1. Wie in der Vorlesung an verschiedenen Beispielen deutlich gemacht wurde, kann die Aussonderung von Schülern und Schülerinnen mit Förderbedarf an Förderzentren einige sehr negative Konsequenzen haben. Schüler und Schülerinnen haben dann außer den Lehrkräften und weiterem Personal keinen oder wenig Kontakt mit Schüler und Schülerinnen ohne Förderbedarf. Dies kann, wie in der Vorlesung geschildert, zu einer gegenseitigen Imitation von Verhalten führen. Als Beispiel wurde hier die Aneignung eines hinkenden Lauf-Stils genannt, obwohl dieser für die Person gar nicht nötig gewesen wäre. Die Schüler und Schülerinnen bleiben abgesondert von der restlichen Welt und haben keine Chance von dieser zu profitieren (gilt im Übrigen auch umgekehrt). Das Aussondern drückt jedem Kind einen Stempel auf, der gesellschaftlich bestimmte Konsequenzen hat, wie z.B. dass es nicht für den ersten Arbeitsmarkt geeignet wär. Die individuellen Stärken und Eigenschaften, die über den Förderbedarf hinausgehen werden dabei, so scheint es zu mindestens, sowohl von der Gesellschaft als auch von den Personen selbst vergessen.
2. In den Diagnosen Förderschwerpunkt Wahrnehmung und Entwicklung bzw. Lernen sind erstmal wenig Informationen enthalten. Laut der Website, des in Leipzig ansässigen Institut für Bildungscoaching, werden die Förderschwerpunkte wie folgt grob definiert. Unter dem Förderschwerpunkt Wahrnehmung und Entwicklung bzw. in anderen Teilen Deutschlands geistige Entwicklung, werden Schüler und Schülerinnen mit einer geistigen Behinderung eingeordnet. Auf der Website wird eine geistige Behinderung ab einen Intelligenzquotienten unter 70 Punkten beschrieben. Dazu in Abgrenzung steht der Förderschwerpunkt Lernen. Kinder, die diesem Förderschwerpunkt zugeordnet werden, haben Lernschwierigkeiten wie z.B. eine Leserechtschreibschwäche oder Dyskalkulie. Weitere, speziell das Kind betreffende, Informationen geben diese Diagnosen nicht. Um den Unterricht für diese Schüler und Schülerinnen anzupassen sind in jedem Falle weitere Informationen über die individuelle Person nötig. Welche Bedürfnisse hat das Kind? Welche Schwächen müssen besonders beachtet werden? Was sind die Stärken des Kindes, die gefördert werden können? Wie sah die bisherige Förderung des Kindes aus? Welche Strategien und Konzepte haben gut funktioniert? Welche eher weniger?
3. Ehrlicherweise kann ich keine genau Antwort darauf geben. Ich kann aus heutiger Perspektive nicht sagen, wie ich der Vielfalt meiner Schüler und Schülerinnen gerecht werden kann. Ich bin eine einzige Person bzw. gemeinsam mit einer Sonderpädagogin oder einem Sonderpädagogen zu zweit für eine Klasse von wahrscheinlich 25-30 Schülern und Schülerinnen verantwortlich. Mit größter Wahrscheinlichkeit wird sich diese Klasse aus Kindern aller „Leistungsniveaus“, Interessen und Vorgeschichten zusammensetzten. Ich persönlich bin aber keine Freundin davon jetzt schon Lösungen für ein Problem zu entwickeln, was noch nicht existiert. Ich kann nur jetzt schon sagen, dass es mir wichtig sein wird, die Schüler und Schülerinnen und ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen. Gerade mit jüngeren Schülern und Schülerinnen scheint es mir sehr wichtig regelmäßig „Klassenlehrerstunden“ abzuhalten und die Themen gegenseitigen Respekts und Akzeptanz zu einem festen Bestandteil der Klassendynamik zu machen. Des Weiteren könnte ich mir vorstellen, dass ein offenes Ohr für die Eltern der Kinder sehr wichtig sein kann. So haben nicht nur die Schüler und Schülerinnen die Chance ihre Probleme zu thematisieren, sondern auch Eltern können mit mir gemeinsam daran arbeiten ihrem Kind die größtmögliche Unterstützung zuteilwerden zu lassen. Wie genau ich Kindern mit einem besonderen Förderbedarf gerecht werden kann, kann ich auch aus heutiger Perspektive nicht sagen. Ich denke, dass es jedes Mal aufs Neue nötig ist, die Kinder, ihre Stärken, Schwächen und Probleme kennen zu lernen und gemeinsam mit den Eltern, den Sonderpädagogen und weiteren Lehrerkollegen ein gutes und einheitliches Unterrichtskonzept zu entwickeln. Den Vorschlag aus der Vorlesung sich auch mit den vorherigen Schulen auseinander zu setzten halte ich, wenn umsetzbar, ebenfalls für sehr sinnvoll.
