine Annahmen von Schülerinnen, das Naturwissenschaften „Jungssache“ sei bestärken, da ihre nicht minder guten fachlichen Leistungen weniger gewürdigt werden.
Hinzu kommt das im Allgemeinen die Interessen der männlichen Schüler beim Vermitteln der Unterrichtsinhalte besser abgedeckt zu sein scheinen, als die der weiblichen Schülerinnen. Oftmals werden Beispiele aus der Technik gewählt, die laut Studien vor allem für die Schüler interessant sind. Mädchen, deren Interessen eher im Bereich des menschlichen Körpers etc. liegen, kommen dabei ein wenig zu kurz, obwohl die Inhalte ebenso gut mit Beispielen aus diesen Bereichen vermittelt werden könnten.
Diese Kombination der Art wie Physikunterricht aufgebaut ist, führt dazu, dass Schülerinnen tendenziell schlechter in Physik abschneiden als Schüler. Ist man sich diesen allerdings Tatsache bewusst kann durch ein gezieltes verändern z.B. der Unterrichtsbeispiele, die zur Vermittlung genutzt werden ein besserer Umgang mit Heterogenität durch das Geschlecht gewährleistet werden. Es wurden keine Studien vorgestellt, die sich mit dem Fach Chemie beschäftigen. Ich gehe allerdings davon aus, dass die Ergebnisse dort ähnlicher Natur sind und auch hier durch gezieltere Behandlung von Jungen und Mädchen und dem Anpassen der Unterrichtsbeispiele eine Verbesserung erreicht werden kann.
Ich selber habe in meiner Schulzeit selten Maßnahmen wie oben beschrieben bewusst erlebt. Meine Erinnerungen an Unterrichtsmuster die gezielt zum besseren Umgang mit der Heterogenität meiner Klasse oder meiner Kurse gewählt wurden, sind sehr diffus und wenig konkret. Klare Konzepte wie z.B. eine Aufgabendifferenzierung nach Leistungsniveaus, habe ich durch den Besuch eines reinen Gymnasiums von der 5. Bis zur 12. Klasse nicht kennen gelernt. Trotzdem hatte ich die Schulzeit über immer das Gefühl, dass mit sehr viel Sorgfalt und Engagement auf unsere Unterschiede Rücksicht genommen wurde.
Die Beispiel Aufgabe bezieht sich auf das Fach Geschichte. Schüler und Schülerinnen kriegen eine Quelle, in diesem Fall eine Fotografie vorgelegt, die sie Analysieren und in den historischen Kontext einordnen sollen. Leistungsstarke Schüler und Schülerinnen würden von mir alleine die Quelle und die Arbeitsaufträge erhalte. Sie müssen selbstständig die wichtigsten Merkmale der Quelle herausarbeiten und ebenso selbständig den historischen Kontext erkennen und die Quelle in diesen einordnen. Ein bisschen weniger leistungsstarke Schüler und Schülerinnen würden von mir kleine Hilfen für die Analyse erhalten. Beispielsweise grundsätzliche Fragen, die bei einer Bildanalyse immer beantworten werden müssen oder besondere Merkmale auf die geachtet werden sollten. Für die leistungsschwachen Schüler und Schülerinnen würde ich zusätzlich noch Hilfe für den historischen Kontext geben, z.B. Daten bedeutend historische Ereignisse, die mit der Fotografie in Verbindung stehen. Geht das Konzept auf sollten alle Schüler und Schülerinnen in der Lage sein eine Bildanalyse durchzuführen und diese zu verschriftlichen. Der Fokus kann dabei problemlos auf das Schreiben an sich gelegt und werden und Schüler und Schülerinnen jeglichen Leistungsniveaus können einen Ansatzpunkt für ihren Text finden.
Diese Annahme lässt sich nicht durch Studien bestätigen, eher das Gegenteil ist der Fall. Leistungsschwache Schüler und Schülerinnen profitieren scheinbar in punkto Motivation und Lernerfolg von leistungsstarken Schülern und Schülerinnen. Die schulische Trennung von leistungsstarken und leistungsschwachen Personen scheint also auf den ersten Blick wenig sinnvoll. Ähnlich Studien zeigen allerdings auch das leistungsstarke Schüler und Schülerinnen vor allem von der Zusammenarbeit mit Schülern und Schülerinnen ähnlichen Leistungsniveaus profitieren. Daraus ergibt sich für mich die Schlussfolgerung das der Unterricht an „Gesamt/Oberschulen“ etc. der richtige Weg ist, zeitweise, vielleicht für bestimmte Fächer oder Unterrichtszeiten, eine Trennung nach Leistungsniveaus sinnvoll sein kann.