1. Wie in der Vorlesung an verschiedenen Beispielen deutlich gemacht wurde, kann die Aussonderung von Schülern und Schülerinnen mit Förderbedarf an Förderzentren einige sehr negative Konsequenzen haben. Schüler und Schülerinnen haben dann außer den Lehrkräften und weiterem Personal keinen oder wenig Kontakt mit Schüler und Schülerinnen ohne Förderbedarf. Dies kann, wie in der Vorlesung geschildert, zu einer gegenseitigen Imitation von Verhalten führen. Als Beispiel wurde hier die Aneignung eines hinkenden Lauf-Stils genannt, obwohl dieser für die Person gar nicht nötig gewesen wäre. Die Schüler und Schülerinnen bleiben abgesondert von der restlichen Welt und haben keine Chance von dieser zu profitieren (gilt im Übrigen auch umgekehrt). Das Aussondern drückt jedem Kind einen Stempel auf, der gesellschaftlich bestimmte Konsequenzen hat, wie z.B. dass es nicht für den ersten Arbeitsmarkt geeignet wär. Die individuellen Stärken und Eigenschaften, die über den Förderbedarf hinausgehen werden dabei, so scheint es zu mindestens, sowohl von der Gesellschaft als auch von den Personen selbst vergessen.
2. In den Diagnosen Förderschwerpunkt Wahrnehmung und Entwicklung bzw. Lernen sind erstmal wenig Informationen enthalten. Laut der Website, des in Leipzig ansässigen Institut für Bildungscoaching, werden die Förderschwerpunkte wie folgt grob definiert. Unter dem Förderschwerpunkt Wahrnehmung und Entwicklung bzw. in anderen Teilen Deutschlands geistige Entwicklung, werden Schüler und Schülerinnen mit einer geistigen Behinderung eingeordnet. Auf der Website wird eine geistige Behinderung ab einen Intelligenzquotienten unter 70 Punkten beschrieben. Dazu in Abgrenzung steht der Förderschwerpunkt Lernen. Kinder, die diesem Förderschwerpunkt zugeordnet werden, haben Lernschwierigkeiten wie z.B. eine Leserechtschreibschwäche oder Dyskalkulie. Weitere, speziell das Kind betreffende, Informationen geben diese Diagnosen nicht. Um den Unterricht für diese Schüler und Schülerinnen anzupassen sind in jedem Falle weitere Informationen über die individuelle Person nötig. Welche Bedürfnisse hat das Kind? Welche Schwächen müssen besonders beachtet werden? Was sind die Stärken des Kindes, die gefördert werden können? Wie sah die bisherige Förderung des Kindes aus? Welche Strategien und Konzepte haben gut funktioniert? Welche eher weniger?
3. Ehrlicherweise kann ich keine genau Antwort darauf geben. Ich kann aus heutiger Perspektive nicht sagen, wie ich der Vielfalt meiner Schüler und Schülerinnen gerecht werden kann. Ich bin eine einzige Person bzw. gemeinsam mit einer Sonderpädagogin oder einem Sonderpädagogen zu zweit für eine Klasse von wahrscheinlich 25-30 Schülern und Schülerinnen verantwortlich. Mit größter Wahrscheinlichkeit wird sich diese Klasse aus Kindern aller „Leistungsniveaus“, Interessen und Vorgeschichten zusammensetzten. Ich persönlich bin aber keine Freundin davon jetzt schon Lösungen für ein Problem zu entwickeln, was noch nicht existiert. Ich kann nur jetzt schon sagen, dass es mir wichtig sein wird, die Schüler und Schülerinnen und ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen. Gerade mit jüngeren Schülern und Schülerinnen scheint es mir sehr wichtig regelmäßig „Klassenlehrerstunden“ abzuhalten und die Themen gegenseitigen Respekts und Akzeptanz zu einem festen Bestandteil der Klassendynamik zu machen. Des Weiteren könnte ich mir vorstellen, dass ein offenes Ohr für die Eltern der Kinder sehr wichtig sein kann. So haben nicht nur die Schüler und Schülerinnen die Chance ihre Probleme zu thematisieren, sondern auch Eltern können mit mir gemeinsam daran arbeiten ihrem Kind die größtmögliche Unterstützung zuteilwerden zu lassen. Wie genau ich Kindern mit einem besonderen Förderbedarf gerecht werden kann, kann ich auch aus heutiger Perspektive nicht sagen. Ich denke, dass es jedes Mal aufs Neue nötig ist, die Kinder, ihre Stärken, Schwächen und Probleme kennen zu lernen und gemeinsam mit den Eltern, den Sonderpädagogen und weiteren Lehrerkollegen ein gutes und einheitliches Unterrichtskonzept zu entwickeln. Den Vorschlag aus der Vorlesung sich auch mit den vorherigen Schulen auseinander zu setzten halte ich, wenn umsetzbar, ebenfalls für sehr sinnvoll.
Liebe Ina,
du hast in deinem Beitrag sehr wichtige und spannende Aspekte angesprochen. Ich stimme der Aussage zu, dass sowohl SuS mit Förderbedarf als auch SuS ohne Förderbedarf jeweils voneinander lernen können und alle SuS von einem gegenseitigen Austausch profitieren können. Ich bin auch der Meinung, dass die Aussonderung von SuS mit Förderbedarf negative Konsequenzen haben kann, vor allem für die betroffenen SuS. Wenn SuS mit und ohne Förderbedarf in jeweils verschiedenen Welten aufwachsen, besteht meiner Meinung die Gefahr, dass sie sich „fremd“ werden können. Auch der „Stempel“, der den förderbedürftigen SuS aufgedrückt, kann meiner Meinung nach sehr negative Konsequenzen für die Kinder haben, wie es in der Vorlesung angesprochen wurde und was du auch erwähnt hast. Als besonders wichtig empfinde ich auch, dass die individuellen Stärken der Kinder leicht in Vergessenheit geraten können, wie du es thematisiert hast.
Sehr spannend finde ich auch deine Ideen und Ansätze dafür, wie du der Vielfalt der SuS gerecht werden willst. Die von dir angesprochene „Klassenlehrerstunde“, um über Respekt und Akzeptanz zu sprechen, halte ich für eine sehr gute Idee. Auch stimme ich dir zu, wenn du sagst, dass es wichtig ist, offen auf die Eltern zuzugehen und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Auch in der Vorlesung wurde thematisiert, wie wichtig ein offener und produktiver Austausch mit den Eltern ist. Ich denke, dass eine solche positive Zusammenarbeit von großer Bedeutung für eine erfolgreiche Inklusion ist.