22.05.2018 Inklusion
Besonders zentral erschienen mir die beiden Modelle zur Beschreibung von „Behinderung“. Auf der einen Seite wurde das medizinische Modell vorgestellt, in dem die Personen und ihre „Behinderung“ als körperliche Krankheit untrennbar mit einander verbunden ist. Die Behinderung wird dabei klar als Abweichung von einer Norm beschrieben und heute, wie der Name sagt, vor allem in medizinischen Kontexten verwendet.
Auf der anderen Seite wurde über das soziale Modell von „Behinderung“ gesprochen. Hier steht viel mehr die Umwelt und die Barrieren, die sie für manche Menschen aufbaut, im Vordergrund. Schaut man sich nun die drei aktuellen Diskussionslinien, die zum Thema Inklusion geführt werden, findet man meiner Meinung nach Argumentationen diese Modelle wieder.
Die erste Linie sieht Inklusion als Systemwandel vor. Die Vertreter dieser fordern eine gesellschaftspolitische Veränderung, die Barrieren der Umwelt abbaut. Dieses ergänzt das soziale Modell von „Behinderung“ und fordert eine grundlegende Änderung der bisherigen Zustände z.B. in der Schule.
Eine zweite Linie fordert die aktuell im Abbau begriffenen Doppelstrukturen, also Förderschulen einzig für Kinder mit sozialpädagogischem Förderbedarf, wieder als gängiges Modell einzuführen. Hier finden sich meiner Meinung nach Argumentationen des medizinischen Modells wieder, welches „Behinderung“ als eine Abweichung von der Norm in den Fokus stellt. Diese Abweichungen müssen daher auch gesondert behandelt werden.
Eine dritte Linie vereint meiner Meinung nach die beiden Diskussionlinien und auch die beiden Modelle mit einander. Ziel ist nach wie vor die Inklusion in einer einheitlichen Schulform, was nur mit einem Systemwandel funktionieren kann. Gleichzeitig wird aber nicht vergessen, dass viele Kinder mit sozialpädagogischem Förderbedarf, anders als Kinder ohne diesen auch in einer vollinklusiven Schulform in manchen Bereichen mehr oder andere Unterstützung brauchen. Meiner Meinung nach berücksichtigt dieses Modell beide Seiten einer „Behinderung“. Zum einen die Wahrnehmung die sich ändern muss, damit niemand ausgeschlossen oder benachteiligt wird, zum anderen vergisst diese Modell nicht, dass viele „Behinderungen“ echte medizinische Probleme mit sich bringen, die behandelt werden und nicht vergessen werden dürfen.
Häufig vergessen wird in der ganzen Diskussion meiner Meinung nach, dass jedes Kinde individuell ist. Man möchte ein System schaffen, dass einheitlich ist und dann für alle gilt. Für manche Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf ist vielleicht ein mehrgliedriges System für andere ein absolut inklusives System das richtige. Dies gilt aber nicht nur für Kinder, die mit solchem diagnostiziert wurden, sondern auch für Kindern ohne diesen Bedarf. Hier liegen vielleicht andere Probleme z.B. im sozialen Umgang mit anderen vor, die ein Kind mit Förderbedarf nicht hat. Dafür hat diese vielleicht eine Lernschwäche, die besonders berücksichtigt werden muss. Vielleicht liegt der Schlüssel daher nicht in einer einzigen Lösung, sondern viel mehr in einer Vielzahl an Möglichkeiten in denen jede Person dass für sie passende Angebot suchen kann.
In meinem Alltag sind mir beide Modelle begegnet. Mein persönlicher Kontakt zu Personen, die in die in der Vorlesung vorgestellten „Kategorien“ passen, sind großteilig chronisch oder psychisches erkrankt. Diese Personen wurden von der Inklusion wenig berührt. Auf Ihre Erkrankungen musste in der Schule nicht in so großem Maße Rücksicht genommen werden, als dass sie wirklichen Förderbedarf hätten. Weitere Personen, die mir bekannt sind, haben alle eine Förderschule besucht und stehen jetzt am Anfang in spezielle inklusiver Ausbildungen.
Meiner Meinung nach wäre das Bremer Schulsystem für keine dieser Personen richtig ausgestattet gewesen. Die z.B. sehr auffälligen Entwicklungsstörungen und Lernschwächen, hätten im aktuellen System nicht aufgefangen werden können. Die Personen, haben eine wesentlich engere Betreuung benötigt, als das aktuelle System gewährleisten kann. Auch der Umgang mit Gleichaltrigen, der in der Schule sowie sie im Moment funktioniert unvermeidbar gewesen, wäre speziell in einem Fall sehr schwierig gewesen. Diese Person beschreitet entwicklungstechnisch einen anderen Weg als der Großteil der andere Teenager und hat große Schwierigkeiten in diesen Gruppen einen Platz zu finden.
Der Umgang mit chronischen und psychischen Erkrankungen hat zu mindestens schulbezogen besser funktioniert. Hier waren vor allem das Unverständnis und die Vorurteile gegenüber diesen Erkrankungen ein sehr großes Problem, diese führten in vielen Fällen zu starkem Mobbing was erst durch Wechsel auf andere Schulen gestoppt werden konnte (bei diesen Schulen handelte es sich wie bei den erst Schulen jeweils um Gymnasien und Oberschulen aus Bremen).
Ich persönlich stell mir jedes Mal, wenn ich über Inklusion nachdenke die Frage wie weit ist die Gesellschaft in der Akzeptanz von Unterschieden wirklich. Natürlich steht im Grundgesetz festgeschrieben, dass jeder Mensch gleich an Recht und Würde ist, in der Gesellschaft kann ich, dass leider nicht unbedingt beobachten.
Aktuell werden durch Bewegungen wie Time’s up und Me too die Recht der Frauen wieder sehr in den Fokus gerückt. Seit Anbeginn der Menschheit gibt es Mann und Frau und dennoch scheitert noch im Jahr 2018 der Respekt vor einander, berücksichtig man diese die sich nicht mit einer der beiden Kategorien identifizieren wollen oder können, nimmt der Respekt und das Verständnis noch weiter ab.
„Behinderungen“ oder andere körperliche und geistige Abweichungen von der Norm, die nicht speziell klassifiziert werden, sind noch wesentlich vielfältige und jede für sich hat bringt ihre Herausforderungen für die Betroffenen. Diese riesige Masse an Vielfalt zu akzeptieren und zu respektieren scheint mir Angesicht der aktuellen Diskussionen zu Umgang mit Geschlechtern (aber auch Herkunft, Religion, Sexualität etc.) für viele Menschen schwieriger als gedacht. Mich würde daher vor allem der Umgang von Kindern untereinander interessieren. Wie begegnen Kindern, Kindern die anders sind als sie selbst? Mit Interesse? Mit Respekt? Mit Abneigung? Interesse habe ich dabei an beiden Seiten auch über einen längeren Zeitraum.
Beitrag zur Vorlesung vom 08.05.2018
1. Als Seiteneinsteiger werden Schüler und Schülerinnen bezeichnet, die in erste Generation nach Deutschland kommen. Ihre Erstsprache ist daher in den meisten Fällen nicht Deutsch und muss zwecks Integration, z.B. dem Besuch einer deutschsprachigen Schule, als Zweit- (oder auch Dritt-, Viert-)Sprache erlernt werden. Problematisch ist, dass die Schüler und Schülerinnen dabei nicht über dasselbe Maß an Vorkenntnissen verfügen. Je nach ihrem ursprünglichen Herkunftsland oder der Dauer und Art ihre Fluchterfahrung bzw. Migrationserfahrung gestaltet sich die Schulbiographie unterschiedlich. Teilweise liegen sehr ausführliche Schulerfahrung vor, die Schüler und Schülerinnen sind alphabetisiert (zu meist in einer anderen Sprache und anderem Alphabet). Das Erlernen einer weiteren Sprache in Schrift und Artikulation scheint daher leichter als bei Schülern und Schülerinnen, die zunächst die allgemeine Fähigkeit des Lesens und Schreibens erlernen müssen. Gemeinsam mit den unterschiedlichen Altersstufen und verschiedenen Grundbegabungen hinsichtlich des Erlernens einer Sprache führt dies zu einer großen Spannbreite an Bedürfnissen. Eine vollständige Teilnahme am Unterricht sowohl im sozialen als auch inhaltlichen Bereich ist erst mit ausreichenden Sprachkenntnissen möglich.
Diese werden in den bremischen Konzepten zum Teil berücksichtigt. Schüler und Schülerinnen, die noch nicht lesen und schreiben können, lernen diese zunächst unabhängig von der Deutschensprache. Erst später besuchen sie einen Vorkurs und auch ihre Regelklasse. Schüler und Schülerinnen, die schon in einer anderen Sprache lesen und schreiben gelernt haben besuchen diese Kurse sofort. Nach einem Jahr wird der Übergang in ihre Regelklasse vorgenommen.
2. Ich verfüge über keinerlei Praxiserfahrungen. Ich habe meine Schulzeit über ein Gymnasium besucht, welches bis zur „Flüchtlingswelle“ aus dem Jahre 2015 keine Vorklasse anbot. Erst im Jahr 2016 wurde eine solche Klasse eingerichtet. Ich selber stand zu diesem Zeitpunkt kurz vor dem Abitur und hatte daher keinen Kontakt zu Schüler und Schülerinnen dieser Klasse im Unterricht. Aus der Erfahrung meines Bruders, der dieselbe Schule drei Jahrgänge unter mir besuchte (bzw. aktuell besucht), weiß ich das der Aufbau der Vorklasse nach dem in der Vorlesung besprochen Modells organisiert war. Die Vorklasse wurde von Schüler und Schülerinnen ganz unterschiedlicher Herkunft und Altersstufe besucht. Nach und nach wurden diese Schüler und Schülerinnen in die Regelklassen integriert, zunächst stundenweise in bestimmten Fächern, später ganz. Wie genau diese Sprachförderung gestaltet war, kann ich allerdings nicht sagen.
3. Meine Tante unterrichtet die Fächer Geschichte und Musik an einer Gemeinschaftsschule in Schleswig-Holstein. In ihrer eigenen Klasse (Jahrgangstufe 6) befinden sich aktuelle zwei Schülerinnen, die den Vorkurs an ihrer Schule besucht habe und jetzt vollständig am Regelunterricht teilnehmen. Ihren Beobachtungen zu Folge ist die Lesekompetenz der beiden Schülerinnen nach einem Jahr Vorklasse noch nicht soweit entwickelt das ein problemloses teilnehmen am Regelunterricht möglich ist. Sie betont dabei, dass es keinesfalls am Willen der beiden Mädchen mangelt und sie viel mehr der Meinung ist, dass ein Jahr Vorkurs nicht ausreicht um die deutsche Sprache zu erlernen. Auch für vermeintlich weniger sprachintensive Fächer wie Musik oder Mathe scheinen die Lesekompetenzen nicht auszureichen um ein unproblematisches teilnehmen am Unterricht zu ermöglichen.
Ihre Erfahrungen scheinen sich mit dem in der Vorlesung besprochenen Inhalten zu decken. Die dort vorgestellten Studien aus den USA sprechen von einer durchschnittlichen Zeit zwischen 5-10 Jahren die Schüler und Schülerinnen in der neu erlernten Zweitsprache brauchen, um die Unterschiede zu den anderen Schülern und Schülerinnen vollständig aufzuholen.
24.04.2018 sprachliche Heterogenität
Beim Umgang mit Heterogenität muss auf die verschiedensten Dinge Rücksicht genommen werden. Beispielsweise auf das Geschlecht oder das Leistungsniveau der Schüler und Schülerinnen. In den naturwissenschaftlichen Fächern (wie z.B. Chemie oder Physik) zeigen Studien wie unterschiedlich Jungen und Mädchen behandelt werden und dementsprechend „Leistung“ in diesen Fächern erbringen. Männliche Schüler werden laut diesen Ergebnissen häufiger für ihre fachlichen Leistungen gelobt als Mädchen. Diese werden in der Hauptsache für gute Leistungen im Bereich Ordnung und Gewissenhaftigkeit hervorgehoben. Dies kann allgemeine Annahmen von Schülerinnen, das Naturwissenschaften „Jungssache“ sei bestärken, da ihre nicht minder guten fachlichen Leistungen weniger gewürdigt werden.
Hinzu kommt das im Allgemeinen die Interessen der männlichen Schüler beim Vermitteln der Unterrichtsinhalte besser abgedeckt zu sein scheinen, als die der weiblichen Schülerinnen. Oftmals werden Beispiele aus der Technik gewählt, die laut Studien vor allem für die Schüler interessant sind. Mädchen, deren Interessen eher im Bereich des menschlichen Körpers etc. liegen, kommen dabei ein wenig zu kurz, obwohl die Inhalte ebenso gut mit Beispielen aus diesen Bereichen vermittelt werden könnten.
Diese Kombination der Art wie Physikunterricht aufgebaut ist, führt dazu, dass Schülerinnen tendenziell schlechter in Physik abschneiden als Schüler. Ist man sich diesen allerdings Tatsache bewusst kann durch ein gezieltes verändern z.B. der Unterrichtsbeispiele, die zur Vermittlung genutzt werden ein besserer Umgang mit Heterogenität durch das Geschlecht gewährleistet werden. Es wurden keine Studien vorgestellt, die sich mit dem Fach Chemie beschäftigen. Ich gehe allerdings davon aus, dass die Ergebnisse dort ähnlicher Natur sind und auch hier durch gezieltere Behandlung von Jungen und Mädchen und dem Anpassen der Unterrichtsbeispiele eine Verbesserung erreicht werden kann.
Ich selber habe in meiner Schulzeit selten Maßnahmen wie oben beschrieben bewusst erlebt. Meine Erinnerungen an Unterrichtsmuster die gezielt zum besseren Umgang mit der Heterogenität meiner Klasse oder meiner Kurse gewählt wurden, sind sehr diffus und wenig konkret. Klare Konzepte wie z.B. eine Aufgabendifferenzierung nach Leistungsniveaus, habe ich durch den Besuch eines reinen Gymnasiums von der 5. Bis zur 12. Klasse nicht kennen gelernt. Trotzdem hatte ich die Schulzeit über immer das Gefühl, dass mit sehr viel Sorgfalt und Engagement auf unsere Unterschiede Rücksicht genommen wurde.
Die Beispiel Aufgabe bezieht sich auf das Fach Geschichte. Schüler und Schülerinnen kriegen eine Quelle, in diesem Fall eine Fotografie vorgelegt, die sie Analysieren und in den historischen Kontext einordnen sollen. Leistungsstarke Schüler und Schülerinnen würden von mir alleine die Quelle und die Arbeitsaufträge erhalte. Sie müssen selbstständig die wichtigsten Merkmale der Quelle herausarbeiten und ebenso selbständig den historischen Kontext erkennen und die Quelle in diesen einordnen. Ein bisschen weniger leistungsstarke Schüler und Schülerinnen würden von mir kleine Hilfen für die Analyse erhalten. Beispielsweise grundsätzliche Fragen, die bei einer Bildanalyse immer beantworten werden müssen oder besondere Merkmale auf die geachtet werden sollten. Für die leistungsschwachen Schüler und Schülerinnen würde ich zusätzlich noch Hilfe für den historischen Kontext geben, z.B. Daten bedeutend historische Ereignisse, die mit der Fotografie in Verbindung stehen. Geht das Konzept auf sollten alle Schüler und Schülerinnen in der Lage sein eine Bildanalyse durchzuführen und diese zu verschriftlichen. Der Fokus kann dabei problemlos auf das Schreiben an sich gelegt und werden und Schüler und Schülerinnen jeglichen Leistungsniveaus können einen Ansatzpunkt für ihren Text finden.
Diese Annahme lässt sich nicht durch Studien bestätigen, eher das Gegenteil ist der Fall. Leistungsschwache Schüler und Schülerinnen profitieren scheinbar in punkto Motivation und Lernerfolg von leistungsstarken Schülern und Schülerinnen. Die schulische Trennung von leistungsstarken und leistungsschwachen Personen scheint also auf den ersten Blick wenig sinnvoll. Ähnlich Studien zeigen allerdings auch das leistungsstarke Schüler und Schülerinnen vor allem von der Zusammenarbeit mit Schülern und Schülerinnen ähnlichen Leistungsniveaus profitieren. Daraus ergibt sich für mich die Schlussfolgerung das der Unterricht an „Gesamt/Oberschulen“ etc. der richtige Weg ist, zeitweise, vielleicht für bestimmte Fächer oder Unterrichtszeiten, eine Trennung nach Leistungsniveaus sinnvoll sein kann.
10.04.2018 Soziokulturelle Heterogenität
Während meiner Schulzeit sind mir keine dieser pädagogischen Ansätze gesondert in Erinnerung geblieben. Ich selber bin nie mit Diskriminierung durch meine eigene Herkunft aus einem sozial schwachen Stadtteil (Gröpelingen) meinem Geschlecht oder anderen Eigenschaften konfrontiert worden. Ähnliches ist mir weder bei anderen Mitschülern und Mitschülerinnen noch bei Lehrern begegnet. Der Umgang mit sozialkultureller Heterogenität war absolut selbstverständlich. Beispiele dafür sind z.B. in ihrer Zusammensetzung heterogene Lerngruppen oder die Programme die für Schüler und Schülerinnen mit Fluchterfahrung realisiert wurden (z.B. hybride Vorklassen oder gemeinsames Kochen). Dies lässt darauf schließen, dass an meiner Schule vor allem der Ansatz der Diversity Education verwendet wurde. Jeder wurde so akzeptiert wie er oder sie ist und die Vielfalt der Eigenschaften zum gemeinsam Austausch und Erweiterung der Horizonte genutzt. Auch Ansätze der interkulturellen Pädagogik und der antirassistischen Pädagogik sind in diesen Unterrichtskonzepten und den eigenen Erfahrungen erkennbar.
Ich hatte großes Glück, eine Schule besucht zu haben, an der sehr sorgsam mit den individuellen Unterschieden der Schüler und Schülerinnen umgegangen wurde. Sowohl untereinander als auch von Seite der Lehrkräfte. Spannend fände ich die Konfrontation mit Schülern und Schülerinnen, die mit anderen Werten und Weltansichten aufgewachsen sind. Wie gehen Lehrkräfte mit Schülern und Schülerinnen um, die sich nicht offen gegenüber den Ansätzen der Diversity Education zeigen? Wie vermittelt man Schülern und Schülerinnen ab einem gewissen Alter Werte wie die allgemeine Akzeptanz von Unterschieden?
Auch wenn ich davon ausgehe, dass der überwiegende Teil der deutschen Schulen sich um diesen Ansatz bemühen, glaube ich, dass man nicht früh genug anfangen kann, diese Werte in den Klassen zu vermitteln. Ich denke, dass sich viele Schulen dort auf einem guten Weg befinden. Eine Festigung dieser Werte durch Unterrichtseinheiten in z.B. Geschichte, Politik oder Philosophie scheint dennoch wünschenswert. Ich könnte mir beispielsweise eine besondere Beschäftigung mit dem Thema Menschenrecht und Respekt der Menschen Würde als oberstes Gut vorstellten.
Des Weiteren könnten schul- bzw. stadtteilübergreifende Projekte zu diesen Themen durchführt werden. Die soziokulturelle Heterogenität würde dadurch verstärkt werden und den Schülern und Schülerinnen die Möglichkeit geben neue Welten und Ansichten zu entdecken.
Vorlesung vom 03.04 Spannungsfeld Homogenität und Heterogentität
Jeder Mensch ist individuell in seinen Erfahrungen, Eigenschaften und Fähigkeiten. Diese Heterogenität prägt das Zusammen Leben der Menschen und birgt dabei die Schwierigkeit nicht jedem einzelnen im vollen Umfang gerecht zu werden. Dies gilt für das reale Leben wie für die Schule.
Das Ziel der bremischen und auch vieler weiteren Schulformen in Deutschland ist es alle Kinder egal welchen Geschlechtes, welcher Herkunft, welcher Begabung etc. gemeinsam in einer Klasse zu unterrichten. Eine Lehrkraft muss die Herausforderung meistern eine heterogene Gruppe so zu ordnen, dass aus ihr in bestimmten Aspekten eine homogene wird. Dazu zählen z.B. das Einhalten von Klassenregeln oder einem gemeinsamen frontalen Unterricht. Auf der anderen Seite soll aber auf jeden Schüler individuell seinen Fähigkeiten entsprechend eingegangen werden. Dafür muss eine Lehrkraft für jedes Thema diverse Unterrichtsmaterialen mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden bereitstellen. Dieses Spannungsfeld macht es der Lehrkraft sehr schwer allen Situationen die richtige Balance zwischen individuellem und einheitlichem betreuen zu finden.
Ich persönlich war in der Schule vor allem im mündlichen Bereich stark. Im schriftlichen fiel es mir hingegen oft ein bisschen schwerer meine Gedanken zu ordnen und keine wichtigen Informationen zu vergessen. Anderen Schülern ging es anders herum. Je nachdem um welches Fach und welchen Lehrer es sich handelte hatten Personen wie ich mal Vor oder Nachteile. Ungeachtet meiner persönlichen Stärken musste die Lehrkraft versuchen die heterogene Gruppe mit unterschiedlichen Vorlieben und Schwächen der Schüler einheitlich zu unterrichten.
Eine spannende Aufgabe wäre für mich die Beobachtung von expressiven und eher introvertierten Schülern und Schülerinnen. Wie gehen diese unterschiedlichen Wesenstypen mit Aufgabenstellungen um die teilweise ihre Stärken teilweise aber auch ihre Schwächen ansprechen. Des Weiteren wäre es interessant zu sehen wie Lehrkräfte in solchen Situationen auf Schüler eingehen können und diese homogen unterrichten.
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